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Eskobar

Eskobar

 

20.04.04 - Berlin / Berlin

Interview:  Toni

Foto: Pressefoto

 

 

 

Soundmag: Das ist nun euer drittes Album. Das Erste war eher Indiepop, das Zweite war nach euern eigenen Angaben mehr elektronisch. Wie klingt nun dieses Dritte?

Robert: Hmm. Das Dritte ist...wir mögen es eigentlich nie unsere Musik zu beschreiben, muss ich vorwegschicken. Mit dem dritten Album ist es härter denn je zu definieren. Die Idee war, ein Album zu kreieren...als wir angefangen haben aufzunehmen hatten wir 15 Tracks oder so...die waren alle sehr einzigartig und unterschiedlich vom Sound her und wir wollten das auch bei der Aufnahme beibehalten. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll...

S: Seht ihr bei eurer Musik denn eine gewisse Entwicklung oder würdet ihr sagen, da haben wir drei unterschiedliche Alben hingelegt?

R: Ich glaube jedes Album zeigt eine Entwicklung in unserer Musik. Wir haben neue Sachen ausprobiert, wir haben mehr Erfahrung gesammelt beim Songs schreiben, Texte schreiben und Instrumente spielen, live zu performen und all das. Also ist jedes neue Album ein Schritt nach vorne in unserer Musikkarriere, glaube ich. Vielleicht kannst du es irgendwo zwischen dem Ersten und dem Zweiten einordnen, wenn es um den Sound geht. Da sind diese sehr akustischen Songs, wie „Cold Night“ zum Beispiel - der erste Song. Dann sind da die mehr großen elektronischen Songs, wie „Love Strikes“, und „Violence“ ist dann vielleicht der härteste Song auf dem Album, mit einem „industrial touch“.

S: Auf eurer Webseite steht, dass die neuen Stücke mehr Richtung Jazz und Country gehen. Ich habe dann etwas, wie das letzte Tim Burgess Album erwartet.

R: Ja, ich glaube es hat etwas von Allem. Es beinhaltet Country und Jazz...

S: Wo ist der Countrysound?

Daniel: Der ist auf Nummer 1, Nummer 2, Nummer 10. Das sind unsere Country Songs.

S: Also ich bin kein Musiker. Was ist bitte Country an den Songs?

D: Also, wenn wir hier über Country sprechen, dann ist es nicht dieses „Oh going to Texas“ (der Mann singt) Ding, es geht mehr um „Desert songs“, sehr langsame Johnny Cash Sachen.

S: Warum habt ihr als Titel „A Thousand Last Chances“ ausgewählt? Gibt es da einen tieferen Sinn?

D: Wir haben da verschiedene Meinungen in der Band, was den Albumtitel angeht. Mir kam die Idee, als ich mal wieder aus war und zuviel getrunken hatte und mich wieder wie ein Idiot verhalten hatte, und das passiert so oft und da dachte ich mir...wenn ich noch eine letzte Chance bekomme aus dieser ganzen Scheiße rauszukommen in die ich mich gebracht habe, dann werde ich für immer brav sein, weißt du. Da waren viele Tage, an denen ich mich schlecht gefühlt habe, und es schien, als würde ich da rauskommen und dann verhalte ich mich wieder so wie immer. Also muss ich vielleicht nach 1000 letzen Chancen mehr fragen.

S: Welches ist für euch der persönlichste Titel auf dem Album?

D: Schwierig zu sagen. Es geht bei allen um Erfahrungen, die ich in meinem eigenen Leben gemacht oder gesehen habe...vielleicht „Fly On The Wall“. Für mich geht es da um die Schwierigkeiten, wenn du in einer Beziehung bist. Das Leben was wir führen...zu viel Parties und so, und trotzdem versuchen die Beziehung zusammen zu halten.

S: Lasst uns über Gewalt reden. Was glaubt ihr ist ein guter Weg, um innere Spannungen abzubauen? (Darum geht es in dem Song „Violence“)

D: Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche Leute lassen die in ihrer Musik raus, oder fangen an zu boxen. Keine Ahnung.

S: Kann man auf euern Konzerten Frust abbauen?

D: Tja, well...weiß nicht. Würde ich mir vielleicht wünschen. Aber wer glaubt, er könnte seinen Frust in einem großen Raum voll mit Menschen loswerden und dort Spaß haben. Vielleicht klappt’s?

S: Kannst du mir 3 Gründe nennen, warum „A Thousand Last Chances“ besser ist, als die Vorgänger?

D: Die Texte sind besser, mehr geradlinig.

R: Wir sind jetzt älter. Es geht um das, was wir jetzt tun wollen, das ist ein Grund.

D: Ja, wir reflektieren unsere Leben momentan und die Zeit seit dem letzten Album. Also ist es mehr up to date.

