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Test Icicles

Test Icicles

 

16.12.05 - Magnet / Berlin

Interview:  Jessica

Foto: Pressefoto

 

 

 

Raaaary Decihells, DevMetal und Sam E Danger, bei den selbst auferlegten Namen konnte ich mir schon vorstellen wie das Interview ungefähr ablaufen würde. Naive Gedanken, wie sich danach herausstellte. Nur eines bewahrheitete sich tatsächlich: bloß nicht ernst nehmen! Sehr lustig war es aber allemal mit Rory und Sam im Backstage des Magnet-Clubs, kurz vor ihrem Auftritt.

Soundmag: Ihr seid drei in der Band, wo ist Devonté?

Rory: Ja, Dev! Der ist irgendwo unten, glaub ich. Keine Ahnung wo der sich schon wieder rumtreibt.

Soundmag: Wie geht’s euch?

Rory: Ganz gut, ich bin ziemlich müde, hatte gestern nicht viel Schlaf.

Soundmag: Wo wart ihr gestern?

Rory: Zu Hause.

Soundmag: Ist das euer erster Auftritt außerhalb Großbritanniens?

Rory: Wir waren jetzt schon zweimal in Europa unterwegs und haben fünf oder sechs Shows gespielt.

Soundmag: Ich habe nirgendwo eine Tourhistory gefunden...

Rory: Stimmt, so was sollten wir mal machen.

Soundmag: Ihr tourt nächstes Jahr im Januar und Februar in eurer Heimat. Habt ihr noch anderes geplant für 2006?

Rory: Ja, an die Konzerte im UK schließt sich die nächste Tour durch Europa an. Nach Amerika gehen wir im März. Keine Ahnung, was wir im April machen. Ich glaube, da ist nichts weiter geplant.

Soundmag: Ich habe mehrmals gelesen, dass Auftritte mies waren, weil ihr keine Zeit für den Soundcheck oder ein Warm-Up hattet.

Rory: Ja, da gab es schon ein paar. Gruselig waren die.

Soundmag: Und wie sieht es heute aus?

Rory: Ja ja, heute hatten wir Soundcheck. Das wird schon. Ich glaube heute Abend wird es ganz gut.

Soundmag: Na dann bin ich ja mal gespannt.

Rory: Es kommt eben immer darauf an, wo wir spielen und unter welchen Voraussetzungen.

Soundmag: Tauscht ihr auf der Bühne untereinander die Instrumente? Es werden ja viele Geschichten erzählt über euer Bühnenverhalten. Klärt mich auf.

Sam: Ich spiele Keyboard.

Rory: Ich Bass.

Sam: Dev spielt Gitarre und singen tun wir alle. Jeder darf mal.

Rory: Eigentlich machen wir drei ein bisschen von allem. Aber es gibt bei uns keine drei Gitarren.

Soundmag: Ihr hattet ja nicht nur Anfragen von Domino, sondern auch von Virgin und anderen großen Namen. Was war eure Entscheidungshilfe?

Rory: Das sind schreckliche Leute da.

Sam: Die von Domino?

Rory: Ja, deshalb haben wir bei denen unterschrieben.

Soundmag: Weil sie so schrecklich sind?

Rory: Naja... (lacht)

Sam: Nein, sind sie nicht. Aber ich weiß nicht...

Rory: Die Leute bei Virgin waren schrecklich. Dann gab es noch ein Label das hieß Six, Seven, Nine – die waren einfach nur zu langsam. Sooo langsam. Viele langsame und unfreundliche Leute gibt es bei den Labels. Man man man...

Sam: Die wollten nur das Geld!

Rory: Domino hat im Grunde nur das ganze Geld von Franz Ferdinand genommen und es uns zur Verfügung gestellt.

Soundmag: Jemand von euch hat doch mal gesagt: „Wir wären gerne Franz Ferdinand“.

Rory: Pah! (lacht) Das wusste ich ja noch gar nicht. Das war bestimmt Dev!

