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The Shins

The Shins

 

09.04.04 - Mudd Club / Berlin

Interview:  Mela

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ein hübscher Mann, dieser James Mercer, das kann man nicht anders sagen. Große dunkle Augen und 5-Tage Bart, in seiner Art weit entfernt von jeglichem Startum. Ihr Motto „melody is key“, spielten sie beim Soundcheck alte Smith Sachen und wirkten auch sonst eher anglophil.

Soundmag: Ich besitze leider nicht euer erstes Album „Oh, Inverted World“ (2001), ich habe nur das Zweite „Chutes Too Narrow“ gehört und das ist großartig... wie lief die Tour bislang?

James: Es läuft prima. Besser, als wir es erwartet haben. Das erste Konzert war in London, dann Amsterdam und so weiter...viele ausverkaufte Gigs, mehr als wir dachten.

Soundmag: Also besser, als nach dem ersten Album?

James: Wir sind noch gar nicht hier getourt. Es ist das erste Mal, dass wir in Europa sind.

Soundmag: Eine allgemeine Frage: Wo kommt ihr her und wo geht ihr hin?

James: O.k., ich persönlich bin in Hawaii geboren und das ganze Leben herumgezogen. Mein Vater war in der Air Force. Die anderen Jungs sind alle aus Albuquerque. Es ist eine coole Stadt und ich bin dort nach der High School hingezogen. Ich habe dort eine Band mit Jesse und Marty gegründet (1992), die nannte sich FLAKE. Später habe ich ein Side-Project angefangen. Das waren die SHINS...da kam dann Dave dazu.

Soundmag: Warum waren die SHINS nur als Neben-Projekt gedacht?


James: Ich glaube, FLAKE entstand aus einer Zusammenarbeit mit allen. Ich wollte einfach eine Sache haben, die ich kontrollieren konnte. So was wie ein Ego-Trip vielleicht. Ich wollte mein eigenes Stück...Kunst haben.

Soundmag: Was klang anders bei den SHINS?

James: Wir waren traditioneller. FLAKE war so eine Art Neunziger Indie Rock, so wie Pavement oder Archers Of Loaf, so ein Kram halt. Ach eigentlich hatten wir die verschiedensten Einflüsse. Das war halt mehr Rock und nun machen wir Pop, traditionelles Pop Songwriting. Alte R&B Sachen, Sam Cook – ich meine in einer traditionellen Art, Melodien zu komponieren.

Soundmag: Besteht ihr darauf, als Pop Band zu gelten? Ich meine, die Musik der Zeit heißt momentan Rock’n’Roll.

James: Ich weiß nicht. Mein Vokabular über Musik ist begrenzt. Vielleicht sind wir keine Pop Band, keine Ahnung. Es kommt mir so vor, als wären wir eine Pop-Band, ich meine die Strokes sind eine Pop-Band, oder? Wenn die eine sind, dann sind wir es auch. Trotzdem glaube ich, dass es eine Rock’n’Roll-Show ist, wenn wir spielen. Also, lass mich überlegen, die SHINS begannen 1996. Ich habe mit einem kleinen Kassettenrecorder Sachen aufgenommen, Lieder gemacht, dann kam eine EP, einige Singles und so weiter. Dann kaufte ich einen Computer und fing an, in einer höheren Qualität aufzunehmen. Wir haben eine CD gebrannt und Sub Pop haben diese in die Hände bekommen und uns unter Vertrag genommen. Das war so um 2000.

Soundmag: Ich habe irgendwo gelesen, dass Sub Pop das einzige Label war, das an euch Interesse gezeigt hat.

James: Na, wir waren aus Albuquerque. Niemand kannte uns... Ich weiß nicht, ob deine Tante dir was erzählt hat, aber Albuquerque ist „sort of“... (ich habe ihm erzählt, dass meine Tante dort wohnt).

Soundmag: Hattet ihr denn eine Plattenfirma, bei der ihr lieber untergekommen wäret?

