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The Soundtrack Of Our Lives

The Soundtrack Of Our Lives

 

20.09.07 - Zapata / Berlin

Interview:  Dirk

Foto: Pressefoto

 

 

 

An einem lauen Herbstabend spielen The Soundtrack Of Our Lives im Rahmen eines Schweden-Specials auf der Popkomm im Cafe Zapata. Doch bevor um Mitternacht die Headliner des heutigen Abends nach längerer Abstinenz wieder einmal eine deutsche Bühne betreten, bleibt noch Zeit für ein Interview mit ihrem charismatischen Mastermind Ebbot Lundberg. Nachdem wir im Garten des Tacheles ein ruhiges Plätzchen gesucht haben und uns auf zwei Holzbänken bei einem Bier gegenüber sitzen, kann es auch schon losgehen.

Soundmag: Es war gar nicht so leicht herauszufinden, bei welcher Plattenfirma ihr zur Zeit unter Vertrag steht.

Ebbot: Wir wussten selber nicht, dass wir nicht mehr bei Warner sind. Aber das macht nichts, da wir dieses große Label selber verlassen wollten. Das ist sogar prima. Es war eine Art positive Überraschung. Auch wenn wir die Leute hier in Deutschland noch hatten. Es gab da viele, die hinter uns standen und zu denen wir einen guten Draht hatten. Ich will mich nicht beschweren, denn wir hatten keine Zeit in Deutschland zu touren. Wir haben uns aus irgendwelchen Gründen auf Amerika und England konzentriert. Vielleicht war es nicht die richtige Entscheidung, ich bin mir nicht sicher.

Soundmag: Es hat sich also nicht ausgezahlt?

Ebbot: Ich denke, dass wir zuviel getourt sind. Aber das ist eine übliche Sache, die alle Bands immer wieder falsch machen. Sie spielen zuviel. Aber wir haben es in gewisser Hinsicht geschafft, alles auf eine gute Art und Weise am Laufen zu halten. Wir haben unsere Kreativität und Energie nicht verloren. Es war einfach eine Erfahrung. Manchmal wollen wir einfach nur neue Orte kennen lernen. Vor kurzem waren wir in China. Wir möchten die Möglichkeit haben, soviel wie möglich auf der ganzen Welt herumzukommen und dabei neue Gegenden zu entdecken. Was den heutigen Abend betrifft, haben wir zugesagt, weil wir in Berlin schon lange nicht mehr gespielt haben - obwohl wir eigentlich mitten in den Aufnahmen zu unserer neuen Platte stecken. Wir hatten einfach Lust darauf.

Soundmag: Du hast erwähnt, dass Warner euch gedroppt hat. Seid ihr in Gesprächen mit anderen Plattenfirmen?

Ebbot: Wir wissen nicht einmal, ob sie uns den Laufpass gegeben haben oder nicht. Ich denke, dass sie in Skandinavien das nächste Album veröffentlichen werden. Wie es in Deutschland sein wird, kann ich nicht sagen. Im Moment scheinen sie hier nicht daran interessiert zu sein. Aber wir werden schon jemanden finden. (lacht) Was ich an den augenblicklichen Veränderungen in der Musikindustrie mag, ist der Weg zurück zu den Ursprüngen. Dass die Künstler ihre Musik wieder selber verkaufen können und wieder bezahlt werden. Denn sonst nimmt sich die Plattenfirma die ganzen Einnahmen. (lacht) Man muss neue Wege finden, um zu überleben. Aber im Gegensatz zu einem reinen Studioact stört es uns als richtige Band nicht wirklich. Alles Geld, was wir jemals eingenommen haben, haben wir uns durch Live-Auftritte verdient. Wir treten schon lange live auf, um zu überleben und Erfolg zu erlangen. Eine Menge Bands sind in der Zwischenzeit auf- aber auch wieder abgetaucht. Wir sind immer noch hier und werden sogar noch besser! (lacht)

Soundmag: Ich habe ein schönes Zitat von dir gelesen, indem du sinngemäß sagst, dass es einen großen Teil eures Erfolges ausmacht, dass man euch irgendwo in der Welt absetzen könnte, ihr dort spielen und die Leute für euch gewinnen würdet.

