erfurt-web.de die erfurt enzyklopädie
AllerheiligenKirche
anzeigenuploads (1)diff
 
suchen
Aktuelles
Neue Benutzer
FAQ und Hilfe für Neulinge.
Da Du nicht eingeloggt bist, denke ich Du bist neu hier. Hier findest Du Infos wie Du in diesem Wiki mitwirken kannst und wie alles funktioniert.
was ist ein wiki
formatierungs-hilfe
spielwiese
diese seite...
Online Benutzer
keine user
und 15 gäste
Besucher
25011 Besucher
seit 13 Februar 2006
Allerheiligenkirche

Römisch/katholische Kirche.
Allerheiligenstraße 21/Marktstraße 43


Gestiftet im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts von dem Presbyter Erkenbert und dem mainzischen Vitztum Adelbert.

AllerheiligenKirche>img>allerheiligenkirche.jpegDie Kirche liegt in der Spitze des Dreiecks, das durch die Marktstraße, Allerheiligenstraße und Kirchhofsgasse gebildet wird. Ihr Grundriss richtet sich nach dem Verlauf der sie umgebenden Straßen. Am Zusammentreffen von Marktstraße und Allerheiligenstraße steht der quadratische Westturm.

Zusammen mit der Kirche wurde ein Kloster und ein Armenhospital erbaut. Die Besiedlung des Klosters erfolgte bereits 1117 durch regulierte Augustiner Chorherren. 1125 bestätigte Erzbischof Adalbert I. die Stiftung.

Als erster Propst des Hospitals wird Meinzo urkundlich 1133 erwähnt. Ab diesem Zeitpunkt treten die Pröpste häufig als Zeugen bei Kaufverträgen und Schenkungen auf.

1217 bestätigt Erzbischof Siegfried II. den Brüdern der Kirche Allerheiligen, welche jetzt Hospital des hl. Augustin genannt wird, das Recht der freien Wahl des Propstes, zu predigen, Kranke zu besuchen, zu beerdigen, Seelsorge zu verrichten und zu taufen.

Da 1210 bis 1217 ein neues Hospital St. Martini auf dem Fischmarkt errichtet wurde, ist das Hospital St. Augustin wahrscheinlich bald eingegangen. 1234 wird es zum letzten Mal urkundlich erwähnt. Vielleicht ist das Hospital mit dem Reglerkloster und der Reglerkirche verlegt worden.

Etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts hat die Allerheiligenkirche ihre Eigenschaft als Kloster und Hospitalkirche verloren. Die Pfarrer wurden nicht mehr aus den regulierten Augustinern gewählt. Ob die Kirche aber bereits 1182 bei der Einteilung der Stadt in Pfarreien zu Pfarrrechten gelangte, ist nicht überliefert.

Während der Wirren der Reformationszeit blieb die Kirche von 1525 bis 1526 geschlossen. Sie verblieb aber ständig im Besitz der katholischen Kirche.

1936 erfolgte die Einführung der Gemeinde in die Dompfarrei.

Die Kirche wird bei dem Stadtbrand von 1222 beschädigt, auch wenn der Umfang der Schäden nicht überliefert ist. Erst 1283 scheinen größere Baumaßnahmen stattgefunden zu haben. Der Bischof Ludolf von Naumburg verleiht hierzu einen Ablass.

1291 zerstört wird der Altar und der Altaraufsatz der Kapelle durch Blitzschlag zerstört. Der große Stadtbrand von 1374 verschont die Kirche, der Brand dehnte sich aber bis unmittelbar zur Kirche. Das benachbarte Haus zum Güldenen Schwanring (Marktstraße 38) wird zerstört.

Auch der verheerende Brand von 1472 verschont das Gotteshaus.

Während der Blitzeinschlag von 1577 keinen größeren Schaden anrichtet, wird am 11. Mai 1870 die Turmspitze durch Blitzschlag zerstört.

Größere Bauarbeiten am Unterbau des Turmhelmes müssen 1628 stattgefunden haben.

1667 wird ein kleiner Anbau an der Nordostecke errichtet.

1724 errichtet Johann Georg Schröter eine Orgel in der Kirche.

1840 hatte der Chor einen geraden Abschluss mit einem spitzbogigen Fenster. Die fenster der Nord- und Südseite des Langhauses hatten z.T. unterschiedliche Höhen. Auch waren noch kleine rechteckige Fenster vorhanden. Das Südportal war zugemauert und das Nordportal geöffnet. Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das Innere der Kirche an Stelle zweier gotischer Spitztonnen flache Decken erhalten.

Bei den großen Baumaßnahmen von 1896 - 1898 wurde der polygonale Chor und Sakristei mit Zwischenbau im Osten angebaut, die spitzbogigen Fenster der Nord- und Südseite erhöht, die rechteckigen Fenster vermauert, das Südportal geöffnet und dafür das Nordportal verschlossen. Im Inneren wurde die Empore und der Sakristeieinbau des südlichen Seitenschiffes entfernt und die Westempore mit Orgel erneuert. Die Grabsteine des Fußbodens der Kirche wurden außerhalb der Kirche auf dem kleinen Friedhof an der Allerheiligenstraße aufgestellt. 1915 bis 1919 erfolgte die Ausmalung des Kircheninneren.