James: Ich weiß nicht, was ich da sagen soll... Touch And Go vielleicht. Das ist ein richtig cooles Label. Welches Label ist richtig gut (er fragt seinen Bandkollegen)? Touch And Go geben dir 50 Prozent, oder?

Soundmag: Seid ihr nicht glücklich mit euerm Deal?

James: Doch, doch, wir sind glücklich mit Sub Pop (der Tourmanager sitzt direkt hinter uns und zählt seine T-Shirts), sie geben dir einen Major Label Deal. Wenn du mehr bekommst, musst du auch für alles selber zahlen. Also bist du manchmal eher angearscht...

Soundmag: Das zweite Album klingt also schon anders als der Vorgänger?

James: Ja das tut es. Ich finde, es klingt besser. Es hat eine höhere Qualität.

Soundmag: Denkt man, wenn man eine Platte rausbringt...das ist das Beste, was ich machen konnte?

James: Ich habe nicht so viele Platten gemacht. Ich habe eine mit FLAKE gemacht, dann die erste SHINS und nun diese...hmmm, da sind spezielle Sachen, die ich an der ersten Platte wirklich mag.

Soundmag: Euer Debüt soll 60s-lastiger sein.

James: Ja, es kling mehr 60er, weil es eine geringere Qualität hat. Ich komme nicht so ganz klar mit dieser Retro-Band Idee. Ich schreibe einfach Songs, die beeinflusst werden von Sachen, die ich gehört habe, und das waren halt eine Menge alter Motown Scheiben und R&B Musik.

Soundmag: Würdest du sagen, dass ihr modern klingt?

James: Ich glaube, da sind bei uns Elemente drin, die sehr modern klingen. Die hätten nicht in den 80ern stattfinden können, oder in den 90ern. Also, ich meine die Entscheidung für bestimmte Noten kann modern sein, und die Wahl der Melodien, nicht nur elektronische Musik ist modern. Aber dann gibt es natürlich bei uns etwas, das wirklich traditionell und old fashioned ist. Es ist so wie...magst du so alte Country und Western Songs...vielleicht?

Soundmag: Hm, ich weiß nicht so recht...

James: So etwas wie Hank Williams vielleicht?

Soundmag: (schweigen...)

James: Ist o.k. oder? Also ich mag das. Ich mag alten Kram aber auch neue Sachen...

Soundmag: Du schreibst also die Songs?

James: Ja, ich schreibe die Akkorde und die Melodie, sowie die Texte. Ich spiele die Sachen auf der Acoustic Gitarre und Dave hört sich das an und kommt dann mit seinem eigenen Part.

Soundmag: Und worüber schreibst du? Was sind die Themen?

James: Der typische Kram. Wirklich, ich schreibe über Beziehungen und „human conditions“. Ein Song hat schon ein politisches Thema, nichts Spezielles, eher den Kampf zwischen Rechts und Links.

Soundmag: Sind deine Songs ironisch?

James: Nein, ich hoffe nicht.

Soundmag: Was magst du an deinem Job am Liebsten?

James: Oh, am Besten finde ich das „part time sleeping“. Ich kann in der Nacht arbeiten und um fünf ins Bett gehen und bis zehn schlafen und brauch mir keine Gedanken zu machen, dass mir jemand auf die Nerven geht.

Soundmag: Würdest du sagen, dass es Arbeit ist zu touren? Oder gibt es da ein Gefühl von Rock’n’Roll?

James: Oh, ich liebe es zu spielen. Besonders in Deutschland. Ich weiß nicht genau warum...ich habe ja mal hier gewohnt als Kind...vielleicht liegt es daran.

Soundmag: Na, da lass uns doch in Deutsch weiter reden.

James: Oh Gott, da kann ich gar nichts mehr...

Soundmag: Seid ihr nach dem Erfolg des ersten Albums nun unter einem gewissen Druck?

