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17.11.05 - Magnet / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Mathias

 

 

 

Es ist 18:00 Uhr, wir befinden uns im Backstage-Raum des Berliner Magnet Clubs, in dem in wenigen Stunden Maritime spielen werden. Die Band stellt ihr zweites Album "We, the Vehicles" einem, bereits vor dem Konzert, dankbaren Publikum vor. Sänger Davey von Bohlen sitzt bestens gelaunt, mit einem Bier in der Hand neben mir.

Davey: Diese ganzen Raucher hier. Bei uns in der Band gibt es keine Raucher. Wir sind ein sehr "sauberer" Haufen Jungs.

Soundmag: Es ist jetzt ein Jahr her, als ihr das letzte Mal mit eurem ersten Album, das ich leider noch nie gehört habe, hier wart. Ihr wurdet mit den Housemartins verglichen, davon ist aber nicht mehr viel übrig geblieben. Was hat sich verändert?

Davey: Wir versuchen bei jeder Platte anders zu klingen, immer die selbe Platte zu machen, das wäre keine Musik, das wäre keine Kunst, das wäre - ich weiß nicht, das wäre total langweilig. Wir nehmen jede Chance wahr, etwas zu verändern. Wir machen alle schon sehr lange Musik, aber wir sind immer noch eine neue Band, also ändern wir uns immer noch ziemlich schnell. Etwas zu ändern ist gut, man wird besser, man wird smarter.

Soundmag: Es ist leicht zu sagen, dass man seinen Stil immer wieder ausbaut und verbessert, aber es ist nicht unbedingt leicht, es auch wirklich umzusetzen.

Davey: Ich denke, wir haben noch nie ein Album gemacht, das wie eine anderes klingt. Musik steht für sich, sie entwickelt sich von allein. Wir sind nur dazu da, Geräusche zu machen, dazu da, die Musik zu "verstärken". Wir spielen lange genug zusammen und unsere Musik geht in eine Richtung, der wir verfolgen. Das war nie besonders schwierig.

Soundmag: Etwas muss sich verändert haben - ihr habt ja Eric dabei, der beim ersten Album nicht dabei war.

Davey: Ja, da waren nur Dan und ich. Wir machten die Basics und haben dann Stück für Stück aufgebaut. Jetzt konnten wir die Songs mit allen Instrumenten zusammen schreiben und sie so aufnehmen. Das macht den ganzen Sound organischer. Wir haben alle Musiker zur gleichen Zeit. Vorher war es so, dass man eine Spur, eine Idee hatte und dann darauf reagiert hatte.

Soundmag: Ich habe gehört, dass du in der Zwischenzeit Vater geworden bist.

Davey: Ich bin Vater geworden, ja. (strahlt) Ich bin seit 3 Jahren verheiratet und mein Sohn wurde am Ende der letzten Tour geboren. Ich war in Kassel, als er geboren wurde. Ich wünschte ich wäre dabei gewesen, aber er kam auch früher als geplant. Ich wurde nach dem Konzert in Kassel, auf dem Weg ins Hotel angerufen. Es hätte 24 Stunden gebraucht, um nach Hause zu kommen.

Soundmag: Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Musiker nicht heiraten und Kinder bekommen sollen. Hat dein Sohn und deine Ehe deine Musik verändert?

Davey: Ich bin sicher, dass es so ist. Ich kann dir nur nicht sagen, wie. Ich bin immer noch ich selbst, ich mache immer noch Musik, und Dinge die sich in deinem Leben ändern, ändern auch deine Musik, das ist bei jedem so.

Soundmag: Gibt es deiner Musik etwas Positives?

Davey: Ich bin nicht sicher.Das Einzige was ich wirklich sehen kann ist, dass die Zeit zum Musik machen weniger wird. Also nimmst du dir vor, sie nicht zu verschwenden, wir nehmen das Musikmachen ernster. Es ist wirklich schwer zu sagen. Man braucht einen Freund, der das einschätzt: Hey Mann, du gehst den falschen Weg, oder den richtigen Weg. Mein Sohn ist dabei, wenn ich Musik mache. Auch wenn er nicht dabei ist, liegt sein Zeug rum und das gibt mir das Gefühl, er wäre dabei. Also Ja und Nein oder Ja und ich weiß nicht.

