Wir haben sie infiziert: Unsere Freunde vom Music Store Köln haben erkannt, dass Metal nicht nur gut klingt, sondern auch noch gut aussieht, und haben sich daran gemacht, die Gitarrenabteilung mit Maidens Eddie und dem Motorenkopf zu schmücken. Schick!
MANOWAR
Als Pyrotechniker und Roadie wird der musikbesessene Jungspund Joey DeMaio auf der "Heaven And Hell"-Tour von Black Sabbath zum ersten Mal so richtig hautnah mit dem Rock'n'Roll-Alltag konfrontiert - und mit Ross The Boss, einem quirligen und leicht durchgeknallten Gitarristen, der beim Sabbath-Support Shakin' Streets seine Brötchen verdient. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, und auf der Tour wird in jeder freien Minute gejammt - mit der Idee im Hinterkopf, eine Band ins Leben zu rufen, die als lauteste und wildeste Heavy Metal-Kapelle aller Zeiten für Furore sorgen soll. Zurück in den Staaten, begeistert das Duo einen talentierten Sänger namens Eric Adams von ihrer Vision. Nachdem die ersten beiden Drummer Carl Canedy (The Rods) und Donnie Hamzick bereits nach kurzer Zeit durch das Urviech Scott Columbus ersetzt worden sind, steht das Line-up: Manowar sind geboren. Die Combo, die sich nach einem amerikanischen Schlachtschiff benennt, legt mit "Battle Hymns" ein brillantes Debüt vor. Joey DeMaios Songwriting und sein imposantes und facettenreiches Baß-Spiel ergänzen sich hervorragend mit Ross' wilden Gitarreneskapaden, während sich Eric Adams als einer der weltbesten Metalshouter entpuppt. Mit blutrünstigen, aber keineswegs faschistoiden Fantasy-Texten und klischeebehafteten True Metal-Lyrics sowie einer Lendenschurz-Bühnenperformance à la Conan und dem bandinternen Motto "Death to false Metal" kreieren Manowar ein Image, das zwar von vielen belächelt wird, der Band aber einen enormen Kultstatus verschafft. Und auf eine Sache kann Joey DeMaio noch heute voller Stolz zurückblicken: Mit einem Demo-Tape gelingt es ihm, den extravaganten und für seinen skurrilen Humor bekannten Oskar-Preisträger Orson Welles, der in den 50ern mit dem Hörspiel "War Of The Worlds" via Radio in den Staaten eine Panikwelle auslöste, so zu begeistern, daß der ansonsten sehr scheue Schauspieler ihm eine Kassette mit seiner Erzählstimme zu den Songs 'Dark Avenger' und 'Defender' zurückschickt. In Europa wird "Battle Hymns" euphorisch aufgenommen, in den Staaten, wo zu dieser Zeit sogenannte "Poser-Bands" wie Mötley Crüe, Dokken, Ratt und Konsorten als der letzte Schrei gelten, passiert dagegen nichts, was zur Folge hat, daß Manowar ihren Major-Deal verlieren. Aber Joey DeMaio und seine Mannen geben sich nicht geschlagen und schicken dem Indie-Label Music For Nations Demos mit brandneuen Songs, die gleich unter dem Titel "Into Glory Ride" vermarktet werden. Der Sound ist dementsprechend etwas dürftig, das Songwriting dafür aber epischer als auf "Battle Hymns". Songs wie 'Gates Of Valhalla', 'Secret Of Steel', 'Revelation (Death's Angel)' oder der obligatorische 'Battle Hymn'-Nachfolger 'March For Revenge (By The Soldiers Of Death)' zählen auch heute noch zu den Highlights der Band. Die Reaktionen in Europa, speziell in Großbritannien, sind exzellent, und Manowar, erneut mit einem Labelwechsel konfrontiert, erweisen sich als äußerst kreativ, indem sie mit "Hail To England" in Rekordzeit einen neuen Meilenstein ins Rennen schicken. Trotz der Erfolge in Europa beginnt für Manowar mal wieder das alte Spiel: neues Label, neues Glück. Ein halbes (!) Jahr nach "Hail To England" erscheint "Sign Of The Hammer" bei der Company 10 Records, diesmal mit dem Major-Vertrieb Virgin im Rücken. Und auch dieses Album gilt als Klassiker des Genres: Metal-Hymnen wie 'Thor (The Powerhead)', 'Sign Of The Hammer' und 'The Oath' sowie die beiden Übertracks 'Mountains' und 'Guyana (Cult Of The Damned)' bieten harte Kost vom Allerfeinsten. Eine Clubtour führt den barbarischen Vierer zum ersten Mal nach Deutschland, weitere Shows als Headliner spielen die Jungs im März '86 im Rahmen der "Easter Metal Blast"-Festivals (Support: Laaz Rockit, Exciter und Railway). Kurz darauf stehen Manowar wieder einmal ohne Deal da, aber dafür kann man anderthalb Jahre später mit dem Majorlabel Atlantic und dem hervorragend produzierten Longplayer "Fighting The World" erstmals so richtig in die vollen greifen. Der Grundstein zum Durchbruch ist somit gelegt, und 1988 feiern