S: Und wie sieht euer Leben momentan aus?

R: Momentan ist es nur großartig. Wir touren, wir sind glaube ich alle Singles im Moment. Wir sind so glücklich mit dem Ergebnis unseres neuen Albums. Unser Leben ist großartig.

D: Ja, aber es war auch anstrengend in der Zwischenzeit. Beides halt. Großartig und anstrengend. Ich glaube es ist die schwierigste Zeit bisher für mich, dieses Album zu machen.

S: Wie haltet ihr den Stress aus?

R: Für mich ist das Touren, die Promotion-Sachen, das Aufnehmen und alles...da passiert so viel, man kommt an so viele verschiedene Orte und natürlich dass wir die Dinge lieben, die wir tun. In einer Band zu spielen, unsere Musik zu machen und sie Leuten zu präsentieren, die sie mögen. Davon haben wir unser ganzes Leben geträumt. Das ist der Grund, warum es nicht so hart ist. Wenn man den leisesten Zweifel hat, keine Lust auf eine neue Tour oder keinen Spaß mehr daran im Bus zu sitzen, dann bist du nicht mehr in der Lage, in einer Band zu sein. Wenn man glaubt, man geht nur zu coolen Parties, dann geht das auf lange Sicht nicht gut. Man braucht die Liebe zur Musik, um einen Full Time Job zu machen.

S: Denkt ihr schon an ein viertes Album, oder ist das noch zu früh?

D: In unseren Köpfen haben wir bestimmt zehn Alben. Aber wir sind noch zu beschäftigt, keine Ahnung wie das dann werden würde.

S: Du singst „Love comes first“. Was kommt an zweiter und dritter Stelle?

D: Ja, Liebe kommt als Erstes. Aber Liebe kann so viele Dinge bedeuten oder für so viele Dinge sein. Für eine Person, für das Leben an sich oder für Musik.

R: Vielleicht ist der Tod die zweite Sache...Liebe beinhaltet alles, alles geht um Liebe. Liebe kann Traurigkeit sein, Liebe kann Glück sein, Beziehungen haben mit Liebe zu tun, Musik, deine Arbeit, was immer du machst. Also reflektiert die Liebe alles im Leben. Demnach kommt danach der Tod.

S: In welcher Stimmung schreibst du Songs?

D: In welcher Stimmung? Immer traurig. Depression, Hangoverness...ich schreibe niemals Songs, wenn ich glücklich bin.

S: Und fühlst du dich dann besser?

D: Ja. Das ist so ein Therapie Ding.

S: Auf der Bühne wirkt ihr sehr schüchtern. Was für Typen seid ihr im normalen Leben?

R: Keine Ahnung. Nicht schüchtern. Ich glaube keiner von uns sieht auf der Bühne schüchtern aus. Wenn jemand glaubt, dass das so ist...o.k., aber ich glaube im Gegensatz...wir sind alte Männer, und auch wenn wir traurige Songs spielen sehen wir trotzdem sehr glücklich aus auf der Bühne, weil wir glücklich sind unsere Songs zu performen. Aber im normalen Leben...keine Ahnung, ich bin einfach ein zufriedener Kerl...glaube ich...für die meiste Zeit jedenfalls.

D: Ja. Ich bin wirklich glücklich. Ich war mal sehr abgestumpft und träge, die meiste Zeit. Aber jetzt ist es die Beste in meinem Leben. Inklusive glücklichem Sex.

S: Was wird eure nächste Single sein? Lasst mich raten: „You got me“?

R: Das ist schon sehr gut geraten, denn das wird wahrscheinlich Single Nummer 3 in Schweden.

D: Ja, in Deutschland ist bisher nur eine Single raus, richtig? Oder wird die bisher nur im Radio gespielt, „Love strikes“? Ja. Ich glaube die bringen hier das Selbe, wie in Schweden raus.

R: Ist das schon offiziell?

D: Ich glaube nicht. Vielleicht sollten wir nichts sagen. Schneid das raus. Check unsere Homepage und schau, was in Schweden abgeht. Vielleicht hilft dir das weiter.

S: Danke für den Tipp. Warum habt ihr „Cold Night“ als ersten Song gewählt? Als ich hörte, dass sich eure Musik geändert hätte, war ich etwas ängstlich. Aber dann hörte ich den „Opener“ und dachte...puh, es ist alles in Ordnung. Es ist ein sehr ruhiger Song und es ist ungewöhnlich, mit so einem Stück zu beginnen.

D: Ja ich weiß. Das Ding ist, dass die Leute vorher vielleicht „Love Strikes“ oder früher noch „Someone New“ gehört haben und nun denken, so was ist nur auf dem Album. Wir wollten aber etwas anderes präsentieren…etwas anderes, als die Leute erwarten.

