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You Say Party! We Say Die!

You Say Party! We Say Die!

 

11.08.06 - Rosis / Berlin

Interview:  Jana & Bärbel

Foto: Jana

 

 

 

Als wir das Rosis erreichen, ertappen wir die Band auf frischer Tat beim Auspacken. Stephen ist gerade dabei, die geschmuggelten CDs und Vinyls zwischen seinen dreckigen Socken hervorzukramen. Wir kommen also gelegen, werden bepackt und gesellen uns so zu den fünf gut aufgelegten, in großen Ledersofas fletzenden Kanadiern.

Soundmag: Heute spielt ihr zum Auftakt eurer Europatour in Berlin – habt ihr irgendwelche Erwartungen?

Becky: Eigentlich haben wir keine Erwartungen. Wir sind nur sehr glücklich, hier zu sein. Das ist ein großartiger Ort.

Soundmag: Wie war es eigentlich im Mai, als ihr schon mal in Berlin gespielt habt? Wie wir hörten, war es recht leer gewesen.

Stephen: Wir haben ja zum 1. Mal in Berlin gespielt und waren sehr beeindruckt, dass überhaupt mehr als zwei Leute da waren! Der Club hatte ja auch erst eine Woche zuvor aufgemacht. In Kanada spielen wir manchmal auch nur vor einer Handvoll Menschen.

Derek: Das liegt vor allem an der beschissenen Promotion. Es wird manchmal nicht einmal Werbung gemacht und dann weiß natürlich niemand, dass wir spielen.

Soundmag: Warum wurde euer Album eigentlich noch nicht in Europa veröffentlicht? Bisher ist ja lediglich eure Single „The Gap“ bei Cheesedream/Kitty Yo erschienen.

Stephen: Wir haben noch kein Label gefunden, also läuft alles über Import. Wenn du das Album bei Amazon bestellst, kann das aber auch 7 bis 8 Wochen dauern. Deswegen schmuggeln wir einfach weiterhin unsere CDs in der Dreckwäsche. [gellendes Gelächter] Wir konzentrieren uns gerade auf unser nächstes Album und werden versuchen, dafür ein vernünftiges Label zu finden.

Soundmag: Wie sieht es mit dem Label in den USA aus?

Stephen: Wir haben ein Label in Nordamerika gefunden, aber wir sind erst ihre 3. Band. Es wird also auch das einzige Album auf diesem Label bleiben. Für das neue suchen wir uns ein größeres, besseres, das mehr Geld reinstecken kann und bessere Strukturen bietet.

Soundmag: Habt ihr überhaupt noch Zeit für andere Sachen, Jobs oder so?

Stephen: Nein, für Jobs haben wir keine Zeit. Wir stecken all unsere Energie in die Band; das ist die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Ansonsten sind wir arm. [Pause] Und müssen weiterhin billiges Bier trinken.

Devon: Wir haben gestern Bier getrunken – für nur 60 Cent! Und das ist wahrscheinlich immer noch besser als die kanadische Premiumklasse.

Soundmag: Wir erleben in Deutschland ja zur Zeit eine wahre kanadische Invasion. Habt ihr Kontakt mit anderen Bands aus Kanada?

Stephen: Wir haben schon viele getroffen, allerdings nicht viele aus Vancouver – The Organ natürlich. Wir trafen sie mal, aber wir kennen sie halt nicht.

Becky: Im September touren wir mit Controller.Controller durch Kanada; mit denen sind wir auch befreundet. Und in London spielten wir einen Gig zusammen mit Metric.

Soundmag: Wie war denn die Tour im UK?

Derek: Überraschend gut. Wir fühlten uns sehr geehrt. Wir erwarteten vielleicht 10 Leute zur ersten Show und dann war sie ausverkauft! Und das, obwohl wir bereits um 19Uhr gespielt haben und es noch hell draußen war. Und so viele Fotografen…

Soundmag: Welches war euer liebstes Konzert?

Derek: Ich mochte Bristol sehr! Und Brighton.

Becky: Ja, ich auch.

Devon: Ich war total geschockt von Liverpool. Wir spielten in einer total ranzigen Bar, es stank und der Schweiß tropfte von den Wänden. Anfangs war es richtig leer und plötzlich füllte sich der Raum mit Menschen, keine Ahnung woher die kamen. Es war eine Art Geburtstagsparty und sie schienen sich nicht sonderlich für uns zu interessieren, denn sie standen mit ihren Rücken zu uns. Als Becky sagte: „Hi, we are You Say Party!We Say Die! from Canada.“ flippten plötzlich alle total aus. Es war eine der besten Shows, die wir jemals gespielt haben.

Becky: Als wir in Glasgow spielten, flog ein Bierglas auf die Bühne. Ein alter Punkrocker kam zu uns und sagte, das sei seit zehn Jahren nicht mehr passiert. Das war eine Ehre!

