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Shout Out Louds

Shout Out Louds

 

18.12.05 - Postbahnhof / Berlin

Interview:  Jessica

Foto: Bandfoto

 

 

 

All you can eat! So könnte man grob das Band-Motto der fünf Schweden beschreiben. Mit Apfelsinen und belegten Brötchen als Zwischenmahlzeit machten es sich Gitarrist und Sänger Adam sowie Schlagzeuger Eric im Backstage des Postbahnhofs gemütlich.

Soundmag: Wo werdet ihr Weihnachten und Silvester verbringen? Seid ihr Zuhause oder habt ihr Auftritte?

Eric: Ja.

Adam: Nein. (lacht) Ich werde Silvester vielleicht in St. Petersburg sein. Eine Freundin feiert dort eine Party, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich da reinkomme.

Eric: An Silvester?

Adam: Ja klar, ich meine jetzt Silvester.

Eric: Ich glaube, Weihnachten werden wir alle Zuhause verbringen.

Adam: Wir werden bei unseren Familien sein über die Feiertage. Immerhin waren wir jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr Zuhause

Soundmag: Ihr seid ja ununterbrochen getourt dieses Jahr.

Adam: Genau.

Eric: Ich weiß noch gar nicht so richtig, was ich an Silvester mache.

Adam: Ich finde das ziemlich deprimierend. Als Kind hat mir das alles noch Spaß gemacht. Jetzt ist das alles so zwanghaft. Man muss unbedingt Spaß haben an diesem Abend.

Soundmag: Und wehe man geht nicht auf eine coole, angesagte Party.

Adam: Ja genau, das ist mir alles zu viel.

Eric: Du wirst dazu gezwungen, Spaß zu haben.

Adam: Vielleicht entfliehe ich dem Ganzen einfach. Wir haben ein verlassenes Landhaus mitten in der Einöde. Vielleicht werde ich den Abend einfach dort verbringen.

Eric: Ich überlege noch, ich glaube ich gehe in die Berge, Ski fahren.

Soundmag: Wie sehen eure musikalischen Pläne für das nächste Jahr aus?

Eric: Mhhh... fürs nächste Jahr...

Soundmag: Ist schon ein neues Album in Planung?

Adam: Ja, geplant sind die Aufnahmen dazu im Sommer. Wir versuchen also im Sommer mit dem neuen Songmaterial ins Studio zu gehen. Wir werden zudem weiterhin touren, ab Februar. Wir spielen mehrere Shows in Großbritannien und kommen wahrscheinlich auch wieder nach Deutschland. Ich glaube so sieht der Plan aus. Dann brauchen wir erst einmal eine Auszeit, immerhin waren wir dieses Jahr acht Monate auf Tour. Ich muss nach Hause kommen und all die Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, zusammen bringen. Ich denke es ist wichtig, dass wir unseren eigenen Sound wiederfinden. Wir haben gerne diesen speziellen lokalen Sound und der ist nun mal aus Stockholm. Wenn du aber durch zwölf verschiedene Länder im Jahr reist, musst du dich... konzentrieren.

Soundmag: Zurück zu den Wurzeln also.

Adam: Ja genau, nach den Worten habe ich gesucht. (lacht verlegen)

Soundmag: Wie oft habt ihr jetzt schon in Deutschland gespielt?

Adam: Das hier ist das dritte Mal. Letztes Jahr haben wir eine kleinere Tour hier gespielt, ohne dass wir überhaupt irgend etwas veröffentlicht hatten. Das hat aber wirklich Spaß gemacht. Wir haben in Leipzig und Halle gespielt. Eigentlich war das unsere erste längere Tour, eine Woche.

Eric: Sechs Tage waren es, um genau zu sein.

Adam: (lacht) Genau, das war eine große Sache für uns damals.

Soundmag: Werdet ihr immer noch nervös vor Auftritten oder seid ihr schon routiniert bei so vielen Konzerten dieses Jahr?

Adam: Das ist ganz unterschiedlich. Allein dieses Jahr haben wir ca. 150 Shows gespielt, da gewöhnt man sich dann so langsam dran. Wenn aber eine wichtige Show bevor steht oder wir schon eine Weile nicht mehr gespielt haben, werde ich nervös.

