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BenaryErnst  (KategoriePersoenlichkeiten)
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Ernst Benary

Begründer des Rufs von Erfurt als führende Stadt des Samenhandels
geboren am 10.11.1819 in Kassel
gestorben am 19.02.1895 in Erfurt

Johannes Biereye: Wie man Christian Reichardt° als den Begründer des Erfurter Gartenbaus anzusehen hat, so hat Ernst Benary diesem Erfurter Gartenbau seinen Weltruf erworben.

Ernst Benary entstammte einer Familie jüdischen Glaubens, die väterlicherseits seit fünf Generationen ab Mitte des 17. Jahrhunderts unter dem Namen Salomon in dem norhessischen Witzenhausen nachweisbar ist.

Sein Großvater mütterlicherseits, Michel Simon, lebte als Bankier in der Residenzstadt Kassel und hatte als Oberkriegszahlamtsagent bei Landgraf Wilhelm IX., dem späteren Kurfürsten Wilhelm I. eine beamtenähnliche Stellung.

Im Frieden von Tilsit 1807 wurde das Kurfürstentum Hessen dem von Napoleon geschaffenen Königreich Westfalen zugeschlagen. Per Dekret des Königs Jeróme erhielten hier zum ersten Mal auf deutschem Boden Juden die Bürgerrechte Freiheit und Gleichheit. Er verordnete daher "Innerhalb drei Monate ... sollen alle Juden dem Namen, unter dem sie bekannt sind, einen Beinamen hinzufügen, welcher der Unterscheidungsname ihrer Familie werden soll." Michel Simon nannte sich fortan Meilert, sein von Witzenhausen nach Kasselübersiedelter Schwiegersohn Salomon Levy wählte den Familiennamen Benary.

Auch er war Bankier. Er verlor jedoch sein gesamtes Vermögen durch Zwangsanleihen, die zur Finanzierung des aufwendigen Lebensstils von König Jeróme verfügt wurden. Er beschloss daher, Kassel zu verlassen und in das preußische Erfurt zu ziehen. Seine beiden ältesten Söhne waren bereits 1821 im Königlichen Gymnasium eingeschrieben, während er selbst sich noch um die Erlangung des Bürgerrechts bemühte. Dieses wurde ihm nach zahlreichen Querelen im Erfurter Rat schließlich durch Allerhöchste Kabinettsorder des Königs von Preußen 1824 zuerkannt.

Ernst Benary war der jüngste Sohn und das vorletzte von insgesamt neun Kindern. 1835 absolvierte er das Erfurter Gymnasium um sich "der Kunstgärtnerei" zu widmen. Was den Anlass zu dieser Entscheidung gegeben hat, ist nicht überliefert. Nach dem Tod seiner Eltern war er zu diesem Zeitpunkt berits seit zwei Jahren Vollwaise. Die älteren Brüder haben den "kleinen Bruder" sicher zum Geldverdienen gedrängt haben. Sicherlich haben aber auch persönliche Neigungen zu Natur und Pflanzen den Entschluss begünstigt, angeregt auch durch den Klassenkameraden Ernst Biltz°, der später ein bedeutender Botaniker und Chemiker wurde. Und noch ein weiterer Mitschüler von Ernst sollte sich der Kunstgärtnerer zuwenden: Franz Carl Heinemann, der 1848 seinen Gartenbaubetrieb gründete, der gleichfalls große Bedeutung und einen weithin bekannten Ruf erlangte.

Der 15-jährige Ernst Benary begann seine Ausbildung bei dem damals angesehensten Erfurter Gärtner Friedrich Adolph Haage jr., welcher ihm ein gutes Lehrzeugnis ausstellte. Nach seiner Ausbildung ging Ernst auf Wanderschaft, die ihn nach Frankfurt/Main, nach Frankreich (Metz, Paris) und, nach einem Zwischenaufenthalt in den Jahren 1842 bis 1843 wieder bei Haage 1843 nach England (London) führte. Hierbei vervollkommnete er nicht nur seine gärtnerischen Fähigkeiten, sondern erwarb sich zugleich kaufmännische Kenntnisse und knüpfte wichtige Verbindungen zu damals wichtigen Firmen. Zudem erlernte er Kenntnisse in verschiedenen Sprachen.

1843, mit 24 Jahren, gründete er so ausgerüstet eine selbständige Kunst- und Handelsgärtnerei. Im gleichen Jahr gab er erste Preisverzeichnisse für Bluemenzwiebeln sowie für Bluemen- und Gemüsesamen heraus.

