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Islands

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15.07.06 - per Email / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Pressefoto

 

 

 

Die Musik der Islands einzuordnen ist schwierig bis unmöglich. Zu oft drehen sie sich auf ihrem Debüt „Return To The Sea“ stilistisch um 180 Grad und machen dort weiter, wo es niemand erwartet hätte. Irgendwie erdig sind die Songs der beiden Kanadier Nick Diamonds und J’aime Tambeur. Weil Inseln meist weit weg und darum schwer erreichbar sind, im besten Fall aber doch zumindest über einen Internetanschluss verfügen, unterhielt sich Nick Diamond auf dem virtuellen Weg mit uns. Denn um mit den Islands zu sprechen: „Where There’s A Will, There’s A Whalebone“!

Soundmag: Hallo Nick. Beschreibe bitte, in welcher Umgebung du diese Fragen beantwortest.

Nick Diamonds: Ich sitze in einem Raum meines Apartments. Hier gibt es keinen Fernseher, zwei Lautsprecher, die an nichts angeschlossen sind (und sowieso nicht funktionieren), zwei miese Sofas und ein Bücherregal voller zu Haufen gestapelter Bücher. Übrigens „I Am Sitting In A Room“ – so heißt ein „Song“ von Alvin Lucieer. Ein Song in der Art und Weise wie auch „4’33“ von John Cale ein Song ist. Den solltest du mal hören. Paul Morley schrieb ein Buch über ihn und verglich die Musik mit Kylie Minogue’s „Can’t Get You Out Of My Head“.

Soundmag: Alles klar. Auf eurem Album variiert ihr sehr unterschiedliche Musikstile. Sind die musikalischen Einflüsse der Islands ähnlich unterschiedlich?

Nick Diamonds: Ja, sie variieren tatsächlich beträchtlich. Von Natasha Bedingfield bis Neil Young. Von Sean Paul bis zu den Sparks. Von Fatlip bis zu Fleetwood Mac und von Brian Eno über Buddy Holly bis hin zu Bisso Na Bisso.

Soundmag: Habt ihr beide denn einen ähnlichen Musikgeschmack?

Nick Diamonds: Ich bin der Einzige in diesem Raum.

Soundmag: Ihr beide wart vorher bei den Unicorns aktiv. Warum löste sich die Gruppe auf?

Nick Diamonds: Der Grund war eine Kombination aus Auseinanderleben und verschiedenen Ansichten, wie man Beziehungen in einer Band aufrecht erhält.

Soundmag: Ihr kommt aus Kanada. Gibt es Beziehungen zu anderen kanadischen Bands wie Broken Social Scene und den vielen Projekten, die daraus entstanden sind?

Nick Diamonds: Wir sind mit den Leuten von Metric befreundet. Mit den anderen Band gibt es freundschaftliche Beziehungen. Aber mehr nicht.

Soundmag: Wie siehst du denn allgemein die kanadische Musikszene? Ohne Zweifel hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Wie würdest du sie beschreiben?

Nick Diamonds: Kanadisch. Musikalisch. Freundlich. Ohne Ermüdungsanzeichen.

Soundmag: Wie lange habt ihr gebraucht, um “Return To The Sea” aufzunehmen?

Nick Diamonds: Nur einen Monat, es ging ziemlich schnell.

Soundmag: Was waren deine Gedanken, als du dann zum ersten Mal einen eurer Songs im Radio hörtest?

Nick Diamonds: Ich lag spät nachts auf dem Bett und hörte es schwach über meinen Radiowecker. Meine erste Reaktion war: „Ich kenne diesen Song!“ Danach dachte ich sofort „Verdammt, ich höre all die Fehler! Wie peinlich!“

Soundmag: Was hat es mit dem Coverbild von Caspar David Friedrichs „Eissee“ auf sich? Gibt es eine versteckte Botschaft hinter der offensichtlichen?

Nick Diamonds: Am Anfang repräsentierte dieses Bild für uns den Ausdruck „Return To The Sea“ auf eine düstere Art. So, wie das Schiff darauf im Eis versinkt. Aber es illustriert natürlich auch die Songs auf dem Album ganz gut.

Soundmag: Neben diesem Bild gibt es auch in den Songtiteln und Texten viele maritime Elemente. Wieso? Seid ihr leidenschaftliche Segler oder Fischer?

Nick Diamonds: Ich bin an der Westküste Kanadas aufgewachsen. Da war nur diese kleine Insel und überall drum herum der Ozean. Meine Eltern wuchsen ebenfalls am Meer auf, nur auf der anderen Seite des Landes. Sie lebten lange auf der viertgrößten Insel der Welt: Neufundland. Ich denke, das erklärt diese Elemente ganz gut, oder?

Soundmag: Auf „Return To The Sea“ wechselt ihr die musikalischen Stile wie andere ihre Socken: Progrock, Synthesizer, südamerikanische Rhythmen und sogar Hip Hop-Elemente. Kannst du dir stilistische Grenzen für die Musik von Islands vorstellen?

Nick Diamonds: Nein. Keine Grenzen. Nichts ist sicher vor uns, außer vielleicht “New Country“.

Soundmag: Wie würdest du eure Musik beschreiben?

Nick Diamonds: Futuretro-Pop.

Soundmag: Bist du eigentlich der Whitney Houston-Fan in der Band? Ist euer Stück “Don’t Call Me Whitney, Bobby” ein Song über einen gescheiterten Künstler oder eine missglückte Beziehung? Oder geht es um etwas komplett anderes?

Nick Diamonds: Tatsächlich bin ich Whitney Houston-Fan. Aber der Song ist nicht direkt über sie. Sie ist lediglich ein Katalysator für eine verdorbene Generation, die in einer gescheiterten Zivilisation lebt.

Soundmag: Was denkst du, werden die Leute tun, wenn sie “Return To The Sea” hören? Ich finde, es ist ein Album, auf das man sich einlassen und konzentrieren muss.

Nick Diamonds: Ich hoffe, die Menschen machen sich dazu Abendessen, haben Sex, streiten sich, gehen auf Reisen, verärgern ihre Eltern und rauchen danach zusammen mit ihren Eltern Dope. Sie könnten auch mit ihrem Schwarm auf einer Party tanzen, Pilze rauchen und high werden. Zu all dem könnte unsere Musik laufen.

Soundmag: Hast du eine Lieblingsinsel?

Nick Diamonds: Mittlenatch. Eine sehr kleine Insel kurz vor Vancouver Island, wo ich aufwuchs. Dort gibt es Klapperschlangen, Seelöwen und Kakteen.

Soundmag: Bei euren Bandnamen darf diese Frage nicht fehlen: Welche fünf Alben nimmst du mit auf eine einsame Insel?

Nick Diamonds:

Steve Reich – “Drumming”
Neil Young – “On the Beach”
Anti-Pop Consortium – “Tragic Epilogue”
Thelonious Monk – “Solo Monk”
Crazy Frog – “Axel F”!!!

Soundmag: Könnte die Musik von “Return To The Sea” jemandem helfen, der auf einer solchen einsamen Insel gestrandet ist?

Nick Diamonds: Oh ja. Wenn er mit der CD die Sonnenstrahlen reflektiert, kann er die Aufmerksamkeit eines über die Insel fliegenden Flugzeugs auf sich lenken und so gerettet werden.

Soundmag: Glaubst du, dass jeder eine Insel ist? So wie Nick Hornby es in „About A Boy“ behauptet?

Nick Diamonds: Ich kann nicht für andere sprechen. Ich jedenfalls bin ein Fels.

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www.islandsareforever.com

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