Interviews

The Cardigans

The Cardigans

 

22.11.03 - C-Club / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ich denke, die Cardigans gehören zu den meist unterschätzten Band der Zeit, vom lähmenden Aussehen von Nina Persson mal ganz abgesehen. Es scheint so als, hätten zahlreiche falsche Kategorisierungen es der Band verboten, das zu machen was sie wirklich können. So brachten sie im März dieses Jahres ihr Album "Long Gone Before Daylight" in die CD Spieler der Menschheit. Es ist echter, näher und wärmer als jedes andere. Ich traf auf Nina Persson (Vocals) und Magnus Sveningsson (Bass) um mit ihnen über ihr Album zu sprechen. Im übrigen waren beide unbeschreibleich nett und knuddelig (wenn man dieses Wort benutzen darf).

Soundmag: Wie kam es dazu, dass ihr euch nach so langer Zeit wieder gefunden habt um eine Platte aufzunehmen ? Wie war das Gefühl dabei ?

Nina: Wir trafen irgendwann die Entscheidung eine Platte zu machen, ohne zu wissen was es für Konsequenzen haben wird. Aber wir sagten wir machen es, und es war fantastisch. Ich denke wir haben die beste Periode unserer Karriere, also war es eine gute Entscheidung. Dann gibt¹s noch einen Nebeneffekt, wenn man sich für eine Sache entscheiden muss. Wir haben so etwas noch nie gemacht, wir waren so lang getrennt voneinander und von unserer Musik. Als wir uns alle dazu entschlossen hatten, war das so ein gutes Gefühl, weil wir uns das alle wirklich gemeinsam ausgesucht hatten.

Magnus: Hätten wir das neue Album gleich nach "Gran Tourismo" aufgenommen, wäre es komplett anders geworden, nicht unbedingt schlechter, aber wir brauchten diese Pause, das war sehr gut so.

Soundmag: "Long Gone Before Daylight" sollte ja schon im Oktober letzten Jahres veröffentlicht werden. Dies ist nicht geschehen, statt dessen kam es ein halbes Jahr später auf dem Markt. Warum ?

Magnus: Wir haben uns verspätet.

Nina: Ja wir waren nicht zufrieden. Wir waren nicht faul, wir wollten uns einfach nur mehr Zeit damit lassen. Dann kam die Deadline immer näher, das hat Stress verursacht. Wir hatten Panik.

Magnus: Wir gaben das Mastertape 5 Monate und 29 Tage zu spät ab. Es sollte glaub ich am ersten April fertig sein, das war die erste Deadline, wir haben es dann zu Ende September geschafft. 12 Stunden vor der nächsten Deadline.

Nina: Wir haben es gerade noch schnell genug geschafft, das uns die Plattenfirma nicht feuern konnte. Wir liefen mit dem Tape zur Plattenfirma und sagten "Puh" das war knapp.

Soundmag: Habt ihr damals alles verworfen oder...

Nina:...es waren ungefähr 5 Songs. Bei den meisten haben wir nur bestimmte Dinge geändert.

Magnus: "For What it´s Worth" und "You´re the Storm" klangen zu akustisch, zu sehr unplugged, diese haben wir komplett neu aufgenommen. Es ist schwer, gerade bei den Balladen. Wir waren ja in kurzer Zeit in so vielen Studios. Wir reisten von Spanien nach England und nach Schweden. Songs wie "Communication" und andere Balladen haben wir in sehr vielen unterschiedlichen Studios aufgenommen, um daraus dann die beste Version zu wählen. Ich denke wenn wir morgen mit den Aufnahmen anfangen würden, dann wüssten wir noch besser, wie man es noch besser macht.

Soundmag: Bei der neuen Platte hast du - Nina alle Texte geschrieben, Peter hat die Musik gemacht. Wie sah eure Zusammenarbeit aus ?

