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The (I) Noise Conspiracy

The (I) Noise Conspiracy

 

21.05.04 - SO36 / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Die rotschwarzen Schweden sind wieder zurück. Aus diesem Grund trifft man sich am besten mit den Jungs, in diesem Fall Lars (git) um ein wenig zu plaudern. Nach einigen Tourtagen steckt immer noch eine unglaubliche Energie in diesen Menschen. Lars redet wie ein Wasserfall, ist freundlich und ....irgendwie anders als man zuvor annahm.

Soundmag: Ihr wart ja nun viel in Amerika unterwegs. Gibt es einen großen Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Fans?

Lars: Ja. Das ganze hat aber mit der Geschichte in Amerika zu tun. Die Kids dort haben ein ganz anderes Verständnis zu politischen Themen. Ihr Verständnis in Sachen Sozialismus und Kommunismus ist ein ganz anders. Es gibt sehr viele Menschen die offen sind, die dir zuhören, dennoch nehmen sie es anders auf. Es gibt dort aber genauso Punks, Rocker etc., das ist auf der ganzen Welt gleich. Man kann die Amerikaner aber auch nicht einfach als ein Volk betrachten. Es ist genau das gleiche wie in Europa. Wenn man mal Norddeutschland mit Italien vergleicht.

Soundmag: Wie wichtig ist es euch, dass die Message in eurer Musik verstanden wird ?

Lars: Es ist uns wichtig. Natürlich wollen wir verstanden werden, das ist klar. Wir möchten verstanden werden, wie die Leute damit umgehen ist eine ganz andere Sache. Wir wollen politische Dinge, vom politischen Level nehmen und auf alle anderen Level verteilen. Andererseits sind wir eine Band. Wenn die Leute nur wegen der Musik kommen um zu tanzen oder Spaß zu haben ist das perfekt. Die Musik und die Message geht Hand in Hand, aber es ist nicht immer sicher, ob beides verstanden wird. Die Leute können sich aussuchen, welche Elemente unserer Show sie mögen.

Soundmag: Ich habe mal ein Interview mit Thom Yorke gelesen, in dem ersagte: “ Die Kids die heute unsere Musik mögen, werden in 4 Jahren die Jobs machen, die sie heute hassen". Was sagst du dazu? Wollt ihr die Leute verändern ?

Lars: Ich selber weiß warum ich mein Leben so lebe wie ich es lebe. Ich wurde von vielen Dinge inspiriert, ich wurde von vielen Bands inspiriert, alle haben ein anderes Konzept. Musik wird nicht die Welt ändern, aber sie kann Gedanken verändern. Wenn meine Band andere Leute dazu bringt die Welt mit anderen Augen zu sehen, wäre das großartig. Ich würde mir wünschen, dass die Leute unsere Musik so genau hören, damit es zu Diskussionen kommt. Wir wissen, dass wir viele Menschen mit unserer Musik zum nachdenken bringen und das macht uns sehr froh. Wenn Thom Yorke so etwas sagt, denke ich nicht, dass er es so negativ meint. Viele Menschen haben Traditionen in sich, zur Schule gehen, Studieren, heiraten, Kinder bekommen.... Das wird sich nicht so leicht ändern. Alles eine Frage der Tradition.

Soundmag: Fühlt ihr euch noch der schwedischen Hardcore-Szene zugehörig?

Lars: Ja sicher, wir sind alle damit aufgewachsen. Wir sind noch immer noch Punkkids, sicher nicht mit allem was dazu gehört, aber in unseren Herzen sind wir Punks. Wir spielen den Punk anders, auf unserer Weise. Wichtig ist, dass der “in your face_-Faktor dabei ist. Als wir angefangen haben Musik zu machen, war es uns wichtig laut und aggressiv zu sein. Wir hatten Verzerrer, aber nur kleine Verstärker, uns fehlte diese “Wall of sound_ die wir jetzt haben.

Soundmag: Hat Rick Rubin euch gefragt ob er euer Album produzieren kann ?

Lars: Ja. Das ist verrückt, ich dachte verdammt e Scheiße, wie kann das möglich sein. Es hat dieses kranke, verrückte Gehör für Musik. Er liebt Musik und er weiß wie man sie macht. Er hat mit so vielen Unterschiedlichen Arten von Musikern gearbeitet. Als wir die Platte gemacht haben, hat er parallel mit Slipknot und Weezer gearbeitet. Ich habe keine Ahnung wie er das macht.

Soundmag: Sind euch Sounds auf dem neuen Album noch wichtiger geworden ?

Lars: Wir wollten, dass die Platte nach uns klingt, das ist alles. Wir sind eine Live Band, und wir wollten auch auf der Platte so Live wie möglich klingen. Normalerweise kann man im Studio viel mehr machen, man kann mehrere Gitarrenspuren aufnehmen damit es fetter klingt, aber das konnten wir Live nicht umsetzen, also haben wir es anders gemacht. Wir machen es so einfach wie möglich.

Soundmag: ... und habt Billy Preston auf der Platte.

Lars: Ja (lacht). Das ist so verrückt, ich meine der Typ hat schon auf dem White Album gespielt. Als ich eines Tages ins Studio kam, sah ich ihn wie er unsere Songs spielte. Ich dachte, oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein. Egal wo er mitmacht, er hat seinen eigenen Sound, und man ist sich immer sicher, das ist Billy Preston. Erst fragt uns Rick Rubin und dann auch noch Billy Preston, das war unglaublich.

Soundmag:Ihr hattet euren ersten Auslandsgig 1998 in China. Wie kam es denn dazu ?

Lars: Als wir uns gründeten Probten wir einen Monat, jeden Tag. Wir wollten ein Demo machen und spielen. Damals trafen wir auf zwei Kids die aus Hong Kong kamen. Sie sahen unsere Show in Schweden, wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich raus, dass sie ein kleines Label haben. Sie wollten eine Single mit uns machen. Sie sagten, wir buchen euch eine Tour durch China. Ok, sagten wir. 6 Monate später gings nach Hong Kong. Dort spielten wir ein paar Gigs, danach haben wir uns nach China geschmuggelt. Wir waren im Zug unterwegs, haben unser Equipment so gut es ging versteckt. So sind wir einen Monat durch China gefahren. Niemand kannte uns in China, aber die Leute kamen, weil eine Band spielte.

Soundmag: Was geschieht wenn ihr in Schweden mit den alt befreundeten Hardcore Bands spielt. Werdet ihr akzeptiert, oder gibt es dort eine Abneigung gegen Bands die Erfolg haben ?

Lars: Ja, wir werden akzeptiert. Das liegt an Schweden, es gibt ungefähr 9 Millionen Menschen, da verliert man sich nicht so schnell. Die Musikszene ist sehr klein und hält zusammen. Wenn kleine Festivals in Schweden stattfinden ist es egal ob nach einer Punkband eine Popband spielt. Alle Bands spielen zusammen und unterstützen sich. Es gibt kein Neid.

Soundmag: Wieso habt ihr euer Album “Armed Love_ genannt. Lasst doch mal die gute alte Liebe da raus.

Lars: Nein, so ist das nicht gemeint. Es handelt sich einfach alles um Liebe. Jeder Mensch kämpft dafür, jede Politik will letztendlich nichts anderes, sie kämpft dafür. Die Liebe bewaffnet sich. Egal womit, sie ist immer bewaffnet, manchmal mit echten Waffen, manchmal mit Intrigen, manchmal mit Gitarren. Ich wünschte es müsste nicht so sein. Darum haben wir unser Album so genannt. Wir bewaffnen uns für unsere Liebe?

Soundmag: Danke fürs Interview.

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