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Edwyn Collins

Edwyn Collins

 

05.12.03 - Magnet / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Für viele ist er ein ganz großer Musiker, für viele andere blieb er bis heute unentdeckt. Edwyn Collins ist nicht nur der Typ der "A Girl like you" gemacht hat. Edwyn begann schon in den frühen 80ern mir seiner Band Orange Juice und .... na ja den Rest kann er ja selbst erzählen.

Soundmag: Was viele gar nicht wissen ist, dass "Gorgeous George" dein drittes Soloalbum ist. Hattest du damals schon den Vertrag mit Virgin, oder wie kam das ?

Edwyn: Nein, meine ersten beiden Alben wurden von Elvis Costellos Label Demon Records veröffentlicht. Dann gab es kleinere Probleme. Ich bin dann zu dem irischen Label Setanta, welches auch in London einen Sitz hat. Ich war der erste Nicht-Ire auf diesem Label. Gorgeous George war mein erstes selbstproduziertes Album. Ich steckte meine letzten 15000 ‚- in dieses Studio. Das hat sich glücklicher Weise gelohnt. A Girl like you wurde ganz schnell Nr. 1 in Belgien Nr. 4 in Frankreich und Nr. 4 in Australien und dann kam der Erfolg auf der ganzen Welt. Der Vertrag mit Setanta war nicht wirklich förmlich. Naja, Virgin war da nur das Label für einige Länder. Insgesamt waren es 9 Labels auf der ganzen Welt. Das hat sich also wirklich gelohnt, unglücklicherweise habe ich jetzt nach "A Girl Like You" den Druck wieder so gutes Zeug zu machen. Showbussines.

Soundmag: Ist dein Studio ein besonderer Part deiner Musik ? Man kann auf deiner Homepage dein Studio bewundern.

Edwyn: Das ist es. Ich meine wenn man sich die ersten beiden Alben anhört, die alle von jemanden in anderen Studios produziert wurden, und dann im Vergleich die Alben die in meinem Studio gemacht wurden kann man einen deutlichen Unterschied feststellen. Ich wollte auch die Kontrolle über die technische Seite der Aufnahme haben. Die Sound die ich im Kopf hatte konnte ich nicht verwirklichen. Also habe ich mich selbst dran gesetzt.

Soundmag: Hattest du eine bestimmte Vision wie deine Platten klingen sollten, also irgendwas Richtung Roy Orbison oder so ?

Edwyn: Jeder sagt, dass die Gitarre auf A Girl like you wie die Gitarre der Isley Brothers klingt. Ich versuche nur auszudrücken was ich in meinem Kopf habe. Das ist alles. Viele Leute denken da zu viel drüber nach.

Soundmag: Wurde A Girl like you geschrieben um ein Singlehit zu werden ?

Edwyn: Nein. Ich habe das Überhaupt nicht erwartet. A Girl like you war der letzte Song den ich für das Album aufgenommen hatte. Wir hatten vorher 16 Songs aufgenommen. Der Typ der die Backinvocals auf A Girl like you sang Vic Godard, er war ein Punkrocker. Er sagte mir in seinem Londoner Stil: "Nun, ich denke das Ding wird eine Nummer Eins Single". Da er aber zu exzentrisch ist, habe ich ihn nicht ernst genommen. (lacht). Er hatte Recht.

Soundmag: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie ich das erste Mal A Girl like you hörte, ich dachte damals: " oh das ist aber ein cooler neuer David Bowie Song".

Edwyn: Das denken die Leute in Europa. In Großbritannien können die Leute schon unterscheiden. Ich habe eine sehr schottischen Akzent und Bowie ist sehr London, er hat einen starken Cockney Akzent. Die Briten würden mich niemals mit Bowie vergleichen.

Soundmag: Ich dachte ja auch, welch ein genialer Bowie Song. Zum Glück hab ich dann noch das Album gekauft und hab eine ganze Menge anderer guter Songs gefunden. Was sagt eigentlich der Song " Campaign for real Rock" aus ? Geht's da wirklich um die Musik oder ist das ne Metapher ?

Edwyn: In England macht sich jeder über das englische Bier lustig. Es gibt da die "Campaign for real beer". Als ich den Song schrieb kamen diese ganzen Grungebands auf, wie Nirvana, Pearl Jam und all dieses Zeug. Wir spielten auf dem Reading Festival 1991 das war vor diesem Grunge Ding. Die erste Person die ich auf dem Festival sah war Andrew Eldritch von den Sisters of Mercy. Er hatte ein Dinnerjacket an er war total overdressed, daher kam die erste Zeile "Don´t try so hard to be different". Die zweite Strophe hat mit Grunge zu tun. Diese ganze Bewegung war in dieser "Life is Shit" Stimmung. Wie schon in A Girl like you gesungen wird "Too many protest singers, not enough protest songs". Das ging mir ordentlich auf die Nerven, ich meine die meisten dieser Bands kommen aus sehr reichen privilegierten Familien. Also was soll das ?

Soundmag: Also auf Grunge stehst du nicht gerade, gibt es denn eine Bewegung in den 90er die du bewunderst ?

Edwyn: (Überlegend) In den 70ern mochte ich Punkrock, aber ich hörte auch so Sachen wie David Bowie, Roxy Music und Lou Reed. Der Gitarrist der Buscocks hatte ein Gitarre für 25 Euro oder so. Also kaufte ich mir auch eine solche Gitarre, eine New Sonic, nach dieser Gitarre hat sich dann meine erste Band benannt. Das Schlagzeug kostete auch nicht mehr als 25 Euro. Plötzlich hatten wir alle Instrumente, wir waren eine Band The New Sonics. Orange Juice war nicht wirklich eine Punkband.

Soundmag: Als du dann damit angefangen hast Soloalben zu machen, hast du da die Schnauze voll von 25 Euro Gitarren gehabt ?

Edwyn: Naja, die Punkphase war ja mit den New Sonics beendet. Wir hatten grad die Schule beendet. Da kamen die New Sonics auf, daraus wurde dann Orange Juice. Wir wurden von Bands wie The Ramones, Talking Heads beeinflusst. New Sonics klang dann wie ein Name für eine New Wave Band, wir haben dann Überlegt, dass wir einen Namen wollen der nicht nach New Wave klingt. So kamen wir auf Orange Juice, das war ein schwachsinniger Name. Wir wollten dann wie Velvet Underground und all diese New Yorker Bands klingen.

Soundmag: Warst du jemals Dandy ? Dandy wie du auf dem Cover von Gorgeous George aussiehst ?

Edwyn: Diese Bilder sollten ja mit der Album-Idee kokettieren. Ich hatte aber persönlich nie dieses Image. Manchmal trage ich einen Anzug, manchmal Jeans und T-Shirt.

Soundmag: Du hältst dich zurück mit deiner Meinung Über die Musik der 90er. Was denkst du Über Bands wie Radiohead ?

Edwyn: Ich mag Radiohead. Ich höre mehr alte Musik. Ich bin kein A&R oder Journalist, es gibt also kein Grund für mich neue Bands zu hören. Mein Sohn ist 13, er hört R'n'B und Hip-Hop. Er mag Eminem, Outcast und 50 Cent.

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www.edwyncollins.com

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