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27.09.2007 | 23:14 Uhr
ARD ttt

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Archiv: „big, bigger, biggest“

Die monumentalen überwirklichen Porträts des amerikanischen Künstlers Chuck Close

Sendeanstalt und Sendedatum: WDR, Sonntag, 20. Mai 2007

Chuck Close: Selbstporträt, 1997. Bild: Forum Ludwig Aachen; ©1998 Chuck Close Bildunterschrift: Chuck Close: Selbstporträt. © Chuck Close ]
Fotorealistische Gemälde, überlebensgroß und wie gedruckt, haben ihn seit den 1960er Jahren berühmt gemacht: den heute 66-jährigen amerikanischen Künstler Chuck Close. Sein Markenzeichen: frontal gemalte Gesichter, in hartem Seitenlicht und mit posenhaft-erstarrtem Blick, ausgeleuchtet bis in die letzten Falten und Poren, Gesichter wie Landschaften, die in Farbrastern verschwinden, zeitgenössische Ikonen des menschlichen Antlitzes. Chuck Close geht es nicht um die Abbildung, sondern um die Herstellung von Wirklichkeit, nicht um die Person, sondern um den Prozess des Malens und Sehens. „Es besteht eine Beziehung zwischen Abbild und Künstlichkeit“, sagt er. „Deshalb habe ich meine Bezeichnung als Realist nie gemocht. Ich interessiere mich genauso für das Künstliche wie für das Reale und vor allem für die Spannung zwischen beidem.“ Ab dem 26.Mai 2007 sind seine Bilder im Ludwig Forum in Aachen zu sehen. ttt hat Chuck Close in seinem New Yorker Atelier besucht.

Erwiderte Blicke

Chuck Close: Fanny. Bild: Forum Ludwig Aachen; © Chuck Close Bildunterschrift: Chuck Close: Fanny. © Chuck Close ]
Die Ausstellung mit dem Titel „Erwiderte Blicke. Porträts 1969 – 2006“ zeigt in drei Bereichen rund 25 großformatige Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Am Anfang stehen die frühen, vorrangig in Schwarz-Weiß gehaltenen Porträts der ersten Wegbegleiter. Von ihnen besitzt die Sammlung Ludwig in Aachen mit „Richard“ (Serra) eine zentrale Arbeit aus dem Jahr 1969, die nun gemeinsam mit „Phil“ (Glass) und „Klaus“ (Kertess) vorgestellt wird und durch die farbigen Arbeiten „John“ (Chamberlain) und „Leslie“ (Close) ergänzt wird.

Es folgt eine Reihe von Bildern, bei denen die Gesichter aus einer großen Zahl von Punkten zusammengesetzt sind. Die Technik variiert: Für ein Selbstporträt aus dem Jahr 1987 hat Close sie mit dem Pinsel aufgetragen. Auf dem Bildnis seiner älteren Tochter Georgia bestehen sie aus Schichten von Papiermaché. Bei „Fanny“, dem Porträt der Großmutter seiner Frau, hat er das „finger painting“ angewandt. Das Bild fasziniert durch seine außergewöhnliche Lebensnähe. Das faltenreiche Gesicht der alten Dame wirkt wie eine biografische Landschaft.

Die seit 1989 entstandenen Porträts sind die konsequente Fortsetzung des einmal entwickelten Bildprogramms. Diagonale Raster aus gleich großen Quadraten zergliedern die Oberfläche und lassen die Gesichter wie von einem Prisma gebrochen erscheinen. Aus dem statischen Bild wird eine dynamische Projektionsfläche, die dem Betrachter eine intensive Wahrnehmungsleistung abverlangt. „Früher war es so: Je näher man kam, desto mehr sah man. In meinen heutigen Gemälden ist es genau anderes herum: Je weiter man weg geht, desto mehr erkennt man.“

Chuck Close

Bildunterschrift: ]
Chuck Close, 1940 in Monroe/Washington geboren, studierte an der Kunst- und Architekturfakultät von Yale und der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 1967 ließ er sich in New York nieder. Ein Jahr später begann er eine Serie von acht Schwarz-Weiß-Porträts. Als Grundlage verwendete er selbst angefertigte Passfotos von ehemaligen Klassenkameraden, Freunden und Kollegen, darunter Richard Serra, dessen Frau Nancy Graves, der Opernkomponist Bob Israel und der Künstler Joe Zucker. Die Aufnahmen überzog er mit einem Netz von Hilfslinien und übertrug Quadrat für Quadrat auf eine riesige Leinwand. So entstanden Porträts, die, in Format und Ausdruck verfremdet, über das Individuelle hinausweisen. Die Blicke scheinen sich in den Betrachter zu bohren, ihn zu bannen und zu verfolgen.

Im Laufe der Zeit experimentierte Chuck Close mit verschiedenen Techniken und Materialien, Farb- und Formkombinationen. In den 80er Jahren wurden seine Arbeiten impressionistischer. Die Gesichter, in unzählige Punkte aufgelöst, erschienen weniger hart und begannen zu flimmern. Er selbst beschrieb seine Bilder als persönlicher.

Seit 1988 ist Chuck Close infolge einer Wirbelsäulenerkrankung querschnittgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Obwohl die Bewegungsfähigkeit seiner Arme stark eingschränkt ist, malt er weiter, indem er einen Pinsel an einer Schiene am Handgelenk befestigt. „Eine der Konsequenzen der Behinderung ist, dass ich kein Gedächtnis mehr für Gesichter besitze. Das hat meine Porträtmalerei entschieden vorangetrieben, glaube ich. Wenn ich dir morgen auf der Straße begegnen würde, hätte ich den Eindruck, dass ich dich noch nie zuvor gesehen habe.“

 

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 20.05.2007 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

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