Interviews

Albert Hammond Jr.

Albert Hammond Jr.

 

03.12.06 - Postbahnhof / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Pressefoto

 

 

 

Spät dran, der Albert. Als er mit seinen beiden Musikern – einer davon mit einem himmelblauen Koffer voller Wolken – durch die Türen des Postbahnhofs geschlendert kommt, herrscht beim Tourmanager schon leicht Panik. Er wisse nichts von Interviews. Glücklicherweise hat der Betreuer vom Label die nötigen Informationen auf seinem Zettel und so sitzt Albert Hammond Jr., hauptberuflich Strokes-Gitarrist, wenig später in der komfortablen und neu eingerichteten Künstlergarderobe. Sein Solodebüt „Yours To Keep“ erschien vor einigen Wochen und die Kritiken sind voller anerkennendem Nicken und den zu erwartenden Strokes-Vergleichen. Während die Band eine Etage tiefer mit beeindruckender Lautstärke den Sound checkt und im Laufe des Gesprächs eine Zeitung von Bässen getragen von der Couch fällt, erzählt Hammond Jr. sehr relaxt. Natürlich auch über das omnipräsente und unvermeidliche Thema.

Soundmag: Wie war es jahrelang bei den Strokes zu spielen und immer zu wissen, dass man diese eigenen, wirklich guten Songs hat, die in dieser Band erstmal keine Rolle spielen werden?

Albert: Das war kein Problem. Es war eine Zeit, zu der ich überhaupt nicht gewusst hätte, wie ich Leuten etwas zeigen oder gar vorspielen sollte. Während der Aufnahmen zu diesem Album habe ich mich viel mehr getraut. Ich verstehe diesen Prozess jetzt besser. Vorher hatte Julian seine Ideen, die mir gefielen und wir spielten sie dann als Band. Ich wusste zwar von meinen Songs, wollte sie aber selbst singen. Das Warten machte mir also nichts aus.

Soundmag: Sind die Strokes eine demokratische Band?

Albert: Das ist schwer zu erklären. Julian ist schon der Anführer, weil er Songs schreibt und Ideen hat. Trotzdem entscheidet er nicht alles. Jeder bringt sich ein – und sei es wie Nick bei der Wahl des Fotografen. Das Sprechen über etwas ist wichtig, ob du es gut findest oder ob es anders laufen sollte. Konversation kann die Sache ins Rollen bringen, sie kann sie allerdings auch abbremsen. Es gibt sehr viel verrückte Politik innerhalb jeder Band. Ich könnte nicht mal damit beginnen, es zu erklären, wie es funktioniert. Wir sind Freunde, die zusammen Musik machen und es ist schwierig genug, das am Leben zu halten. Also freue ich mich einfach, dass es so ist und denke nicht darüber nach, warum es so ist.

Soundmag: Wie viel Albert Hammond Jr. steckt denn in den Strokes und wie ist es anders herum?

Albert: Keine Ahnung. So wie bei jedem in der Band ist es wahrscheinlich ein wenig von beidem. Die Strokes sind eine Einheit aus fünf Typen, die sich gegenseitig und selbst beeinflusst haben. Obwohl es so ist, weiß ich nicht, was ich ohne sie wäre. In Prozenten kann ich es jedenfalls nicht angeben. Es ist wie mit deiner Freundin oder dem Hund, den du als Kind hattest. Sie alle werden ein Teil von dir und du wirst durch sie zu dem Menschen, den die Leute kennen. Es ist definitiv ein großer Brocken meines Lebens.

Soundmag: „Yours To Keep“ wird fast immer mit den Strokes verglichen, was mich einerseits wegen deiner Herkunft nicht wundert. Andererseits fallen mir musikalisch jetzt keine Ähnlichkeiten auf, die sich zwingend aufdrängen. Siehst du solche Parallelen?

Albert: Überhaupt nicht. Mal davon abgesehen, dass ich seit sechs oder sieben Jahren mit den Jungs zusammen spiele. Natürlich gibt es Eigenheiten, die ich bei den Strokes einbringe und nun auch auf meinem Album habe. Diese Vergleiche kommen einfach auf, weil die Leute zu faul sind: Ah, der Typ von den Strokes. Schreib ich doch das. Dann weiß jeder bescheid.

Soundmag: Wie würdest du denn selbst deine Musik beschreiben?

Albert: Ich bin echt schlecht im Musik beschreiben. Schließ deine Augen und hör dir die Musik an. Es ist schwer, das Gehörte in Worte zu packen. Aber ich würde sagen, meine Platte klingt als ob sich die 90er und die 50er getroffen hätten.

Soundmag: Was war denn der Unterschied zwischen den Arbeiten an einem Strokes-Album und deiner eigenen Platte?

Albert: Auch das lässt sich nur schwer beschreiben, weil ich nicht vier Wochen in einem Studio saß und ein Album aufnahm. Über ein komplettes Jahr bin ich immer wieder ins Studio gegangen und nahm kleine Teile auf. Wir waren drei Monate auf Tour, arbeiteten anschließend drei Monate am letzten Strokes-Album und immer wenn ich ein paar Tage frei hatte, bin ich sofort ins Studio gerannt. Es musste schnell gehen und ich musste mich sehr konzentrieren und hart arbeiten. Ich kann den Unterschied also nicht benennen, aber ein Soloalbum ist ein komplett einzigartiges Erlebnis. Es ging um mich. Um Matt, mit dem ich mich immer über die Musik unterhielt. Und darum, einen Produzenten und Musiker zu finden, die Leben in meine Songs brachten. Es war... einfach anders.

