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Edson

Edson

 

06.03.04 - Bastard / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ein weiters Kind des schwedischen Kultlabels Labrador heißt Edson. Mit dem Album "Every Day, Every Second" ließen sie so manche Herzen höher schlagen. Bevor Edson im gut gefüllten Bastard spielten, sprach ich mit Pelle Carlberg über das neue Album.


Soundmag: Edson ist eine Band, die ohne zu lügen, sagen kann, dass sie einen eigenen Stil hat. Wie hat sich dieser Stil entwickelt ?

Pelle: Ich denke ich hatte ein paar gute Ideen für Songs in der letzten Zeit. Ich mache schon seit 20 Jahren Musik. Nach dieser langen Zeit, findet man seinen eigenen Stil. Ich meine, vor 20 Jahren habe ich versucht andere Künstler zu kopieren. Heute schreibe ich das, was mir durch den Kopf geht, oder das was sich in meinem Kopf entwickelt. Songwriting ist eine Therapie für mich. Um auf den Sound zurück zu kommen...wenn fünf Menschen zusammen einen Song spielen...wird es nie das Gleiche sein, als wenn ich fünf Instrumente gleichzeitig spielen würde. Ich kann aber den Anderen sagen, was ich von ihnen erwarte, zu spielen.

Soundmag: Das klingt nicht so einfach. Ihr habt oft in euren Songs Stilbrüche, besonders im dritten Song der neuen Platte.

Pelle: Wie heißt nur gleich der dritte Song....? Wir haben einen Song der heißt "A Pleasant Dream" der klingt so, wie du es gerade beschrieben hast. Der hat diesen Wechsel in sich......Ich würde wirklich gern wissen, welcher der dritte Song ist. Ich geh mal eben nachschauen warte bitte......( Pelle verlässt den Raum um die CD zu holen. Eine Minute später) Oh der dritte Song ist "A Pleasant Dream" (lacht). Ja du hast recht. Die Strophen bauen sich immer wieder auf und jeder erwartet den großen Knall. Der Refrain ist dann aber eher entspannend. Ich plane so etwas aber nie. Ich habe immer einen großen Drang, den Songs ihren eigenen Weg finden zu lassen. Wir versuchen immer weniger, als mehr zu spielen. Weniger ist Mehr. Für mich ist es wichtig, dass die Songs voll aus dem Herzen kommen.

Soundmag: Schreibst du die Songs auf der Gitarre ?

Pelle: Auf dem Klavier, aber auch auf der Gitarre. Anfangs habe ich ein Thema im Kopf, daraus versuche ich eine Melodie zu kitzeln. Wenn das geschehen ist, geht alles sehr schnell. Ich bin dann in einer Seifenblase.

Soundmag: Brauchst du einen bestimmten Ort zum Songs schreiben ?

Pelle: Nein. Ich habe auch keine Speziellen Orte. Das ist mir egal. Ich kann nur nicht auf Befehl Songs schreiben, ich könnte es aber sie würden nicht gut
sein. Ich wünsche mir allerdings ein Raum in meiner Wohnung, in dem ich manchmal meine Ruhe vor meinen vier Kindern habe.

Soundmag: Du hast vier Kinder ?!?

Pelle: Ja.

Soundmag: Du hast mir vor dem Interview gesagt, dass du nicht erwartet hast, wie gut eure Tour laufen würde. Alle Bands vom Labrador-Label sind ziemlich gut. Hast du gewusst als du zu Labrador übergegangen bist, dass ihr etwas Besonderes sein müsst ?

Pelle: Ich fühlte mich sehr gut, als wir zu Labrador gegangen sind, weil sie größer als Summersound sind. Wobei beide Labels zusammen gehören. Aber ich sage dir was. Ich habe nicht gewusst, dass das Labrador Label so bekannt ist, vor allem in Deutschland.

Soundmag: Es ist weniger bekannt, als ein Garant für gute Bands. Ich war heute auf eurer Seite, und hörte eine Coverversion...

Pelle:...alles klar (lacht). Was denkst du darüber ?

Soundmag: Zurzeit finde ich eure Version besser als die von The Darkness. ( Die Rede ist von "I believe in a thing called love" von The Darkness) Wie kam es dazu, dass ihr diese Version aufgenommen habt ?

