Entstehung des Jestetter Zipfels

Der Jestetter Zipfel verdankt seine Entstehung zum Einen der Ausbreitungspolitik der Stadt Schaffhausen hin zu einem Territorium, dem Versuch des Klosters Rheinau Grund- und Herrschaftsrechte auf dem rechten Rheinufer zu erwerben und der Tatsache, dass sich das Haus Sulz über Generationen hin verschuldet hatte. Nach den erneuten Verlusten durch den 30-jährigen Krieg sah sich Johann Ludwig II. von Sulz gezwungen, Teile der Landgrafschaft an Zürich (Rafzer Feld 1651) und Schaffhausen (Oberer Klettgau 1657) als Reichsafterlehen abzutreten. Dass die Orte Jestetten, Altenburg und Lottstetten davon ausgenommen wurden, lag daran, dass Schaffhausen und Zürich hier nie die niedere Gerichtsbarkeit errungen hatten und Rheinau die Blutgerichtsbarkeit nicht anstreben konnte. Zudem wollte Sulz einen Zugang zum Rhein behalten.

 

Das Zollausschlussgebiet
 
Im Jahr 1812 erließ die badische Regierung einheitliche Zollgesetze, die auch an der Grenze zur Schweiz um Jestetten herum galten. Dadurch wurde die Verflechtung des Jestetter Zipfels mit Rheinau und Schaffhausen massiv gestört. Um die Zollgrenze in diesem Gebiet übersichtlicher zu machen legte die Zollbehörde eine neue Zollgrenze vom Eichberg nach Bühl fest und erklärte das östlich dieser Linie gelegene Teilstück des Amtsbezirkes Jestetten zum Zollausschlussgebiet. Ein großer Teil der Bevölkerung hatte von dieser Regelung Vorteile, sie konnte dort einkaufen, wo die jeweiligen Waren am preisgünstigsten zu haben waren. Die vielen Kleinlandwirte boten jetzt ihre Produkte auf dem Schaffhauser Markt an. Durch eine Sonderregelung war es Bauern möglich, auch im Badischen Vieh, Getreide, Feldfrüchte, Obst und Wein abzusetzen.
Das Gewerbe dagegen konnte nicht exportieren und durfte weithin nur für den örtlichen Bedarf arbeiten. 1935 hob die nationalsozialistische Regierung diesen Sonderstatus zum Leidwesen vieler Einwohner auf. Nach 1948 unternahmen die betroffenen Dörfer mehrmals Anstrengungen den alten Zustand wieder zu erlangen. Die Bemühungen blieben ohne Erfolg.

 

Die Evakuierung 1945
 

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Unmittelbar nach Kriegsende 1945 errichtete die französische Armee entlang der Grenze von Rheinfelden bis Konstanz einen 5 km breiten Streifen, der von deutscher Bevölkerung frei gehalten werden sollte. Diese Zone sicherte das französische Militär durch einen Stacheldrahtzaun. Auf diese Weise wollte man die Flucht von Kriegsverbrechern in die Schweiz verhindern. Auf die Ausweisung der deutschen Bevölkerung verzichteten die Franzosen schließlich. Dagegen errichtete die Besatzungsmacht bei Baltersweil eine massive Absperrung. Am 15. Mai 1945, eine Woche nach Kriegsende, befahlen die französischen Besatzungskräfte die Räumung von Jestetten, Altenburg und Lottstetten. 3000 Menschen aus den drei Dörfern mußten ihre Heimat verlassen.
Der Grund: Im Jestetter Zipfel war eine 5-km - Zone nicht zu verwirklichen und die Grenze zur Schweiz schien bei ihrer Länge und Unübersichtlichkeit nur schwer zu bewachen. Die Ausgewiesenen fanden im Südschwarzwald Aufnahme, bis sie zwischen Ende Juli und Ende September 1945 wieder in ihre angestammten Dörfer zurückkehren durften.

 

Gemeindezusammenschluss

Der Gemeinderat Altenburg entschied mit knapper Mehrheit die bis dahin selbstständige Gemeinde Altenburg ab 1973 mit Jestetten zusammenzuschließen. Beide Ortsteile bilden heute die politische Gemeinde Jestetten.
 

Das Jestetter Dorfbuch
Altenburg und Jestetten in Vergangenheit und Gegenwart

 

Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde von Karl-Hellmuth Jahnke und Erich Danner 584 Seiten, 638 Abbildungen Einführungspreis 48,00 DM/38,00 Fr., regulärer Preis ab 01.01.2002 30,00 EURO/ 48,00 Fr.

Das "Jestetter Dorfbuch" erscheint am 19. Oktober 2001. Über 20 Autoren haben daran mitgearbeitet. Es entstand ein grundlegendes Buch, das die Geschichte von Altenburg und Jestetten seit der Frühzeit darstellt. Es zeigt die Entwicklung zweier Klettgaudörfer im Mittelalter und in den 400 Jahren der Sulzer und Schwarzenberger. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des 19. Jahrhunderts.

Einige Abschnitte widmen sich dem Nationalsozialismus, der Kriegs- und Nachkriegszeit und schließlich der Situation seit dem Gemeindezusammenschluss. Verschiedene Abhandlungen beschäftigen sich mit Kirchen, Schulen und Bauwerken. – Historische Personen beider Dörfer werden vorgestellt, Sagen und Legenden erzählt. Über das Brauchtum und die Vereine wird berichtet, Untersuchungen über Mundart sowie Familien- und Flurnamen dürfen in einem "Dorfbuch" nicht fehlen. – Die Grenzlage dieser Gemeinde bedingt die Beschäftigung auch mit dem Verhältnis zur Schweizer Nachbarschaft und mit wirtschaftlichen Aspekten. – Altenburg und Jestetten liegen in einer reizvollen Rheinlandschaft. Das bewusst zu machen ist Aufgabe der Kapitel über Flora und Fauna sowie Landschafts- und Naturschutz. – Alle Ausführungen werden durch viele, zum großen Teil farbige Bilder bereichert. – Es ist zu hoffen, dass dieses Dorfbuch zu einem echten Handbuch wird.

Das Jestetter Dorfbuch ist zu beziehen bei:

Tröndle Ferdinand & Sohn
Inh. Rainer Füller
Spiel- und Schreibwaren
Schaffhauser Straße 13

79798 Jestetten

Annegret Schmitt
Dorfstraße 35

79798 Jestetten-Altenburg