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Pete Blume

Pete Blume

 

02.06.08 - per Email / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Pressefoto

 

 

 

Im Jahr 2008 eine Gitarre in die Hand zu nehmen und deutsche Texte zu singen, ist sicher nicht die einfachste Entscheidung. Für Pete Blume aus Hamburg stellte sich die Frage aber gar nicht erst. Mit „Demonstrieren: Sonntags!“ hat es das Debüt inzwischen auch in die Plattenregale geschafft und Singles wie „1000 Uhr“ und „In All Den Jahren“ lassen tatsächlich aufhören. Außer beim Musikexpress, wo das Album vor kurzem als „uninspiriertes, eingestaubtes 90er-Jahre-Herumgerocke“. Demotivation² oder der notwendige Ansporn, es allen jetzt erst recht zu zeigen? Pete Blume-Sänger Matte Hessenauer hält die Nase weiter mit Freude in die Hamburger Luft.

Soundmag: Ahoi, wer sitzt da am anderen Ende der Leitung?

Matte: Ich bin Matte und sitze in Hamburg St. Georg in meiner Wohnung. Es ist Viertel nach acht Uhr am Abend. Draußen regnet es wie Sau. Und es stürmt.

Soundmag: Die vielleicht unangenehmste Frage an den Anfang. Nehmen wir an, du bist in einer jungen Band, ein paar Tage vor der Veröffentlichung deines Debütalbums und dann liest du eine mehr als vernichtende Kritik im Musikexpress. Was denkt man sich da? Und keine Ausflüchte bitte!

Matte: Denken tut man erstmal nichts. Man ist einfach sehr vor den Kopf gestoßen und ehrlich enttäuscht. Man fragt sich halt, ob man wirklich so schlecht ist, wie es dargestellt wird. Niemand möchte wohl gerne in einem Musikmagazin lesen, man würde fürchterlich klingen. Wenn man dann aber in so einer Kritik mit einer, wie ich finde, recht guten Band verglichen wird, kann man sich eigentlich entspannen. Und es fängt an lustig zu werden, wenn einem auffällt, dass der Rezensent sich offensichtlich gar nicht richtig mit seiner Hassband auskennt.

Soundmag: Manche Musiker lesen ja generell keine Kritiken ihrer Musik. Eine Option für euch?

Matte: Offen gesprochen, ich find das derzeit wirklich noch etwas komisch. Es gibt tatsächlich Rezensionen an denen man sieht, dass sich Leute nicht wirklich mit uns auseinander gesetzt haben. Oder aber uns einfach aus Prinzip nicht gut finden. Das ärgert einen dann doch. Und für mich ist es nun das erste Mal, so viele Kritiken zu lesen. Auch wenn ich wusste, dass nicht alles gut sein würde, trifft einen Kritik doch öfter als man es zugeben möchte. Zum Glück sind auch viele gute Kritiken dabei. Daher überwiegt derzeit noch die Neugierde.

Soundmag: Wie lange hat es bis zu diesem Punkt eigentlich gebracht? Was geschah bis hierhin?

Matte: Vom Anfang der Band bis heute sind es gut acht Jahre. Etwas mehr sogar schon. Wir haben als Hobbyband angefangen und entsprechend einfach unser eigenes Ding durchgezogen. Schon mit dem Traum, irgendwann mal an den Punkt zu kommen, an dem wir jetzt sind – nur war die Band nicht immer unser absoluter Mittelpunkt. Wir haben zeitweise in drei verschiedenen Städten gewohnt. Das war nicht immer ganz leicht. Im Grunde haben wir unsere Zeit damit zugebracht, Demos aufzunehmen, Gigs zu spielen – hauptsächlich in Norddeutschland – und hin und wieder bei Bandwettbewerben mitzumischen.

Soundmag: Hat man es in Hamburg als neue Band eigentlich schwer? Die Musikszene dort ist ja doch nicht ohne.

Matte: Das kann ich gar nicht wirklich beurteilen. Klar muss man mehr tun, um bei der Fülle an Bands aufzufallen bzw. sich einen Namen zu erspielen. Aber das finde ich eigentlich eher förderlich. Und man hat natürlich mehr Möglichkeiten live zu spielen als auf dem Land. Womit man es in Hamburg allerdings wirklich schwer hat, ist einen vernünftigen Proberaum zu finden. Was die Proberaumsituation in Hamburg anbelangt… ganz ganz schlimm. Unser alter Proberaum in einem Hochbunker mit sehr viel Schimmel und ohne Tageslicht kostete in etwa soviel wie in anderen Städten eine Wohnung. In Berlin hätte man da sicherlich schon eine kleine schnuckelige Wohnung für gefunden.