Sam: Ja, höchstwahrscheinlich sogar.

Soundmag: Dabei ging es um die ganzen neuen Post-Punk und New-Wave Bands aus London.

Rory: Oh, Dev!

Sam: Aber wir haben schon deren ganzes Geld, das reicht.

Rory: Und wir sind befreundet mit ihnen. Wir sind sozusagen Franz’s Friends!

Soundmag: Die sind ja genauso wie The Kills, Arctic Monkeys und Four Tet auf dem selben Label wie ihr. Habt ihr schon mal die eine oder andere Band getroffen?

Sam: Arctic wer? Wer sind die? Aber ich habe Franz Ferdinand mal getroffen, und zwar den Sänger. Er kann sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern, aber es ist wahr. (Gelächter) Ja, das ist schon verdammt lange her.

Rory: Als er noch ein Niemand war.

Sam: Und als ich noch ein Niemand war. Lange bevor ich wusste, dass er mir so ziemlich...

Rory:...sein ganzes Geld geben würde.

Sam: Ja, sein GANZES GELD! (Gelächter) Er war wirklich nett. Ich habe ihn beim Hochzeitsempfang des Schlagzeugers in London getroffen. (Gelächter) Ja, wirklich!

Rory: Eine Freundin von uns hat mit ihm rumgemacht.

Sam: Genau, eine Freundin von uns hat Kokain genommen und zwar auf einem großen Löffel in der Damentoilette, bei der After-Show Party. Er hat sie löffelweise mit Kokain gefüttert. Sie war da gerade mal 18 Jahre alt. Dann haben sie sich geküsst, weiter ist aber nichts passiert. Und jetzt wo er erfahren wird, dass sie eine Freundin von uns ist, will er bestimmt all sein Geld zurück. (Gelächter) Und wer sind diese Monkey-Dinger?

Rory: Das sind alles Affen.

Soundmag: Der Sänger ist auf Platz 1 der NME Cool List.

Rory: Was wirklich? Wo bin ich auf der Liste? Alle sind auf dieser Liste. Bin ich denn nicht cool?

Sam: Verdammt! Dabei wollte ich doch immer cool sein. (Sam Merrann Nr.37 Anm. d. Red.)

Rory: Ich versuche zur Zeit nicht cool zu sein. Ich versuche mich eher darin, so uncool wie möglich auszusehen.

Sam: Ich glaube, dass wenn du auf dieser Liste bist ist das definitiv ein Indiz dafür, wie uncool du bist. Heißt also, dass derjenige auf Platz 1 wohlmöglich im wahren Leben die uncoolste Person ist, die man treffen kann.
Aber ich glaube, dass er [Alex Turner] gut aussieht, zumindest tut er das auf den Fotos die ich bisher gesehen habe. Er hat etwas besonderes an sich, etwas was jeder richtige Mann haben sollte. Ja, ich denke er sieht gut aus.

Soundmag: Die Band hat ja auch eine Menge Erfolg.

Sam: Wirklich? Dann bin ich ja froh, dass er auf Platz 1 ist.

Rory: Ich habe gehört, dass er Pickel im Gesicht hat, aber er soll in Unterhosen ziemlich gut aussehen. (Gelächter)

Soundmag: Tatsächlich...

Rory: Ja, alle Mädels lieben ihn. Er ist cool!

Soundmag: Seid ihr eigentlich Teil dieser Londoner Szene? Bei Andrew Kendall (bekannter Musikfotograf in London Anm. d. Red.) taucht ihr ja nicht auf.


Rory: Ich kenne den gar nicht.

Soundmag: Das ist der Fotograf, der alle Bands von Bloc Party über The Others bis hin zu Yeti schon mal fotografiert hat.

Rory: Wir haben mit solchen Bands nichts zu tun. Aber The Rakes sind toll, die sind wirklich nett. Aber wir sind einfach nicht wie die. Wir zählen uns selbst also nicht zu dieser Szene. Wir sind zwar alle jung, aber das war es dann auch schon. Diesen ganzen Libertines-Kram habe ich eh nie verstanden.

