Interviews

The Dandy Warhols

The Dandy Warhols

 

10.10.05 - Postbahnhof / Berlin

Interview:  Nicky

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ein Hotelzimmer, 10 Uhr morgens und zwei verpennte Kerle, die zufällig Mitglieder der Dandy Warhols sind

Soundmag: Wie geht es dir? Bist du müde?

Peter: Mir geht es ganz gut. Ich glaube, die Anderen hatten zu viel Spaß in Berlin...ähm quatsch...Oslo...ich glaube sie haben nicht geschlafen. Ich erhole mich gerade von einer Magen-Darm-Grippe, die ich genau an dem Tag bekam, an dem wir mit dem Flugzeug einreisen sollten. Mir ging es so schlecht, dass ich noch nicht mal das Flugzeug betreten konnte.

Soundmag: Trinkst du deswegen Tee?

Peter: Ja, anstatt Kaffee. Obwohl ich eigentlich gar nicht viel Kaffee trinke, aber ich hatte letztens eine Tasse und ich war total neben der Spur. Das war einfach zu viel.

Soundmag: Ist es mittlerweile anstrengend für euch, Interviews zu geben oder macht das immer noch Spaß?

Peter: Das hängt wirklich von dem Interviewer ab. Ich glaube, seitdem wir Interviews für diese neue Platte geben, hatte ich bisher nur ein schlechtes Interview. Es war nicht wirklich schlecht, es war nur sehr komisch. Es war ein Telefoninterview nach Tel Aviv. Ich konnte sie nicht richtig verstehen und jedesmal, wenn ich nachgefragt habe, was sie mich gerade gefragt hat, hat sie mich einfach ignoriert und hat weiter geredet. Auf einmal stellte sie mir dann 5 Minuten lange Fragen und ich wusste nicht, worum es überhaupt ging, da ich immer den Anfang verpasste.

Soundmag: Lass uns doch einfach über eure neue Platte reden. Sie heißt „Warlords of Mars“. Woher kommt der Name?

Peter: Die Platte heißt „Odditorium or Warlords of Mars“. Odditorium heißt unser Studio. Courtney schwirrte dieser Name schon seit Ewigkeiten im Kopf herum. Erst wollte er „Thirteen Tales...“ Odditorium nennen, dann wollte er „Monkey House“ Odditorium nennen und dann hat er einfach das Studio so benannt und wir haben jetzt die Platte so genannt. „Warlords of Mars“... das sind ungefähr wir. Ungefähr aber auch nur. Einfach, weil es sich so anfühlt, als würden wir laufend kämpfen um Dinge zu erreichen: in unseren Karrieren, mit der Platte oder was auch immer. Und Portland, wo wir herkommen, liegt ziemlich abgelegen, fast so wie der Mars.

Soundmag: Wie würdest du eure neue Platte beschreiben?

Peter: Ich werde mein Bestes geben, gerade das nicht zu tun.

Soundmag: Aber was ist an ihr anders oder besonders?

Peter: Ich glaube sie unterscheidet sich gar nicht so sehr von unseren anderen Alben. Ich glaube diese Platte ist die perfekte Kombination von all unseren Platten bisher. Es kombiniert Elemente jeder einzelnen Platte und ist somit wie eine Best-of Platte mit neuen Songs.

Soundmag: Ihr klingt jedoch mehr epischer als vorher. Die Songs sind viel länger etc. Es klingt, als wolltet ihr von dem „Bohemian Like You“ Image weg.

Peter: Wir haben nie wirklich versucht uns davon zu entfernen. Bei dieser Platte haben wir einfach nichts versucht. Wir wollten einfach sehen, wie sich die Platte natürlich entwickelt, anstatt uns selbst dazu zu bringen, sie zum Beispiel wie die 80er oder 70er Jahre klingen zu lassen. Wir wollten sehen, was passiert, wenn wir einfach nur spielen. Ganz am Anfang der Platte jamten wir jeden Tag zwei Stunden lang und nahmen das auf. Wir sind das dann einfach alles durchgegangen und haben uns die guten Stücke rausgepickt und versucht, daraus Songs zu machen oder sie einfach auf eine andere Art und Weise zu spielen. Abgesehen davon, dass dieses Platte eine Kombination von Allem ist, was wir tun, repräsentiert sie auch, was wir live machen. Wir ziehen die Songs lang oder experimentieren mit ihnen. Deswegen sind viele Songs auf der Platte auch länger.

