•  |  Passwort vergessen?  |  Jetzt registrieren
23.09.2004    10:19 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
Trennlinie

Bayern

Eltern sollen Schulbüchern zahlen

Das bayerische Finanzministerium will den Schuletat kürzen: Vom kommenden Schuljahr an müssen Eltern für die Bücher ihrer Kinder aufkommen.
Von Sebastian Beck


"Wir brauchen endlich eine Strategie, die die Chancengleichheit aller Kinder sicherstellt."
Foto: dpa
 

Die Lernmittelfreiheit in Bayern wird mit Beginn des kommenden Schuljahres abgeschafft. Details der Regelung sollen in den kommenden Wochen noch festgelegt werden. Ausnahmen wird es nur für Kinder aus armen Familien geben.

Die SPD warnte umgehend vor „einem Rückfall ins schulpolitische Mittelalter“ und drohte mit einem Volksbegehren zum Erhalt der Lernmittelfreiheit. Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) kritisierte das Vorhaben als unsozial.

Hintergrund: Kürzung des Schuletats wegen Haushaltsproblemen

Erste Pläne für ein Büchergeld waren von Kultusministerin Monika Hohlmeier bereits zu Beginn des Jahres erarbeitet, dann aber zunächst zurückgestellt worden.

Um das Ziel ausgeglichener Haushalt 2006 zu erreichen, will das Finanzministerium jetzt aber auch wieder im Schuletat kürzen: Von den 20Millionen Euro für Schulbücher sollen 2005 rund sieben Millionen Euro gestrichen werden.

Weitere Kürzungen in den Folgejahren werden in der CSU-Fraktion nicht ausgeschlossen. Es wird damit gerechnet, dass die Kommunen ihren Anteil an den Lernmitteln von bisher zehn Millionen Euro ebenfalls senken.

Nach Darstellung von Siegfried Schneider, dem Chef des Bildungsausschusses im Landtag, stehen zwei Varianten zur Diskussion: Die erste sieht die Einführung eines Büchergelds vor, das jährlich 30 Euro für Grundschulen und 50 Euro für weiterführende Schulen betragen soll.

Darin, so Schneider, sei auch das Kopiergeld enthalten. Favorit von Schneider ist jedoch die zweite Variante: Danach müssen Eltern die Bücher grundsätzlich selbst bezahlen, Kindern aus einkommensschwachen Familien erhalten aber Beihilfen.

Stoiber verteidigt die Pläne

Auf der CSU-Klausur in Kloster Banz deutete Ministerpräsident Edmund Stoiber an, dass er ebenfalls die zweite Variante bevorzugt. Mit ihren eigenen Büchern würden Kinder sorgsamer umgehen, sagte Stoiber. Nach Ende des Schuljahres hätten Eltern die Möglichkeit, gebrauchte Bücher zu verkaufen.

Die geplante Abschaffung der Lernmittelfreiheit verteidigte Stoiber mit einem Verweis auf die Familienpolitik der Staatsregierung. Hier habe man große Anstrengungen unternommen. So zahle Bayern weiter Landeserziehungsgeld und baue zudem bis 2008 die Kinderbetreuung aus.

Alleine bis 2006 wolle man 30.000 Betreuungsplätze schaffen. Dieses 2002 aus Privatisierungsmitteln aufgelegte Programm müsse weiter finanziert werden. Stoiber bekräftigte, dass der Freistaat an der Schulwegkosten-Freiheit festhalten wolle.

Opposition erwägt Volksentscheid

Bei der Opposition und den Lehrerverbänden stießen die Pläne der Staatsregierung auf harsche Kritik. BLLV-Präsident Albin Dannhäuser forderte, Familien dürften nicht noch mehr belastet werden. Das bayerische Schul- und Bildungssystem benachteilige bereits jetzt Kinder und Jugendliche aus sozial schlechter gestellten Familien.



