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The Kooks

The Kooks

 

19.02.08 - Berlin / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Colin Lane

 

 

 

Man beneidet Musiker nicht immer – eigentlich sogar relativ selten. Wahrscheinlich noch am ehesten, wenn sie zu Hause sitzen und das Geld zählen. Aber auch das dürfte in den letzten Jahren seltener geworden sein. The Kooks allerdings konnten mit ihrem Debüt „Inside In/Inside Out“ einen echten Bestseller landen. Lange Touren und unzählige Singles folgten. Und irgendwie haben es Luke Pritchard und Kollegen trotzdem geschafft, ein neues Album aufzunehmen: „Konk“. Womit wir wieder am Anfang wären. An einem trüben Dienstag im Februar 2008 sitzt Sänger Luke Pritchard in einem schmucklosen Konferenzraum. Vor ihm: Erkältungsmedikamente, gestapelt. Die Augen kann der Hauptsongwriter der Kooks kaum noch offen halten, gefühlte 20 Interviews liegen bereits hinter ihm. Während dieses letzten Gesprächs wird er mehrfach kurz vor dem Einschlafen sein und nach der dritten Frage kann er sich nur noch schwer aufs Antworten konzentrieren. Gestern Köln, heute Berlin, morgen Oslo und so weiter. Luke Pritchard ist gefangen in der ganz großen Promomaschine der Musikindustrie.

Soundmag: Luke, wie ist es als Vorband für die Rolling Stones unterwegs zu sein?

Luke Pritchard (Sänger): (lacht höhnisch) Es war nicht besonders toll. Wir waren natürlich alle geschmeichelt, dass man uns gefragt hat. Aber es war dann doch eine ziemlich schreckliche Angelegenheit. Und vor allem enorm langweilig. Wir dachten, es würde wesentlich mehr Spaß machen. Es sind sehr nette Menschen. Wir haben die Stones natürlich getroffen, hätten gern etwas länger mit ihnen rumgehangen, aber die Möglichkeit gab es nicht. Ansonsten war es ganz schön öde, es passiert nicht wirklich etwas Tolles. Sie haben unglaubliche viele verschiedene Backstage-Bereiche und ca. 1000 Leute rennen durch die Gegend. Am Ende ist es eine einzige große Maschine.

Soundmag: Wie sehr hat euch der Erfolg von „Inside In/Inside Out“ eigentlich selbst überrascht?

Luke: Oh, sehr. Keine Ahnung, ich war sehr glücklich mit dem Album, aber ich hätte nicht gedacht, dass es soviele Menschen kaufen. Dafür ist es eigentlich ziemlich gut gelaufen. Verdammt gut sogar.

Soundmag: Allein in England habt ihr vier Platin-Platten bekommen. Wo hängen die jetzt?

Luke: Ich bin nicht sicher, ob ich sie alle habe. Aber ein paar davon liegen irgendwo in meiner Wohnung rum. Ich häng sie nicht auf. Das wäre ja doch etwas traurig, wenn man die eigenen Platinplatten aufhängt, oder? Ich würde das jedenfalls nicht machen. Vielleicht gebe ich sie meiner Mutter. Die hat schon jede Menge meiner Preise.

Soundmag: Was war denn der negativste Effekt, den all der Erfolg mit sich brachte?

Luke: Dass ich nicht mehr auf die Straße laufen kann, um mir mal schnell ein Brot zu holen. Da stehen sofort Leute um mich rum. Das kann ganz schön nerven. Etwa wenn du mit Freunden unterwegs bist und plötzlich stehen all diese 13jährigen Mädels vor dir und brüllen. Aber hey, es könnte echt schlimmer sein.

Soundmag: Alles in allem habt ihr sieben Singles vom ersten Album veröffentlicht – was ja nicht der schlechteste Schnitt ist. Wann habt ihr gemerkt, dass es Zeit ist, mal neue Songs aufzunehmen?

Luke: Wir wollten schon viel früher mit dem neuen Album anfangen, aber Max (Rafferty, Bassist, seit Ende Januar 08 nicht mehr in der Band) stand sehr lange nicht zur Verfügung. Also konnten wir nicht an neuen Songs arbeiten. Außerdem ist es gut, sich mal etwas Zeit zum Luft holen zu lassen, denn - wie du schon sagst – es waren einige Singles. Ich denke aber auch, dass wir eine Single-Band sind. Auch von der neuen Platte möchte ich mindestens fünf oder sechs Singles rausbringen. Sechs sollten mindestens drin sein.