Ebbot: (lacht) Wir haben noch nie gedacht: Lasst uns von hier verschwinden, die Leute mögen uns nicht. Wir haben immer einen Weg gefunden, um die Situation zu ändern. Bis jetzt. Das verrückteste Erlebnis war unser Auftritt in Kairo, in einer armen Gegend, wo noch nie elektrische Gitarren gesehen worden waren. Die Leute sind durchgedreht. Ich habe mich wie auf einer Zeitreise ins Mittelalter gefühlt. Die Pyramiden... Es war so unglaublich und wunderbar zugleich. Das hat uns das Gefühl gegeben: Wenn wir es hier schaffen, dann schaffen wir es überall! (lacht)

Soundmag: Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr sogar im chinesischen Fernsehen aufgetreten seid?

Ebbot: Ich glaube, dass lag vor allem an einer Person aus China, die uns mochte, rüberholen wollte und uns dann gefragt hat. Da haben wir zugesagt. Wir dachten, dass das eine großartige Gelegenheit ist, um mal woanders hinzukommen. Es war nur eine Show gebucht, als wir uns auf den Weg machten. Aber als dann wir dort waren, sind wir zehn Tage geblieben und jeden Tag aufgetreten. Wir hatten Freunde, die Chinesen kannten. So war es für uns einfacher herumzukommen und die richtigen Orte zu finden, um zu spielen. Es war wirklich eine gute Erfahrung. Aber es ist auch einiges passiert, eine Menge toller, aber auch beängstigender Dinge. Was die Musik angeht, vermute ich, dass sie unsere Stilrichtung vorher gar nicht kannten. Das einzige was sie hatten, war Heavy Metal oder auch Nirvana, was jetzt nicht ganz so weit weg ist von dem, was wir machen und was wir gemacht haben. Zurzeit sind dort besonders Hardcore und Death Metal angesagt. Aber sie waren nicht sehr vertraut mit traditionellem 60s/70s- orientiertem Rock

Soundmag: Wie fielen die Reaktionen aus?

Ebbot: Wir haben dieselben Shows gespielt wie immer. Die Reaktionen haben doch sehr denen geähnelt, die wir sonst überall auch bekommen. (lacht) Abgesehen davon, dass sie ein bisschen Angst bekommen haben, als ich von der Bühne herunter gekommen bin und rumgewandert bin. Es ist nicht erlaubt, das so exzessiv zu machen. Aber es hat Spaß gemacht.
Wahrscheinlich werden wir zurückkommen.

Soundmag: Lass uns über das kommende Album sprechen. Vermutlich wird es „Origin Vol. 2“ heißen.

Ebbot: Ich denke doch, dass wir es so nennen werden. Wir müssen sicherlich. (lacht) Oder vielleicht doch „Origin Vol. 3?“ Wir überspringen einfach den zweiten Teil. (lacht) Was ich sagen kann, ist, dass wir uns auf etwas konzentrieren, dass etwas bedeutet. Wie wir es immer getan haben, versuchen wir etwas zu erschaffen, das wir in dieser Welt bisher vermissen. So etwas wie ein künstlerischer Ausdruck, nachdem man sich schon lange sehnt. Es ist ein schwieriger Prozess, aber die Energie in der Band ist im Moment sehr gut. Wir haben eine Auszeit genommen, in der wir uns verschiedenen Dingen gewidmet haben. Ich denke, alle Menschen sollten mal eine lange Pause machen und dann zurückkehren und schauen, ob die Energie immer noch vorhanden ist. Und die war auf jeden Fall noch da, als wir uns vor zwei Wochen wieder getroffen haben.

Soundmag: Wie lange hat die Auszeit gedauert)

Ebbot: Etwa drei Monate. Wir haben uns sozusagen einen ganzen Sommer in den Ferien befunden. Wir haben alle an verschiedenen musikalischen Projekten gearbeitet. Ich produziere zum Beispiel gerade Caesars Palace (früher: Ceasars) und einige andere neue Bands wie die Oholics. Zudem spielt jeder in weiteren, unterschiedlichen Konstellationen, was wirklich toll ist.

Soundmag: Vielleicht ist es zu früh zu fragen, aber: Kristallisieren sich bereits Unterschiede zum Vorgänger heraus?

Ebbot: Ich kann schon sagen, was passieren wird. Einige Songs, die auf „Origin Vol. 2“ landen sollten, haben wir auf unserem Doppelalbum „A Present From The Past“ veröffentlicht. Ich denke, dass dieses Album mehr jazz- oder basisorientiert sein wird. Auf „Origin Vol. 1“ hatten einige Songs fast schon einen gewissen Hardrock-Touch. Das neue Album wird seltsamer werden.

Soundmag: Es wird also definitiv Veränderungen geben.

Ebbot: Mit Sicherheit. Wir wollen nicht immer wieder dasselbe machen. Selbstverständlich haben wir eine Identität bezüglich unseres Sounds, die wir nicht aufgeben werden. Wir versuchen es so unterschiedlich wie möglich zu gestalten.

