Geschichte

Die genaue Entstehung der ehemaligen Wasserburg Gimborn ist nicht überliefert. Die erste Anlage einer befestigten Siedlung geht jedoch auf uralte Zeiten zurück.

Die Herren von Gimborn waren ein eingesessenes Landes-adelgeschlecht. Der Rittersitz ist 1273 von Adolf von Berg dem Grafen Engelbert von der Mark verpfändet worden. Im 15. Jahrhundert wird Gimborn von St. Gereon zu Köln als Lehensgut urkundlich erwähnt. Die ursprüngliche Burgkapelle zu Gimborn stammte aus dem 14. Jahrhundert. Zwei Glocken aus den Jahren 1320 und 1340 sind noch erhalten.

Der Mannesstamm des Geschlechtes von Gimborn erlosch. Die Familie Kruwell, von Burtscheid, Nesselrode, Quade und Harff waren die wechselnden Besitzer, bis Anna von Harff im Jahre 1550 den Freiherrn Wilhelm zu Schwarzenberg heiratete. Damit begann in Gimborn eine Herrschaft, die diesem Teil des Oberbergischen den Beinamen "Schwarzenberger Land" eingebracht hat. Adolf zu Schwarzenberg, der Sohn Wilhelms, erwarb sich als kaiserlicher Heerführer Ruhm im Kampf gegen die Türken und durch die Eroberung der Festung Raab. Wegen dieser Verdienste wurde ihm der Grafentitel verliehen und die Schwarzenberger durften fortan ihrem Wappen die Türkenköpfe mit Raden (Raab) zufügen. Der 1583 auf Schloss Gimborn geborene Sohn Adam zu Schwarzenberg trat später in den Dienst des Kurfürsten von Brandenburg. Er war ein ehrgeiziger Mann von rücksichtsloser Tat- und Schaffenskraft sowie ein kluger Diplomat. Nachdem seine Mutter im Jahre 1602 das neue Schloss Gimborn hatte errichten lassen, mehrte sich 1614 seine Gimborner Herrschaft durch das erbliche Lehen der damaligen Bauernschaften Gummersbach, Strombach, Obergelpe, Rospe, Bernberg, Kalsbach und Müllenbach. Das Hofgericht in Gimborn wurde durch kurfürstliches Dekret für alle Zivil- und Kriminalfälle zuständig. 1621 erweiterte der Kurfürst von Brandenburg dieses Lehnen noch einmal um die Bauernschaften Ründeroth, Lieberhausen und Wiedenest mit Neustadt (Bergneustadt).

Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 wurden auch das „Schwarzenberger Land“ von durchziehenden Truppen plündernd drangsaliert. Den Kriegszügen kaiserlicher, schwedischer, niederländischer und spanischer Söldnerabteilungen sowie der von 1634 bis 1637 grassierenden Pest fiel mehr als die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer.

Unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Herzog von Preußen geriet Graf Adam zu Schwarzenberg wegen seiner habsburgischen Beziehungen in Ungnade. Er starb 1641 in der Festung Spandau. Sein Sohn Johann Adolf floh an den Kaiserhof nach Wien, ließ sein Herrschaftsgebiet Gimborn-Neustadt aber auch weiterhin mit tyrannischer Härte von seinen Beamten verwalten und ausnutzen. Keiner aus der weiteren Geschlechterfolge der Schwarzenberger hat jemals wieder auf Schloss Gimborn gewohnt. Die Schwarzenberger residierten vielmehr in Wien und Krummau/Böhmen.

