Johann Christian Kittel Organist und Komponist getauft am 18. Februar 1732 in Erfurt gestorben am 17. April 1809 in Erfurt Kittel entstammte einer streng protestantischen Familie. Sein Vater war der Strumpfwirker J. Salomon Kittel, Sohn eines evangelischen Pfarrers, seine Mutter Juliane Elisabeth Baldinger die Tochter eines Leutnants. Seine Schulzeit verbrachte Johann Christian Kittel in Erfurt, zuerst an der Predigerschule, dann am Ratsgymnasium°. Seine musikalische Ausbildung dürfte er von dem in Erfurt lebenden Jakob Adlung erhalten haben. Im Jahre 1748 ging er zu Johann Sebastian Bach nach Leipzig, der ihn mehrfach zu Aufführungen als Begleiter beschäftigte und ihm dadurch seine Wertschätzung bewies. Nach dem Tode Bachs ging Johann Christian Kittel 1751 als Organist und Lehrer an eine Mädchenschule nach Langensalza. Ein Jahr später heiratete er dort die aus wohlhabender Familie stammende Dorothea Fröhmer. Im Jahre 1756 erhielt er eine Stelle als Organist an der Barfüßerkirche in Erfurt, die er sechs Jahre später mit einer Organistenstelle an der Predigerkirche, an der u.a. Pachelbel, Buttstedt und sein Lehrer Adlung seine Vorgänger gewesen waren, vertauschte. Als einer der letzten Schüler Bachs erlangte er dort große Berühmtheit, trotz seiner Bescheidenheit und seines zurückgezogenen Lebens, und hatte eine ansehnliche Schar von Schülern. Sein Orgelspiel war so berühmt, dass selbst Goethe°, Herder und Wieland seine Abendmusiken besuchten. Am öffentlichen Musikleben, das seit 1771 durch den Einfluss des kurfürstlichen Statthalters von Dalberg in Erfurt eine kurze Blütezeit erlebte, scheint Kittel kaum teilgenommen haben. Auch eine Einladung der Herzogin Anna Amalie von Weimar zu einer Reise nach Italien hat ihn nicht verlockt. Im Jahre 1800 hat er eine Konzertreise nach Hamburg unternommen und sich aus Anlaß der Vorstudien zu seinem »Neuen Choralbuch für Schleswig-Holstein« etwa ein Jahr lang dort aufgehalten. Trotz einer durch von Dalberg vermittelten Pension waren seine wirtschaftlichen Verhältnisse alles anderes als glänzend. Einsam und in Armut ist er nach längerer Krankheit an Altersschwäche gestorben. Seine bedeutendsten Schüler waren J. W. Häßler, K. G. Umbreit, M. G. Fischer, sein Nachfolger als Organist in Erfurt, und J. H. Chr. Rinck. Die Bedeutung Kittels liegt u.a. in der Pflege und Weitergabe der Musiktradition J. S. Bachs. Als der »letzte Schüler Bachs« genoß er allseitige Achtung und Verehrung. Besonderen Wert legte er auf die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, wobei er das Orgelspiel in den Mittelpunkt rückte. Der Ausarbeitung spielbarer Orgelmusik galt seine ganze Kraft. Zu diesem Zweck schuf er ein Lehrbuch des Orgelspiels, die dreibändigen Orgelschule "Der angehende praktische Organist", das zu den bedeutendsten Erzeugnissen seiner Art in der damaligen Zeit gehörte. Neben seinem kompositorischen Schaffen, vor allem für die Orgel (nach zeitgenössischem Geschmack, aber unter Verwendung Bachscher Elemente), kommt seiner dreibändigen Orgelschule sowie seiner Unterrichtstätigkeit große Bedeutung für die frühe Bachtradition in Thüringen zu. In seinen Kompositionen geht Kittel über die von Bach erhaltene Tradition hinaus und verbindet sie mit Anregungen durch die von ihm verehrten Musiker Joseph Haydn und W. A. Mozart. Durch die von ihm ausgebildeten Musiker lebte die Bachtradition, wenngleich zunehmend erstarrt, in Mitteldeutschland weiter. |