Pelle: Ich erzähl es dir von Anfang an. Ich habe The Darkness live im schwedischen Fernsehen gesehen. Ich war begeistert über ihre Show. Ich nehme The Darkness ernst. Ich denke sie haben einen sehr guten Humor, aber alles kommt von Herzen. Die Live-Version war so viel besser als die Albumversion. Dann hatten wir ein Akustik-Gig. Ich hatte zuvor versucht zu diesen Song zu singen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so hoch singen kann, es fiel mir aber recht leicht. Das hat mich überrascht, weil ich nie versucht oder erwartet hätte, dass ich so hoch singen könnte. Dann habe ich versucht den Song zu spielen, die Akkorde zu finden. Ich fand die Akkorde und versuchte den Song im Bossa Nova Stil zu spielen. Zwei Tage später hatten wir diesen Akustik Gig. Ich sagte zu den anderen, wir sollten diesen Song spielen. Sie fanden die Idee gut. Wir spielten ihn also in Stockholm. Das war so ein Intellektuellen/Künstler-Club. Wir spielten eine tolle Version und unser Schlagzeuger sagte, dass wir das unbedingt aufnehmen sollten. Das machten wir dann auch. Das ging sehr schnell. Innerhalb weniger Stunden hatten wir den Song im Proberaum aufgenommen. Labrador machte ein paar Kopien und schickte sie zu den Radiostationen. Ich denke alle schwedischen Radios haben es gespielt, es wurde auf BBC gespielt, einige große Alternative Radios in San Francisco. Es dauerte eine Woche. Und ich machte mir Gedanken. Ich fragte mich warum das nicht mit einem Edson-Song funktioniert hat.

Soundmag: Das ist eine komische Welt. Stell dir vor Edson lebt in einem Haus zusammen und würde mich zum Plattenhören einlanden. Welche fünf Platten würde ich zu hören bekommen ?

Pelle: Ah sehr gut. Aber das würde sich von Tag zu Tag ändern.

Soundmag: Nein, wir haben zwei Flaschen Wodka alle gemacht. Diese Art von Plattenhören, die wirklichen Lieblinge.

Pelle: Ich würde anfangen mit "The Queen is dead" von The Smiths. Das ist das Album , dass mein Leben dramatisch veränderte. Diese Platte ist so viel mehr, als nur gute Musik für mich. Sie sagt etwas über mein Leben. Mhh ich denke Platten verlieren im Laufe des eigenen Lebens an Wert. Es gibt keine Platten mehr, die dein Leben verändern. So wie es damals war als man 16 Jahre alt war. Ich erinnere mich. Ich fuhr mit dem Fahrrad zum Plattenladen, es regnete. Als ich zurück führ, schützte ich die Platten unter meiner Jacke vor den Regen. Ich kam nach Hause, verschloss die Tür, öffnete den Deckel vom Plattenspieler. Die ersten Töne die, die Nadel auf der Platte machte. Das alles gibt es nicht mehr. Egal. Eine Platte die mir auch sehr wichtig war ist "Construction Time Again" von Depeche Mode. Besonders mag ich "Everything Counts". Ich habe nur die ersten vier Alben von Depeche Mode, dann hab ich The Cure für mich gefunden. Eine ganz wichtige Platte ist "The Boy with the Arab Strab" von Belle and Sebastian. Ich habe diese Platte auf einer Party in Göteborg gehört. Es war eine sehr ruhige Party, jemand legte die Platte auf, und die ersten Worte kamen: " He had a stroke at the age of 24" Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich habe alle Songs für das erste Edson Album geschrieben, bevor ich dieses Album gehört habe. Ich mag Stuarts Stimme und seine Texte. Manchmal werden wir mit B&S verglichen, das mag ich aber nicht.

Soundmag: Viele gute Bands kommen aus Schweden. Kannst du mir sagen warum die Schweden so gute Musik machen ? Liegt es an dieser Musikschule, die jedes Kind in Schweden besuchen konnte? Warst du auf so einer Schule.

Pelle: Nein. Ich bin Autodidakt. Viele Menschen waren auf dieser Schule. Ich würde deine Frage aber anders erklären. Ich nenne dieses Phänomen Björn Borg-Effekt oder wir nennen es denn ABBA-Effekt. Sie waren groß in den 70ern. Bevor Björn Borg ein großer Tennisspieler wurde gab es in Schweden keine Tennisspieler, aber danach kamen plötzlich mehr als 10 gute Spieler zum Vorschein. Fast alle haben es an die Spitze der Weltrangliste geschafft. Dies wäre nie passiert, wenn Björn nicht gezeigt hätte, dass es möglich ist. Mit Bands ist es das Gleiche. Wir hatten Abba, wir haben The Cardigans. Jede Schwedenband weiß, dass sie zu den besten Musikern der Welt gehören. Sie brauchen die Gewissheit, es schaffen zu können. Aber diese Schule, von der du sprachst, ist auch ein wichtiger Grund dafür. Für mich kann ich sagen, dass wir als Kinder sehr viel Musik hörten, Cat Stevens, Simon & Garfunkel. Wir hatten immer eine sehr gute Stereoanlage, wir hörten diese Musik ständig und sehr laut. Ich mochte aber auch anderes Zeug wie CCR. Diese ersten Jahre des Leben, waren die wichtigsten und einflussreichsten meines Lebens. Ich muss noch 2 Alben nennen. Ich weiß nicht den Namen des Albums, aber es ist das Album mit "Morning has broken".(Anm. der Redaktion: "Teaser and Firecat") Das fünfte Album ist eine E.P. von einer Schwedischen Band namens "Bob Hund". Sie singen schwedisch mit einem speziellen Dialekt. Ich würde sie die schwedischen Pixies nennen.

Soundmag: Danke für das Interview.

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