Interviews

South

South

 

14.09.06 - per Email / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Pressefoto

 

 

 

South sind auf ihrer Reise zu den Sternen, die der Titel des neuen Albums „Adventures In The Underground, Journey to The Stars“ ankündigt, mal wieder dem verworrenen, stickigen Untergrund der Musikindustrie entkommen. Überall lauern Fallen in diesen dunklen Höhlen. So mussten die drei Briten abermals ein Label für ihre Musik suchen, erneut fanden sie die neue musikalische Heimat in den USA. Während „Adventures In The Underground...“, ähnlich wie der grandiose Vorgänger „With The Tides“, dort schon einige Monate veröffentlicht ist, musste Europa bis Oktober und auf die Mithilfe des Cooking Vinyl-Labels warten. Zwischen den beiden Alben liegen drei Jahre, ein eigenes Studio und einige stilistische Veränderungen. Ausreichend Gesprächsstoff für eine kleine virtuelle Konversation mit einer der wenigen Bands, die von sich behaupten kann, in Amerika erfolgreicher zu sein als in der britischen Heimat.

Soundmag: Hallo Brett, wo bist du gerade?

Brett: Ich sitze in einem großen Apartment, zu dem auch das South-Studio gehört, in dem wir alle unsere Songs aufnehmen. Genau dort lebe ich auch.

Soundmag: Das neue Album „Adventures In The Underground…” der englischen Band South bestellte ich bei einem Mailorder-Shop in Amerika und ließ es nach Deutschland liefern. Sind South ein gutes Beispiel dafür, dass es auch gute Seiten an der Globalisierung gibt?

Brett: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir ein gutes Beispiel dafür sind. Die Globalisierung und insbesondere das Internet sind sehr nützliche Werkzeuge für eine Band wie uns. Denn wir erreichen auf diesem Weg Leute, die sonst nichts von uns wüssten.

Soundmag: Wie wichtig ist das Internet denn für euch?

Brett: Am Anfang dachten auch wir, dass der Internetboom vor allem negative Folgen hätte, weil es die Labels schädigen würde. Aber jetzt, mit MySpace und vor allem über unsere eigene Seite erreichen wir Leute auf der ganzen Welt. Und das ist wirklich mehr als gut für uns.

Soundmag: Euer neues Album erscheint, wie schon der Vorgänger “With The Tides”, auf einem amerikanischen Label und ist dort einige Monate vorher erhältlich, bevor es in englische oder europäische Läden kommt. Könnt ihr euch erklären, warum amerikanische Labels interessierter an euch sind als britische?

Brett: Für mich erklärt sich das vor allem dadurch, dass wir in Amerika immer mehr Erfolg hatten. Angefangen hat das mit unserem ersten Label MoWax. Die Firma ging Pleite und Kinetic, das US-Label, das unsere Platten in Amerika veröffentlichte, bot uns einen Vertrag an. Unglücklicherweise schlug dann die böse Seite der Globalisierung zu. Immer mehr Leute luden sich Musik aus dem Internet und Kinetic brach zusammen. Das führt uns zu dem Punkt, an dem wir jetzt sind. Bei unserem neuen Label Young American Records.

Soundmag: Drei Labels in zwölf Jahren. Was ist das netteste und das frustrierendste, was du über das Musikbusiness sagen kannst?

Brett: Das Beste an diesem Geschäft ist, dass du selber entscheiden kannst, wann du arbeitest. Wenn all deine Freunde am Montag mit einem Kater zur Arbeit gehen, drehst du dich in deinem Bett einfach noch mal um. Frustrierend ist hingegen, dass all deine Freunde mehr Geld verdienen als du.

Soundmag: Wie hat sich South über die Jahre verändert?

Brett: Die wichtigste Weiterentwicklung war, dass wir lernten, mit unserem Studio umzugehen. Das führte dazu, dass wir das neue Album komplett allein aufnahmen und produzierten. All die neuen Technologien, die heute eigentlich fast jeder bedienen kann, versetzen dich in die Lage, überall und zu jeder Zeit Musik zu machen. Das ist wirklich ein großartiges Werkzeug für uns.


Soundmag: Drei Alben in zwölf Jahren – das ist nicht unbedingt ein beeindruckendes Ergebnis, oder?

Brett: Wohl wahr. Allerdings mussten wir viel Zeit damit verbringen, uns neue Labels zu suchen. Das kann ewig dauern. Aber jetzt haben wir in unser neues Studio investiert und können so hoffentlich unseren Output etwas steigern. Es sei dir versichert, dass wir nicht nur faul herumliegen.

Soundmag: Vergleicht man „Adventures In The Underground…“ mit dem letzten Album, scheint es mir – zumindest in einigen Teilen – karger und nicht ganz so groß produziert. Wart ihr diesmal eher an den Rhythmen interessiert?