Eric: Du wirst immer nervös, wenn wir zuhause in Schweden spielen.

Adam: Ja das stimmt, ich bin nervöser, wenn wir in Schweden spielen.

Soundmag: Gibt es Länder in denen ihr gerne mal touren würdet?

Eric: Oh ja! Wir würden gern mal nach Japan und Australien.

Soundmag: Habt ihr dort schon veröffentlicht?

Eric: Ja, in beiden Ländern.

Adam: Ich war dort noch nicht, ich weiß nicht...

Eric: Ich würde auch gern mal nach Südamerika. Chile und ein paar andere Länder besuchen. Das wäre mal was.

Soundmag: Seid ihr befreundet mit ein paar Bands auf euren Labels?

Eric: Wir haben schon ein paar getroffen.

Adam: Wir sind mit einer Band getourt, Marjorie Fair nennen sie sich. Eine ziemlich kleine Band aus Los Angeles, glaube ich. Die sind ziemlich nett und die Tour war auch gut.

Eric: Wir haben auch schon mit The Redwalls getourt. Es kommt aber darauf an, welches Label du meinst. Capitol in den USA oder EMI hier in Deutschland. Wir haben z.B. Mando Diao getroffen, die sind ja auch aus Schweden und auf dem gleichen Label wie wir hier.

Adam: Um ehrlich zu sein, gibt es eine Menge gute Bands auf dem Label, aber... (hustet)

Eric: The Concretes sind gut.

Adam: Die sind auf demselben Label? Gut, dann ist das meine Lieblingsband. Ja ich glaube das ist meine Lieblingsband. Die sind Schweden, deswegen mag ich die.

Soundmag: Ihr mögt auch The Dears, oder?

Eric: Die sind wirklich nett!

Soundmag: Sind die auch aus Schweden?

Eric, Nein, die kommen aus Kanada.

Adam: Die wohnen in Montreal und sind alle sehr nette Leute. Wir haben sie getroffen, als wir dort einen Auftritt hatten. Alle Bandmitglieder waren bei unserem Konzert. Der Sänger ist gerade erst Vater geworden. Das sind alles großartige Menschen.

Eric: Wir sind mit vielen netten Leuten auf Tour.

Adam: Ja, glücklicherweise können wir mit so vielen guten Bands touren. The Magic Numbers, Secret Machines, Kings Of Leon
und eine ganz tolle Band aus Großbritannien. The Absentee heißen die und ich glaube sie werden nächstes Jahr hier veröffentlichen. Eine meiner Lieblingsbands zur Zeit.

Soundmag: Was habt ihr vor den Shout Out Louds gemacht? Hattet ihr richtige Jobs?

Adam: Keine richtigen...

Eric: Ich habe studiert.

Adam: Ich habe auch mal studiert, Grafik Design um genau zu sein. Das war zu der Zeit als die Band erste Formen annahm. Jeder von uns hatte verschiedene Jobs, kellnern, Filmprojekte und ähnliches. Ich finde es aber ziemlich hart, arbeiten zu gehen, wenn man gleichzeitig in einer Band spielt. Auch wenn man in Schweden nur am Wochenende tourt.

Soundmag: Das wusste ich gar nicht.

Adam: Man tourt Donnerstag, Freitag, Samstag, wenn man nicht gerade eine richtig große, erfolgreiche Band ist. Niemand in Schweden wird dich an einem Montagabend sehen wollen. Niemand geht in der Woche abends zu Konzerten oder auf Partys. Heute ist ja Sonntag. Ich werde immer nervös wenn wir an einem Sonntag spielen, weil ich immer denke, dass keiner kommen wird.

Eric: Außer in New York.

Adam: Berlin ist ja fast wie New York.

Soundmag: Nun ja...

Adam: Na ja, wenn man das Nachtleben vergleicht. Man findet hier immer eine Party, egal was für ein Tag gerade ist.

Soundmag: Außer Montags, da gibt es selten gute Partys hier.

Eric: Ja, ich glaube Montage sind noch schlimmer als Sonntage. (Gelächter)

Adam: Sonntag ist ja noch offiziell Wochenende.

