Biographie
1777 Am 18. Oktober (laut Eintragung in das
Kirchenbuch der Garnison, nach eigener Angabe am 10. Oktober) wird Bernd
Heinrich Wilhelm von Kleist in Frankfurt an der Oder geboren. Er ist der
älteste Sohn des Stabskapitäns und späteren Majors Joachim Friedrich von
Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Von
den sechs Geschwistern stammen zwei Schwestern (Wilhelmine und Ulrike)
aus der ersten Ehe des Vaters. Den ersten Unterricht erhält Heinrich von
Kleist durch einen Hauslehrer, den Theologen und späteren Rektor der
Frankfurter Bürgerschule Christian Ernst Martini (1762-1833).
1788
Am 18. Juni Tod des Vaters. Kleist wird u.a. in Berlin von dem Prediger
Samuel Heinrich Catel (1758-1838) unterrichtet.
1792
Am 1. Juni tritt Kleist als Gefreiterkorporal in das Bataillon des
Regiments Garde Nr. 15b in Potsdam ein. Am 20. Juni Konfirmation in
Frankfurt an der Oder.
1793 Am 3. Februar Tod der Mutter. Anfang März reist Kleist nach
Frankfurt am Main, wohin sein Regiment zur Teilnahme am Rheinfeldzug
gegen Frankreich verlegt worden war.
1795 Im April wird in Basel der Separatfrieden zwischen
Frankreich und Preußen geschlossen. Am 14. Mai wird Kleist zum
Portepeefähnrich befördert. Am 11. Juli kehrt das Regiment Garde nach
Potsdam zurück.
1797 Am 7. März wird Kleist Sekondeleutnant.
1798 Gemeinsam mit dem Regimentskameraden Rühle von Lilienstern
(1780-1847) nimmt Kleist Unterricht in Deutsch und Mathematik. Ihr
Lehrer ist der Konrektor Johann Heinrich Ludwig Bauer (1773-1846) von
der „Großen Stadtschule“ in Potsdam. In einem Offiziersquartett (u.a.
mit Rühle) spielt Kleist die Klarinette. Kleist verkehrt im Hause von
Marie von Kleist, geb. Gualtieri (1761-1831), einer Vertrauten der
preußischen Königin Luise.
1799 Am 4. April erhält Kleist den erbetenen Abschied aus dem
Militärdienst. Am 10. April wird er an der Universität Frankfurt an der
Oder immatrikuliert. Er studiert Physik, Mathematik und hört Vorlesungen
über Philosophie, Kulturgeschichte und Naturrecht.
1800 Anfang des Jahres verlobt sich Kleist (inoffiziell) mit der
Frankfurter Generalstochter Wilhelmine von Zenge (1780-1852). Im Sommer
bricht er nach drei Semestern sein Studium ab und geht zur Vorbereitung
auf den preußischen Staatsdienst nach Berlin. Auseinandersetzung mit den
Philosophien Immanuel Kants und Jean Jacques Rousseaus.
1801 Sog. „Kantkrise“. Von Juli bis Ende November hält Kleist
sich in Paris auf. Ende Dezember reist er nach Basel.
1802 Bis Oktober weilt Kleist in der Schweiz. In diese Zeit fällt
der Beginn seiner schriftstellerischen Arbeit. Im Mai löst er die
Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.
1803 Von April bis Juli ist Kleist in Dresden. Von Dresden aus
unternimmt er bis Oktober mit dem Freund Ernst von Pfuel (1779-1866)
eine Reise nach Bern, Mailand, Genf und Paris.
Ende November bricht Kleist in Mainz zusammen und wird mehrere Monate
von dem Republikaner, Arzt und Schriftsteller Georg Wedekind (1761-1831)
behandelt.
1804 In der ersten Jahreshälfte soll er wiederholt in Paris
gewesen sein. Anfang Juni kehrt Kleist nach Preußen zurück. Er will sich
zum preußischen Staatsbeamten ausbilden.
1805 Ab Mai arbeitet Kleist als Diätar unter dem Reformer Hans
Jakob von Auerswald (1757-1833) an der Domänenkammer in Königsberg und
besucht finanz- und staatswissenschaftliche Vorlesungen bei Christian
Jakob Kraus (1753-1807).
1806 Im August scheidet Kleist aus dem Staatsdienst aus. Am 14.
Oktober besiegt Napoleon Preußen; dieses wird größtenteils von
Frankreich besetzt.
1807 Von Januar bis Juli befindet sich Kleist im Fort de Joux und
Châlons sur Marne in französischer Gefangenschaft. Nach seiner
Freilassung Ende Juli begibt er sich nach Dresden.
1808 In Dresden gibt Kleist zusammen mit dem Philosophen und
Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller (1779-1829) die Monatsschrift
„Phöbus. Ein Journal für die Kunst“ heraus. Er ist häufig zu Gast im
Hause Christian Gottfried Körners (1756- 1831). Im Juli lernt Kleist
Ludwig Tieck (1773-1853) kennen.
1809 Von Ende April bis Oktober hält Kleist sich in Österreich
auf, meistens in Prag. Im November kehrt er nach Preußen zurück.
1810 Ab Februar ist Kleist ständig in Berlin. Ab 1. Oktober gibt
Kleist die erste Tageszeitung Berlins, die „Berliner Abendblätter“
heraus. Konflikte mit der Zensur.
1811 Am 30. März erscheint die letzte Ausgabe der „Berliner
Abendblätter“. Kleist hat freundschaftlichen Umgang mit dem Berliner
Romantikerkreis (Arnim, Brentano, Fouqué, Rahel Levin) und Kontakte zu
Reformpolitikern (Altenstein, Gneisenau). Er unternimmt verzweifelte
Versuche zur Existenzsicherung und zum Wiedereintritt in die preußische
Armee. Am 21. November gemeinsamer Freitod mit Henriette Vogel (geb.
1780) am Kleinen Wannsee.
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