Brett: Na ja, wir wollten mit diesem Album ein wenig zurück zu den Anfängen gehen. Die ersten Songs, die wir veröffentlichten, haben wir komplett selbst auf einem Vier-Spur-Recorder aufgenommen. Diese einfache, rohe Ehrlichkeit der Musik wollten wir auf dem neuen Album wieder erreichen.

Soundmag: Wenn man das im Hinterkopf hat, wie sehr interessiert ihr euch heute noch für elektronische Musik? Ich habe gelesen, dass einige von euch ab und zu Platten auflegen.

Brett: Wir drei wuchsen alle mit Dancemusic auf. Als wir mit Musik begannen, besuchten wir eine öffentliche Schule in London, wo fast alle House, Garage oder Drum’n’Bass hörten. Zur damaligen Zeit gehört es nicht unbedingt zu den coolsten Sachen der Welt, in einer Band zu spielen. Nun ja, über die Jahre kamen wir immer wieder durch Kollaborationen mit Dancemusic in Berührung, unter anderem über U.N.K.L.E. oder Pablo von den Psychonaughts, mit denen wir uns eine Weile das Studio teilten. Auflegen tun wir immer mal wieder. Just for the fun of it. Ich habe auch ein paar Bootlegs voller Rock-Dance-Crossover-Kram gemacht. Das macht wirklich Spaß.

Soundmag: Was ist für dich das beste Beispiel für die Kombination von Dance-Grooves und Rockmusik? Mal von euren Songs abgesehen.

Brett: Eines der besten Beispiele sind definitiv die Stone Roses. Wenn es um aktuelle Musik geht, muss ich The Rapture und LCD Soundsystem nennen. Beide sind ziemlich gut.

Soundmag: Du sagtest schon, dass “Adventures In The Underground…” zum ersten Mal von euch selbst produziert wurde. Was war das für eine Erfahrung?

Brett: Es war großartig. Schon allein die Tatsache, dass du dein eigenes Studio hast und Geld in gute Mikros, Mischpulte, Computer und all den anderen Kram investierst. Wenn dann am Ende noch alles funktioniert, hast du eine große Herausforderung bestanden.

Soundmag: Spielt darauf auch der Albumtitel an?

Brett: Der dreht sich eher um die letzten drei Jahre und all die Abenteuer, die wir mit der Musikindustrie erlebt haben. All die Hochs und Tiefs. Auch die Reisen in die verschiedenen Länder, die Leute, die wir dort trafen, waren ein einziges Abenteuer für uns.

Soundmag: Wer ist eigentlich die Frau, die in “Pieces Of Dream” singt?

Brett: Ich denke, du meinst „Know Yourself“. Das ist Pearl Lowe. Sie ist Sängerin und auch die Frau von Danny, der bei Supergrass spielt. Falls du wirklich von „Pieces Of Dream“ sprichst – dann handelt es sich um Joel, der mit sehr hoher Stimme singt.

Soundmag: Zusammen mit U.N.K.L.E. habt ihr auch den Soundtrack zu „Sexy Beast“ aufgenommen. Wie kam es dazu?

Brett: Ganz einfach, der Regisseur Jonathon Glazier fragte uns. Er brauchte sechs Instrumentalstücke und es war eine großartige Erfahrung, die für ihn zu schreiben. Seit damals haben wir immer mal wieder Songs für Soundtracks beigesteuert. Aber richtige Filmmusik zu schreiben ist etwas, das wir definitiv noch mal tun möchten.

Soundmag: Zuletzt seid ihr auch als Vorband der Strokes unterwegs gewesen. War das Publikum nett zu euch?

Brett: Es war cool. Sie haben uns schon gebeten, im November wieder mit ihnen durch Amerika zu touren. Das Publikum war voller schreiender Mädchen. Arenen, in denen 6 000 Menschen sind, gehören ja nicht unbedingt zu unserem Standartprogramm. Aber trotzdem war es eine gute Erfahrung.

Soundmag: Dein Kommentar zum letzten Versuch Englands, die beste Fußballmannschaft der Welt zu werden...

Brett: Englische Spieler wachsen in einem Land auf, das sie zu gehirnlosen Produkten der Jugendförderung im Fußball macht. Sie lernen nichts über das Leben, es geht nur um den Sport. Als Ergebnis entwickeln sie sich zu Spielern, die sowohl was das Spiel angeht als auch außerhalb des Feldes vor allem eins sind: naiv! Ihr Deutschen habt eine viel stärkere Mentalität.

Soundmag: Letzte Frage. Was hältst du von den Pet Shop Boys?

Brett: Ich wünschte, sie wären Deutsche.

Soundmag: Vielen Dank für das Interview.

Review kommentieren

Neues Thema im Forum

Offizielle Website

www.south.uk.net

Alle Interviews

 

 

 

Neue Interviews

 

Neue Reviews

 

Suche in soundmag.de