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Philipp Franz Wilhelm Ignatius Petrus Graf von der Leyen

Fürst von der Leyen und zu Hohengeroldseck
geboren am 01.08.1766 in Koblenz
gestorben am 23.11.1829 in Köln


Die Familie von der Leyen stammt aus der unteren Moselgegend, wo sie um die Mitte des 12. Jahrhunderts auf der Burg Gondorf residierte. Im moselfränkischen Sprachraum steht das Wort "Lei" für "Felsen", "Stein" oder "Schiefer"

Die ersten Generationen der Herren von Gondorf, genannt von der Leyen, waren Dienstleute der Erzbischöfe von Trier. Das Ansehen der Familie wuchs, als Johann aus der Linie Leyen-Saffig 1556 zum Erzbischof und Kurfürst von Trier gewählt wurde.

Erst durch die Heirat Georgs I. von der Leyen mit Eva, der Erbtochter des alten Zweibrücker Burgmannengeschlechts von Mauchenheim, Mitte des 15. Jahrhunderts (1456) kam die Familie von der Leyen in den Bliesgau. Zu dem 1486 angefallenen Mauchenheimer Erbe gehörte auch ein Haus auf der Burg Blieskastel.

Einige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg begann die Familie von der Leyen ihren Besitz durch gezielte Ankäufe zwischen Blies, Saar und Glan zu erweitern. Zu den Erwerbungen gehörten u.a. die Meierei Webenheim (1655), die Herrschaft Medelsheim (1656), das Schloß Wecklingen (1659), das kurtrierische Amt Blieskastel (1660), die Herrschaft Forbach (1667) und das Dorf Gersheim (1670). Die meisten Käufe wurden von Kurfürst Karl Kasper und Damian Hartard, damals noch Dompropst in Trier, getätigt.

Die Absicht der Familie, sich an der Blies einen neuen Mittelpunkt zu schaffen, wurde durch den Neubau des Schlosses Blieskastel unterstrichen. Der Tod des Kurfürsten 1676 und der seines Bruders Damian Hartard, inzwischen Erzbischof und Kurfürst von Mainz, 1678 sowie die politischen Verhältnisse der nachfolgenden Jahrzehnte machten diese Pläne zunichte. Erst im Mai 1773 vollzog das gräfliche Paar Franz Karl von der Leyen und Marianne, geb. Dalberg, den Schritt, ihre Residenz aus dem kurtrierischen Koblenz nach Blieskastel zu verlegen, das in der Folgezeit einen bemerkenswerten Aufschwung nahm.

Philipp Fürst von der Leyen und zu Hohengeroldseck war der Sohn von Franz Karl von der Leyen und dessen Ehefrau Maria Anna (Rufname Marianne) Sophia Franziska Walburga Freiin von Dahlberg. Er hatte zwei Schwestern, Gräfin Charlotte von der Leyen (1768-1832) und Gräfin Sophia von der Leyen (1769-1834). Die erste war mit Graf Emmerich von Stadion zu Thannhausen, die zweite mit Franz Philipp Graf von Schönborn-Buchheim vermählt.

Im Jahre 1773 entschloss sich der Vater Philipps, Reichsgraf Franz Karl von der Leyen (1736-1775), den Familiensitz von Koblenz nach Blieskastel zu verlegen. Da er schon zwei Jahre später verstarb, übernahm die Mutter die Regentschaft.

Bis zur Volljährigkeit des Erbprinzen im Jahr 1791 regierte sie über das kleine Herrschaftsgebiet an der Blies. Sie unternahm vielfältige Maßnahmen im Bereich der Verwaltung, des Schulwesens, der Landwirtschaft und der gewerblichen Unternehmungen. Marianne kümmerte sich um ihr Land, was angesichts der anstehenden Aufgaben nach dem Tod ihres Mannes nicht eben einfach war. Der Ausbau Blieskastels wurde voran getrieben, Landstraßen ausgebaut. In Rilchingen (bei Saargemünd) betrieb sie eine Saline, deren Einnahmen sie zugunsten des Armen- und Waisenhauses in Blieskastel einsetzte. 1786 ließ sie in Schappach bei St. Ingbert eine Glashütte errichten. 1787 hob sie die Leibeigenschaft auf.