Soundmag: Jetzt bist also du der Frontmann, hast die komplette Kontrolle, trägst aber auch die Verantwortung.

Albert: So sehe ich das nicht. Mir geht es um die Songs. Ich habe die Ideen dazu und Freunde, deren Art zu spielen ich liebe. Also gebe ich ihnen meine Ideen und schaue, wie sie darauf reagieren. Meine Reaktion auf ihre Ideen macht den Song schließlich zu dem, was er am Ende ist. Es ist also nicht so, dass ich unbedingt im Vordergrund stehen würde, die Songs sind wichtig. Wenn du uns auf der Bühne siehst, wirst du merken, dass wir eine echte Band sind. Irgendwer muss halt am Ende am Mikro stehen und singen.

Soundmag: Woher kam die Tracklist für das Album? Lustigerweise beginnst du ja mit dem Schlaflied „Cartoon Music For Superheroes“.

Albert: Die Reihenfolge auf dem Album ist auch die, wie die Songs aufgenommen wurden. Das machte für mich am meisten Sinn. Akustisch reist man also von der Küche eines Freundes, über verschiedene Studios bis in das riesige Electric Ladyland-Studio, wo die beiden letzten Songs entstanden. Normalerweise packt man ein Schlaflied sicher ans Ende einer Platte, aber mir ging es eher um die Atmosphäre, die „Cartoon Music For Superheroes“ erschafft. Es funktioniert als ein Intro dieser Reise, die in den Ferien und mit „Hard To Live In The City“ als Outro endet.

Soundmag: Nun hast du einen sehr bekannten Vater, der Evergreens wie „It Never Rains In Southern California“ geschrieben hat. Was sagt er zu deinem Album?

Albert: Er liebt es und ist sehr stolz auf mich. Wahrscheinlich glaubt er bis heute nicht, dass es von mir ist. Denn er traute mir nie wirklich zu, ein eigenes Album aufzunehmen.

Soundmag: Und die Kollegen von den Strokes, was sagen die?

Albert: Auch sie waren begeistert. Nick war sehr nett und Julian haute mich fast um, als er mir auf meinem dritten Solokonzert sagte, dass wir wie eine echte Band klingen würden! Er war sich nicht sicher, wie das Ergebnis klingen würde, aber wir haben ihn wohl überzeugt. Sehr cool.

Soundmag: Wie geht es weiter mit deiner Solokarriere? Wirst du weitere Alben aufnehmen?

[b]Albert:
Ich sage nicht, dass das nie passieren wird. Tatsächlich will ich weitermachen. Es gibt schon neue Songs und coole Ideen für ein neues Album. Nachdem ich „Yours To Keep“ veröffentlicht habe und die Songs live spiele, wird es anders sein - einfacher und doch stärker. Ich bin gespannt, wie sie am Ende klingen werden. Es wird also weitere Platten geben.

Soundmag: Und ein neues Strokes-Album ist auch schon in Planung?

Albert: Es gibt noch keine Daten, aber natürlich machen wir weiter. Wir haben uns erstmal etwas Freizeit verordnet, um uns anschließend wieder zu treffen und unseren Stil wieder zu erfinden und neue zu definieren. Glücklicherweise beachten uns die Leute, also wollen wir uns auch die Zeit nehmen, um etwas zu erschaffen, dass diese Beachtung wert ist. Wir pausieren, um mit einem erstaunlichen Album zurückzukehren. Es geht ja nicht darum, einfach nur neue Platten aufzunehmen.

Soundmag: Weinachten ist nicht mehr weit. Wo wirst du sein?

Albert: Ich werde die Woche in New York mit meiner Freundin, ihren Schwestern und Freunden verbringen. Wir werden uns Museen ansehen und in netten Restaurants essen. Es ist wie im Urlaub, jeden Abend finden wir ein schönes Restaurant in New York. Wir essen chinesisch, laufen Schlittschuh und machen am Weihnachtstag die üblichen Dinge. Mir reicht es schon, in New York zu sein – es ist so ein wunderwunderschöner Ort.

Soundmag: Du bist ja als Gourmet bekannt. Was ist das definitive Essen zu Weihnachten?

Albert: Ein perfektes Weihnachtsessen muss selbst gemacht sein, am besten von der eigenen Großmutter. Letztendlich geht es aber darum, mit wem du zusammen bist. Mit den richtigen Menschen könntest du bei Burger King essen und es wäre ein fantastischer Weihnachtsabend.

Soundmag: Und die Geschenke? Hast du schon alle? Es sind nur noch ein paar Wochen.

Albert: Ich bin echt schlecht, wenn es um Geschenke geht. Das Problem ist: wenn ich etwas sehe, was einer meiner Freunde haben sollte, kaufe ich es und schenke es ihm sofort. Zu Weihnachten fehlen mir dann die wirklich nützlichen Ideen. Aber ich muss jetzt wirklich langsam loslegen. Es sind ja auch nur noch drei Wochen, in vier Wochen ist schon Neujahr!

Soundmag: Dann spute dich. Vielen Dank für das Interview.

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www.myspace.com/alberthammondjr

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