Soundmag: Eine Menge Leute haben dich schon so beschrieben und wenn ich dich mir anschaue, fällt auf, dass du auch was die Kleidung betrifft, etwas priesterhaftes ausstrahlst. Ist das Teil eines Konzepts oder reiner Zufall?

Ebbot: Ich glaube, dass das eine unterbewusste Sache ist. Es ist nicht geplant. Es ist einfach passiert. Ich denke, dass es Teil davon ist, meine Identität zu finden. Es ist so, als ob du etwas in deinem Unterbewusstsein folgen würdest. Jeder Mensch wird das, was er denkt, auf ganz unterschiedliche Weise. Das kann auch sehr tragisch sein. Bei mir dreht sich alles um künstlerischen Ausdruck, aber auch darum, etwas zu sagen. Vielleicht eine Sache zu teilen, mit der du verbunden bist. Es ist ein Prozess. Die Art und Weise, wie ich heute aussehe, ist Teil eines langsamen Prozesses. Die Idee, Menschen vielleicht zu erleuchten oder Dinge einfach interessanter zu gestalten - genau darum geht es. Es ist schwer für mich zu sagen, andere Leute müssen das beurteilen. Aber ich denke, dass der Hauptgrund ist, Hoffnung in etwas zu bringen. Als ich fünfzehn war, habe ich Black Flag verehrt, die ganze Hardcore-Szene und das was sie ausgedrückt hat. Wenn ich eine Henry Rollins-Show sehe, denke ich: Yeah! Er kann es immer noch. Es ist echt. Das ist eine Art Person, die ich auch zu sein versuche. Das ist mein Ideal, auf eine gute Art und Weise dem treu zu bleiben, woran man glaubt. Etwas Hoffnung in diese Industrie zu bringen. Man folgt einer Vorstellung. Jede Person, ob es ein Schriftsteller ist oder jemand anderes, folgt ihrer eigenen Idee. Oder hat die Fähigkeit dazu. Nicht jeder hat das. Wenn allerdings jemand darüber verfügt, sollte er es auch nutzen.

Soundmag: Du protestiert jedenfalls nicht gegen dieses Image.

Ebbot: Nein. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich in einer sehr rationalen Familie aufgewachsen bin, in der an nichts geglaubt wurde. Du stellst fest, dass das nicht das Richtige ist. Ich weiß es einfach nicht. Es ist ohne Zweifel etwas Spirituelles.

Soundmag: Das impliziert aber nicht, dass du an Gott glaubst, oder?

Ebbot: Ich glaube daran, dass um uns herum eine bestimmte Kraft existiert. Es gibt überall so etwas wie eine universelle Balance, die immer da sein wird. Alles ist wie ein großes Bewusstsein. Alles ist Gedankenprojektion. Menschen, Pflanzen und Dinge, alles steckt voller Projektionen, die im ganzen Universum von Zeit zu Zeit wechseln. Daran glaube ich.

Soundmag: Zu einem etwas anderen Thema.

Ebbot: (lacht)

Soundmag: Ich habe gelesen, dass Ikea eure Musik für einen Werbespot verwendet...

Ebbot: Davon habe ich gerade erst gehört!

Soundmag: Haben sie euch gefragt?

Ebbot: Nein. In der heutigen Zeit ist das wirklich zu einem Problem geworden. Alles wird kommerzialisiert und in der Werbung verwendet. Selbst Bob Dylan. Uch denke, wir hätten nicht bei Warner - einem Majorlabel - unterschreiben sollen. Das ist genau dasselbe. Ikea hat diesen Song verwendet. Ich kaufe selber bei Ikea. Ich denke, dass Ikea eine gute Firma ist. (lacht) Sie sind nicht an der Börse notiert. Es macht mir nichts aus, dass sie diesen Song verwendet haben. Aber ich habe davon überhaupt nichts gewusst. Unglücklicherweise. Aber als ich es herausgefunden habe, was gerade drei Tage her ist... (lacht) Wenn sie einen Song verwendet hätten, der mir eine Menge bedeutet, hätte ich nein gesagt. Aber der Song, den sie verwendet haben, bedeutet mir nicht soviel. Von daher können sie ihn haben. Aber diese Sache macht mich trotzdem wahnsinnig. Denn dafür ist die Plattenfirma verantwortlich. Sie geben den Song einfach weg. Wenn es Werbung für etwas wäre, was man hasst, wäre es ein Problem. Aber so? Ich habe eine Menge Ikea-Sachen zu Hause: So What The Fuck?! (lacht)

Soundmag: Ich habe gelesen, dass für dich zurzeit keine interessante Musik veröffentlicht wird. Hat sich diese Meinung geändert?