Soundmag: Ihr habt euch früher ?Luca Brasi? genannt, bis ihr herausfandet, dass es schon eine Band mit diesem Namen gibt. Kennt ihr diese Band?

Adam: Ich kenne sie nicht, aber ich glaube die existieren gar nicht mehr.

Eric: Dann könnten wir ja eigentlich den Namen wiederhaben. (lacht)

Adam: Ja, wir hätten ihn auch gleich behalten können, aber ich mag den neuen auch. Ich erinnere mich noch, als wir anfingen die Website aufzubauen. Das ist schon eine ganze Weile her. Da haben wir herausgefunden, dass es schon eine Band mit dem Namen gibt. Wir wollten lucabrasi.com kaufen und ich sagte: ?Das mach ich Morgen.?. Am nächsten Tag war der Name schon vergriffen. Gekauft von dieser Band.

Soundmag: Euer Bassist Ted und sein Bruder haben die Videos für die Band gemacht. Wird das auch in Zukunft so sein oder hat Ted dafür nicht mehr die Zeit?

Adam: Ja, sie haben bisher alle unsere Musikvideos bis auf eines gemacht. Ted hat die Zeit, wenn wir Zeit dazu haben, er ist ja überall dabei.

Eric: Tom, das ist Teds Bruder, arbeitet daran hauptsächlich. Es ist sein Vollzeit-Job.

Adam: Er besitzt seine eigene Produktionsfirma. Das Ganze ist ziemlich gut, denn so haben wir immer Freunde um uns herum. Viele Freunde von uns sind Fotografen und so was.

Soundmag: Das ist toll, wenn man die Leute schon besser kennt, mit denen man arbeitet.

Adam: Ja das macht wirklich Spaß. Ich arbeite nämlich nicht gern mit Leuten zusammen, die ich nicht kenne. Ich und Carl (Gitarrist Anm. d. Red.) haben den Großteil des ganzen Artworks gestaltet und das werden wir auch weiterhin machen. Auch wenn wir jemand anderen finden sollten, einen Künstler den wir wirklich mögen. Ich glaube, wir sind ziemlich wählerisch in der Beziehung. Würden wir mit jemandem zusammenarbeiten, werden wir dafür bestimmt gehasst. Wenn wir dann solche Sachen sagen wie: ?Du musst das so machen. Das anders und dies hier auch.?. (lacht) Also ist es besser, wenn wir es selbst machen.

Soundmag: Seht ihr die Band als Arbeit an oder ist es mehr Vergnügen als Arbeit?

Eric: Manchmal kann es schon Arbeit sein, aber natürlich braucht man auch eine professionelle Herangehensweise an das Ganze. Letztlich ist es ja alles Arbeit.

Adam: Wenn man Musik macht um zu überleben, manchmal muss man das ja, dann sieht man es schon als Arbeit an. Musik ist eine sehr empfindliche, sensible Angelegenheit. Man muss also die ganzen Gefühle beiseite lassen, damit man es professionell betrachten kann, sich auf die Arbeit konzentrieren und letztlich auch überleben kann.

Eric: Wir haben aber trotzdem noch Spaß daran. Man sollte nicht weitermachen, wenn man den Spaß an der Musik verloren hat.

Soundmag: Themawechsel: Ihr habt einmal gesagt, bei euch drehe sich alles ums Essen. Ich hoffe ihr habt heute schon gut gegessen.

Adam: Ja, (zeigt auf seine Apfelsinenschalen, die sich auf dem Tisch verteilen) sehr lecker.

Eric: Deutschland eignet sich hervorragend zum Touren. Euer Brot...

Adam:
ja, das Brot, dass ihr habt ist sehr lecker.

Eric: Sehr sehr lecker! Amerika hingegen ist schrecklich, England auch. Ich liebe es hier.

Adam: Wir waren ca. fünf Wochen in den USA...

Eric:
und es war schrecklich. Alles ist das Selbe, es gibt immer das Gleiche zu essen. Chicken Wings...

Adam:
Nachos...

Eric:
Hamburger. Immer das Gleiche. Das fühlt sich gar nicht wie Nahrung an, eher als hätte das jemand in einer Fabrik hergestellt.

