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The Kooks

The Kooks

 

19.02.06 - Berlin / Berlin

Interview:  Jessica & Nicolina

Foto: Pressefoto

 

 

 

Da die Kooks für mehrere Tage zu Promozwecken in Berlin unterwegs waren, trafen wir uns nicht wie gewohnt vor dem Auftritt im Club, sondern am Tag darauf im Hotel der vier jungen Briten. Noch kurz gab es die Info vom Label, dass der Bassist Max Rafferty eine Auszeit nimmt und für ihn ein Freund der Band – Peter - eingesprungen ist. Von Hugh, der mit seinem Lockenkopf dem Sänger Luke Pritchard zum Verwechseln ähnlich sieht, und Peter wurde die Liegecouch in der Lobby zum perfekten Interviewplatz auserkoren. Nachdem die Tasche mit dem Diktiergerät lange genug bestaunt und begrapscht wurde, konnte das Interview auch endlich aufgezeichnet werden. Hugh zupfte mehr oder minder das ganze Interview lang an seiner Akustik-Gitarre herum und führte uns sein Können vor.

Hugh: (spielt auf seiner Gitarre) Diese Lobby hat eine wunderbare Akustik.

(Peter singt derweil „Hounds Of Love“ von Kate Busch)

Soundmag: Wart ihr zufrieden mit eurem Auftritt gestern?

Peter: Ja. Das war phantastisch, recht britisch.

Hugh: Es waren viele Engländer da.

Soundmag: Habt ihr schon Fans wiedererkannt?

Hugh: Wiedererkannt? Also, irgendwie sehen die doch alle gleich aus. (lautes Gelächter) Merkwürdigerweise. Typisch Indie. The Kooks Army - vierzehn jährige Mädels.

Soundmag: War dies die erste Show außerhalb des UK? Oder wo habt ihr schon überall gespielt?

Peter: Yep, es war das erste Konzert in Deutschland.

Hugh: Wir haben schon einmal auf Ibiza und in Frankreich gespielt. Ibiza war irre! Die stehen da drüben ja normalerweise eher so auf Dance-Musik und wir haben sozusagen versucht, denen den Rock'n'Roll nahe zu bringen. (Gelächter) Viel Glück denen weiterhin!

Also, eigentlich war es phantastisch, wir hatten eine super Zeit dort. Es gab allerdings ein paar technische Probleme. Luke hat zwei Verstärker kaputt gekriegt und das waren natürlich beides geliehene Verstärker. Dort bringen die Bands wahrscheinlich nie ihr eigenes Equipment mit. Wir waren total dicht und haben auch so gespielt. (kichert)
Gegen 5 Uhr morgens mussten wir auf die Bühne. Das war schon verrückt.

Soundmag: Habt ihr generell viel Zeit für den Soundcheck?

Hugh: Ja, aber wir versuchen auch der Vorband (benutzt das deutsche Wort) immer genug Zeit zu lassen, wenn wir eine haben. Ihr habt drei Minuten und dann seid ihr hier wieder verschwunden! (lacht). Ach was, ich mache nur Spaß.

Soundmag: Manche Bands schreiben ja ihre Songs während des Soundchecks, weil das eine gute Gelegenheit ist und auch oft die einzige.

Hugh: Ja das stimmt, oft sind die Tourpläne so straff, dass dafür anders keine Zeit bleibt. Bei uns geht das noch, wir schreiben die Songs, wenn es uns passt. (Walzt sich auf der Couch hin und her, so dass nicht viel von dem was er nun sagt zu verstehen ist.)

Soundmag: Ich habe gestern diese kleine Buddhastatue auf einem eurer Verstärker gesehen. Was hat es mit der auf sich?

Hugh: Nun ja, Luke ist überzeugter Buddhist. Jene religiöse Lehre gibt ihm sehr viel Halt und Geborgenheit. Wenn wir so oft von zu Hause weg sind braucht man etwas, an das man sich anlehnen kann. Es ist eine Art Hilfsanker. Wir haben unseren Anker in der Religion gefunden. Na ja, zumindest er. (fängt wieder an auf der Gitarre zu spielen) Oh, das hier ist cool!

