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The Sleepy Jackson

The Sleepy Jackson

 

05.11.03 - Magnet / Berlin

Interview:  LaBella & Imre

Foto: Pressefoto

 

 

 

Sleepy Jackson oder die Theorie der 1000 Orgasmen.

Manchmal stehst du auf und denkt dir nichts Böses und hast auf einmal das Vergnügen Menschen zu treffen, von denen du Stunden vorher noch nicht wusstest, das es sie überhaupt gibt. So waren meine Gefühle, bevor ich auf den quietschfidelen Basser J. Cortez mit gebrochener Hand und einen sehr relaxten Drummer Malcolm, der aber einfach nur "tourfertig" war (kommt anscheinend bei australischen Musikern anders rüber) interviewte. Das Sex bei Musikern auch in Australien anscheinend sehr wichtig ist und brandenburgische Landschaften auch Schönheit verkörpern können, waren meine Lehren aus diesem Interview. Aber genug der Einleitung, liest selbst:
Malcolm checkt das Interviewmikrofon mit rapesker Hingabe:
One, Two. One, Two. Check.

Soundmag: Wie war die Tour bisher?

J. Cortez: Lang und anstrengend, aber die Shows waren alle fantastisch. Wir sind seit ca. einem Jahr auf Tour und haben fast jeden Tag in einer anderen Stadt gespielt. Auch wenn Du nicht weißt, ob du irgendwann mal nen Kaffee oder was zwischen die Zähne bekommst, ist es dennoch großartig.

Soundmag: Ist das Publikum in Deutschland anders als in den anderen Ländern, durch die ihr getourt seid?

J. Cortez: (mit hochgezogenen Augenbrauen und in einem anerkennenden Tonfall): Ja, wilder! Sie rasten mehr aus und das macht Spaß. Vielleicht liegt es ja auch daran, das deutsches Bier einfach ein paar Prozent mehr hat...(er grinst schelmisch).

Malcolm: Sie sind, scheint mir, einfach ein wenig lebendiger und "feierwilliger". Auch scheinen sie unsere Musik und die Leidenschaft, die darin steckt, mehr zu verstehen. Letzte Nacht (in Hamburg) haben sie unsere Texte mitgesungen und wir "kriegten" uns gar nicht mehr ein! Ein schönes Gefühl. (ein wenig verwirrt mit leichter "Tourdemenz") Oder vorgestern? (er grinst...)

Soundmag: Man dichtet euch immer eine gewisse Vorliebe für Einflüsse durch die BEACH BOYS und George Harrison, sowie BECK zu. Hört ihr so was wirklich den ganzen Tag?

J. Cortez: (ein wenig pikiert): Wir hören auch solche Art Musik, aber unsere Vorlieben nur ausschließlich auf diese Künstler zu reduzieren, wär doch langweilig. Wir sind jeder Art von Musik gegenüber sehr offen. Wir hören, da wir auch in unserem Jahrzehnt leben, sehr viel aktuelle Musik. Das gewisse Einflüsse, die man nicht bewusst benutzt, in die Musik einfließen, ist ja normal. So auch bei uns.

Soundmag: Ist eigentlich noch etwas von dem Rock´n´Roll, den junge Musiker sich immer gebunden an eine Tour vorstellen, wie Fernseher aus dem Hotelfenster schmeißen und endlos Groupies abschleppen, für Euch noch aktuell?

Malcolm: (lacht) Als ich vor zwei Jahren bei der Band war, hatte ich genau die selben Dinge im Kopf, nachdem man sein Instrument beherrschte und langsam anfing ein vollwertiger Musiker zu werden. Doch all das hatten wir in anderer Form auch auf den Touren.