Soundmag: Geht euch das nicht eigentlich alles etwas zu schnell?

Stephen: Wir hatten gar keine Erwartungen, als wir das 1. Album aufnahmen. Wir dachten eher, es würde floppen und das Label zerstören und so. Dann kam die 1. positive Review, dann die 2., dann die 3. und es war wie: ‚Oh man! Was passiert hier eigentlich gerade? Wir sind doch nur eine mickrige Band aus einem Vorort von Vancouver.’

Soundmag: Habt ihr euch dort kennen gelernt?

Becky: Ja, wir sind alle in dem selben Ort aufgewachsen und kannten uns schon durch die High School.

Soundmag: Da gibt es doch diese merkwürdige Geschichte über eure Fahrradgang…

Becky: Ja! Die Smoking Spokes! Das hat aber nichts mit der Band zu tun. Wir haben uns einfach getroffen, sind mit den Rädern durch die Gegend gefahren, haben abgehangen und schreckliches Bier getrunken – Ihr jedenfalls würdet das nicht hinterkriegen! Das war halt was, um die Zeit zu vertreiben. Schließlich waren wir Vorort-Kids. Als es im Winter dafür zu kalt wurde, entstand die Bandidee.

Soundmag: Wie entstehen eure Texte?

Becky: Das ist eine ganz natürliche Entwicklung. Am Anfang haben Stephen und Krista noch die Mehrzahl der Songs geschrieben, aber mittlerweile ist das Teamwork und jeder bringt seine eigenen Ideen ein.

Soundmag: Gibt es ein zentrales Thema in euren Texten, eine spezielle Botschaft?

Becky: Manche Leute würden uns gern als politische Band sehen, aber ich schreibe meine Texte definitiv nicht mit dieser Absicht. Ich halte die Dinge fest, die ich durch meine Augen sehe, die mich umgeben.

Devon: Naja. „Gmo Uh-Oh“ und „The Gap“ sind schon superpolitische Songs. Das waren eben die ersten, die wir geschrieben haben.

Becky: Ich mag sie nicht mehr.

Devon: Ja, deswegen spielen wir beispielsweise „Gmo“ auch nicht mehr. Das Gleiche passierte mit „The Gap“ – es ist unsere 1. Single, die Leute mögen sie, deswegen spielen wir sie auch, aber ansonsten…

Soundmag: Hat euch eigentlich MySpace auf eurem Weg in die Bekanntheit geholfen?

Devon: MySpace hilft allen Bands!

Derek: Es ist verrückt, wie sich das ganze Musikbusiness durch diese Seite verändert hat. Heutzutage macht ja kaum noch jemand eine Homepage, sondern immer zuerst seine MySpace-Seite. Als ich noch ein Teenager war, gab es Magazine, über die man Bands kennen gelernt hat…

Krista: Und jetzt guckst du dir einfach an, welche ‚Freunde’ die Bands haben!

Derek: Es gibt Leute, die MySpace verurteilen, aber ich denke nicht, dass man das machen kann. Es ist einfach `ne gute Sache.

Soundmag: Zum Schluss müsst ihr uns jetzt natürlich erzählen, wie ihr zu eurem Namen gekommen seid!

Becky: Es gab einmal einen alten, weisen Japaner, der eine sehr interessante Interpretation unseres Namens parat hatte. Er erzählte sie einem Freund und der erzählte sie mir. Stell dir vor, es steigt eine Party und alle feiern und trinken und trinken und trinken und trinken so viel, dass sie sterben – also nicht im buchstäblichen Sinne. Aber wenn sie tags darauf jemand fragt: ‚Hey, was hast du gemacht? Wo warst du gestern?’ lautet die Antwort: ‚Im Himmel.’

Soundmag: Oh, das ist wunderschön!

Devon: Ja, gute Story.

Becky: Ein Freund erzählte mir von jenem Japaner, der ein Plakat für unsere Show gesehen hatte und dachte, es wär ein Gedicht: ‚You Say Party / We Say Die / Love And Mathematics / Bella’. Er war so neugierig, dass er zum Gig kam.

Devon: Aber das ist nicht die wahre Geschichte, wie wir zu unserem Namen kamen! Ähm … Stephen!

Stephen: Im Grunde genommen sind es die Lyrics von dem Prince-Song ‚1999’. Es ist das Ende vom Lied, man kann es kaum hören, in dem es heißt: ‚You say you wanna party but you never wanna die’.

Soundmag: Und das ist wahr?

Stephen: Würde ich lügen?

Derek: Ich hätte noch eine Geschichte mit Hühnern, aber das wäre eine schreckliche Story!

Devon: Die könnte man nicht mal drucken!

Derek: Aber ihr könnt im Internet nachgucken, einfach unter yousaypartywesaydie/chicken. Ich bin sicher, ihr findet was!!

Soundmag: Vielen Dank für das Interview.

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www.yousaypartywesaydie.ca

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