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Monta

Monta

 

29.03.07 - per Email / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Bandfoto

 

 

 

Monta bei Festivals 2007

 

Ein wenig verblüffend ist es schon, wenn Tobias „Monta“ Kuhn seine kleinen, aber feinen Soloplatten in Ländern veröffentlicht, in denen andere deutsche Indiebands – wenn es gut läuft - einmal im Leben ihren Urlaub verbringen: Australien, Japan, Amerika usw. Auch die heimatlichen Medien haben den ehemaligen Miles-Sänger nie wirklich von der Bettkante gestoßen. Kein Wunder also, dass Montas aktuelles Album „The Brilliant Masses“ auch in für das Indiegenre nicht unbedingt nahe liegenden Magazinen gelobt wird. Demnächst vielleicht schon als „CD der Woche“ im Anglermagazin „Rute & Rolle“? Besser nicht zu voreilig mit dem Kopf schütteln. All der Medienruhm hilft dem Künstler jedoch am Ende nur wenig, wenn es um das große Geld geht. Tobias Kuhn schlägt sich irgendwie durch und fährt darum auch ganz bodenständig im Transporter durch Deutschland. Auf dem Beifahrersitz bleibt so zumindest genügend Zeit, per Email eingegangene Interviewfragen zu beantworten.

Soundmag: Ahoi Tobias, wo bist du gerade?

Tobias: In einem alten Mercedes Sprinter, dunkelblau, Diesel, 100 PS. Neben mir sitzt Ronny (Rock, Schlagzeuger, auch schon Mitglied von Miles), im Moment fahren wir irgendwo zwischen Salzburg und St. Gallen.

Soundmag: Dein aktuelles Album „The Brilliant Masses“ hat es zur CD der Woche in der „Cosmopolitan“ geschafft. Hättest du dir das jemals träumen lassen?

Tobias: Ich bin jetzt nicht der typische “Cosmopolitan”-Leser, darum klingt es für mich ein bisschen abstrakt. Aber generell freue ich mich natürlich, wenn meine Musik von vielen Leuten wahrgenommen wird.

Soundmag: Dann musst du momentan ja vor Freude fast im Kreis springen. Das Album bekommt überall hervorragende Kritiken und auch die Tournee läuft mehr als gut. Ist das nicht fast schon unheimlich?

Tobias: Ganz richtig, die Tour läuft bisher hervorragend. Das Wetter ist schön und ich bin guter Dinge. Nur meine Familie vermisse ich.

Soundmag: Wie ist es, wenn das eigene und zu dem noch auf dem eigenen Label veröffentlichte Album plötzlich auf der ganzen Welt zu haben ist und dann auch noch positive Reaktionen aus UK, USA und Japan kommen?

Tobias: Wunderbar. Aber am schönsten ist es immer noch, auf der Bühne zu stehen und direktes Feedback von den Leuten zu bekommen.

Soundmag: Von wo kam bis jetzt die geographisch entfernteste Reaktion auf deine Musik?

Tobias: Australien und Japan.

Soundmag: In deiner Kindheit/Jugend bist du aufgrund des Studiums deines Vaters ziemlich weit herumgekommen. China, Japan, Taiwan, UK. Hast du noch prägnante Erinnerungen an damals? Erzähl` ruhig mal eine tolle Geschichte.

Tobias: Ich bin noch heute ein großer Fan des Sumoringens. Schon als Kind überwältigten mich diese riesigen und unverschämt umfangreichen Menschen. Die Sumoringer sind damals immer in den Bus gestiegen und haben locker eine Doppelbank für sich allein gebraucht. Ist heute wahrscheinlich immer noch nicht anders, schätze ich mal.

Soundmag: Ergibt es wegen dieser Vergangenheit vielleicht sogar Sinn, dass Monta in Japan erfolgreich sind und einer deiner Songs als Erkennungsmelodie der Hauptnachrichtensendung läuft?

Tobias: Das wäre glaube ich zu vermessen.

Soundmag: Wo wir gerade bei Jugend waren - bester Talk Talk-Song?

Tobias: „Life’s What You Make It“!