» Gute Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. «

Albin Dannhäuser, BLLV-Präsident

„Wir brauchen endlich eine Strategie, die die Chancengleichheit aller Kinder sicherstellt“, sagte Dannhäuser. „Gute Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.“ Vor allem allein Erziehende könnten die Mehrbelastungen nicht tragen.

Die Sozialdemokraten wollen notfalls mit einem Volksbegehren die Abschaffung der Lernmittelfreiheit verhindern. Es gebe ein Versprechen von Stoiber, dass an der Bildung nicht gespart werde, sagte SPD-Fraktionschef Franz Maget.

Dieses Versprechen dürfe nicht gebrochen werden. Maget nannte den kostenlosen Schulbesuch einen zivilisatorischen Fortschritt. Anstelle eines Büchergeldes, das er ablehne, könne man jedoch darüber nachdenken, von den Schülern künftig eine Kaution für entliehene Bücher zu verlangen.

(SZ vom 23.09.04)


Weitere Artikel

Streichungs des Büchergelds

Beckstein und der Betriebsunfall in Banz


CSU: Umstrittene Hohlmeier-Kandidatur

Unten durch und vorn dabei


Siegfried Schneider, dpa

Zeugnis für Siegfried Schneider

Der Ruhelose


Schule

Bayern verschärft das Abitur



Leserkommentare (0)

Anmelden & Kommentar schreiben


Trennlinie

Lesezeichen hinzufügen: 

Lesezeichen bei Mr.Wong setzen Lesezeichen bei Yigg setzen Lesezeichen bei Linkarena setzen Lesezeichen bei Google setzen Lesezeichen bei Webnews setzen Lesezeichen bei Folkd setzen Lesezeichen bei Oneview setzen Lesezeichen bei Wikio setzen

| Was ist das?


Geld
Wie führt man Gehaltsverhandlungen? Wie und in welchen Jobs Sie noch absahnen können.
Wie viele Bundesländer gibt es? Warum fiel Brandt in Warschau auf die Knie? Machen Sie den Staatsangehörigkeits-Test!
Mein Kollege sagt
Die lieben Kollegen: Es geht nicht ohne, aber auch nur sehr schwer mit ihnen. Über das alltägliche Miteinander im Job.
Tests
Was zeigt Ihre Handschrift über Ihre Arbeitsweise und Persönlichkeit? Machen Sie den Test.
Bin ich schlau?
Bin ich schlau? 20 neue Fragen, um die eigene Intelligenz zu testen.
Wie steht's um ihre Allgemeinbildung? Fragen aus einem Kinderlexikon.
Friseuse oder Architektin? Testen Sie ihre Menschenkenntnis!
Wie wird der Frosch zum Prinzen? Welche Farbe hat Safran? Woher kommt der Panama-Hut? 20 Fragen, deren Lösungen klar scheinen, es aber nicht sind.
Wenn Mitarbeiter Überstunden machen, freut sich jeder Chef. Doch manchmal kann die Arbeit zur Sucht werden. Machen Sie den Test: Sind Sie ein Workaholic?
Spiele
Zahlen, bitte!
"Hey Droog, die Knödelfee macht ewig Münzmalle!" Nichts kapiert? Verstehen Sie, wie deutsche Schüler reden?
Pilot sticht Unternehmensberater
Verdienen Sie, was Sie verdienen?
Dresscode-Rätsel
Wer trägt was?
SV-Bilderdienst
Das deutsche Schulsystem auf dem Prüfstand II
In der Diagnose ist Deutschland durch Pisa und andere Studien vorangekommen, doch die langwierige Therapie für das kränkelnde Bildungswesen hat erst begonnen. Es muss noch viel geschehen, doch konkrete Reformen sind umkämpft und mühsam. mehr...
Stefan F. Gross
... Erfolg haben, glücklich sein, selbstbestimmt leben. Die Kolumne von Management-Dozent Stefan F. Gross.