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Kante

Kante

 

18.08.03 - C-Halle / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Beim Introducingfestival in der Columbiahalle hatte ich vor dem Konzert Gelegenheit mit Sebastian Vogel und Peter Thiessen von Kante zu sprechen.

Soundmag: Wie kam es eigentlich zur Gründung von einer "Allstarband" wie Kante, habt ihr alle in Hamburg kennengelernt und sagtet: "Hey wir gründen jetzt ne Band"?

Sebastian: Peter und ich haben als wir so 16, 17 waren ne Schülerband gegründet, dann haben sich einige Mitglieder ausgetauscht und so 1995, 1996 hatten wir dann Kante als Band. Wir hatten zu der Zeit ein eigenständiges Programm, und hatten dann zwei Jahre später das erste Album raus gebracht. Damals waren wir zu viert und als wir dann auf Tour waren war dann Felix an der zweiten Gitarre dabei, er war dann der der Fünfte, ja so hat sich das so fortgesetzt. Als wir dann nach "Zweilicht" eine größere Tour hatten, kam dann ein zweiter Schlagzeuger dazu, der Keyboarder ist zwischendurch ausgestiegen, dann kam ein neuer. Also Allstarband würde ich das nicht nennen, sicherlich haben wir alle noch andere Bands in den wir spielen, Peter war bei Blumfeld, ich hab mit Laub gespielt, Felix macht Sport.

Peter: Es war ja auch so, dass alle, bis auf Felix und Thomas, alle zuerst Kante gemacht haben und daraus haben sich dann andere Sachen ergeben.

Soundmag: Peter, deine Texte sind, besonders auf "Zweilicht", sehr persönlich. Berufen die auf eigenen Erfahrungen ? Hast du erlebte Dinge 1:1 nieder geschrieben ?

Peter: Das sind ja keine Tagebucheintragungen, die sind ja schon bewusst als Songtexte angelegt, es gibt ja Reime und so, also die sind jetzt nicht bewußt aus mir herausgesprudelt. Ich glaube, dass man nicht zwischen gesellschaftlichen Dingen und persönlichen Dingen trennen kann, genau wie man nicht zwischen Gefühl und Verstand trennen kann. Ich glaube, dass sich das gegenseitig stark strukturiert. Ich mache das halt so wie ich das eben mache, da gibt es viel was ich selbst erlebt hab, aber auch viel wo man einzelne Sätze vielleicht nicht nur als persönliches Erlebnis von jemanden lesen kann, sondern auch als eine zu generalisierende Aussage, die sich an andere richtet und auch von anderen Leuten spricht.

Soundmag: Ja einige Texte sind sehr direkt, ein gutes Beispiel ist "Ituri", gibt es den Jemand den du da beschreibst ?

Peter: Bei "Ituri" ist es eine Ich-Person die da besungen wird, aber da gibt es auch wieder verschiedene Sachen z.B. in der ersten Strophe, gehts über nen Typen der über der Bar wohnt und sein Leben lang wartet und dann gibts da noch ein anderes Zimmer, wo man sich nachher fragt ob es das gleiche ist. Darauf bin ich durch Bob Dylan gekommen, der kommt ja aus ner jüdischen Familie und der hat da seinen Religionsunterricht bekommen, in den frühen 60ern. Und dann gab es dann so nen lokalen Hangout von so hippen Typen, und darüber wohnte dann der Rabbi, der ihn unterrichtet hat, weil´s sonst keinen anderen Ort da gab.So kam es dann, dass wenn er seinen Religionsunterricht hatte, er immer durch die Bar musste, und dort mit seinen Kumpels war, und danach hoch zum Unterricht.

Soundmag: Aber der Mann der im Song hinterm Tresen steht, und jeden Tag acht Stunden arbeitet und sich dabei nicht verändert und entwickelt, der ist doch bestimmt aus einer persönlichen Erinnerung entsprungen, oder ?

Peter: Nö, das ist kein Konkreter, aber ich kenn da schon ne Menge so Typen. Das ist eher so als ob man jemanden aus seiner Jugend sehr viel später trifft und dann fragt, na was machst du so ? Und hast du deine Ziele verwirklichen können ? Und dann erkennt man im stillen Einverständnis, nur wenn man sich anguckt, dass es nich so ist, wie es sich der andere erträumt hat, weil man gezwungen wird Kompromisse zu machen, oder er ist der Typ der die ganze Zeit wartet. In sofern ist das immer ne Mischung aus Dingen die man selber erlebt hat und aus Dingen die man nur gehört oder gelesen hat. In Hamburg gab´s mal nen Laden der hieß Heinz Chaos Tanzcafe´ das war ziemlich toll da, und da war ich viel hab auch viele Leute da kennengelernt und so, und da gab´s tatsächlich unter dem Laden im Keller jemanden der da wohnte. Den sah man irgendwie, wenn man morgens um sieben da stand, da ging der da manchmal raus, niemand wusste wer das ist, man dachte nur, Gott, das kann ja nich wahr sein, dass da jemand wohnt.

Soundmag: "Zweilicht" und "Zwischen den Orten" unterscheiden sich, musikalisch und auch textlich recht stark voneinander. Wohin wird sich die dritte Platte entwickeln ?

Peter: Wir haben das selber so damals bei "Zweilicht" und "Zwischen den Orten" gar nich so gesehen, dass es da ein Bruch gab. Wenn man das selber macht, und drin steckt, dann weiß halt was die einzelnen Schritte, Überlegungen und Erfahrungen sind, die es einen dann machen lassen, wie man es dann eben macht. Ich glaube bei Platte, bei der wir jetzt noch am aufnehmen sind, sind wir noch zu dicht dran oder zu tief drin, als das wir jetzt schon wirklich abschätzen können ob das jetzt anders ist. Es wird sicherlich anders, aber auch sehr ähnlich sein. Es ist auch immer die Frage, was man jetzt als den Kern einer Band betrachtet. Mich interessiert nicht, ob ne Band mit Keyboards, Streicher oder Gitarren arbeitet, das ist für den Kern der Sache nicht so wichtig.

Sebastian: Ja ich weiß nicht, wir haben ja für die Band keinen Masterplan. Wir haben uns nicht gegründet um eine bestimmte Musik, oder einen bestimmten Style zu machen. Wir haben bis jetzt immer nach neuen Sachen ausschau gehalten, die uns begeistern und faszinieren können. Da gibt es dann für jede Platte so zwei, drei Ideen die dann den Schwerpunkt bilden, die sind aber für jede Platte neu entstanden oder gewählt worden oder sonst irgendwie. Darum steht jede Platte, und auch die dritte Platte, die dann hoffendlich nächstes Jahr rauskommt, erstmal für sich. Sicherlich haben wir eine Entwicklung durch gemacht. Wir haben mal anders Musik gemacht. Die erste Platte ist gegenüber der "Zweillicht"viel reduzierter in den Mitteln, man hat immer das was man schon gemacht hat im Hintergrund, um dann wieder neue Sachen mit aufzunehmen. Welchen Zusammenhang das dann später ergeben wird, das kann man dann hinterher sehen.

Soundmag: Ich danke für das Interview, viel Spaß auf der Bühne.

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