Baubeschreibung
Die Südwand des Langhauses stößt im stumpfen Winkel an den Turm. Die Nordwand läuft schräg nach Nordosten der Allerheiligenstraße entlang und biegt nach etwa 15,5 Metern nach Osten ab. Das Langhaus ist zweischiffig, wobei sich das nördliche Schiff um drei Meter mehr als das südliche ausdehnt. An der Ostseite des nördlichen Schiffes ist eine Apsis und Sakristei mit Zwischenbau angefügt. An die Ostwand des südlichen Seitenschiffes schließt sich ein Profanbau an.

Die Mauern bestehen aus Kalkstein (Bruchstein). Ecken, Fenster, Portale, Sockelschräge und Gesimse aus sind aus Seeberger Sansteinquadern.

Das Langhaus ist ebenso unregelmäßig im Auf- wie im Grundriss. Die Südwand ist höher als die Nordwand und ist nachträglich durch Quader in die Turmwand eingebunden. Die Fenster sind höher als auf der Nordseite. Ein Sockel mit Schräge ist nur am Turm und an der Nordwand des Langhauses vorhanden. Auf der Nordseite befinden sich drei spitzbogige Fenster, von denen das westliche nachträglich nach unten verlängert ist. Ein viertes spitzbogiges Fenster befindet sich in der Nordostwand. Auf der Südseite des Langhauses sind nur drei Fenster vorhanden. Hier ist das östliche Fenster nachträglich verlängert. Die fenster beider Seiten sind in Profilen und Maßwerk gleich. Es sind Formen der Hochgotik aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Ein spitzbogiges Portal findet sich sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite, wovon das nördliche jetzt vermauert ist. Die dicken Birnstabprofile beider Portale setzen auf abgeschrägtem Sockel auf. Das reich profilierte Südportal ist durch das im Vebrand stehende Tympanon mit der Kreuzigungsgruppe zeitlich etwa auf das Jahr 1380 zu legen. Links neben dem Südportal befindet sich eine spitzbogige Nische mit eingesetzten Nasen (Kleeblatt).

Das Dachgesims an der Nord- und Südseite weist gleiche Profilierungen auf: Platte mit Hohlkehle. Das Gesims ist größtenteils erneuert.

Das Langhaus hat ein Satteldach, dessen Westgiebel sich teilweise an den Turm anlehnt. Die Dachfläche der Nordseiteläuft im Osten in ein Pultdach aus. Auf der Mitte des Firstes befindet sich ein Dachreiter mit Glocke. Die barocken Dachgauben wurden wieder entfernt und duch einfache Luken ersetzt.

An das nördliche Seitenschiff ist bei den Umbaumaßnahmen von 1896-1898 eine Apsis über vier Seiten eines Sechsecks angebaut worden. Sie hat zwei nach Osten weisende Fenster. Der ursprünglich gerade Schluss des nördlichen Langhauses hatte ein spitzbogiges, dreigeteiltes und nach Osten ausgerichtetes Fenster mit gleichem Profil und Maßwerk wie an der Nord- und Südwand.

Die Sakristei auf der Nordostseite ist durch einen niedrigen Zwischenbau seit 1898 mit dem nördlichen Seitenschiff verbunden. In dem Bau wurden Reste eines älteren Anbaus verwendet.

Das Langhaus ist durch zwei Pfeiler mit drei spitzbogigen Arkaden in zwei Schiffe geteilt. Die westliche Arkade setzt ohne Konsole an der Wand an, die östliche ruht auf einem Halbpfeiler ohne Kämpfer. Die achteckigen Pfeiler haben einen ebenfalls achteckigen Sockel, der durch eine flache Kahle in den Pfeiler überführt wird. Pfeiler und Kapitelle haben die gleiche Form wie in der Predigerkirche vom fünften Joch an nach Westen und ist daher etwa auf das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts zu datieren.

Die flache Holzdecke mit Rippen auf Konsolen ist an Stelle zweier Spitztonnen im 19. Jahrhundert eingezogen worden. Die runden Öffnungen an der Nord- und Südseite der Decke dienen zur Beleuchtung des Dachbodens, der aus dem vierten geschoß des Turmes betreten werden kann.

Der Chor ist durch zwei Stufen erhöht. Links vom Chro ist der Durchgang zur Sakristei. In der Westwand des nördlichen Schiffes befindet sich ein rechteckiger Zugang aus dem 19. Jahrhundert zur Treppe auf die Empore und den Turm. An der Westwand des südlichen Schiffes findet sich ein großer spitzbogiger Durchgang zur Turmvorhalle.

