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Christoph von Hellwig

Mediziner, Autor
geboren am 15.07.1663 in Kölleda
gestorben am 27.05.1721 in Erfurt

Sohn eines Pfarrers. Besuch der Schule in Kölleda, später in Naumburg. Studium in Jena. Ausgedehnte Studienreise. Ab 1685 Fortsetzung des Studiums an der Universität in Erfurt.

1688 heiratet er Regine Christine Kratzenstein, Tochter des Pastors Kratzenstein der Michaeliskirche.

Nach fünfjähriger ärztlicher Tätigkeit in Weißensee erwirbt Hellwig an der Universität Erfurt mit dem Lizentiat den untersten akademischen Grad. Er referiert über Thesen zur Jungfernkrankheit oder Bleichsucht unter dem Präsidium von Georg Petri von Hartenfels. Von jenem wurde Hellwig für seine Verdienste als Gelegenheitsdichter mit dem poetischen Lorbeerkranz ausgezeichnet.

Hellwig praktiziert zunächst drei Jahre als freier Arzt in Frankenhausen und dann 16 Jahre als Stadtphysicus in Tennstedt. 1700 veröffentlichte er in der Zeitschrift "Frauenzimmer-Apotheke" eine Abhandlung, in der er eine Zahnbürtse beschriebt und ihre Vorteile gegenüber bisherigen Methoden der Zahnpflege, wie das Kauen von Sägespänen oder das Putzen mit Lappen, beschreibt. Hellwig gilt damit als Erfinder der Zahnbürste.

1712 siedelt er nach Erfurt um und wohnt im Haus Zum Roten Löwen in der Johannesstraße 159. Die Gründe für seinen Wechsel nach Erfurt sind vielfältig. Zum einen beginnt der ältere seiner beiden Söhne ein Medizinstudium an der Universität. Zum anderen findet er in Erfurt wesentlich günstigere Versandbedingungen für den von ihm seit Jahren betriebenen Medikamenten-Versandhandhandel. Die von ihm selbst hergestellten Mittel wurden teilweise als "Wundermittel" bezeichnet.

Hellwig führt ausgedehnte Korrespondenz mit Verlegern, Ärzten, Patienten und Kunden. Neben seiner medizinischen und alchimistische Aktivität entwickelt er eine ungemein produktive publizistische Tätigkeit. In seiner Erfurter Zeit sind rund 75 Buchausgaben bezeugt, allein 1715 erscheinen 13 eigene Druckschriften. Seine praxisorientierten Schriften behandeln medizinische, chemische, landwirtschaftliche und botanische Themen. Zugleich schreibt er über hauswirtschaftliche Probleme.

Er veröffentlicht auch unter den Pseudonymen Valentin Kräutermann, Caspar Schröter und Constantin Alitophilus Herzberger insgesamt etwa 240 Textausgaben. Über hundert davon erscheinen sogar noch Jahrzehnte nach seinem Tod. So erschien noch im Jahre 1801 unter seinem Namen ein Buch mit der Bezeichnung: "Hundertjähriger Haus-Kalender, worin I. eine Erklärung des Kalenderwesens überhaupt, und ein Kalender vom Jahre 1801 bis 1901; II. die Kenntnis der Gestirne und Einrichtung des Weltgebäudes; III. die Kenntniss der Erde insbesondere; IV. Landwirthschaftliche Bemerkungen; V. Abbildungen und Beschreibungen einiger besonders giftigen und gefährlichen Pflanzen; VI. ein Vieharzneyenbuch, und VII. Heilmittel gegen einige Krankheiten der Menschen enthalten sind".

Seine Schriften verfasst er fast immer in deutscher Sprache und wendet sich vor allem an ein Publikum, das nicht das gelehrte Latein beherrscht. Seine "Zielgruppe" sind handwerklich begabte Hebammen, Chirurgen und Apotheker, aber ebenso Hilfspersonal wie Krankenwärter und Krankenwärterinnen, Säugammen und medizinische Laien. Dabei wendet er sich als einer der ersten überhaupt auch speziell an weibliche Leser. Die von manchen zeitgenössischen Gelehrten erhobene Kritik verhindert seinen Erfolg in keiner Weise.

Sein ausgeprägter Geschäftssinn zeigt sich auch darin, dass er die von dem Abt Mauritius Knauer über sieben Jahre gemachten und akribisch aufgezeichneten Wetterbeoachtungen verwendet, um 1700 daraus zunächst einen "Curiösen Calender" zu verfertigen, den er 1702 unter dem Tirtel ?Auf Hundert Jahr gestellter Curioser Calender? erneut herausgab.

Nach seinem Tod macht der Erfurter Verleger Weinmann daraus den Hundertjährigen Kalender, ein Titel, der sich bis in unsere Tage erhalten hat.

1716 wird Hellwig in den Adelsstand erhoben.

57-jährig stirbt er bei einer in Erfurt grassierenden Fleckfieberepidemie.