Soundmag: Das Album beginnt mit einem Song, der „Colder than the coldest winter was cold“ heißt. Es ist nicht wirklich ein Song. Man hört nur einen Moderator, der eine Geschichte über euch erzählt, die einfach erfunden ist. Wie kam es zu dieser Idee?

Peter: Es fing alles mit einem Interview an, das Courtney und ich gaben. Das ist schon Jahre her. Wir hatten seit Ewigkeiten nichts anderes gemacht, als Interviews zu geben und fingen auf einmal an, mit einem Interviewer rumzualbern und uns einfach Dinge auszudenken. Ich glaube es fing alles damit an, dass sie uns fragte, ob wir Blues mögen würden. Wir antworteten: „Ja natürlich! Bevor wir anfingen Rock’n’Roll zu spielen, versuchten wir uns an Blues. Wir lebten in New Orleans. Wir spielten in den Clubs dort und so weiter“ und sie fing auf einmal an „Oh kennt ihr den Club? Und kennt ihr das?“ Und auf einmal fingen wir an, über alles zu sprechen, was mit Blues zu tun hat. Es war sehr witzig und ich glaube Courtney fing irgendwann an, wieder darüber nachzudenken und entwickelte diese Idee in seinem Kopf. Außerdem bekamen wir Bill Courtis dazu, den Text zu sprechen. Das war sehr cool, denn seine Stimme ist sehr bekannt in Amerika.

Soundmag: Wie lang hat es gedauert, das Album aufzunehmen? Von der ersten Idee bis hin zum letzten Schliff?

Peter: Ungefähr ein Jahr. Das war außerdem ein sehr relaxtes Jahr. Wir haben uns überhaupt nicht unter Druck gesetzt oder gestresst. Nach dem Motto: „Das müssen wir nicht heute tun. Das hat Zeit bis morgen!“

Soundmag: Reflektiert die Platte das in deinen Augen?

Peter: Absolut! Ich kann nicht richtig sagen, inwiefern. Ich glaube, das hängt am meisten mit der Energie zusammen. Es reflektiert eine gute Atmosphäre und das liegt nicht unbedingt an den Songs, sondern an uns. „Monkey House“ hat eine sehr nüchterne und unpersönliche Seite. Für mich spiegelt die Platte keine gute Atmosphäre wider, weil ich weiß, dass ich keinen Spaß hatte, die Platte aufzunehmen. Aber die neue Platte ist gut. Außerdem stehe ich der Platte viel zu nahe, um das beurteilen zu können.

Soundmag: Richtig! Man kann seinen eigenen Rücken nicht beschreiben! Was macht ihr um mal aus dem Studio rauszukommen und euren Kopf freizumachen?

Peter: Wahrscheinlich einfach nur Dinge, die man jeden Tag tut.

Soundmag: Fernsehen?

Peter: Ich versuche nicht fernzusehen. Fernsehen ist bösartig.

(die Tür geht auf und Brad kommt herein)

Soundmag: Guten Morgen!

Brad: Guten Morgen! Ich brauche erst mal was zu trinken! Kaffe oder Tee? Hmm. Peter was hast du?

Peter: Tee! Ignorier ihn einfach! Er wird eine Weile brauchen, bis er sich entschieden hat.

Soundmag: „Everyone is totaly insane“ heißt ein Song auf eurer neuen Platte. Ist das wirklich so? Ist jeder Mensch total verrückt, außer den Dandys?

Peter: Ähm. Vielleicht. Obwohl... Nein. JEDER ist total verrückt. Das hängt auch von der Perspektive ab. Egal wie sehr du es auch versucht, du wirst nie verstehen, warum eine Person auf einmal etwas tut oder nicht. Es gibt so viele bekloppte Leute in dieser Welt, die ich nicht verstehe. Warum tun sie so etwas? Weshalb... Was...

