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The Knife

The Knife

 

06.04.06 - Maria Am Ufer / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Bandfoto

 

 

 

Eine kleine Sensation bahnte sich an. Das Schweden-Geschwisterpärchen, welches derzeit in aller Munde ist, betritt nach sieben Jahren eine Bühne. "An audio-visual experience" wurde angekündigt - kein Konzert. Wie immer etwas Besonderes. So war es ein großer Wunsch, ein Interview mit dieser Band zu bekommen. Wir Schreiber hatten es leicht, denn die Kollegen aus Radio und TV hatten Schwierigkeiten, den Anforderungen der Band zu genügen. Olof bestand darauf, ein Voice-Transformer in die Tonspur einzuschleifen, der, wie der Name vermuten lässt, die Stimme verändert. Nach längerer Wartezeit hatte ich dann endlich Gelegenheit, mit dem sichtlich erschöpften Olof, ohne Maske und Transformer, an einem Tisch zu sitzen und zu reden. Man möge ihm verzeihen, wenn er nach so langer Planung dieser Tour und dessen Durchsetzung erschöpft und nicht gerade in Plauderlaune ist.

Soundmag: Wie ich gesehen habe, gebt ihr TV- und Radiointerviews nur mit einem Voicepitcher?

Olof: Ja, das ist ziemlich einfach zu realisieren, man braucht nur einen kleinen Mixer.

Soundmag: Ich war sehr froh und auch überrascht zu hören, dass ihr eine Tour macht. Immerhin wolltet ihr ja eigentlich keine Konzerte spielen. Wie viele Konzertagenturen versuchten euch denn zu überreden, eine Tour zu machen?

Olof: Eigentlich wollten alle uns live sehen. Wir hatten auch nie prinzipiell etwas gegen Shows, aber wir wollten immer eine gute Idee umsetzen. Wir hatten auch welche, aber leider waren es immer Ideen, deren Umsetzung sehr teuer gewesen wäre. Nun haben wir Geld verdient und haben wirklich alles in diese Tour gesteckt. Ein Experiment.

Soundmag: Es ist auch sicherlich einfacher, eine Show für „Silent Shout“ zu kreieren, als eine Show für „Deep Cuts“ zu machen.

Olof: Ja.

Soundmag: Ihr springt mit jedem Album in ein anderes Extrem. In welche Richtung würde denn ein viertes Album gehen?

Olof: Nun, wir wollen nach diesem Album erst einmal solo arbeiten. Wir haben sehr intensiv für lange Zeit zusammengearbeitet. Also werden wir es nach diesem Album erstmal allein versuchen. Was danach kommt, wird eine Reaktion auf unsere Soloarbeit sein. Alles, was wir machen, ist eine Reaktion auf das Vorangegangene.

Soundmag: Leider kenne ich euch erst seit „Deep Cuts“, sonst würde ich wissen, worauf ihr damit reagiert. Aber „Deep Cuts“ allein zeigt, wieviel Gedanken hinter diesem Projekt stecken. Der Name, das Artwork und die Musik, die sich gern etwas im kitschigen Licht zeigt.

Olof: Kitsch ist letztendlich 40% unserer Arbeit - oder 50%. „Deep Cuts“ folgte einem Konzept. Mit „Silent Shout“ wollten wir einen politischen Gedanken umsetzen und ihn den Leuten präsentieren, die wir mit „Deep Cuts“ erreichten. Wir arbeiteten mit anderen Musikern zusammen. Mit Musikern, die zeitgenössische populäre Musik machen, wie Hip Hop oder House. Wir haben vieles ausprobiert und nun wollten wir etwas kreieren, das unsere Message verkörpert. „Silent Shout“ ist nicht wirklich konzeptionell. Wir waren einfach müde, Teil einer bestehenden Musik zu sein. Wir wollten etwas Persönliches machen, etwas, was wir mögen oder etwas, was uns interessieren würde. Darauf wollten wir den Fokus richten, jedoch den politischen Gedanken nicht außer Acht lassen. Wir wollten etwas Cineastisches machen, aber hatten kein klares Konzept.

Soundmag: Ihr kommt aus Göteborg...

Olof: ...man braucht eine Stunde mit dem Bus, um dahin zu kommen, wo wir aufgewachsen sind.

Soundmag: Sieht´s da in etwa so aus, wie im „Pass this on“-Video? Das Video lässt die Gegensätze miteinander tanzen. Ist das euer Konzept?

Olof: Ja. Wir wollen Menschen, die nicht tolerant sind, toleranter machen - zumindest mit diesem Video.

Soundmag: Ist es ein Problem, mit der älteren Schwester zusammen zu arbeiten?

Olof: Manchmal schon. Nun, wir arbeiten sehr hart, wir haben viele Arbeitsstunden, die zu absolvieren sind. Manchmal gibt es Probleme mit dem Respekt. Auf der anderen Seite kennen wir uns sehr gut. Es gibt gute und schlechte Seiten.

Soundmag: Wie waren die ersten beiden Shows für euch?

Olof: Schwer zu sagen, wir konnten nichts vom Publikum sehen. Es war als stünden wir in einem schwarzen Raum. (Die Bühnenfront war mit einer halbdurchsichtigen Projektionsfläche bespannt. Anm. d. Redaktion.) So wissen wir nicht mal, was für Leute zu unseren Shows kommen. Ich denke, zum Teil normale Indie-Leute, zum Teil Elektro-Leute.

Soundmag: Man hörte, dass ihr keine Interviews geben wollt, dass ihr keine Shows spielt. Was hat euch dazu bewegt, dies zu ändern?

Olof: Wir haben immer Interviews gegeben. Was wir änderten ist, dass wir noch mehr Masken und Voice-Transformer benutzten. Als das erste Album 2001 erschien, machten wir Interviews ohne Maske, was ich sehr bereute, denn man erkannte mich auf der Straße. Der Grund, warum wir nun auch live spielen, ist ohne Frage das visuelle Konzept, das wir nun umsetzen können.

Soundmag: Du redest immer wieder von einem politischen Gedanken. Wie würdest du ihn mir beschreiben?

Olof: Ich denke, wir arbeiten hart daran, die Geschlechter zu definieren oder zu stärken. Karin geht in die unterschiedlichsten Charaktere in der Musik, welche manchmal weiblich, manchmal männlich sind. Das ist ein großer Punkt. Auf der anderen Seite bringen wir die Musik in Schweden auf unserem eigenen Label raus. Wir können uns aussuchen, wie wir die Musik auf dem Markt bringen. Wir können zum Beispiel Videos veröffentlichen, in denen wir machen können, was wir wollen. Wir müssen damit keine Werbung für das Album machen. Wir verkaufen die Platten günstiger als üblich. Das zum Einen und zum Anderen sind wir natürlich auch gesellschaftskritisch. Dinge, über die wir nachdenken, Gedanken, die für uns wichtig sind.

Soundmag: Ich danke für das Interview.

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