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Kings Of Convenience

Kings Of Convenience

 

13.08.04 - Passionskirche / Berlin

Interview:  Alice

Foto: Pressefoto

 

 

 

Einen Tag nach dem heißen Konzert der Kings Of Convenience in der Berliner Passionskirche mit der wunderbaren Lesley Feist im Vorprogramm (heiß: Temperatur so um 40°C…), treffe ich einen der Könige im Kreuzberger Labels-Büro.


Soundmag: Als Erstes - danke für euer zweites Album „Riot On An Empty Street“. War es eigentlich unklar, ob es ein zweites geben würde ?

Eirik Glambek Boe: Manchmal ist es eben sehr wichtig, die Menschen warten zu lassen (lacht). Wir haben allerdings von Anfang an geplant, ein zweites Album zu machen. Als wir das erste Album „Quiet Is A New Loud“ aufnahmen, gab es einige Songs, von denen wir wussten, dass sie erst auf dem nächsten erscheinen werden. Der Grund dafür, dass es so lange gedauert hat, war die Tatsache, dass ich nach unserer ersten Platte anderes vorhatte, als durch die Welt zu reisen und Interviews zu geben. Mein Ziel war das Psychologiestudium-Diplom und dann die Arbeit mit meinen Patienten. Ich konnte und wollte die angefangenen Therapie-Fälle nicht einfach so aufgeben.

Soundmag: Dann arbeitest du jetzt hauptsächlich als Psychotherapeut ?

EGB: In den letzten drei Jahren war ich tagsüber Psychologiestudent und Therapeut, abends habe ich Gitarre gespielt und Songs geschrieben und in den Ferien besuchte ich Erlend in Berlin, oder Erlend mich in Norwegen, um gemeinsam neue Songs zu schreiben. Im Moment ist es aber so, dass ich mich durch die Tour mit dem Studium und der Therapie nicht beschäftigen kann.

Soundmag: Und was ist mit deinen Patienten ?

EGB: Alle geheilt (lacht).

Soundmag: Warst du enttäuscht als Erlend anfing elektronische Musik zu machen ?

EGB: Nein, es war eine sehr gute Idee. Er hatte mehr Lust, durch die Welt zu reisen und mit neuen Musikstilen zu experimentieren. Ich bin sehr glücklich, dass sich alles so entwickelt hat. Wir haben beide für uns die jeweils richtige Entscheidung getroffen, somit war das erneute Zusammenkommen, um das neue Album aufzunehmen völlig unkompliziert.

Soundmag: Es hört sich ein bisschen nach einer Art „Luftholen“ an, wie in einer Beziehung.

EGB: Ja, das stimmt, ich denke wir haben die Zeit ohne einander sehr gebraucht, um wieder besser zusammen arbeiten zu können. Musik zu machen und Songs zu schreiben ist eine sehr intime Angelegenheit. Man kommt sich dabei sehr nahe. Ich befürchte, wären wir ständig zusammen und würden im gleichen Land leben, dann hätten wir es gar nicht geschafft.

Soundmag: Wie sieht eure Zusammenarbeit eigentlich aus? Gibt es eine Aufteilung in „Eirik-Songs“ und „Erlend-Songs“ ?

EGB: Nein, eigentlich arbeiten wir beide sehr eng zusammen. Die meisten Songs beziehen sich auf Erfahrungen und Geschichten aus Erlends und aus meinem Leben. Das heißt, der eine hat etwas zu erzählen und der andere hilft ihm bei dem endgültigen Ergebnis: dem Text, der Songstruktur usw. So bezieht sich jedes der Lieder entweder auf eine Geschichte über Erlend oder über mich.

Soundmag: Gibt es Unterschiede in Bezug auf die Entstehung von „Quiet Is A New Loud“ und „Riot On An Empty Street“ ?

EGB: Bei der ersten Platte haben wir eindeutig mehr Zeit zusammen verbracht. Bei der zweiten war es allein deshalb nicht möglich, dass Erlend mit seinen eigenen Projekten beschäftigt war. (Zwei Alben: „Unrest“ und „DJ Kicks“). So konnte ich mich besser konzentrieren, ohne dass mich Erlend mit seinen verrückten Ideen gestört hat (lacht).

Soundmag: Wie hat die Arbeit an dem zweiten Album mit der räumlichen Entfernung funktioniert ?

EGB: Es ging. Manchmal habe ich Erlend angerufen und habe ihm einen Song am Telefon vorgespielt. So war es z.B. mit dem Lied „Know-How“. Ich habe ihn an seinem Geburtstag angerufen, den Song vorgespielt und als er fertig war hörte ich plötzlich ungefähr zwanzig Menschen applaudieren und schreien. Es war nämlich seine Geburtstagsparty und er hat das Mikro an den Hörer gehalten, was ich aber nicht wusste.

Soundmag: Das Album „Quiet Is A New Loud“ hört sich eher an wie eine Platte aus den 60ern und das neue scheint einen neuen Style zu haben. Würdest du mir da zustimmen ?