1782 verkauften die Schwarzenberger schließlich die Herrschaft Gimborn-Neustadt an den westfälischen Grafen von Wallmoden, einen Hannoveranischen und britannischen General. Der neue Herr von Gimborn-Neustadt fand das Land und seine Untertanen „verwildert“, was nach all der Drangsal nicht verwundern konnte. Noch während er mit der preußischen Krone über Wiederverkauf des Landes verhandelte, zertrümmerte Napoleon das deutsche Staatsleben und verschenkte Kronen. 1806 machte der Korse seinen Schwager Joachim Murat zum Herzog von Berg und Mark. Die Rheinbund-Akte vom 12. Juli 1806 besiegelte die Annexion. Das gesamte Oberbergische Land wurde danach in drei Cantone (Kreise) aufgeteilt. Der neue Canton Gummersbach (bis dahin Gimborn-Neustadt) unterstand dem Arrondissement Siegen. Die Einführung der französischen Munizipalverwaltung mit ihrer straffen staatlichen Ordnung erfolgte 1807. Das alte Leid schwerer Kriegslasten und Besteuerungen jeder Art brach wieder herein. Allerdings wandelte sich in diesen Jahren auch vieles zum Besseren.

Es entstanden gute Straßen, das Justiz-, Gesundheits- und Schulwesen wurden neu geordnet, Kirchen und Staat getrennt sowie das Lehenswesen und die Leibeigenschaft aufgehoben. Allein das Machtstreben Napoleons, das immer mehr Soldaten und Geld erforderte, bewirkte wachsende Unzufriedenheit mit der neuen Ordnung. 1813 kam es deshalb auch an vielen Orten der alten Herrschaft Gimborn-Neustadt zu Aufständen gegen das napoleonische Regime.

Nachdem Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16.-19. Oktober 1813 vernichtend geschlagen worden war, schüttelte auch das Oberbergische Land endgültig die Fremdherrschaft ab. Die im November 1813 vorübergehend einrückenden russischen Kosakenverbände hausten aber so schlimm, dass die Nöte aus der französischen Besatzungszeit schnell in Vergessenheit gerieten.

Der Wiener Kongress von 1814 bis 1815 brachte für Gimborn-Neustadt eine abermalige Neuordnung. Das Land ging mit dem Herzogtum Berg an Preußen über. Für mehr als ein Jahrhundert (1815-1918) waren die preußischen Könige und späteren deutschen Kaiser Landsherren auch der Oberberger.

Freiherr vom und zum Stein, der an der preußischen Verwaltungsreform von 1815 maßgeblich beteiligt war, heiratet 1793 die Tochter Wilhelmine des Grafen von Wallmoden-Gimborn. Diesem wurde im Rahmen der Reform zwar die lehensrechtliche Gewalt entzogen, er blieb aber Privateigentümer des Rittergutes Gimborn-Eibach. Die wiederum so bezeichnete Herrschaft Gimborn-Neustadt unterstand zunächst dem staatlichen Regierungssitz des Herzogtums Berg in Düsseldorf und ab 1816 dem Oberpräsidialbezirk Köln. Das feudalistische Herrschaftssystem neigte sich dem Ende zu, als am 3. Juli 1816 das Oberbergische Land in drei Kreise aufgeteilt wurde: Gimborn mit 13.764, Homburg mit 9.768 und Waldbröl mit 15.177 Einwohnern.

Der Kreis Homburg wurde 1819 zunächst provisorisch mit dem Kreis Gimborn verschmolzen. Erst 1825 verlor Gimborn seine bis dahin beachtenswerte zentrale regionale Rolle, als die endgültige Zusammenlegung der beiden Kreise Gimborn und Homburg unter dem Namen Gummersbach erfolgte. Die Stadt Gummersbach erhielt 1857 Stadtrechte.

Mit dem Ende der Monarchie in Deutschland am 9. November 1918 traten die Fürsten als Landesherren und Träger der Landeshoheit endgültig ab.

Anschließend an die oft wenig „guten alten Zeiten“ soll die weitere Besitzfolge von Schloss und Landgut Gimborn berichtet werden.

Wallmoden verkaufte nach Verlust der Souveränität 1813 Schloss und Landbesitz an die Grafen von Meerveldt, diese verkauften 1835 an die Grafen zu Stolberg-Stolberg. 1874 kaufte Freiherr Franz-Egon von Fürstenberg, aus Körtlinghausen im Sauerland stammend, von diesen das Schloss mit dem dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz.