Brad: ...motiviert sie?

Peter: Genau! Macht sie das irgendwie glücklicher? Ich verstehe es einfach nicht. Ich glaube davon handelt der Song jedoch nicht. (lacht) Wahrscheinlich handelt er einfach nur von einem Mädchen. Courtney hat es geschrieben. Ich habe keine Ahnung.

Soundmag: Was habt ihr lieber? Auf Tour zu sein oder im Studio?

Peter: Ich glaube ich liebe das Tourleben mehr. Ich würde dann gern an den freien Tagen zwischendurch ins Studio gehen.

Brad: Das ist doch mal eine Idee. (Gelächter)

Soundmag: Was gefällt dir am Touren?

Peter: Das Reisen. Die verschiedenen Orte, die wir sehen und die Leute die wir treffen. Berlin z.B. ist toll und ich wünschte, wir hätten irgendwann mal mehr Zeit es zu sehen, als nur ein paar Stunden. Wenn man all die Stunden zusammenrechnet, die wir in Berlin in den letzten Jahren verbracht haben, dann sind das wahrscheinlich nur zwei Tage, die herauskommen. Das ist überhaupt nicht viel! Obwohl, warte mal Brad. Das letzte Mal, als wir hier waren, hatten wir schon mehr Zeit, oder?

Brad: Ja, wir hatten einen ganzen freien Tag! Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich aufgewacht bin und niemanden finden konnte. Dann fing ich einfach an, loszulaufen. Und dann fand ich irgendwann einen riesigen Eimer voller Korken. Weinkorken. Ich habe ein Foto davon gemacht. Jedesmal, wenn ich das Foto sehe....oh Gott....(Gelächter)

Soundmag: Seid ihr jemals gelangweilt davon, eure eigenen Songs zu spielen? Z.B: „Bohemian Like You“, nachdem es tausend mal im Fernsehen und im Radio zu sehen und zu hören war?

Brad: Davon haben wir gar nichts mitbekommen. Wir haben „Bohemian Like You“ genau so oft wie jeden anderen Song gespielt. Außerdem ist es jedes Mal etwas Anderes. Wir spielen den Song auf eine andere Art und Weise, das Publikum ist immer verschieden, der Raum auch.

Peter: Vor Jahren war ich es leid, „Junky“ zu spielen. Dann ist irgendwas passiert und jetzt ist alles okay. Es ist doch einfach nur ein weiterer Song.

Brad: Ja manchmal verlassen dich die Songs, aber sie kommen immer wieder zurück zu dir.

Soundmag: Was würdet ihr tun, wenn ihr morgen früh aufwachen würdet und nicht mehr hören könntet?

Brad: Jesus!

Peter: Von einer Brücke springen.

Brad: Ja wahrscheinlich!

Peter: Naaa. Ich würde wahrscheinlich wieder anfangen zu malen aber ich wäre sowas von grottenschlecht!

Brad: Ich würde wahrscheinlich chronisch selbstmörderisch werden und einfach alle Risiken eingehen.

Soundmag: Was würdet ihr dann als einen guten Tag bezeichnen?

Brad: Wenn es regnet, würde ich rumsitzen, einen Film schauen, einen Song aufnehmen... einfach den ganzen Tag im Bett bleiben. Wenn es sonnig ist, würde ich auf meiner Terrasse sitzen, würde Grünes rauchen und meinen Ghettoblaster anschmeißen.

Peter: Ich würde einfach mit meiner Frau rumhängen.

Soundmag: Eure Lieblingsplatten im Moment?

Peter: „Howl“ von Black Rebel Motorcycle Club. Die neue Warlocks. Eine Band aus Norwegen, deren Name mir gerade nicht einfällt.

Brad: Ich bin total süchtig nach The Shins. Chutes Too Narrow. Ich bin absolut und hoffnungslos verfallen!

Soundmag: Geschafft! Danke sehr!

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www.dandywarhols.com

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