R: Aber auch, weil wir „Cold Night“ lieben. Wir glauben, dass es ein unglaublich schöner Song ist.

S: Wie schaut es mit dem Erfolg in Japan und Osteuropa aus? Was für Erfahrungen habt ihr dort gemacht?

D: Coole Erfahrungen. Es war Beides phantastisch. Das einzige osteuropäische Land in dem wir waren ist Litauen, oder? Falls ich das noch richtig erinnere. Ich meine Polen ist ziemlich groß, aber da waren wir noch nie. Wir hörten von diesen Listen, dass unsere Songs irgendwie für drei Monate auf Platz vier in den nationalen Charts waren und wir sagten der Plattenfirma, hey wir müssen da ein Paar Platten verkaufen, und die sagten – ja, wir haben 18 Alben geschickt. Ich war in einem polnischen Restaurant in Stockholm, und der Eigentümer kam und sagte, ich brauch unbedingt Autogramme für meine Verwandten in Polen und ich sagte – cool... aber wir waren halt nie da. Wenn wir da ein Konzert geben würden, kämen bestimmt eine Menge Leute. Beim ersten Gig in Litauen waren 40 000 Menschen.

S: War die Stimmung dort anders als sonst?

R: Der Unterschied war halt die Masse von Leuten. 40 000, das haben wir vorher nicht erwartet. Die Reaktionen waren eigentlich gleich.

D: Ich glaube, die Leute haben es uns wirklich gedankt, da nicht so viele Bands in der Ecke spielen. Darum die Menschenmasse und daher sehe ich schon einen Unterschied, da die Leute es nicht so gewohnt sind, Bands aus Schweden oder Deutschland zu sehen. Für uns ist das normal, für die ist das ein Happening. Das ist cool und noch spannend, aber schwer zu vergleichen.

S: Wo wohnt ihr jetzt?

D: In Stockholm.

S: Welche netten Clubs kannst du mir dort empfehlen?

D: Das kommt drauf an, was du willst. Wenn du einen Rock’n’Roll Club suchst, dann solltest du ins „Debaser“ gehen. Da spielen alle Gitarrenbands. In meinem Club sind auch immer viele Bands...nicht in meinem Club, aber in meinem Gebäude. Da sind vier Ebenen und da passiert immer was, das heißt „Mondo“. Im Süden von Stockholm, wo so alle Musiker wohnen. Die Beiden Plätze würde ich checken, wenn ich was mit der Musik suche.

S: Ich habe nie irgendwelche politischen Statements von euch gehört. Seid ihr zufrieden mit der momentanen Situation oder glaubt ihr einfach, dass das eure Privatsache ist?

D: Wir als Band, wir sind in keinster Weise eine politische Band. Wir schreiben über persönliche Sachen und wollen keine politischen Kommentare geben. Aber ich glaube die Welt ist ziemlich „fucked up“, wenn das ein politisches Statement ist. Ich weiß zu wenig über die Details, um da etwas zu sagen.

S: Eure Cover und die Videos sind immer sehr stylish. Was bedeutet euch Stil?

D: Hm, hm, hm. Das Ding ist, wir sind gar nicht so interessiert an dem ganzen Fashion Kram, Trends uns so was.

R: Wir sind sehr daran interessiert unser Albumcover, ein Logo oder ein Video so zu machen, dass es unsere Musik repräsentiert. Wir sind alle Movie Freaks, daher haben alle Cover diesen Movie Touch. Wir sind eng eingebunden in den Produktionsprozess, vom Front-Cover zum Booklet, die Reihenfolge der Songs und alles.

D: Ich gehe niemals shoppen, ich finde das langweilig. Aber wenn du auf einem Cover oder in einem Video bist, dann möchtest du o.k. ausschauen, also ist dies das Level.

S: Eine letzte Frage vielleicht. Ihr ward früher große Charlatans Fans, richtig? Was erwartet ihr vom nächsten Album, dass im Mai rauskommen soll?

D: Die Charlatans? (Frage kam im Duett) Ich wusste nicht mal, dass die noch existieren.

R: Same here. Ich hatte keine Ahnung, dass die noch Alben rausbringen. Also erwarte ich, dass ich wahrscheinlich das Album nicht hören werde. Wir mögen die alten Sachen immer noch sehr und legen sie noch häufig auf, aber ich beschäftige mich sonst nicht damit.

D: Aber ich habe diesen Song vom Tim Burgess Solo Album gehört. Wie auch immer der heißt, ich glaube die erste Single „I believe in the spirit...dab dab dab...“. Das mag ich, das sollte man im Club spielen.

S: O.K. wir sind durch. Vielen Dank.

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