Die 1969 begonnenen Nutzungsvereinbarungen mit dem Informations- und Bildungszentrum (IBZ), das den größten Teil des Schlosses als Pächter nutzt, sind Wege einer zeitgemäßen Zwecksbestimmung. Es war dem Schloss Gimborn früher zweifellos nicht vorbestimmt, einmal Mittelpunkt einer internationalen Vereinigung von Angehörigen des Polizeidienstes zu werden.


1273 Verpfändung der Burg in Gimborn an die Grafen von der Mark

14.Jh. Errichtung einer Burgkapelle (2 Glocken aus den Jahren 1320 und 1340 sind noch erhalten)

1550 Einheirat des maienfränkischen Freiherrn Wilhelm von Schwarzenberg (Verfasser der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karl V. im Jahre 1532 mit dem Motto: „Aus Lieb der Gerechtigkeit und um gemeinen Nutzens willen“); Auszeichnungen in kaiserlichen Kriegsdiensten während der Reformation sich im gesamten Bergischen Land rasch ausbreitet, kann der katholische Glaube nur noch in der 1433 gegründeten Klosterkirche von Marienheide und der Schlosskapelle zu Gimborn zwei Stützpunkte aufrechterhalten

1597 Eroberung der von den Türken besetzten Festung Raab durch Adolf von Schwarzenberg; Erhebung des Freiherrn von Schwarzenberg in den Grafenstand, Erweiterung des Familienwappens durch den kahlen Türkenschädel, auf dem ein Raab hackt

1600 Tod des Adolf von Schwarzenberg bei der Belagerung von Papua

1601 Beginn mit dem Bau des Herrenhauses durch seine Witwe, Elise Margarete Gräfin Wolff Metternich, die Pläne ihres Mannes verwirklicht, im Anschluss an den bereits bestehenden dicken Turm und auf den Grundlagen eines mittelalterlichen Vorgängerbaus, ein mehrstöckiges Torhaus zu errichten.

ab 1609 ihr Sohn, Graf Adam von Schwarzenberg, betätigt sich politisch und diplomatisch beim protestantischen Kurfürsten von Brandenburg, Georg Wilhelm. Als allmächtiger Minister wird Adam so erfolgreich, dass er Gimborn, die umliegenden Ortschaften und Bergneustadt zu Lehen erhielt

1631 erstmaliges Anerkennung als reichsunmittelbare Herrschaft Gimborn und Amt Neustadt durch Kaiser Ferdinand III.; damit erhielt Graf von Schwarzenberg die hohe Landesobrigkeit, die hohe Jurisdiktion und das Münzregal im dreißigjährigen Krieg wird Gimborn und Neustadt besetzt; die Bevölkerung hat unter den Besatzungstruppen, Seuchen und Pest sehr zu leiden.

1641 Tod des Grafen Adam von Schwarzenberg, sein Sohn, Johann Adolf, kann unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm nur mühsam an die Erfolge seines Vaters anknüpfen; erst

1615 gelingt ihm die erneute Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit. Klagen über Willkür der schwarzenbergischen Beamten führen dazu, dass

1658 einen „Landvergleich zwischen dem Hochfürstlichen Haus zu Schwarzenberg und der vom Königlich-Preußischen und Churbrandenburgischen Hause zu Lehn getragenen Herrschaft Gimborn von amt Neustadt“ zu schließen, worin den Landesbewohnern mehr Rechtsicherheit garantiert wird und die von den Schwarzenbergern in der Vergangenheit beschnittenen Rechte der evangelischen Kirch wiederhergestellt werden.

1670 Erhebung der Grafen von Schwarzenberg in den Reichsfürstenstand; in den Folgejahren wenden sie sich stärker dem katholischen habsburgischen Hofe zu und leben meist in Wien.