EGB: Vielleicht meinst du die Tatsache, dass wir das erste Album analog aufgenommen haben, so dass es sich eher klassisch anhört. Bei dem neuen haben wir mehr mit High Fidelity Aufnahmen gearbeitet. Dass wir unseren neuen Stil gefunden haben sollten, würde ich nicht sagen. Es ist eine kontinuierliche Fortsetzung dessen, was wir bis jetzt gemacht haben, natürlich mit dem offenen Blick auf neue Möglichkeiten. Ob analog oder digital, was die Songs betrifft, macht es, glaube ich, keinen großen Unterschied. Die digitalen Aufnahmen haben uns jedenfalls mehr Freiheit und Gelassenheit gegeben, weil wir wussten, dass die Fehler jederzeit problemlos korrigiert werden konnten. Wenn du auf Band aufnimmst und stolperst, musst den ganzen Song noch mal von Anfang an spielen. Es war auf jeden Fall relaxter.

Soundmag: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Lesley Feist ?

EGB: Wir haben sie in Berlin getroffen, im White Trash. Es war im Dezember 2002. Sie sang in einem kleinen Raum vor ca. zwanzig Leuten, begleitet von Gonzales uns seiner Melodika. Ich habe mir danach ihre Demos immer und immer wieder angehört und ihre Musik wurde zu meiner Lieblingsmusik. Ein Traum wurde war, als sie dann zu uns wegen der gemeinsamen Aufnahmen ins Studio kam.

Soundmag: Die Musik, die ihr macht - ist es eher Singer-Songwriting oder eher Pop, oder…?

EGB: Du willst einen Namen dafür? Wir nennen es Acustic Pop Musik. Es war von Anfang an unser Ziel, Pop-Musik zu machen, die viele Menschen gerne hören, die aber nur auf reinen, akustischen Sounds basiert. Mit dem Focus auf klaren Melodien, Lyrics und Stimmen. „Catchy“ Songs, die gerne gehört werden.

Soundmag: Und wie kamt ihr darauf, zweistimmig zu singen ?

EGB: Es war ein Zufall. Irgendwann haben wir einfach festgestellt, dass es uns liegt und dass wir es können. Außer dem hatten wir Freunde in Bergen (ihre Heimatstadt in Norwegen), die in ihrer Band „Poor Rich Ones“ zweistimmig gesungen haben. Sie waren drei Jahre älter als wir und schon bekannter in der lokalen Bergen-Musikszene. Sie haben uns inspiriert.

Soundmag: Gibt es sonst noch Inspirationen durch andere Bands ?

EGB: Wenn, dann vielleicht Stereolab, The Sea And Cake, Red House Painters...

Soundmag: Auf beiden Covern eurer Alben seid ihr, du und Erlend, mit einer sehr schönen Frau zu sehen. Ist das dieselbe Frau? Hat die Konstellation, die Böses ahnen lässt, eine Bedeutung für euch ?

EGB: Ja, es ist dieselbe Frau. Diese Konstellation ist natürlich eine klassische Konfliktsituation: Zwei Typen und ein Mädchen. Es ist eine Anspielung auf eines der Werke des norwegischen Malers Edvard Munch. Es heißt „Eifersucht“ und stellt einen Mann im Vordergrund mit einem Pärchen im Hintergrund dar. Die Frau auf dem Cover von ist meine Freundin und sie überlegt sich gerade, ob Erlend nicht doch der bessere Mann für sie wäre (lacht).

Soundmag: Sieht so aus, du solltest vorsichtig sein…

Soundmag: Habt ihr eigentlich mit eurem Erfolg gerechnet als ihr das erste Album herausgebracht habt?

EGB: Es hat uns schon ziemlich überrascht, wie viel Aufmerksamkeit dem ersten Album entgegengebracht wurde. Natürlich denke ich nicht, wir hätten den Erfolg nicht verdient, schließlich haben wir dafür ziemlich hart und ernsthaft gearbeitet. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass diese merkwürdige Musik so vielen Menschen gefallen könnte.

Soundmag: Warum ist der Song „Riot On An Empty Street“ nicht auf dem neuen Album, obwohl das Album so heißt und ihr diesen Song bereits während des Konzerts in Berlin 2001 gesungen habt ?

EGB: Wir waren ganz einfach mit den Aufnahmen zu diesem Song nicht besonders zufrieden. Also werden wir ihn noch mal aufnehmen müssen.

Soundmag: Vielleicht für das dritte Album ?

EGB: Genau, vielleicht für das dritte.

Soundmag: Von wem ist eigentlich das wunderbare Lied „A Most Peculiar Man“, dass Erlend gestern solo gesungen hat ?

EGB: Es ist von Paul Simon. Oder von beiden, Simon & Garfunkel. Aber du würdest es nicht wieder erkennen. Im Original ist es viel schneller, viel folkiger. Ich weiß aber nicht mehr genau von welchem Album.

Soundmag: Vielen Dank.

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