Ebbot: In der heutigen Zeit kommt soviel Musik heraus und es geschieht so viel. Wie die Welt sich bewegt, ist interessant aber auch beängstigend. Ich mag diesen Gegensatz. Wir leben in einer sehr wichtigen Zeit. Ich würde es aber nicht bevorzugen in einer anderen Zeit zu leben. Auf eine gewisse Weise mag ich die Zeit, in der ich lebe, auch wenn ich sie hasse. (lacht) Nein, ich denke, dass eine Menge interessanter Dinge geschehen. Es ist wie ein großer Test, wie eine Odyssee für mich. Aber das gilt für alle Menschen. Alles bewegt sich viel schneller heutzutage. Das hat mit der ganzen Stellung des Planeten zu tun.

Soundmag: Welche Musik findest du im Moment besonders interessant?

Ebbot: Es gibt eine Menge junger Bands, denen ich sehr gerne helfe, wie zum Beispiel die Oholics oder Lola Barbershop. Sie klingen im Moment wie die Buzzcocks. Ziemlich gute Musik.

Soundmag: Was würdest du eigentlich machen, wenn du nicht in dieser Band wärest?

Ebbot: Ich wäre in einer anderen Band. (lacht) Ich würde definitiv etwas mit Musik machen. Es gibt nichts Magischeres, was du tun kannst. Mit Musik verbunden zu sein, lässt sich von nichts anderem übertreffen, das eine ähnliche Magie hat. Die Fähigkeit zu haben, eine unmittelbare Verbindung aufbauen zu können, die Sprachbarrieren überwindet, ist ein echter Segen. Aber wenn ich keine Stimme hätte oder taub wäre, wäre ich vermutlich ein Entdecker. So wie Indiana Jones.

Soundmag: Stimmt es, dass Johnny Cash „Nevermore“ auf seinem letzten Album covern wollte?

Ebbot: Das einzige, was ich weiß ist, dass seine Tochter Rosanne Cash ein Fan von uns ist. Es gab einen Vorschlag von ihm „Jehova Sunrise“ zu covern. Aber ich glaube, das hätte ich in seinem Stil auch schaffen können. (lacht) Die Oktaven nach unten zu verlegen. Für mich ist es nämlich sehr einfach Johnny Cash-Lieder zu singen. Meine Stimme hat denselben Umfang. Zudem habe ich herausgefunden, dass wir am selben Datum geboren worden sind. Natürlich nicht im selben Jahr. (lacht) Es ist wirklich verrückt. Und auch am gleichen Tag wie Fats Domino. Das ist echt witzig. (lacht) Es macht Sinn! (lacht)

Soundmag: Du hast zu Beginn über eure Erfahrungen in Amerika gesprochen. Mir war vor dem Interview nicht bewusst, wie viel Erfolg ihr dort hattet. Ihr wart für „Behind The Music“ sogar für den Grammy nominiert?

Ebbot: Es war ein Witz. Ich habe es nicht wirklich verstanden. Sie haben mich angerufen und mich informiert, dass wir für den Grammy nominiert sind. Ich habe mit: „What?“ reagiert. Sie haben mich gefragt, wie es sich anfühlt, worauf ich mit: „Ich weiß es nicht. Wo?“ antwortete. Sie sagten: In Amerika. OK. Aber wir waren in guter Gesellschaft, zum Beispiel waren Beck oder die Flaming Lips nominiert. Es gab in dem Jahr wirklich ein gutes Line Up. Grammys haben eigentlich nur für Plattenfirmen eine Bedeutung. Ich weiß nicht mal, ob es den Grammy noch lange geben wird. (lacht)

Soundmag: Aber ihr müsst doch immerhin eine Menge Platten verkauft haben?