Nina: Peter arbeitet in seiner “Kammer³ an Ideen und Kompositionen. Danach ist sind alle anderen dran ihr Instrument drauf zulegen. Wenn man über Texter und Songwriter spricht, dann ist das immer..., ja es läuft über Kreuz. Es ist immer die Zusammenarbeit. Jeder ist daran beteiligt.

Soundmag: Der Countryeinfluss ist nicht zu überhören. Kommt der von dir, du warst in Amerika...

Nina: Ich denke jeder in der Band hat sich mit diesem Stil angefreundet, ich bin sicher die jenige die am meisten damit zu tun hat.

Magnus: Peter hat damit begonnen mehr Akustikgitarre zu spielen. Er schreibt die Songs immer auf einer Akustikgitarre, dann versucht er sie auf E-Gitarre zu transformieren. Bei diesem Album blieb es bei der Akustikgitarre, daher klingt es ein wenig nach Country. Er macht sehr viel Fingerpicking und das ganze Zeug. Ich denke er wird immer dann inspiriert, wenn er sich eine neue Akustikgitarre kauft. Er spielt dann damit, hört auf den Sound der unterschiedlichen Gitarren. Die Reaktion darauf ist der Beginn der Inspiration. Inspiration gab es auch von George Harrison, Neil Young und AC/DC.

Soundmag: Zur zweiten Aufnahmesession habt ihr euch Musiker von anderen Bands ins Studio geholt, z.B. von The Hives oder The Soundtracks of our Lifes. Haben diese Jungs die Stimmung der Platte beeinflusst ?

Nina: Nein. Es war nur so, dass wir so was noch nie gemacht haben. Wir dachten, dass es gut sein könnte, sich von Freunden helfen zu lassen. Wir haben eins, zwei Wochen in Stockholm miteinander verbracht, wo all diese Menschen leben. Wir dachten wir rufen sie an, und fragen sie ob sie nicht vorbei kommen mögen. Sie kamen ganz am Ende der Aufnahmen dazu. Ich denke, dass das alles mehr so zum Spaß war. Wir hatten die Gelegenheit so viele talentierte Freunde einzuladen, also haben wir sie genutzt.

Soundmag: Ich habe viel darüber gelesen, dass ihr es mit dem zweiten Album gar nicht so ernst genommen habt, dass ihr es nur zum Spaß ohne Aussicht auf Erfolg aufnahmt. Das scheint bei "Long Gone.." ganz anders zu sein.

Nina: Ja das ist aber auch ein Unterschied von 10 Jahren, man kann das also nicht mehr vergleichen. Bei den ersten beiden Platten waren wir “Kids³ die versuchten Dinge zu probieren. Beim ersten Album hatten wir ne Menge Visionen und so, beim zweiten hatten wir keine Ahnung was draus wird. Ich würde nicht sagen, dass es zum Spaß war. Ich denke aber, dass wir damals nicht wussten was wir wollten. Das war nämlich die Platte, bei der wir verwirrt waren, weil es darum ging zu entscheiden was für eine Art von Musik wir machen wollen.

Magnus: Und wir haben sie sehr schnell fertig gestellt. Wir hatten das erste Album veröffentlicht, schon gingen wir nach Malmö um weitere Songs aufzunehmen. Wir spielten nach dem ersten Album auf einigen schwedischen Festivals, und dann haben wir sofort mit dem zweiten Album angefangen, ich habe keine Ahnung was damals mit uns los war. Peter war immer am Songs schreiben, er was so kreativ, das ist er heute immer noch. Er kam dann mit einem Plan, der beinhaltete, dass wir eine andere Platte machen sollen, etwas sehr "Klang verliebtes". Darum spielen wir diese Songs nicht mehr so gern, weil sie so distanziert sind. Bei dieser Platte hatte man den Eindruck, dass Texte keine Bedeutung haben. Ich respektiere es, dass die Leute diese Platte mögen, aber sie sollen nicht erwarten, dass wir sie live spielen.