Adam: Das ist unser Lieblingsthema nach der Musik, das Essen. (Gelächter)

Soundmag: Also kein Rock?n?Roll Lifestyle: kein Essen, kein Schlaf.

Adam: Essen, es geht nur ums Essen.

Eric: Aber schlafen tun wir selten, na ja manche von uns schlafen, andere nicht.

Adam: Wir schlafen nicht sehr oft (Adam zerhackt dabei akribisch seine Apfelsinenschale). Wenn man auf einer umfangreichen Tour ist, vergisst man das Schlafen ab und zu. Aber ich glaube jeder in der Band liebt es zu kochen.

Eric: Kochen ist ein gutes Gesprächsthema...

Adam: Besonders wenn du acht Stunden jeden Tag im Bus sitzt. Irgendjemand fängt immer an übers Kochen oder Essen zu reden.

Eric: Natürlich vermissen wir auch die ganzen schwedischen Gerichte. Es ist dann immer so ?aaawww? wenn man wieder nach Hause kommt.

Soundmag: Kocht ihr ab und zu selbst, wenn ihr die Chance habt?

Eric: Nicht auf Tour. Aber wenn wir mal die Chance bekommen...

Adam: Ich glaube, wenn wir groß genug werden und viel Geld auf Tour verdienen, wollen wir einen eigenen Bus mit integrierter Küche. Dann geht?s nur noch um Sex, Drogen und Essen! (Gelächter)

Eric: Und Rock?n?Roll!

Adam: Nein, kein Rock?n?Roll! Ich hoffe jemand anderes wird dann für uns spielen. (lautes Gelächter)

Eric: Und wir kochen derweil.

Soundmag: Ich habe gehört, du magst keinen Käse, Adam.

Adam: Genau, ich mag Käse irgendwie nicht. Ich esse nur Mozarella und gebackenen Käse auf Pizza, aber ich werde besser. Ich versuche es zumindest.

Eric: Dir wird sich eine vollkommen neue Welt erschließen. (lacht)

Adam: (lacht) Weiß ich ja. Vor kurzem habe ich Tilsiter probiert.

Eric: Uh, der ist aber grässlich. Der ist wahrlich nicht einfach.

Adam: Das dacht ich mir auch.

Soundmag: Okay, genug vom Essen. Geht ihr gerne aus? Was macht ihr nach den Konzerten, bleibt ihr noch dort und habt Spaß oder seid ihr einfach zu müde?

Eric: Das ist von Nacht zu Nacht unterschiedlich.

Adam: Wir sind Schweden, wir sind also trinkfest. (Gelächter)

Eric: Wenn die Venue gleich nach Ende des Konzerts schließt, gibt es keinen Grund noch Backstage rumzuhängen.

Adam: Dann bekommst du so etwas wie eine Backstage-Depression.

Eric: (lacht) Ja, so nennen wir das.

Adam: Wenn man nur da sitzt, trinkt und die vier Wände anstarrt.

Soundmag: Trinkt ihr viel während eurer Shows?

Eric: Ich versuche nicht zu trinken.

Adam: Ich sollte weniger trinken, denn wenn ich betrunken bin vergesse ich manchmal die Songtexte. Am nächsten Tag habe ich dann auch immer einen fürchterlichen Kater. Gestern in München hatten wir nach der Show noch eine ziemlich lange Party mit unseren Freunden von Nervous Nellie.

Soundmag: Euer Album ist ja nun schon zwei Jahre draußen, zumindest in Schweden. Ändert ihr die Setlist oft, damit es für euch interessant bleibt?

Adam: Nun ja, da kann man leider nicht viel dran ändern. Manche Songs müssen einfach in einer bestimmten Reihenfolge gespielt werden. Ich glaube, dass man sich damit aber nur selbst austrickst, wenn man das täte.

Soundmag: Werdet ihr heute Abend ?Hundred Degrees? spielen?

Adam: Ja, werden wir. Eine Zeit lang haben wir es nicht gespielt, weil wir einfach genug davon hatten. Seit ein paar Monaten spielen wir es aber wieder, weil die Leute nicht aufgehört haben, danach zu fragen.

Soundmag: Ich freue mich auf euren Auftritt. Danke für das Interview.

Adam: Ich hoffe dir wird er gefallen. Danke!

Eric: Danke!

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