Ebbot: Wir haben ziemlich gut verkauft. Aber auch keine Millionen. Ich kann es mir nicht wirklich erklären. Das einzige, was ich weiß ist, dass wir dort eine gute Fanbase haben. Wir haben dort einige wirklich großartige Shows gespielt. Aber ich denke, dass wir dort zuviel Zeit verbracht haben. Wir sind davon müde geworden. Am Anfang war es sehr spannend. Wir wollten seit den Auftritten mit Union Carbide Productions wieder dorthin. Die ersten drei Touren waren auch eine wirklich tolle Erfahrung. Dann aber haben wir realisiert, dass wir schon wieder dasselbe machen. Zudem haben die Plattenfirmen viele Leute entlassen. Heute dominiert in Amerika der Hip Hop. (lacht) Dadurch dachten wir, dass wir genug Zeit dort verbracht haben und wir zurückgehen sollten, um Songs zu schreiben und wieder der Absicht zu folgen, etwas Interessantes zu tun. Wir haben uns am Ende wie eine Parodie von uns selbst gefühlt. Aber das ist ein Schicksal, das jede Band ereilen kann, nichts wirklich Neues also. (lacht)

Soundmag: Es ist für mich sowieso unvorstellbar wie es Bands, die ununterbrochen touren, gelingt, jeden Abend mit derselben Leidenschaft zu spielen.

Ebbot: Wenn man nicht wirklich hinter dem steht, was man macht, dann wird man daran kaputt gehen. Aber wenn es echt ist, kann man damit umgehen. Dann kann man auch tausend Konzerte spielen, da man niemanden anlügt. Es gibt Höhen und Tiefen, aber man schafft es, damit klarzukommen.

Soundmag: Es ist schwer vorstellbar, wenn man dermaßen viele Konzerte spielt.

Ebbot: Naja, selbst wenn ich jetzt darüber spreche, ist es schwer vorstellbar. Ich fange an, mich zu wundern: Bin ich verrückt? (lacht) Aber jeder Abend ist anders. Bei jeder Show passiert etwas anderes. Man gestaltet den Abend anders. Wir verändern jedes Mal die Playlist. Wenn wir an bestimmte Orte kommen, passen wir die Setlist an sie an und überlegen uns, welchen Song wir vielleicht spielen sollten. Welcher Song könnte zu diesem Ort passen? Welcher Song passt zu unserer Stimmung? Es ist vergleichbar mit einem Gemälde. Welche Farbe, welcher Song? Das beinhaltet die Art und Weise, wie wir überleben.

Soundmag: Leider passiert das sehr selten. Viele Bands spielen immer die gleichen Songs.

Ebbot: Das kann ich einfach nicht verstehen! Das ist genauso, als würde man zu seinem Job gehen und jeden Tag Dinge einpacken. So etwas könnte ich nie machen. Keine Chance! (lacht) Die Strategie zu überleben, ist jeden Tag soviel wie möglich zu verändern. An manchen Tagen ist die Setlist fantastisch, also bewahren wir sie für ein paar Tage. Dann aber werden wir müde davon und sie wird komplett auf den Kopf gestellt.

Soundmag: Eine letzte Frage: Ich habe gehört, dass du derjenige bist, der für eure Alben den Namen aussuchen darf und dass du versuchst, ihnen Titel wie für einen Film zu geben. Die anderen Bandmitglieder müssen sich da zurückhalten. Stimmt das?

Ebbot: Zuallererst hasse ich es, Videos zu machen. Ich wünschte, ich wäre in technischer Hinsicht mehr bewandert, um sie selber zu drehen. Es ist sehr kompliziert und teuer, eine Filmidee wirklich umzusetzen. Ja, es ist so wie Filme zu drehen oder ein Buch zu schreiben. Von Anfang bis Ende sollte ein roter Faden existieren. Zudem liebe ich das Konzept, ein Album zu machen - auch wenn es gerade dabei ist, auszusterben. Aber ich weiß, dass es immer noch Leute gibt, die diese Idee mögen. Das ist genau das, was ich schaffen will. Aber zurück zu deiner Frage. Es ist nicht wirklich so, dass es niemandem erlaubt ist, einen Titel zu finden. Sie sind einfach nicht so daran interessiert. (lacht) Wenn sie mit einer besseren Idee kommen, ist das für mich völlig in Ordnung. Es ist wie wenn du ein Baby oder einen Hund hast. Ich habe keine Kinder, aber drei Hunde. (lacht) Manchmal ist es schwer für etwas einen Namen zu finden, bis du herausgefunden hast, was zum Beispiel den Hund ausmacht. Dann erst kannst du ihm einen passenden Namen geben. Genau das macht man auch mit Platten. Wie klingt das Album und was ist der passende Name dafür? Manche Leute machen es anders herum. Ich habe das auch schon versucht, aber meistens geschieht es anders herum. Ich mag beide Herangehensweisen. Aber für mich ist es interessanter, etwas zu erschaffen und dann zu überlegen, was der passende Titel dafür sein könnte. Dann entscheide nicht ich darüber, sondern das Werk, dass man geschaffen hat. Es ist so, als ob man ein Monster erschaffen würde. (lacht)

Soundmag: Vielen Dank für das Interview!

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