Soundmag: Es passiert gerade ziemlich viel in Deutschland. Ihr habt euer Label hier und seid auf zwei Soundtracks deutscher Filme.

Davey: "Grand Hotel" hat uns geholfen all diese Dinge zu machen. Wir sind sehr froh darüber. Es ist ziemlich toll hier, die Arbeit mit dem Label und unsere Fans, wobei das Wort Fans falsch ist - also die Leute, die zu unserer Show kommen.

Soundmag: Manche Songs auf "We, the Vehicles" erinnern mich an "Postal Service", aber es ist schwer, euch in eine Kategorie zu packen. Stell dir mal vor, du müsstest ein Festival planen in dem mit euch vier weitere Bands spielen. Du entscheidest danach, welche vier Bands am besten zu euch passen.

Davey: Musikalisch?

Soundmag: Vom mir aus auch vier Bands, mit denen ihr menschlich zusammen passen würdet.

Davey: Ich weiß nicht genau wie wir klingen. Also bin ich jetzt schon stolz, sagen zu können, dass ich einen schlechten Job damit machen werde. Ok, musikalisch: "Ted Leo and the Pharmacists", "Super Furry Animals", "Kings of Convenience" und "Kettcar".

Soundmag: Fast alles europäische Bands.

Davey: Es gibt zur Zeit viel gute Musik in Europa. Eine Menge von der Musik die man amerikanische Musik nennt ist schrecklich. Wenn ich ein Festival machen müsste, mit den Bands, mit denen ich persönlich gern spielen würde, dann würden "Jimmy Eat World", "Make Believe", "O N", (Anmerkung d.R.: Ich habe keine Ahnung was Davey mit "O N" meint. Wer ´ne Ahnung hat, welche Band er meint, soll mir bitte schreiben. Danke.) und "The Eternals" spielen. Das wären alles Amerikaner.(lacht) Mit "Jimmy Eat World" sind wir schon ewig befreundet.

Soundmag: "We, the Vehicles" kling äußerst gut produziert, sehr durchsichtig. Hattet ihr einen besonderen Produzenten?

Davey: Wir haben sie zu Hause aufgenommen, in einem Studio von einem Freund. Wir machten alles gemeinsam - wir und Chris, der es produzierte, aber es gab keinen, der alles "überwachte". Ich bin sehr froh darüber und hätte nie gedacht, dass es so schön wird. Bei der letzten Platte haben wir viel "aufgebaut", vieles klein gehalten. Melodien und Rhythmen waren das Wichtigste.

Soundmag: Hast du eine Idee, wie das vierte Album klingen wird?

Davey: Na ja, ich weiß, dass es eh wieder anders als ich dachte klingen wird. Ich will nur eines ändern. Ich will aufhören, die Songideen mit der Akustik-Gitarre anzubringen. Ich will versuchen, Ideen mit dem Klavier oder dem Bass zu beginnen. Das habe ich vor. Wir haben bereits vier Songs so gemacht und sind recht begeistert davon. Die Idee, anders an Songs heran zu gehen, ist eine sehr gute, wenn man sich entwickeln will. Wenn man eine andere Sprache lernen will, ist es das Beste, in ein anderes Land zu gehen - das ist genau das selbe mit der Musik. Ich weiß nur noch nicht, ob ich all die Instrumente, auf denen ich was entwickeln möchte, spielen kann. Aber das macht es gerade aus. Ich kümmere mich überhaupt nicht um Erfolg oder so. Wenn Erfolg dabei raus kommt- fantastisch, aber ich bin Musiker und ich will besser werden. Das ist das, was wir tun, ganz simpel.

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