Der Turm erhebt sich über quadratischem Grundriss ohne Verjüngung bis zu einer Höhe von 36 Metern. Bis zur Helmspitze misst er 53 Meter. Der Turm steht nicht im Verband mit dem Langhaus, seine Westwand bildet die Abschlussmauer für das südliche Seitenschiff. Die Ecken des Turmes sind mit Sandsteinquadern verblendet. Der Sockel mit einfacher Schräge hat verschiedenen Höhen auf der West- und auf der Südseite. Der ehemalige spitzbogige große Durchgang wurde später durch ein Eisengitter abgeschlossen, nachdem im 18. Jahrhundert durch Vermauerung der Rückwand eine Nische entstanden war. Auf einem Kragstein findet sich hier eine Pieta, die um das Jahr 1390 zu datieren ist. Über der Plastik findet sich ein spitzbogiges fenster, dessen Laibung mit Kehle profiliert ist. Das spitzbogige Westportal hat rechteckige Gewände und eine Holztür mit Rocailleschnitzereien (um 1760). Einst befand sich über der Tür ein mit Ziegeln gedecktes vorspringendes Dach.

Der Turm ist durch zwei Kaffgesimse gegliedert. Über dem Dachgesims befindet sich eine Balustrade, die an den vier Ecken steinerne Ausflussröhren aufweist. Die unteren Geschosse haben rechteckige Fenster mit Sandsteinrahmung. Die geschosseinteilung ist von Außen nicht genau nachzuvollziehen. Im Glockengeschoss befinden sich spitzbogige Schallöffnungen mit stark verwittertem zweiteiligen geometrischen Maßwerk aus dem 14. Jahrhundert.

Der Ansatz des Turmhelmes verdeckt die Galerie.

In der Vorhalle des Turmes ist, wahrscheinlich im 18. Jahrhundert, ein Kreuzgratgewölbe eingezogen worden. Der Zugang zum zweiten Geschoss des Turmes erfolgt über eine neuere Steintreppe in einem Anbau an der Nordseite. Dieser Raum hat zwei rechteckige Fenster unter Segmentbogensturz nach Süden und Oste. Das östliche fenster ist vermauert und liegt etwas über dem Fußboden der an der anderen Seite der Mauer grenzenden Orgelempore. Ursache ist, dass das südliche Seitenschiff erst später an den Turm angebaut wurde. Eine Holztreppe im Inneren des Turmes führt bis zum Glockengeschoss und der ehemaligen Türmerwohnung.

Sechs Geschosse sind es bis zur Galerie, darüber befinden sich zwei weitere im Achteck des Helmunterbaus. Die rechteckigen Fenster auf der West- und Südseite des dritten und vierten Geschosses haben im Inneren rudnbogige Stürze und eine abgetreppte Sohlbank.

Die Später eingesetzte spitzbogige Tür auf der Ostseite des vierten Geschosses führt zum Dachboden des Langhauses.

Im fünften Geschoss finden sich wieder Fenster wie in den darunter liegenden Geschossen, jedoch auf allen vier Seiten. Das sechste Geschoss ist das Glockengeschoss mit hölzernem Glockenstuhl. Die vier großen Schalllöcher haben innen abgeschrägte Gewände. Am Westfenster findet sich ein Quader mit der Jahreszahl 1717, der wahrscheinlich von einer Reparaturleistung kündet. Oberhalb der Schalllöcher wird der Turm durch vier, von Außen sichtbare Trompen an den Ecken in ein achteckiges niedrigeres Stockwerk überführt, das den Helm trägt. Auf der Südseite des achten geschosses führt eine Tür zur Galerie. Außen über dem Türsturz findet sich die Inschrift in römischer Kapitale: "WOLF PAVR 1628" mit Meisterzeichen, die wahrscheinlich auf eine Erneuerung des Turmhelmes in jenem Jahr hinweist. An der Westseite findet sich ein stark verwittertes Kreuzigungsrelief.

An der Tür zur Sakristei befindet sich eine kleine, etwa 23 cm hohe Glocke, die einen unteren Durchmesser von 26 cm aufweist und aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Im Turm hängt eine Bronzglocke mit einem Durchmesser von 87 cm, einer Höhe von 81 cm und einem Gewicht von 415 kg. An der Flanke ist die Figur Johannes des Täufers zu sehen sowie ein Kruzifix mit Taube und hebräischer Inschrift "Lobet Gott mit Glocken". Sie wurde 1619 von Melchior Möhring gegossen.

Eine weitere Glocke findet sich im Dachreiter. Sie hat einen unteren Durchmesser von etwa 50 cm und ein Gewicht von 75 kg. Sie wurde 1465 gegossen. Ihre am Hals befindliche Umschrift kann nicht mehr entzifert werden.

siehe auch Ausstattung? und Grabdenkmale?


Zeittafel
1125 - gestiftete Klosterkirche
1222 - durch Stadtbrand zerstört
1283 - Beginn Neuaufbau unter Verwendung vorhandener Reste, Fertigstellung im 14. Jahrhundert
1487 - Fertigstellung des 53 m hohen Turmes; höchster Turm der Innenstadt, diente zeitweilig als Feuerwachturm



allerheiligenkirche.jpg

Siehe auch: Übersicht Kirchen Erfurt