Soundmag: Ihr seid jetzt für ein paar Tage in Berlin, hauptsächlich für Promotion. Kommt Ihr bald für eine richtige Tour wieder?

Peter: Wir sind noch bis Mittwoch in der Stadt. Bis auf ein paar Bars und Clubs haben wir aber noch nicht viel von der Stadt gesehen. (lacht)

Hugh: Wir kommen hoffentlich bald für ein paar Shows wieder. Ich denke im April, zusammen mit The Zutons. (Visions Spring Break Tour mit The Zutons, Duels, Archive – Anm. d. Red.)

Soundmag: Das ist ja eine nette Kombination.

Hugh: Ja, die sind nett, nicht wahr? Das wird cool, denk ich.

Soundmag: Ändert ihr eure Setlist oft? Ihr habt doch eine Menge Songs im Repertoire. Eure hiesige Plattenfirma meinte mehr als hundert.

Hugh: (erstaunt) Wir haben viele Stücke, aber ich würde nicht sagen, mehr als hundert.

Peter: Vielleicht haben die ja mehr als hundert.

Hugh: Wir schreiben schon viele Songs. Wir setzen uns nach einem Konzert üblicherweise zusammen und nehmen die Gitarren zur Hand. Es gibt vor allem eine Menge Ideen. Hunderte von Ideen. Allerdings eben nicht immer komplett eingeübte Stücke. Mal schauen, wann wir die Rohdiamanten schleifen.

Soundmag: Habt ihr früher mehr geschrieben, bevor es für euch so richtig los ging?

Hugh: Die Songs auf dem Album sind größtenteils von Luke geschrieben worden. Und zwar schon vor ziemlich langer Zeit, über sein „altes“ Leben. Weißt du, du verbringst dein ganzes Leben damit, Gitarre zu spielen oder Musik zu schreiben und schreibst diese Songs über dein Leben. Und dann packst du sie auf ein Album, dein erstes Album. Dann hast du erst einmal ganz schön viele von deinen Ressourcen verbraucht. Ich glaube, es kann für eine Band ganz schön schwierig sein, ein zweites Album aufzunehmen. Worüber soll man denn dann schreiben? Die Musikindustrie? Für das zweite Album hat man ja auch oft nur ein Jahr oder weniger, um es zu schreiben. Das ist schon hart.

Soundmag: Seid ihr alle aus Brighton?

Peter: (überlegt) Kommt überhaupt irgendwer aus Brighton?

Hugh: Also, wir leben alle in Brighton. Wir sind dort alle irgendwann hingezogen.
Ich habe mein halbes Leben lang etwas außerhalb von Brighton gelebt, in einer Stadt namens Lewes. Ich bin in Brighton aufs College gegangen und Luke ist von London runter gekommen, um hier zu studieren. Paul lebt in der Nähe von Brighton. Wir haben uns also alle in Brighton getroffen. Wir haben dort angefangen zu proben, Konzerte zu spielen – deshalb nennen wir es unser Zuhause. Ja, es ist unser Zuhause. (Pause) Brighton ist ein schöner Ort. Seid ihr jemals dort gewesen?

Soundmag: Nein, leider nicht.

Hugh: Da solltet ihr mal hin. Brighton ist wirklich ein cooler Ort. Es vereint alles was man landschaftlich in England so vorfindet. Alle Leute sind echt nett und man findet immer irgend etwas zum Weggehen. Immer.

Soundmag: Engländer sind ja generell sehr nett und freundlich.

Hugh: (verwirrt) Whoa? Echt?

Soundmag: Zumindest im Vergleich zu Deutschland, besonders Berlin. Ich weiß nicht, ob euch das schon aufgefallen ist, aber die Leute sind hier manchmal ganz schön unfreundlich.

Hugh: Also, ich finde sie nett. Ihr seid auch ziemlich nett. Ich bin wirklich verblüfft, dass ihr das sagt, weil ich finde England ist einer der unfreundlichsten Orte in denen ich je war.

