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Datenströme aus der Steckdose

Von Verena Wolff, dpa | 02.07.2007, 10:40

Berlin/Aachen. Die Idee klingt plausibel: Statt über die Telefonleitung sollen Datenströme aus der Steckdose in die Wohnungen kommen. Powerline heißt diese Technologie, die schon viele Jahre diskutiert und in Pilotprojekten getestet wurde. Doch sie konnte sich bislang nicht gegen die Konkurrenz DSL, WLAN und das Fernsehkabel durchsetzen.

«Es ist letztlich an großen technischen Hürden gescheitert», sagt Christoph Rösseler, Sprecher der Anbieters Devolo in Aachen. Stromleitungen seien nicht für die Übertragung von riesigen Datenmengen ausgelegt, erläutert Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom in Berlin. Am Ende ist das Prinzip aber nicht.

Ein hochfrequentes Signal muss über mehrere Kilometer übertragen werden und dabei auch Transformatoren überwinden. Jede Leitung funktioniert dabei auch als Antenne. «Die abgestrahlten Signale können andere Funktechnologien wie die von Polizei, Sicherheitsbehörden, Taxi- oder Amateurfunk stören», sagt Breul. Will man dabei eine große Reichweite erzielen, müsse das Signal stark sein. «Damit kann auch das Störpotenzial zunehmen.»

Was als flächendeckende Variante gescheitert ist, hat sich in einem anderen Bereich aber inzwischen etabliert. «Für die Vernetzung innerhalb von Gebäuden wird die Stromleitung inzwischen häufig genutzt», sagt Breul. Das Prinzip ist dasselbe: «Ein hochfrequentes Signal wird auf die Kupferadern der Stromleitungen aufgebracht und trägt es an die Steckdosen», sagt Rösseler. Durch geringere Signalpegel bei kürzeren Strecken entstehen keine Probleme.

«Man nutzt dabei eine Infrastruktur, die schon in der Wand liegt.» Zwei Adapter braucht es dazu mindestens, je nachdem, wie viele Computer an das Heimnetzwerk angeschlossen werden sollen. Ein Adapter kommt ans DSL-Modem. Ein zweiter Adapter kommt in eine Steckdose unweit des Computers und wird dann entweder über ein Ethernet-Kabel oder über Funk mit dem Rechner verbunden. Es können nicht nur so viele Adapter angesteckt werden, wie Rechner auf das Datennetz zugreifen. «Auch IP-Telefone können versorgt werden», sagt Breul.

«Das Signal wird gedämpft, je mehr Geräte an einer Steckdose hängen», gibt Andreas Nolde, Redakteur bei «Chip.de», zu bedenken. Darum sei es sinnvoll, den Adapter direkt in die Steckdose zu stöpseln und nicht an einen Mehrfachstecker. Sicher sei die Übertragung, «denn die Signale werden auf der Netzleitung automatisch verschlüsselt, so dass niemand mithören kann», sagt Breul.

Die Technik sei zudem eine Alternative zur Funkübertragung mit WLAN: «Bei der deutschen Massivbauweise kommen die Signale damit nicht immer klar an», so Breul. Auch der in den Wänden verbaute Stahl lenke Signale ab, sagt Nolde. Allerdings hänge auch von der Hardware ab, ob sich Computer und Modem verstehen.

Dies erklärt, warum das Internet aus der Steckdose keine Technologie ist, die aus den USA kommt oder dort vorangetrieben wird. «Mit ihren Holzhäusern haben die Amerikaner die Probleme nicht», sagt Rösseler. Zum Nachrüsten in einem Einfamilienhaus etwa sei die «Inhouse Powerline», wie das System inzwischen genannt wird, eine echte Alternative - gerade, wenn es die Strecke vom Keller bis zum Dachgeschoss zu überbrücken gilt. «Man muss keine Schlitze in die Wand klopfen, um Kabel zu verlegen», sagt Nolde. Auch müsse man nicht darauf bauen, dass bereits Leerrohre für die Verkabelung verbaut sind. Das Stromkabel ist da, zusätzlich pro Zimmer im Schnitt vier Steckdosen - und die Adapter sind nicht hässlicher und nicht größer als ein Handy-Netzteil.

Vorteilhaft sei das System auch, weil es sich einfach bedienen lässt. «Rein physikalisch ist das nichts anderes als Netzwerkkabel, man muss nichts konfigurieren», betont Rösseler. Die Kosten sind übersichtlich. Ein Paket mit zwei Adaptern kostet rund 100 Euro.

Doch nicht nur für die Versorgung des Computers sind die Adapter eine Alternative zu anderen Technologien. Auch die Anbieter von Unterhaltungselektronik haben Powerline inzwischen entdeckt. Philips und Panasonic sind nur zwei der Unternehmen auf dem Markt, deren Geräte ihre Streams auch über eine Set-Top-Box und über den Adapter holen können. «Damit kommen breitbandige Videodaten in den Fernseher, um einen Service wie IPTV nutzen zu können», sagt Rösseler.

«200 Megabit pro Sekunde ist heute die höchste Übertragungsrate für die Powerline», sagt Nolde. Das sei der Videostandard, der dafür ausgelegt sei, hochauflösende Filme durch die Datenleitungen zu empfangen. Damit sei dies eine Variante, die auch im kommenden HDTV-Zeitalter Zukunft habe. «WLAN stößt bei dieser Übertragungsrate an seine Grenzen - zumindest mit dem Standard, wie er heute gültig ist», sagt er. Die Powerline hingegen schaffe diese Datenmengen.



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