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Grafen von Beichlingen


Nach der nahe Kölleda in Thüringen gelegenen, 1014 erwähnten Burg Beichlingen nannte sich ein Grafengeschlecht, dessen genealogischen Zusammenhänge im 11. Jahrhundert unsicher sind, das aber durch Eheschlüsse mit Wettinern, Northeimern, Wiprechten und Ballenstedtern eine bedeutende Rolle spielte.

Im 9. Jahrhundert befand sich der Ort Beichlingen im Besitz des Klosters Fulda. Von der Burg (urbs Bichlingi vocata) hört man 1014, dass der Graf Wirinhar, ein Neffe (nepos) des Bischofs Thietmar von Merseburg, die Herrin der Burg, Reinhilda, entführte.

Der Geschichtsschreiber hat die Umstände des aufregenden Vorfalles ausführlich beschrieben. Ob die Frau das erste bekannte Mitglied der Familie ist, weiß man nicht, aber es ist darauf zu verweisen, dass später in der Familie der Name Reinbod vorkommt.

Zwischen 1014 und 1067 klafft eine Lücke, wo wir nichts über die Besitzer der Burg sagen können. Offenbar hat sie dann dem Markgrafen Otto von Meissen aus dem Hause Weimar gehört; denn sie dürfte über dessen Witwe Adila von Löwen, welche in zweiter Ehe Dedi von Wettin heiratete, an letzteren gekommen sein.

Dedi hat im Kampf gegen Heinrich IV. die Burg Beichlingen und Burgscheidungen mit Besatzungen belegt. Der Kaiser eroberte die Burgen, gab sie aber den Kindern Dedis zurück.

Der Besitzanspruch an Beichlingen muss dann auf Adilas Tochter Kunigunde gefallen sein. Diese war in erster Ehe mit dem russischen Fürsten Izjaslavitsch verheiratet, kehrte aber nach dessen Tod (1078) nach Beichlingen zurück und heiratete in zweiter Ehe den Sohn Ottos von Northeim, Kuno von Northeim (+ 1103). Aus Russland hatte Kunigunde eine Tochter Mechthilde mitgebracht.

Mechthilde heiratete in erster Ehe einen Grafen Günther, also wohl einen Käfernburger. Der Sohn Günthers und der Mechthilde war ein Graf Sizzo, doch ist diese Nachricht in ihrer Glaubwürdigkeit angefochten worden.

Ein Graf Friedrich von Beichlingen, über dessen Herkunft man nichts weiß, und eine Adela, die mit einem Grafen Reginboto von Giech vermählt war, werden als Kinder der Mechthilde und des Grafen Günther betrachtet.

Graf Friedrich von Beichlingen hat später seinen Anteil an der Burg Giech mit anderen Gütern im Radenzgau, die sicher durch seine Mutter an ihn gekommen sind, an Bischof Eberhard von Bamberg verkauft. Friedrich von Beichlingen begründete mit seiner Gemahlin Hilenburg, einer Tochter des Grafen Ernst von Gleichen, die Familie der Grafen von Beichlingen.

Aus der Ehe des Grafen Kuno und der Kunigunde stammte eine Kunigunde die Jüngere, welche den jüngeren Wiprecht III. von Groitzsch heiratete. Nachdem Kuno von Northeim 1103 gestorben war, heiratete Kunigunde die Ältere (+ 1140) 1110 Wiprecht den Älteren von Groitzsch. Es fand also eine Art Doppelhochzeit statt. Im Ehevertrag hat Kunigunde die Ältere bestimmt, dass Wiprecht II. bei ihrem Tod den Schutz des Klosters Oldisleben übernehmen sollte. 1124 erscheint er tatsächlich als Vogt dieses Klosters, das wahrscheinlich von seiner Gemahlin und ihrer Schwester Adelheid, wenn nicht bereits von Adila von Löwen gestiftet worden war. Kunigunde starb 1140 ohne männliche Erben; die Herrschaft über Beichlingen scheint sie zuletzt selbst geführt zu haben.

Ab 1140 etabliert sich ein eigenes Grafengeschlecht, welches sich nach der Burg benennt. Im 12./13. Jahrhundert werden die Grafen von Beichlingen durch Heirat und Erbanfall zu dem bedeutendsten Herrengeschlecht im nördlichen Thüringen. Durch ihre engen Beziehungen zu den Staufern und zum Mainzer Erzbistum, kommt es häufig zu Reibereien mit den Landgrafen von Thüringen.

Mechthild muss, wie angedeutet, aus ihrer Ehe mit dem Grafen Günther auch einen Sohn Friedrich gehabt haben, denn Erzbischof Christian von Mainz bezeichnet 1169 diesen Grafen Friedrich I. (+ ca. 1160) als seinen Onkel und dessen Söhne Reinbod und Friedrich II. (+ 1189) als seine Verwandten.

Die Schwester Kunigundes, Adelheid, heiratete Albrecht von Ballenstedt und erhielt durch eine Erbteilung die Sachsenburg mit einem Teil von Frankenhausen. Außer diesem Ort gehörten Kölleda, Kelbra und Brücken zum frühen Besitz der Beichlinger.

Seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts spaltete es sich in mehrere Linien auf, die aus Alloden, Reichslehen und landgräflichen Lehen einen ansehnlichen Besitz zwischen Finne, Kelbra und Frankenhausen aufbauten. Oldisleben und Frankenhausen waren seine Hausklöster.

Zur Ausbildung einer Landesherrschaft reichten die Grundlagen jedoch nicht aus. Die bei solchen Geschlechtern häufige Finanznot zwang im 14. und 15. Jahrhundert zu Verpfändungen und Verkäufen an die Grafen von Schwarzburg und die Wettiner, in deren Dienst während des 15. Jahrhunderts einzelne Mitglieder der Familie traten.

1519 muss Graf Adam die Burganlage und den größten Teil der verbliebenen Grafschaft Beichlingen an den Herren Hans von Werthern verkaufen.