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She Wants Revenge

She Wants Revenge

 

25.07.06 - Universal Music / Berlin

Interview:  Eric

Foto: Eric

 

 

 

She Wants Revenge – He Wants Cigarettes. Jedenfalls rauchte Sänger Justin beim Interview eine Kippe nach der anderen. Zwischendurch hat er aber auch auf unsere Fragen geantwortet, ein paar Stunden vor ihrem Konzert in der Berliner Kalkscheune.

Soundmag: Euer Konzert heute musste vom Knaack in die Kalkscheune verlegt werden. Macht dich das stolz, wenn man in einen größeren Club „umziehen“ muss?

Justin: Wir spielen immer gerne, egal ob vor 100 oder 10.000 Leuten. Aber es ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn du weißt, dass uns viele Leute sehen wollen und deshalb das Konzert verlegt werden musste. Aber wir versuchen immer, eine gute Show zu liefern.

Soundmag: Du und Adam kennt euch schon eine ganze Weile. Warum hat es so lange gedauert, bis ihr die Band gestartet habt?

Justin: Es war erst jetzt die richtige Zeit dafür. Adam hat als DJ gearbeitet – so habe ich ihn auch kennen gelernt – und ich habe meine Sachen gemacht. Wir waren damals noch nicht auf der gleichen Wellenlänge, die du brauchst, um gemeinsam in einer Band zu spielen. Erst vor kurzem haben wir bemerkt, dass die Zeit reif für ein gemeinsames Projekt ist, dass wir die richtige Wellenlänge gefunden haben.

Soundmag: Du hast ja eher einen HipHop-Background. Da ist es ein bisschen überraschend, dass ihr jetzt diese düstere, 80er-beeinflusste Musik macht.

Justin: Weißt du, ich habe nur ganz am Anfang HipHop gemacht. Rock-Musik mache ich schon über zehn Jahre, also ist das ein relativ gerader Weg.

Soundmag: Also war diese Entwicklung ganz natürlich für dich?

Justin: Auf jeden Fall. Ich bin ja auch mit Rock-Musik aufgewachsen, sie war also schon immer auf meinem Radar. Ich habe auch HipHop gemacht, weil ich damals noch kein Instrument spielen konnte. Bei HipHop ist das nicht so wichtig, da kannst du trotzdem einfach loslegen, was ich auch tat. Aber seit ich Gitarre spielen kann, war ich auf Rock-Musik fixiert. Vielleicht hilft mir meine HipHop-Vergangenheit sogar dabei.

Soundmag: Wenn man sich das Album anhört, hört man viele frühe 80er-Referenzen wie Joy Division, New Order oder Depeche Mode. Würdest du da zustimmen? Und was denkst du über die aktuellen Sachen von New Order und Depeche Mode?

Justin: Man kann ganz bestimmt einiges von Depeche Mode und New Order bei unserer Musik hören. Joy Division auch, aber mehr am Rande. Bei New Order gefallen mir die alten Sachen besser als das aktuelle Zeug. Für mich ist Depeche Mode die einzige Band aus den frühen 80ern, die heute immer noch wirklich relevant ist. Hör dir nur mal „Playing The Angel“ an, sie haben sich ihre Form über all die Jahre bewahrt.

Soundmag: Denkst du, dass der Erfolg von Interpol und Editors, mit ihrer New-Wave-beeinflussten Musik, es euch leichter gemacht hat? Dass sie euch sozusagen den Weg geebnet haben?

Justin: Ich finde, das hat es sogar schwieriger gemacht. Bei Interpol waren alle ganz aus dem Häuschen, als sie ihre erste Platte herausbrachten. Alle sagten: „Toll, endlich macht wieder einer New Wave“. Ich würde sagen, wir waren einfach ein bisschen zu spät dran, sonst hätten es auch wir sein können, die die ganzen Lorbeeren kriegen. Aber ich kümmere mich nicht viel um Interpol, ich mag ihre Musik, aber das war’s auch schon.

Soundmag: Eure Lyrics handeln meistens von zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie sind aber keine typischen Liebeslieder, dazu gibt es zu viele sexuelle Anspielungen.

Justin: Bei uns geht es eigentlich immer um zwischenmenschliche Beziehungen. Du hast recht, wenn du sagst, dass sie keine typischen Liebeslieder sind. Dieses „boy meets girl and falls in love“, das wurde schon millionenfach gemacht, da gibt es nichts Neues mehr hinzuzufügen. Wir haben jetzt nicht unbedingt ganz neue Wege beschritten, aber unser Weg ist noch nicht so ausgelatscht. Wir kümmern uns mehr um die nicht ganz so offensichtlichen, die etwas abseitigeren Dinge zwischen Mann und Frau, die noch nicht so oft in Liebesliedern behandelt wurden. Darum gibt es auch die sexuellen Anspielungen.

Soundmag: Fred Durst hat euch ja protegiert und euch unter die Arme gegriffen. Warst du überrascht, dass gerade der Limp-Bizkit-Sänger sich für euch interessiert?

Justin: Ich wusste von einem Musiker-Freund, mit dem er ebenfalls zu tun hatte, dass er ein netter Kerl ist und dass er sich nicht nur für NuMetal-Sachen interessiert, die er selber macht. Er kam zu uns und hat uns gefragt, ob wir zu seinem Label kommen wollen, so hat das angefangen.

Soundmag: Ich habe ein Interview gelesen, in dem du gesagt hast: „Mir ist es lieber, dass uns 100.000 Kids kennen, als die zehn coolsten Kids in jeder Stadt, die in einem Plattenladen arbeiten.“

Justin: Ich denke, ich habe eher 10.000 gesagt, ich will ja nicht übertreiben. Wenn wir wirklich Indie-Musik machen würden, sowas wie Radioheads „Kid A“ oder „Amnesiac“, dann wären auch zehn Kids in jeder Stadt okay. Wir machen aber „catchy“ Musik. Auch wenn sie düster ist, ist sie „catchy“. Weißt du, wir sind mit diesem Zeug aufgewachsen, mit den Beatles und den Rolling Stones. Nicht mit Kraftwerk oder so. Und deshalb können es auch 10.000 Leute sein, die unsere Sachen mögen, und nicht nur die zehn aus dem Plattenladen, die dich nur mögen, um zu sagen, sie hören das neueste Zeug, das noch keiner kennt. Aber wir wollen auch nicht, dass sich die Leute unser Album kaufen, nur weil wir auf einem Magazin-Cover sind.

Soundmag: Leute, die Platten nur danach kaufen, welche Band auf einem Magazin-Cover ist, lieben Musik sowieso nicht.

Justin: Genau so ist es. Und vor allem kaufen sie nicht dein zweites Album, sie lassen dich ganz schnell wieder fallen und vergessen dich.

Soundmag: Joaquin Phoenix hat bei dem Video zu „Tear You Apart“ Regie geführt. Wie kam das zustande?

Justin: Ich kenne Joaquin schon länger und er hat uns einfach eine Idee für das Video geschickt. Wir hatten viele Vorschläge, wie der Clip aussehen soll, aber seiner war einfach der Beste.

Soundmag: Vielen Dank für das Interview. Enjoy your show tonight.

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www.shewantsrevenge.com

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