Ernst Benary bezog eine Mietwohnung in der Eichengasse. Ein Jahr später zog er in das Haus an der Ecke Schlösserstraße/Barfüßerstraße und pachtete in der Martinsgasse einen kleinen Garten. 1845 heiratet er die aus einer angesehen Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Bella Jonassohn. Ihre Mitgift ermöglicht es ihm, das erste eigene Grundstück zu erwerben. Es ist das Haus Zur Kröte in der Brühlervorstadt, der späteren Brühlerstraße° 40. Es stand damals allein, war ein Stockwerk niedriger und diente oben als Wohnung für die Familie und unten als Kontor und Lager. 1878 wird er auf dem Nachbargrundstück die Villa Ernst Benary° errichten.

Mit Bella Benary war er 48 Jahre lang glücklich verheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen eines früh verstorben ist. Fünf seiner Kinder sind zum Christentum übergetreten, während man Ernst Benary als säkularisierten Juden bezeichnen kann.

Am 14. Februar 1847 wurde ihm durch den Erfurter Rat das Bürgerrecht verliehen. Dies versetzte ihn in die Lage, nunmehr an die Ausweitung des Geschäfts zu gehen. Er spezialisierte sich immer mehr auf die Anzucht und den Vertrieb von Blumen- und Gemüsesamen und wurde 1849 mit der Herausgabe von fremdsprachigen Katalogen auch international tätig.

Sein geschäftliches Handeln war von dem Willen bestimmt, seine Kunden niemals zu enttäuschen und deren blindes Vertrauen zu gewinnen. "Wie die Saat - so die Ernte" wurde sein Wahlspruch, den man auch an dem Geschäftsneubau (Gorkistraße) verewigte.

1863 hatte er auf etwa 20 ha über 1.500 Mistbeetfenster und 13 Gewächshäuser, 1893 auf 50 ha etwa 6.000 Mistbeetfenster und 20 Gewächshäuser in Betrieb. Etwa 100 Züchter in allen Erdteilen arbeiteten mit der Fa. Benary° zusammen, allein in Erfurt arbeiteten 14 selbständige Betriebe für Benary.

Fast 50 Jahre war es Benary vergönnt, seine Firma zu führen. Er entwickelte diese zu einem weltweit maßgebenden Lieferanten von Gartensamen. Er trug dazu bei, dass Erfurt den Beinamen Blumenstadt erhielt und Deutschland zu einer Wiege der kommerziellen Saatguterzeugung und der systematischen Pflanzenzüchtung wurde.

Benary hatte noch vor der Einführung der Bismarck´schen Sozialgesetzgebung eine eigene Betriebskrankenkasse geschaffen. Seine Ehefrau kümmerte sich ebenso wie die Ehefrauen seiner Nachfolger um erkrankte Mitarbeiter und um junge Mütter mit ihren Neugeborenen. Der Betrieb sorgte für seinen Alten - eine mit nicht unerheblichen Mitteln ausgestatte Hilfskasse bildete den Vorläufer der betrieblichen Altersvorsorge. Das Betreibsklima war gut und lange Betriebszugehörigkeit und die daraus resultierenden Mitarbeiterjubiläen bei Benary wurden in Erfurt sprichwörtlich.

Benary engagierte sich auch über den betrieb hinaus. Er war Stadtverordneter, brachte sein Wisen und seine Unterstützung bei der Organisation und Ausrichtung von zahlreichen Fachkongressen und Ausstellungen ein.

Ernst Benary verstarb nach viertägiger Krankheit am 19. Februar 1895. Testamentarisch verfügte er stattliche Geldbeträge für gemeinnützige Zwecke. Der Stadt Erfurt vermachte er mehrere Grundstücke, die zwischen der Gothaer Straße und der heutigen Straße des Friedens gelegen waren und etwa 5.700 m² umfassten. Zu diesem Zwecke hatte er sie zuvor von der Stadt als Bauland erworben. Er bestimmte, dass hierauf eine Erholungsfläche für seine Mitbürger entstehen und für immer erhalten bleiben solle.

Der Platz trägt heute wieder seinen Namen, nachdem er zunächst von den Nationalsozialisten getilgt und später auch in der DDR wieder entfernt worden war.

siehe auch: Die Firma Benary°

(nach einer Rede von Rudolf Benary anlässlich der Einweihung eines Gedenksteines an Ernst Benary auf dem Benaryplatz im August 2000)   
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