Manowar mit dem Hammeralbum "Kings Of Metal" einen wahren Triumphzug in Deutschland, das mittlerweile zum wichtigsten Markt unserer Lendenschurzfreunde geworden ist. Als Dankeschön für den Support der Fans spielen Manowar die Ballade 'Heart Of Steel' in einer kultigen deutschen Version ('Herz aus Stahl') ein, was ihnen gleichermaßen Hohngelächter wie Respekt einbringt. Fakt ist jedoch, daß insbesondere der CD-Bonustrack 'Pleasure Slave' das Augenmerk der Journos wieder einmal auf die textlichen Ergüsse von Manowar lenkt. "Frauenfeindliche Machos" und ähnliche Vokabeln fallen, und das nicht mal zu Unrecht. Denn nur wer die Musiker persönlich kennengelernt hat, kann bestätigen, daß die Jungs mit all diesen Dingen wenig am Hut haben, sondern einfach nur sympathische, freundliche und zuvorkommende Zeitgenossen sind. Klar, eine gehörige Portion "Rock'n'Roll-Attitüde" mit allen erdenklichen Folgen ist natürlich vorhanden, und das Credo "Born to rock, drink and fuck" wird auf jeder Tour ordentlich umgesetzt, besonders bei den allabendlichen "Pleasure Slave"-Aftershow-Parties... Aber was soll's? Direkt nach den Aufnahmen zu "Kings Of Metal" verabschiedet sich der langjährige Weggefährte Ross The Boss in aller Freundschaft, weil er lieber wieder erdigen und bluesgetränkten Rock'n'Roll spielen will. Kurioserweise landet Ross bei dem Projekt Manitoba's Wild Kingdom von Ex-Dictator-Mitglied Dick Manitoba, aber dieses Engagement ist nur von kurzer Dauer. Mit Hayday versucht Ross 1994 noch einmal Fuß zu fassen, allerdings fällt das Debütalbum etwas zu unspektakulär aus, um die Massen begeistern zu können. Dave Shankle, ein bis dato unbeschriebenes Blatt, nimmt den Posten am Sechssaiter auf der "Kings Of Metal"-Tour ein, doch er ist nicht in der Lage, seinem Vorgänger auch nur annähernd das Wasser zu reichen. "Kings Of Metal" entwickelt sich im Laufe der Zeit zum absoluten Megaseller in Deutschland und erreicht sogar Goldstatus, doch bis zum nächsten Album vergehen vier lange Jahre. Zwischendurch erreicht eine Hiobsbotschaft die Fangemeinde: Schlagwerker Scott Columbus verläßt die Band, um sich um seinen schwerkranken Sohn zu kümmern. Die Übergabe seiner Drums Of Doom an den Nachfolger Rhino, der bei dieser Zeremonie sein eigenes Drumkit in Flammen aufgehen läßt, ist vorerst das einzige Lebenszeichen der New Yorker Kraftpakete. "The Triumph Of Steel" erscheint 1992, geht gleich äußerst zahlreich über die Ladentheke und debütiert sogar in den deutschen Top Ten, aber dennoch kann die Scheibe den Vorgänger in keiner Weise toppen. Vielleicht liegt es daran, daß sich Manowar mit ihrem teils guten, teils durchwachsenen überlangen Opus 'Achilles, Agony And Ecstasy' zu arg verzetteln, 'Master Of The Wind' zu stark an 'Heart Of Steel' angelehnt ist und mit 'Spirit Horse Of The Cherokee' und 'The Power Of Thy Sword' nur zwei Stücke am Start sind, die richtig Klasse haben. Trotz des kommerziellen Erfolges hinterläßt der Longplayer einen etwas schalen Beigeschmack bei den Die-hard-Fans. Danach erfolgt ein weiterer Labelwechsel von Atlantic zu Geffen, die 1993 das Boxset "Secrets Of Steel", das die remasterten CDs "Into Glory Ride" und "Hail To England" sowie ein schwachbrüstiges Homevideo enthält, veröffentlichen. Joey & Co. richten sich in New York in aller Ruhe ein Studio ein, und kurz vor Beginn der Aufnahmen zu "Louder Than Hell" gibt es gleich zwei Line-up-Wechsel zu vermelden: David Shankle wird durch Karl Logan ersetzt, und kein Geringerer als Scott Columbus nimmt nach der Genesung seines Sohnes wieder den Posten hinter den Drums Of Doom ein. Pech für Rhino, Glück für Manowar. "Louder Than Hell" zeigt sich nicht mehr so verspielt wie "The Triumph Of Steel", wirkt insgesamt kompakter und ist richtiges Kraftfutter für die True Metal-Anhänger. Die folgende Tour im Frühjahr '97 findet in knüppelvollen Hallen statt, und Manowar präsentieren sich in einer bis dato nie gekannten Spiellaune. Anstelle der bisher obligatorischen 70-Minuten-Gigs werden die Anwesenden volle 150 Minuten lang mit einem mörderisch guten Sound regelrecht plattgewalzt. Im November '97 erscheint mit "Hell On Wheels/Live" ein auf dieser Tour mitgeschnittenes Doppel-Live-Album, das außer einem zu langen Baß- und einem überflüssigen Gitarrensolo ausschließlich Highlights enthält.
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