Peter: Vor allem London. Ihr müsst mal aufs Land fahren. Die Leute sind dort hundert Mal netter. London ist recht abgekapselt vom Rest und die Menschen sind dort sehr kalt. Camden ist noch ganz nett, weil dort alle etwas verrückt sind. (setzt Cockney Akzent auf) Schau mal, ich habe pinke Haare! (Gelächter)

Soundmag: Was hat euch bisher musikalisch beeinflusst? Euer Bandname stammt von einem David Bowie Song. Was hört ihr sonst noch für Musik?

Hugh: Wir sind riesige Bowie Fans! Der Name stammt von Lukes Freunden. Die hatten jenen Namen für ihre alte Band und als wir uns gegründet haben, blieb der sozusagen an uns kleben. Er ist schon sehr schrullig und irgendwie exzentrisch. Aber ich würde nicht sagen, dass wir sehr exzentrisch sind. Wir passen nur irgendwie nicht recht rein in die momentane Szene. Der Bowie Song ist einer unserer Alltime Favourites.

Peter: Ich mag unseren Namen, denn es ist nicht irgend so ein sinnloser Name. Er hat tatsächlich eine Bedeutung.

Hugh: Ja, so wie „Arctic Monkeys” (spricht sehr langsam). Wir mögen deren Songs. Ihr Album ist hervorragend, aber dieser Name.

Soundmag: Ist es richtig, dass ihr die Band als ein Schulprojekt gegründet habt? (Hugh schaut verdutzt) Das sagt zumindest das Label.

Hugh: (lacht) Nein, das ist falsch. Ist aber nicht deine Schuld. Ich erzähl mal, wie es wirklich war. Eigentlich haben wir uns an der Musikhochschule getroffen. Wir wurden gefragt, ob wir ein Song covern für einen öffentlichen Auftritt des Colleges. Es war eine coole Zeit am Musik College, aber wir gingen nicht ganz konform mit den Ethiken der Schule. Wir haben uns mit den meisten Leuten dort nicht so gut verstanden. Deshalb haben wir vier uns auch gefunden, denke ich. Wir haben uns „Reptilia“ als Cover ausgesucht, weil die Strokes damals eine coole Band waren. Kannst du das spielen? (zu Peter, der greift die Gitarre und fängt an)

Hugh: Cool ja. Klingt gut.

(Peter spielt weiter)

Hugh: (singt) Doo doop do doo doop.

Soundmag: Ihr seid ja ziemlich schnell ziemlich bekannt geworden. Seid ihr viel getourt oder woran lag das?

Hugh: Wir sind mit Bands getourt, die jeweils eine ziemlich große Live-Fan-Gemeinde haben. Das sind Leute, die auf sehr viele Konzerte gehen und sehr leidenschaftlich sind, was Musik angeht. Wir haben also Fans, die uns aufgrund unserer Musik mögen und nicht, weil der NME sagt, wir seien cool.

Soundmag: War jemand von euch auf der Cool List?

Hugh: Nein, niemand. Und ich bin stolz darauf. Denn auf einmal bekommst du Fans á la „The Kooks, du kennst die Kooks nicht so gut wie ich, man!“ Wisst ihr was ich meine? Wir versuchen uns von solchen Sachen fern zu halten. Ich denke, wir haben Fans die sich hauptsächlich für die Musik interessieren und nicht für unseren Kleidungsstil. Es ist schwer, so was heutzutage noch zu finden. Jeder will Teil dieser Szene sein. Du brauchst die richtigen Klamotten, die richtige Frisur und all das.

Soundmag: Ist es überhaupt möglich, das so zu trennen?

Hugh: Ich denke schon. Zumindest ist es für uns möglich, unsere eigene Mentalität zu haben. Aber offensichtlich stecken uns die Leute sowieso wieder in Schubladen. So ist das nun mal. (seufzt)

Soundmag: Gibt es denn Bands mit denen ihr gerne mal auf Tour gehen würdet?

Hugh: Die Rolling Stones!!!

Peter: Die haben doch gestern erst in Brasilien gespielt. Soll wohl gut gewesen sein.

Hugh: Am Strand. Zwei Millionen Menschen. Für umsonst. Großartig!