Soundmag: Braucht die Welt heute noch 80er-Jahre-Bands?

Tobias: Ja! Sehr! Talk Talk, Kate Bush, Frankie Goes To Hollywood... Extrem wichtige und gute Musik. Vor allem zeitlos.

Soundmag: Schon oft gefragt, also wohl wirklich wichtig: Du bist Vater geworden. Wie haben sich das Leben und dadurch vielleicht auch die Musik verändert?

Tobias: Am Anfang ist es natürlich eine enorme Umstellung. Aber relativ flott kehrt der Alltag wieder ein. Trotzdem: eine tolle Umstellung.

Soundmag: Ist der Druck, erfolgreich zu sein, größer, wenn eine junge Familie hinter dir steht?

Tobias: Ich versuche ja bereits seit Miles-Zeiten nicht mehr, meine eigene Musik mit dem Druck zu belegen, erfolgreich zu sein. Ich möchte einfach nicht mehr in die Position kommen, Platten verkaufen zu müssen. Denn ganz ehrlich: diese Einstellung funktioniert nicht.

Soundmag: Verdienst du mit der Musik überhaupt genug Geld? Was macht Tobias Kuhn noch nebenbei? Ich las von Tätigkeiten als Produzent, Film- und Werbekomponist. Beispiele?

Tobias: Ich mache ab und an Werbung, manage mit Blickpunkt Pop-Labelchef Marc Liebscher die Münchener Band Fertig, los!, die gerade ein tolles Album aufgenommen haben. Zusammen mit Jem produziere ich im Moment außerdem eine Band aus Duisburg, Leo Can Dive. Irgendwie wurschtele ich mich also durch.

Soundmag: Bist du ein Kontrollfreak? Bei Monta scheinst du nur wenig Verantwortung abgeben zu wollen - mal von Produktion & Covergestaltung abgesehen.

Tobias: Ganz richtig. Ich versuche alles, was mit meiner Musik zu tun hat, einfach zu halten und die erste Idee auch möglichst konsequent umzusetzen.

Soundmag: Einer, der dann doch mitreden darf, ist Herwig “Fuzzman” Zamernik. Wie wichtig war er für das Album? Gab es oft Diskussionen oder vertraust du seinem Urteil blind?

Tobias: Keine Diskussionen. Blindes Vertrauen. Er ist im Studio der halbe Monta.

Soundmag: In diesem Zusammenhang folgendes Zitat: „Ich glaube, dass ich auch noch in dreißig Jahren mit Monta Platten mache.“ Wer oder was ist Monta? Tobias Kuhn? Tobias Kuhn mit anderen?

Tobias: Im Moment bin ich es. Freunde von mir sind live als Musiker dabei und helfen bei der Umsetzung im Studio, bei der Covergestaltung und Videoproduktion.

Soundmag: Wir wollen ein Monta-Duett. Am besten mit...?

Tobias: Sehr gute Frage! Ich werde für die nächste Platte auf jeden Fall ein Duett aufnehmen. Alles Weitere wird eine Überraschung!

Soundmag: Kurz vor Schluss: Wie viele Interviews zum neuen Album hast du eigentlich gegeben? Das Internet ist voller Gespräche mit dir.

Tobias: Puuuh, weiß ich gar nicht. Ist doch aber super!

Soundmag: Was machen Miles? Gibt es eine Zukunft?

Tobias:

Soundmag: Endspurt! Kleine Reminiszenz an einen fantastischen Song: Die „Perfect World“ sieht wie aus?

Tobias: Ich würde gern mit einem großen Bus auf Tour sein. Kein Nightliner, aber ein Fahrzeug, in dem ich meine Familie und meine Band dabei haben kann. Konzerte gäbe es dann nur an jedem zweiten Abend. Das fände ich eine schöne Variante!

Soundmag: Letzte Frage, nicht von ungefähr: Was hältst du von den Pet Shop Boys?

Tobias: Fand ich früher sehr gut. Ihre letzten Sachen hab ich nicht mehr verfolgt.

Soundmag: Danke für das Interview. Gute Fahrt durch Österreich.

Tobias: Danke, viele Grüße.

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