James: Jeder bei Sub Pop versuchte mir zu sagen...“versuch einfach, dich nicht unter Druck setzten zu lassen“...da fing es an, dass ich den Druck spürte...“mach dir keine Sorgen“...da machte ich mir plötzlich Gedanken. Wir verkauften 130 000 Platten vom ersten Album, ich meine das war verrückt, wir waren erstaunt, dass das passierte. Und ich meine, dann haben wir wieder aufgenommen und da wartet dann diese Armee von Leuten...also macht lieber was Gutes.

Soundmag: Würdest du denn sagen, dass du dich als Mensch verändert hast?

James: Ich habe mich persönlich sehr verändert in den letzten drei Jahren, seit wir gesigned wurden. Ich glaube ich habe mich seit der High School extrem weiterentwickelt. Ich bin aus meiner Schale gekrochen, ich war wirklich schüchtern in der Schule. In einer Band zu sein war etwas, was ich wirklich brauchte, um aus dieser Schüchternheit herauszukommen. Es wäre furchtbar gewesen, das ganze Leben Angst zu haben mit Leuten zu sprechen. Also wurde ich bei solchen Dingen, wie jetzt bei Interviews, gezwungen mit Menschen zu reden. Und jetzt habe ich Spaß daran.

Soundmag: Ist es denn, wie du es dir vorgestellt hast, ich meine ein „Star“ zu sein?

James: Ich bin kein „Pop Star“, vielleicht werde ich ein „Indie Pop Star“ (könnte man latente Bescheidenheit nennen), keine Ahnung...ich habe da nie drüber nachgedacht und denke auch jetzt nicht daran, darüber was passiert. Ich habe nie in der Schule gesessen und davon geträumt, ein Star zu werden. Ich habe nur hart daran gearbeitet Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen und zu singen. Ich glaube mein Ziel war es, als wir die SHINS gegründet haben, meine Freunde zu beeindrucken, die in Bands spielten. Weil ich glaube, dass wir das mit FLAKE nicht geschafft haben...die mochten FLAKE nicht so gerne...oder vielleicht doch? Ach, ich weiß nicht...wir sind befreundet mit einer Band, die sich Henry’s Dress nannten. So eine Avantgarde Pop Band. Die haben in Albuquerque angefangen und sind nach San Fransisco gezogen. Sie waren in der Szene, wurden unter Vertrag genommen und waren cool. Ich fühlte eine Art Konkurrenz mit ihnen, und wollte auch Bestandteil der Pop Kultur sein.

Soundmag: Du magst Echo & The Bunnymen, richtig?

James: Ja, sehr...

Soundmag: Gibt es einen Song, den du gerne covern würdest. Ich habe gehört, dass ihr schon von House of Love „Destroy the heart“ live gespielt habt.

James: Ja, das haben wir. Wir spielen momentan keine Cover, wir haben nette B-Seiten, die nicht auf dem Album sind...aber heute Abend gibt es leider keine Cover-Songs, sorry.

Soundmag: Wie wichtig ist es für euch, möglichst viele Platten an den Mann zu bringen?

James: Ich weiß nicht, für mich ist es nicht wichtig. Man kann halt stolz drauf sein, aber das finde ich doof...

Soundmag: Find ich nicht.

James: Ich erinnere mich, als wir unter Vertrag genommen wurden sagte der Chef von Sub Pop, wir könnten 20 000 Alben vom Ersten verkaufen. Und dann waren es so viel mehr. Man fühlt, dass sie das zu würdigen wissen, man fühlt sich irgendwie wertvoll für das Label. Und das bedeutet auch etwas mehr Geld. Und es bedeutet, dass andere Labels an dir interessiert sind. Und für die Labels ist es wichtig, dass sie genug verkaufen, besonders für Indie Labels, um zu überleben.

Soundmag: Habt ihr für dieses Jahr irgendwelche Festival Auftritte geplant?

James: Im Juli machen wir einige Festival Gigs. Ich glaube wir machen Reading, und ich glaube wir machen Ros...Ros...Roskilde, vielleicht? Ja, ja. Ah, und wir sind bei einem spanischen Festival, irgendwo an der Küste. Aber dann nehmen wir eine Auszeit.

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