Sam: Wir machen Geld indem wir uns einen großen Scherz mit der Musik erlauben.
Das ist schon mal etwas was uns von den ganzen Bands unterscheidet.

Soundmag: Ihr nehmt eure Musik also nicht allzu ernst? Hauptsache es macht Spaß?

Sam: Ich würde nicht sagen, dass es Spaß macht. Wir versuchen nur abzustauben und soviel Geld wie möglich zu machen. Wir haben gesehen wie The Others es getan haben, wir haben gesehen wie The Libertines es getan haben. Jetzt sind wir an der Reihe! Gebt mir Geld! (Gelächter)

Soundmag: Ihr habt jeder viele Nebenprojekte und beschränkt euch nicht nur auf die Test Icicles. Habt ihr die jetzt erst einmal auf Eis gelegt?

Rory: Ich habe meine Projekte alle aufgegeben. Zum Ausgleich spiele ich jetzt Tennis. (Gelächter)

Soundmag: Anstatt mit anderen Bands Musik zu machen?

Rory: Es ist ja fast wie bei einer Gitarre, nur anders herum. (gestikuliert wild) Ich liebe Tennis!

Sam: Ich arbeite gerade an einem Hip Hop Album mit Regina Spector. (Gelächter) Das wird ein New Yorker, russisch, australisches Ding.

Rory: Russ-tralisch (Gelächter)

Soundmag: Habt ihr alle noch „richtige“ Jobs? Oder könnt ihr ganz von eurer Musik leben?

Rory: Nein, wir hatten eh nie welche, also keine richtigen Jobs. Niemand würde uns jemals einstellen. Wir hatten kurzzeitig Jobs, wurden aber gefeuert, weil wir nicht erschienen oder zu spät kamen. Dann haben wir Bands gegründet, weil wir nichts anderes zu tun hatten.

Soundmag: Wer hat das Artwork für euer Cover entworfen?

Sam: Der Kendall Typ zusammen mit Regina Spector. Sie haben die Single und das Album gestaltet. (extrem lautes Gelächter) Wirklich, das ist kein Witz.

Rory: Nein, ich war das bzw. wir waren das. Wir hatten diesen Typen der alles fotografiert hat, aber ich hab das Logo kreiert (zeigt auf den Test Icicles Schriftzug). Wir haben dann einen Haufen Schrott genommen, ihn in die Mitte von Sams Zimmers geschmissen und ein Foto davon gemacht.

Soundmag: Nettes Zimmer hast du da.

Sam: Oh ja. Aber da sieht es noch ganz aufgeräumt aus.

Soundmag: Was wird die nächste Single sein?

Rory: „All you need is sharks“ wird sie heißen. Es ist also eine Kombination aus zwei Songs, “All you need is blood” und “sharks”.

Sam: Du kennst doch die Hip Hop Videos, da haben sie... (Gelächter) Was? Diesmal mache ich keinen Witz. Die Videos gehen so „oh oh“ und dann wechselt es auf einmal zu einem anderen Song über. Das wird so wie bei Missy Elliot.

Soundmag: Was sagen eure Eltern eigentlich zu eurer Band?

Rory: Mein Vater ist neidisch. Er wäre viel lieber in dieser Band als ich. Er wollte schon immer in einer Band spielen, seit dem er ein Kind ist. Aufnehmen, Platten veröffentlichen, auf Tour gehen, stattdessen sortiert er Metall in einer Fabrik um über die Runden zu kommen.

Sam: Mein Vater hat mich zweimal angerufen, aber ich habe ihn ignoriert. Ich rede nicht mehr mit ihm. Er ist Künstler, ein mittelloser Maler. Ich glaube, er ist nicht der Richtige um mir Karriere-Tipps zu geben.