J. Cortez: Das Problem des Rock´n´Roll in Europa ist nur eins: Die doppelt verglasten Hotelfenster!

Malcolm: Aber im Ernst. Wir hatten sehr viel Spaß und wenn man so will, sehr viel Rock´n´Roll in der Vergangenheit, allerdings ist Musik machen auch harte Arbeit und das haben wir zu genüge erfahren. Es ist aber auch das, was dich antreibt und den Spaß ausmacht. "Fernsehweitwurf" ist, so glaube ich, eine Disziplin aus der Rockära der 60er, wo alles noch neu und interessant war. So auch diese "Sportart". Da wir aber genügend interessante Dinge tun und zu tun haben, müssen wir uns unsere Zeit nicht mit so was totschlagen.

Soundmag: Euer Mastermind Luke Steele, der auch die Songs schreibt, sieht auf Fotos immer ein wenig aus, wie der "Hüter des heiligen Grals" oder einfach wie jemand, den man nicht schief angucken sollte, um der Geradlinigkeit seines eigenen Nasenbeins willen. Die Musik und seine Stimme jedoch klingen wie ein "Guter alter Freund", den Du bloß noch nicht getroffen hast und der für jede Situation etwas Passendes als Rat bereit hat. Was ist Sleepy Jackson eher? Das eine oder das andere?

Malcolm: (muss schon wieder lachen) Luke ist ein verdammt netter Mensch und vorallendingen großartiger Songwriter, der genau das, was du erwähnt hast, in dir hervorrufen kann. Eher wohl letzteres. (er grinst) Die Musik ist auch das, was Sleepy Jackson ausmacht.

J. Cortez: Das letzte Album bestand ausschließlich aus Songs von Luke. Da wir aber mehr und mehr zusammenwachsen und bereits neues Material haben, wird das nächste Album vollkommen anders.

Soundmag: Wie wird es klingen?

J. Cortez: (mit einem Leuchten in den Augen): Es wird klingen, wie 1000 Orgasmen!

(Malcolm sein Grinsen wird immer breiter...)

Soundmag: OK. Wenn´s so wird, kauf ich 10 davon!

(J. Cortez & Malcolm notieren die Bestellung...)

Soundmag: Was sind eure TOP 5 Songs zurzeit ?

J. Cortez: Spontan fällt mir nur Randy Newman ein, allerdings kein spezieller Song. Er ist einfach ein großartiger Songwriter und ich höre ihn momentan sehr gerne.

Malcolm: My Morning Jacket, mit denen wir getourt haben, sind großartig. Einfach eine saucoole Band. Thrills ist ebenso bei mir ganz weit vorne zurzeit. Allerdings haben wir so viele Lieblinge, bei über 100en von CDs im Tourbus, das wir uns da gar nicht entscheiden können. Hauptsache es läuft die ganze Zeit Musik. Bei Stille werden wir wahnsinnig mit dem Piepton im Ohr!

Soundmag: Seid ihr eher eine laute Band auf der Bühne?

Malcolm: Kann man wohl so sagen in manchen Fällen. Als wir im Februar auf Tour waren und die Leute uns in Australien von unseren Albumsongs kannten, waren sie teilweise erschrocken darüber, dass wir rocken. Nach dieser Erfahrung hatten wir uns vorgenommen, das ganze mehr am Album soundtechnisch mit Keyboards anzulehnen, was uns auch gelungen ist. Manche Leute fanden das wieder nicht so gut, aber so wird´s halt immer sein: Die einen mögen es und die anderen halt wieder nicht.

J. Cortez: Im Endeffekt werden wir nachher wieder das Haus rocken, aber auch deine Liebste zum Schnurren bringen. Auch wenn es deine Oma ist!

(Malcolm kann sich vor Lachen nicht mehr halten.)

Ich werde am Abend Zeuge des Konzerts und bin nicht nur überzeugt davon, das meine Oma sie mögen würde, sondern auch, das irgendwann jeder eine neue, verdammt symphatische Band aus Perth mögen wird, die so viel Musikalität zu haben scheint, wie Sleepy Jackson. Und das mit dem Orgasmus bekommen sie ansatzweise auch schon beim Konzert zu Stande...

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www.thesleepyjackson.com

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