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Tindersticks

Tindersticks

 

29.09.03 - SFB-Sendesaal / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Den ganzen Tag sitzt man rum und überlegt sich Fragen für das anstehende Interview. Die Tindersticks bedeuten mir ganz besonders viel, trotzdem oder gerade deshalb wollen mir absolut keine Fragen einfallen. Man liest so viel über Interviews mit Stuart, die nicht unbedingt leicht zu meistern sind. Als Dandy wird er bezeichnet. Ich möchte diesen Menschen nicht begegnen, weil ich ein Mörderrespekt vor diesen Mann habe und weil er fast gar nicht zu durchschauen ist. Jedenfalls muss ich nun los denn ich bin in 45 Minuten mit dieser Kreatur verabredet.

Ich komme pünktlich in das Haus des Rundfunks, ich soll da erstmal den Tourmanager treffen. Jemand sagt mir, dass der Tourmanager mit Stuart beim Arzt ist. Oh mein Gott, hoffentlich nichts Schlimmes. Ich warte. Ich möchte unbedingt das Konzert sehen, ich will ich will ich will. Nach 15 Minuten des Wartens kommt Dickon auf mich zu und sagt mir, dass er mit mir das Interview macht. Gut, Dickon (Strings, Violine) wirkt sehr viel freundlicher als Stuart. Aber was ist denn nun mit Stuart ? Stuart hätte sich die Schulter verrenkt und kann seinen Kopf nicht mehr bewegen. Dickon wirkt etwas müde, er ist wie fast die ganze Band erkältet, muss sich 30-mal die Nase putzen, während wir miteinander reden. Alles wurde gut, die Band spielte ein hervorragendes Konzert, die Welt, na ja Berlin war begeistert.

Soundmag: Wir sind hier in einem beeindruckenden Gebäude, ich glaube es wurde 1930 erbaut. Reagierst du sensibel auf solche Umgebungen ?

Dickon: Ja. Auf jeden Fall, die Umgebung ist sehr wichtig, man wird für den Moment geprägt.

Soundmag: Eure Musik erinnert an Filmmusik, oder besser gesagt wirk eure Musik wie ein Film, welche Filme mögt ihr ?

Dickon: Das ist unterschiedlich, ich meine sechs verschieden Männer mögen unterschiedliche Filme, aber ich glaube Sergio Leoni wird von uns sehr bewundert.

Soundmag: Ihr habt euch bei der Auswahl der Auftrittsorte sehr viel Mühe gegeben, ihr spielt nicht in Halle oder gewöhnlichen Clubs, deshalb sitzen wir hier im Sendesaal. Wo würdest du gern spielen wenn du dir irgendein Ort aussuchen könntest ?

Dickon: Es hat nicht viel mit Städten, oder dem Wo zu tun. Wichtig ist, dass die Orte oder Konzerträume irgendwas neues, also eine neue Herausforderung stellen.

Soundmag: Habt ihr schon mal an Orten gespielt wo normalerweise keine Konzerte stattfinden ?

Dickon: Ähm... Nein, also wir spielen viel an Orten wo normalerweise keine Rockkonzerte stattfinden, z.B. in Amphibientheater n in Griechenland oder in einer Kathedrale in Belgien.

Soundmag: Wie fühlt man sich wenn man nahezu jeden Abend ein Konzert spielt und damit jeden Abend Menschen zum weinen bringt ?

Dickon: (lacht) Wenn man auf der Bühne steht kann man das Publikum nicht sehen, aber man bekommt es schon mit wie die Leute darauf reagieren. Das Gefühl ist sehr schön, weil man merkt, dass unsere Musik wichtig für einige Menschen ist. Das ist ein gutes Gefühl. Ich denke die Leute weinen ja nicht aus Trauer, sondern weil sie berührt werden, das ist etwas anderes, eine Anhäufung von Gefühlen.

Soundmag: Welche Tindersticks-Platte gefällt dir am besten ?

Dickon: Im Moment denke ich das Neue. Wir haben es vor kurzen aufgenommen und da hängt das Herz am meisten dran.

Soundmag: Nach “Curtains“ gab es eine Veränderung in eurer Musik. Es war nicht mehr ganz so traurig, ganz so tief emotionell.

Dickon: Ja, das stimmt. Die neue Platte ist nicht mehr so offensichtlich im Ausdruck. Im Vergleich zu “Curtains“ lässt das neue Album mehr Freiheit beim interpretieren der Songs.

Soundmag: Haben die Tindersticks deine Gefühlswelt in irgendeiner Weise durcheinander gebracht, ich meine ihr gehört zu den emotionalsten Bands die ich kenne. Hat die Band deine private Gefühlswelt verändert ?

Dickon: Ich glaube ich spreche für alle, es ist so, dass seine Gefühle durch und mit der Musik, wunderbar ausleben kann, das hilft die sehr. Musik machen ist eines der intensivsten Gefühle.

Soundmag: Was passiert in deinem Kopf in den 15 Minuten nach einem Konzert ? Fühlst du dich leer oder einfach besser ?

Dickon: Das hängt davon ab wie der Gig war (lacht). Ja gestern spielten wir glaub ich nicht besonders gut, also es fühlte sich nicht gut an, für uns. Man fragt sich warum es sich nicht gut angefühlt hat, man ist enttäuscht. Aber meistens fühlt man sich aufgedreht, nach dem Gig, man fühlt sich sehr viel besser. Ich glaube das Musik machen ist eine Art Heilung.

Soundmag: Gibt es Musik die du wirklich hasst ?

Dickon: Ja unkreative Musik, die nur “funktioniert³. Eine Menge Dancemusic ist wirklich schlecht, oder Fahrstuhlmusik.

Soundmag: Ok, danke dass du dir Zeit genommen hast, trotz deiner Erkältung, ich freue mich sehr auf das Konzert heute Abend.

Dickon: Oh danke, keine Ursache, ich werde mich jetzt erst mal hinlegen, danach geht's bestimmt besser.

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www.tindersticks.co.uk

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