Schwierigkeiten blieben jedoch auch nicht aus. Streitereien gab es um die Nutzung der Wald und Kohlerechte in St. Ingbert seit 1765, ein schwelender Konflikt, der 1789 seinen Höhepunkt erreichte (Kartoffelrevolution). Mariannes harte Haltung ist überliefert. Auch anderswo regte sich Widerstand. In Ommersheim fassten Gemeindevertreter aller leyenschen Gemeinden an der Blies ihren Protest in den "25 Ommersheimer Punkten" zusammen, die der Herrschaft in Blieskastel übergeben wurden.

Offiziell war die Regentschaft Mariannes 1791 mit der Volljährigkeit ihres Sohnes beendet. Da dieser jedoch alles andere im Kopf hatte als in Blieskastel zu regieren, führte Marianne die Amtsgeschäfte weiter.

1781 wurde Philipp Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt.

Philipp heiratete am 15. Mai 1788 in Pommersfelden Gräfin Sophia Therese von Schönborn-Wiesentheid (geboren am 15.08.1772 in Mainz, gestorben am 04.07.1810 in Paris), Tochter von Erwein Graf von Schönborn-Buchheim und dessen Gattin Gräfin Maria Anna von Stadion-Warthausen und Thannhausen.

Aus der Ehe gingen Gräfin Amalie von der Leyen und zu Hohengeroldseck (geboren am 02.09.1789 in Blieskastel, gestorben am 21.07.1870 in Sulz) sowie Erwein Fürst von der Leyen und zu Hohengeroldseck (geboren am 03.04.1798 in Wiesentheid, gestorben am 17.05.1879 in Waal) hervor.

1793, also vier Jahre nach den Aufständen in Frankreich, kam die Revolution auch im Bliesgau an. Am 11. Mai 1793 wurde durch den Revolutionsrat in Paris der Befehl erteilt, alle Güter der deutschen Fürsten links des Rheins zu beschlagnahmen. Am 2. Juli 1793 wurde in einer Proklamation von Volksvertretern die Inhaftierung der Mitglieder der Fürstenhäuser Saarbrücken, Zweibrücken und Blieskastel angeordnet.

Marianne von der Leyen, die Regentin zu Blieskastel, verhielt sich lange Zeit neutral. Sie fühlte sich aufgrund ihrer guten Beziehungen mit Paris sicher. Wie sich herausstellte ein Irrtum. Am 15. Mai 1793 zog Boutay, der Chef der Saargemünder Nationalgarde, mit 39 Offizieren und Gardisten nach Blieskastel und besetzte die drei Schlosseingänge. Doch konnte sie entkommen und nach einer abtenteuerlichen Flucht geht sie im Juni 1793 nach Frankfurt zu ihren Bruder. Krank und ohne Vermögen verfolgte sie von da die Verhandlungen ihres Sohnes nach dem Friedensschluss von Lunéville 1801. Napoleon schließlich gewährte den von der Leyen Entschädigung. Am 9. Juli 1804 stirbt Marianne in Frankfurt.

Am 12. Juli 1806 nahm Philipp Graf von Leyen den Fürstentitel an. Von 1806 bis 1815 war er Souverän des Fürstentums Hohengeroldseck.

Die Bibliothek der Von der Leyen wurde wahrscheinlich von Franz Karl von der Leyen (1736-1775) gegründet, von seiner Frau Marianne (1745-1804) weitergeführt und deren Sohn Philipp seit etwa 1783 übernommen. 1793 wurde die Bibliothek von den Franzosen in kleineren Teilen verkauft. Was erhalten wurde, stand seit 1820 zusammen mit den Bibliotheken des Damian Hartard von der Leyen (1624-1678) und des Grafen Louis Tascher de la Pagerie, gest. 1861, in etw 12.000 Bänden in Waal.