Interviews

The Veils

The Veils

 

16.09.05 - Magnet / Berlin

Interview:  Nicky

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ein sehr erkälteter Finn Andrews sitzt im Magnet und nippt an seiner Wasserflasche, haucht leise und mit angeschlagener, rauher und tiefer Stimme ins Mikrofon, bevor er ein paar Stunden später auf der Bühne sich, seine neuen Bandmitglieder und seine neuen Songs dem Berliner Publikum präsentieren soll.

Soundmag: Ich hoffe, du kannst nachher noch singen.
Finn Andrews: Nein, das sollte schon irgendwie gehen. Im Moment fühle ich mich nur nicht so gut. Eklig. (lacht)

Soundmag: Du spielst heute abend mit den Veils zusammen hier im Berliner Magnet Club. Alle dachten jedoch, dass ihr euch getrennt hättet. Was ist also passiert?
Finn Andrews: Das war vor ungefähr anderthalb Jahren. Wir hatten gerade erst eine drei Monate lange Tour mit den Delays hinter uns gebracht, die heute abend auch wieder mit uns zusammen hier spielen. Die Tour war toll, aber am Ende war alles ziemlich klar. Wir hatten uns damals nur zusammen getan, um ein Album zu machen. Ich war sehr jung, als ich nach London ging. Die meisten Songs hatte ich in Neuseeland geschrieben. Also gründete ich eine Band in London, um diese Songs zu spielen. Als ich diese Songs schrieb, war ich 16 oder 18 und mein Stil oder besser gesagt das, was ich machen wollte, hatte sich rapide verändert. Also entschieden wir, einfach ein Album zu machen und dann weiter zu sehen. Als es dann dazu kam, dass man uns einen Vertrag für ein weiteres Album anbot, wusste ich, dass ich nicht noch einmal so eine Platte aufnehmen wollte. Außerdem hatte ich tierisches Heimweh und seit Monaten nichts mehr geschrieben. Es gab also viele Gründe. Deshalb entschieden wir uns, uns zu trennen und ich ging für ein Jahr zurück nach Neuseeland, um ein neues Album zu schreiben und eine neue Band zu finden.

Soundmag: Und dann bist du wieder zurück nach London gegangen?
Finn Andrews: Ja, dann ging es zurück nach London. Das war vor ca. vier Monaten.

Soundmag: Was machst du in London im Moment? Nimmst du schon dein neues Album auf?
Finn Andrews: Nein. Wir spielen einfach ein paar Gigs. Wir werden erst im November damit anfangen, das neue Album in Los Angeles aufzunehmen.

Soundmag: Wie wird das neue Album denn klingen oder wie möchtest du, dass es klingt, da du von einer Veränderung sprachst?
Finn Andrews: Ich weiß nicht recht. Ich kann das jetzt noch nicht sagen, da wir noch nicht einmal angefangen haben es aufzunehmen. Das erste Album jedoch entstand in einem Zeitraum von drei Jahren. Das Nächste wird also nur einer bestimmten Zeit gewidmet sein, da das erste praktisch nur mein Erwachsenwerden auf einer CD widerspiegelt.

Soundmag: Hat sich denn dein Songwriting in dem letzten Jahr verändert?
Finn Andrews: Ja. Sehr sogar. Das wird auch immer so sein. Zumindest sollte es so sein.

Soundmag: Wann schreibst du Songs?
Finn Andrews: Ich fand es immer einfacher, Songs zu schreiben, wenn ich in Neuseeland bin. Ich weiß nicht warum und ich wünschte es wäre nicht so. Ich kann mich nie daran erinnern, wann ich die Songs schrieb, die ich jetzt am meisten mag. Nur ansatzweise... Hmm...ich glaube, das war nicht die beste Antwort. (lacht)

Soundmag: Also hast du in London nie etwas geschrieben?
Finn Andrews: Nein. Ein paar Songs sind auch dort entstanden. Wenn ich jedoch in London bin, muss ich mich dazu zwingen, etwas zu schreiben. Ich glaube, ich bin in London viel zerstreuter als in Neuseeland. Dort kann ich mich irgendwo einschließen.

Soundmag: Denkst du, dass das etwas mit den Ländern zu tun hat? Sie sind beide so unterschiedlich. London ist hektisch und grau, Neuseeland sehr relaxt und grün.
Finn Andrews: Ja. Zum einen ist es das und zum zweiten sitzen mein Manager und meine Plattenfirma in London. Dort habe ich das Gefühl, mir schaut jeder über die Schulter. In Neuseeland bin ich einfach weit weg von allem und kann schreiben, was ich schreiben will, ohne darüber nachzudenken. Der Druck wird einfach ansteckend, wenn man nicht in der Lage ist, sich selbst einzuschließen und sich von der Außenwelt zu lösen. Das ist zwar nicht sehr gesund, jedoch erscheint es mir als der beste und ehrlichste Weg.

Soundmag: Sind deine Songs alle autobiographisch?
Finn Andrews: Ähm... (denkt sehr lang nach)...yep. Beim ersten Album stand überhaupt nichts zwischen mir und den Songs. Sie waren praktisch Tagebucheinträge, in einer sehr peinlichen Art und Weise. Sie handelten alle von ersten Erfahrungen in vielen Dingen. Ich schreibe immer noch gern so, jedoch fange ich jetzt langsam an, mir auch Geschichten auszudenken. Ich will nicht die ganze Zeit über die Wahrheit singen. Man kann alles viel bunter malen, wenn man so schreibt.

Soundmag: Malen. Das ist ein gutes Stichwort. Malst du noch?
Finn Andrews: Nein. Nicht wirklich. Ich habe meinem Vater eine Geburtstagskarte gemalt. (lacht) Das war das letzte, was ich gemalt habe. Es war ein Dinosaurier mit dem Kopf meines Vaters. (lacht) Er mochte es.

Soundmag: Um zu The Veils zurück zu kommen. Ich sitze hier gerade mit dir allein und du spielst heut Abend mit einer neuen Band. Ist The Veils mehr ein Solo-Projekt?
Finn Andrews: Nein. Ich habe darüber gerade erst nachgedacht. Ich wollte eigentlich das Bild einer neugeformten Band aufbauen, die anderen wollten sich jedoch lieber Berlin anschauen. Für sie ist das alles noch neu. Ich war hier schon ein paar mal. Sophia und ich waren schon früher in einer Band. Und Dave und Al sind Schulfreunde von mir. Sie waren praktisch von Anfang an dabei. Von dem ersten Song, den ich schrieb, bis hin zum ersten Album. Außerdem wollte ich diesmal etwas von zu Hause mit mir nehmen. Also nahm ich meine Freunde mit, die jetzt in meiner Band spielen. Wir verstehen uns einfach, da wir alle vom gleichen Fleck kommen. Das war für mich ein großer Fortschritt, da ich das mit der letzten Band nicht hatte. Ich fühle mich jetzt real.

Soundmag: Wo würdest du jetzt sein, wenn nicht hier?
Finn Andrews: Ich würde schlafen. Es war so schwer für mich, heute morgen aufzustehen wegen meiner ekelhaften Erkältung.

Soundmag: Dann sollten wir wohl Schluss machen.
Finn Andrews: Ist das okay?

Soundmag: Ja. Danke sehr.

Review kommentieren

Neues Thema im Forum

Offizielle Website

www.theveils.com

Alle Interviews

 

 

 

Neue Interviews

 

Neue Reviews

 

Suche in soundmag.de