Soundmag: Ich denke oft darüber nach, warum schwedische Bands so gut sind. Wenn ich ein Interview mit einer schwedischen Band habe, stelle ich immer diese Frage. Paris, eine Band aus Stockholm, haben mir erzählt, dass alle Kinder in Schweden die Möglichkeit hatten, oder haben, eine kostenlose Musikschule zu besuchen. Was ist eure Theorie ?

Nina: Ich kenne deine Theorie, aber ich bin nicht einverstanden. Ich weiß, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, ein Instrument zu erlernen, kostenlos. Da geht man dann als sehr junges Kind hin. Ich lernte Flöte spielen, wie ungefähr die Hälfte aller schwedischen Kinder (lacht).


Magnus: Damit musste jedes Kind anfangen. Ich habe Schlagzeug gespielt. Ich denke, wenn jedes Kind die Möglichkeit hat, ein Instrument zu probieren, herauszufinden ob es talentiert ist, dann ist das etwas sehr gutes.

Nina: Aber, ich meine das ist eine feine Sache, und ich würde das auf jeden Fall immer unterstützen, aber das hat natürlich nichts mit Rockbands zu tun. So etwas kann man nicht lernen. Ich denke, wenige Leute haben das erlernt, was sie jetzt machen.

Magnus: Für Sänger ist eine Ausbildung immer wichtig. Für alle anderen ist es wichtig, dass Proberäume zur Verfügung gestellt werden. Das ist wirklich wichtig.

Nina: Andererseits kann ich dir keine Erklärung für dieses Schwedenphänomen geben....

Magnus: (O-Ton) Schweden, Schweden über alles.

Nina:....ja wir sind einfach fantastisch, denke ich (lacht)

Soundmag: Nina, du hast A Camp gemacht, Peter hatte mit Paus zu tun, was dachtest du eigentlich als Paus Carnival auf ihrem Album veröffentlichten.

Nina: Haben sie nicht.

Soundmag: Doch haben sie, ich hab¹s doch gehört.

Magnus: Peter singt Carnival ?

Soundmag: Ja.

Nina: Nein das muss eine B-Side von uns sein.

Soundmag: Es ist sehr schwierig Platten aus Schweden in Deutschland zu bekommen.

Magnus: Oh wenn Leute daran interessiert sind, dann sollen sie mal auf www.ginza.se gehen. Das ist ein Online-Recordstore für schwedische Musik.

Nina:...ich glaube im Übrigen, dass Magnus den Text von Carnival gemacht hat. Hast du den Song geschrieben ? War ich das ? Ich glaube von mir sind die Harmonien.

Magnus: Nina schrieb alle Texte vom neuen Album, ich habe damit aufgehört.

Soundmag: Warum hast du damit aufgehört ?

Nina:...weil ICH damit angefangen hab (lacht)

Magnus: Ich hatte ja mein Soloprojekt, das ist 18 Monate her da habe ich 12 großartige Songs geschrieben, mir denen ich verdammt reich werden wollte, weil ich sie alle allein geschrieben habe. Egal, ich wüsste nicht was ich im Moment schreiben würde. Wir begannen das neue Album aufzunehmen und ich dachte darüber nach Texte zu schreiben. Dabei kam ich zu dem Entschluss, dass ich das nicht wirklich muss. Nina schreibt wunderschöne Texte. Also muss ich keine Texte schreiben, mir geht¹s gut, ich kann, was auch immer für mich selbst machen, also alles ok. Es gibt sicher eins, zwei Stellen die wir zusammen geschrieben haben, aber den größten Teil, hat sie allein gemacht. Das ist kein Wettbewerb, auch ich bin erwachsener geworden.

Soundmag: Großartig, fantastisch

Magnus: Ja so ist es !

Soundmag: Ich denke ich bin dann auch fertig, ihr seid fantastisch. Danke für das Gespräch und viel Spaß auf der Bühne.

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www.cardigans.com

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