1717 Neustadt wird durch Brand zerstört.

ab 1750 Die Blutgerichtsbarkeit wird nicht mehr praktiziert; es wird für die Fürsten von Schwarzenberg immer schwieriger ihre Rechte in Gimborn gelten zu machen, deshalb

1782 Verkauf der Herrschaft Gimborn durch Fürst Nepomuk von Schwarzenberg an den Freiherrn von Wallmoden zum Preis von 700.000 Gulden; der neue Eigentümer, hannoveranischer und britannischer General, nimmt auch seinen Wohnsitz in Gimborn.

1793 Heirat des Reichsfreiherrn vom und zum Stein mit Wilhelmine von Wallmoden.

1806 Ende der reichsunmittelbaren Herrschaft Gimborn-Neustadt durch die napoleonische Besetzung.

1816 in der Folge des Wiener Kongresses wird Gimborn dem Königreich Preußen einverleibt und der Freiherr von Wallmoden in Bezug auf seine standesherrlichen Rechte abgefunden; mit der Übernahme in die preußischen Verwaltung endet die Geschichte der Herrschaft Gimborn-Neustadt das verbleibende Rittergut Gimborn und Eibach wechselt mehrfach den Besitzer; seit

1874 befindet sich Schloss Gimborn im Besitz der aus dem Westfälischen stammenden Freiherrn Franz-Egon von Fürstenberg.


Dem heutigen Besucher zeigen Anlagen und Gebäude noch deutliche Spuren dieser Vergangenheit. Die ursprünglich Anlage als Wasserschloss im Burggraben und Zugbrücke ist noch zu erkennen. Unterhalb des großen Turms entspringen Quellen, die in eine vom Innenhof einsehbare Grotte strömen und von dort durch einen unterirdischen Kanal geleitet den Schlossteich speisen. In Sandstein gehauene Wappen eines Gimborner Geschlechtes, des Hauses Schwarzenberg und des Hauses Wolff-Metternich künden noch heute von den ehemaligen Besitzern. Inschriften berichten von den militärischen Erfolgen des Adolf von Schwarzenberg als „Kriegsrat General Veldmarschall in Nidder hungern auch beider Heupstet und Vestungen Wien und Raab Gubernator“ und von Adam von Schwarzenberg als „Her zu hohen Lantzenbergh und Gimborn des Kön(iglichen) Ordens St. Michaelis Ritter und Churfürstlicher Brandenburgischer Stathalter und Geheimer Rhat und Obercammerherr“. Und die Wetterfahnen auf den Türmen des Schlosses zeigen einen türkischen Krieger zu Pferde zur Erinnerung an die Rolle derer von Schwarzenberg, die Ende des sechzehnten Jahrhunderts von Gimborn auszogen, um sich an den Türkenkriegen zu beteiligen.

Das Gebäude weist Merkmale verschiedener Stilepochen auf. Der Hauptteil im Anschluss an den Turm wurden ursprünglich im spätgotischen Stil errichtet, worauf die Spitzbögen einer Reihen von Fenstern noch heute hinweisen. Im achtzehnten Jahrhundert erfolgten umfangreichen Um- und Anbauten, so z.B. der Risalit für das Treppenhaus, der zweigeschossige Anbau und den Nebengebäude. Außerdem wurden die meisten Fenster des Hauptteils denen des Anbaus angepasst. Im 19. Jahrhundert wurde ein gotischer Laubengang angebaut, auf dem sich zunächst ein mit einem Dach versehener Wintergarten befand.

Dazu gibt es neben der gesicherten Historie auch die vielen kleineren, meist nur mündlichen überkommenen Geschichten um Schloss Gimborn. Erwähnt seien nur die Erzählungen über das blutjunge Ehepaar aus der südlich des Schlosses gelegenen Mühle, die als Schlossgeister in mondhellen Nächten anzutreffen sind, und die Geschichte des Schwarzen Hundes, der ebenfalls bei Vollmond, die grünfüßigen Teichhühner aufscheuchend, mit seinen rostigen Ketten rasselnd seine Bahnen um den Schlossteich zieht.

 

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