Soundmag: Ich habe von einer anderen Band gehört, die ebenfalls Testicicles heißen.

Sam: Ja, die sind aus Kanada.

Rory: Du bist die erste Person, die das je mir gegenüber erwähnt hat. Ich bin beeindruckt!

Sam: Einen Monat bevor wir uns so genannt haben, haben wir Test Icicles gegoogled und diese Band war das Erste was erschien.

Soundmag: Was machen die für Musik? Kennt ihr etwas von denen?

Rory: Höchstwahrscheinlich richtig gute, die sehen wirklich gut aus. Es tut mir Leid, wenn wir ihren Namen gestohlen haben. Wenn sie das hier lesen sollten: Ihr könnt ihn bald wieder haben.

Soundmag: Wer war der jenige von euch, der meinte Slipknot hätte sein Leben verändert?

Beide: Dev!

Rory: Er hat mal in Amerika gelebt, in einem großen Haus bei L.A. Er bekam gute Noten in der Schule und wollte Arzt werden. Und dann hat er angefangen Slipknot zu hören...

Sam: Und ist es nicht witzig, dass Kentucky Fried Chicken oder Burger King, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau, diese Werbekampagne hatten, in der diese Band auftrat die ähnliche Masken tragen wie Slipknot und ähnliche Musik machen.

Soundmag: Na schönen Dank! Slipknot Musik zur Anpreisung des neuen Chicken-Burgers.

Sam: Kentucky Fried Slipknot, das ist ein guter Name für eine Band!

Rory: Du bist verrückt!

Soundmag: Kennt ihr eine der Bands die heute Abend ebenfalls spielen? Muff Potter und Bolzplatz Heroes...

Rory: Nein.

Soundmag: Beide sind aus Deutschland, aber nicht so mein Geschmack.

Rory: Nein? Ich werde sie mir trotzdem mal anschauen. Muff Potter, ich mag den Namen. Hat der was zu bedeuten? Klingt auf jeden Fall lustig.

Soundmag: Seid ihr nüchtern, wenn ihr auf die Bühne geht?

Sam: Ich glaube nicht, dass ich heute Abend nüchtern sein werde. Ich bin mir gar nicht sicher, aber ich glaube ich war die letzten vier, fünf Monate auf der Bühne nicht mehr nüchtern. Betrunken ein Konzert zu spielen ist einfacher. Außer einmal in Wales, kannst du dich noch erinnern? Da konnte ich mich nicht betrinken, weil ich wirklich krank war.

Rory: Ich trinke oft zu viel. Wenn ich auf die Bühne gehe bin ich eigentlich noch nicht betrunken, weil ich nicht so schnell trinken kann. Aber später dann, bin ich richtig voll und fühle mich schrecklich am nächsten Tag. Das macht den Auftritt am Folgetag natürlich auch nicht einfacher. Ich sollte aufhören zu trinken. (nimmt einen Schluck aus der Bierflasche / ohrenbetäubendes Gelächter)

Soundmag: Was macht ihr heute Abend nach dem Konzert?

Rory: Wir bleiben hier. Ein paar Freunde von uns sind heute Abend hier. Ich hoffe nur, die mögen mich noch. Wenn nicht, stecke ich ganz schön in der Klemme.

Soundmag: Aber dann hast du ja immer noch das Geld.

Rory: Aber eigentlich ist es ja Franz Ferdinands. Ich weiß ja nicht, ob die das lesen, aber natürlich ist das nicht wahr was wir anfangs gesagt haben. Alex Kapranos würde niemals Kokain nehmen. Das ist schrecklich und niemand sollte es tun. Und wer hätte gedacht Kate Moss würde Kokain nehmen? Wer hätte gedacht, dass Rockstars und Models Kokain nehmen würden? Das wäre mir neu. Verrückt ist das! (Gelächter)

Soundmag: Verrückte Welt!
Danke für das unterhaltsame Interview!


Beide: Thanks! And cheers!

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