Soundmag: Was ist so beeindruckend an den KONK-Studios, dass ihr gleich euer neues Album danach benannt habt?

Luke: Naja, am Ende ist es einfach ein Studio. Eins, das wir mir wirklich gut gefällt. Wir spielten mit verschiedenen Titeln und dieser fiel plötzlich vom Himmel und er klang passend und richtig. Besser kann ich es tatsächlich nicht beschreiben.

Soundmag: Das Studio gehört ja Ray Davies, von den Kinks. Haben The Kooks mehr Parallelen zu den Kinks? Außer dass die Bandnamen fast übereinstimmen?

Luke: Puh, keine Ahnung. Ich mag die Kinks sehr und mein Songwriting ist ohne Frage enorm von ihnen beeinflusst worden.

Soundmag: Aber ihr seht euch schon als klassische britische Band?

Luke: Das definitiv.

Soundmag: Anschließend ging es noch nach Los Angeles. Warum?

Luke: Es gab keinen besonderen Grund. Unser Produzent Tony Hoffer lebt dort. Tony ist toll, ein cooler Typ. Er passt zu uns und weiß nach dem letzten Album genau, wie wir ticken. Blablabla. Es funktioniert einfach mit ihm.

Soundmag: Ihr habt inzwischen ein neues Mitglied, Dan Logan am Bass. Wird er ein ständiges Kooks-Mitglied werden?

Luke: Das weiß ich noch nicht, dazu ist er noch nicht lang genug dabei. Wir spielen ja erst seit zwei Wochen mit ihm.

Soundmag: Was ist denn mit Max Rafferty, seinem Vorgänger, passiert?

Luke: Max – das ist eine lange Geschichte. (stöhnt) Und nicht unbedingt eine schöne. (murmelt unverständlich) Er war irgendwie auf einem anderen Weg unterwegs. Jetzt gehen wir alle unterschiedliche Wege und wahrscheinlich ist es die bessere Lösung, sich voneinander zu trennen.

Soundmag: Du hast „KONK“ als Album beschreiben, das man in jeder Situation hören kann. Ist das vielleicht das Geheimnis großer Popmusik?

Luke: Ich glaube, das gilt für alle großen Platten – egal ob Pop oder was auch immer. So muss es doch sein – Du musst das Album im Club auflegen können, genauso zu Hause auf deiner Stereoanlage und wo auch immer sonst.

Soundmag: Beim Hören der neuen Songs hatte ich das Gefühl, dass sie breiter, voller produziert wurden. War das von Anfang an eure Absicht?

Luke: Ja, ich vermute mal. Wir haben versucht, der Musik auf diesem Album etwas mehr Raum zu lassen. Dadurch wird der Gesamteindruck natürlich größer und breiter. Und der Klang ist direkter, denke ich.

Soundmag: „Musik sollte die Leute fröhlich machen“ – ein Spruch von Dir. Welcher Song auf dem neuen Album eignet sich dafür am besten?

Luke: „Shine On“ – weil es einfach der fröhlichste ist. (lacht) Er vermittelt dir ein gutes Gefühl.

Soundmag: Angeblich hattet ihr über 80 Songs als ihr ins Studio gingt. Wie selbstkritisch seid ihr eurem eigenen Material gegenüber. Wird viel diskutiert?

Luke: Es ist manchmal schwer, die Songs auszuwählen, die wir nutzen wollen. Aber wir setzen uns zusammen, tauschen Argumente aus. Manchmal ist jeder für sich sehr verbohrt und stur, wenn es um die eigenen Wünsche geht. Aber irgendwie kriegen wir das immer hin.

Soundmag: Letzte Frage: was hältst du von den Pet Shop Boys?

Luke: Ich mag einige ihrer Songs. Vor einer Weile hab ich sie live gesehen. They were fucking amazing! Very camp – of course. Sie sind ziemlich cool, der Sänger hat eine eigenartige Stimme, das gefällt mir. Natürlich würde ich nie ihre Platten auflegen, aber sie sind cool.

Soundmag: Luke, vielen Dank für das Interview und gute Besserung!

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