Pete: Ich habe die einmal in Sheffield live gesehen. Die hatten eine verrückte Bühne, mit einer Brücke, die sich über die Zuschauer erstreckte.

Hugh: Wie beim amerikanischen Super Bowl. Da hatten die Stones eine Bühne die so aussah wie ihr Logo, diese Zunge. Die Fans befanden sich innen und die Lippe war die äußere Begrenzung. Das war irre!

Soundmag: Welche war bisher die größte Show, die ihr gespielt habt?

Hugh: Meinst du als Support bzw. mit anderen Bands zusammen oder allein? Die größte war wohl die Show in der Brixton Academy zusammen mit den Thrills. Unser größtes eigenes Konzert war wohl der ULU Gig letztens. Die ULU hat eine Kapazität von ca. 1000. Sehr, sehr cool dort.

Soundmag: Ist die Venue wirklich so groß? Ich war dort schon einmal und hatte den Eindruck, dass es doch ziemlich klein ist.

Peter: Ja, aber da gibt es doch diesen Balkon, so gesehen ist die ULU doch ziemlich groß.

Hugh: Hmm, ich weiß nicht, waren es nicht doch nur 500 oder 600? Die wirklich großen Venues spielen wir in der Regel noch nicht allein, sondern mit anderen Bands zusammen.

Soundmag: Erzählt einmal von der Zusammenarbeit mit eurem Produzenten Tony Hoffer.

Hugh: Die Arbeit mit ihm war wirklich toll. Er ist ein wunderbarer Mensch. Er war es, der uns erst richtig zusammen geführt hat. Wir hatten nämlich alle verschiedene Vorstellungen von dem, wie das Album klingen sollte. Er hat uns sozusagen zusammengeschweißt. Viele Ideen für das Album kamen von ihm und er weiß verdammt viel über Gitarren. Im Gegensatz zu mir. Er ist sehr nett aber auch etwas exzentrisch und launisch von Zeit zu Zeit. Er war sozusagen eine Inspirationsquelle für uns.

Soundmag: Wie seid ihr auf ihn gekommen?

Hugh: Er hat das Thrills Album produziert. Die sind ja auch bei Virgin unter Vertrag. Einer von ihnen kennt ihn sehr gut und so sind wir auf Tony gestoßen. Die Aufnahmen zum Album haben sehr viel Spaß gemacht. Manchmal war es die Hölle und sehr anstrengend, aber letztlich hat es sich doch ausgezahlt.

Soundmag: Wo habt ihr das Album aufgenommen?

Hugh: In einem Studio namens „Konk“ in London. Das ist Ray Davies’ Studio, von The Kinks. Unglaublich war das.

Soundmag: Okay, wir haben dann keine weiteren Fragen an euch.

Peter: Dann werde ich ihm jetzt ein paar Fragen stellen. (schaut aufs Interviewblatt) Wer hat die Videos für euch gedreht?

Hugh: Du meinst für die Kooks? Im Moment ist es ein Typ namens Nick Hodges.

Peter: Und wer war für das andere Video zuständig?

Hugh: Ein gewisser Mark Sander, ein ziemlich exzentrischer Kerl aus Frankreich. Kleine Brille, Kopftuch, welliges Haar. Das Video haben wir in „The Garage“ in London gedreht. Es ist ein Live-Auftritt, eigentlich war es sogar ein richtiges Konzert. Das Publikum wurde also nicht gecastet, wir hatten unsere eigenen Fans dort.

Soundmag: Könnt ihr schon persönliche Highlights der vergangenen Monate nennen?

Peter: Ich fand die UK Tour ziemlich cool. Hugh, wann hat die Tour angefangen?

Hugh: (überlegt lange) Ich weiß nicht. Vor ein paar Monaten? (lacht)

Peter: Ich dächte vor vier Wochen.

Hugh: Wir haben nur in kleinen Clubs gespielt, in einem kleinen Rahmen sozusagen. Ich mag das, wenn so ein kleiner Raum voll ist mit Menschen, der Schweiß von der Decke tropft und alle ausrasten und die Show genießen.

Soundmag: Dann viel Spaß weiterhin damit. Danke für das Interview.

Hugh: Danke!

Peter: Bye Bye

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