Soundmag: „Bester Rock Newcomer Norddeutschlands", "Hamburger Rockförderpreis" – bringen eine solche Preise weiter? Oder ist es eher was für Ego?

Matte: Der zweit genannte hat auf jeden Fall die Bandkasse etwas gefüllt. Ansonsten bringen derlei Namen eigentlich nicht viel. Gut, im Rahmen der Förderung, die wir als Preisträger „Bester Rock Newcomer Norddeutschlands“ bekommen haben, haben wir auf jeden Fall eine ganze Menge gelernt. Dass man aber anders wahrgenommen wird oder bessere Gigs bekommt, können wir nicht bestätigen.

Soundmag: Auftritt beim Hurricane gewonnen. dein erster Gedanke, als du auf die Bühne kamst?

Matte: Man ist das groß! Wann geht’s endlich los?

Soundmag: Du arbeitest hauptberuflich für eine Musikpromoagentur. Habt Ihr einen Masterplan zur medialen Weltbeherrschung? Konntet ihr als Band von deinen Erfahrungen profitieren?

Matte: Profitieren sicherlich. Vielleicht ist das aber auch ein Punkt, warum alles ein wenig länger gedauert hat. Man kriegt ja als junge Band von diversen Leuten mitunter wirklich viel Blödsinn erzählt. Da konnten wir glücklicherweise schon im Vornherein erkennen, wer es wirklich gut mit uns meint. Ansonsten versuche ich das aber so gut es geht zu trennen. Es ist mein Job für andere Bands zu arbeiten und da halte ich die eigene Band gerne raus. Ich versuche es zumindest. Aber natürlich profitiert die Band davon, dass ich seit einiger Zeit in dem Metier tätig bin. Ich denke, wir sind dadurch sehr realistisch in unseren Vorstellungen geblieben und können schwierige Entscheidungen besser abwägen.

Soundmag: Pete Blume GbR – die Band als Firma. Gefährlich oder notwendig?

Matte: Eher notwendig. Es sei denn man will regelmäßig mit dem Finanzamt streiten.

Soundmag: Kann/muss man sich heutzutage noch auf Labels verlassen? Oder zieht man die Strippen am besten selbst?

Matte: Wenn man ein so tolles Label hat wie wir, dann kann man sich auch blind auf das Label verlassen. Aber wir sind auch selber gefordert. Alle tragen ihren Teil dazu bei. Insofern sollte man viele Strippen selber ziehen, sich aber gleichzeitig auch blind auf das Label verlassen können.

Soundmag: OK, kein Peter in der Band, kein Gärtner in der Gegend. Aber was hat es mit dem Namen denn nun auf sich?

Matte: Das ist wirklich viele Jahre her. Es gab einiges zu trinken, wie ich vermute. Und dann kam irgendwann der Name auf. Eine Schnapsidee im wahrsten Sinne des Wortes.

Soundmag: Entschuldigung, aber: werdet ihr jemals einen besseren Song als „In All Den Jahren“ schreiben? Geht das überhaupt?

Matte: Das ist ein guter Song, oder? Finden wir auch. Aber im Ernst - ich denke schon, dass wir noch so manchen Kracher schreiben werden, der mindestens genau so gut werden wird. Das können wir gerne dann zu unserer nächsten Platte beschnacken. Ob es uns gelungen ist oder nicht. Wir sind auf jeden Fall schon dabei, an neuen Songs zu werkeln. Ich denke, da sind ein paar Aspiranten dabei.

Soundmag: Trotz des Titels „Demonstrieren: Sonntags“ findet sich kaum Politisches auf der Platte. Oder?

Matte: Thematisch ist sie vordergründig nicht politisch, nein. Aber das ist sicher Definitionssache. Eine beliebte Frage ist ja: Wo fängt das Politische an?

Soundmag: Gute Frage, andere Frage: Schon mal für was demonstriert? Wenn ja, für was?

Matte: Ich hab tatsächlich schon demonstriert. Ich war eine Zeit lang sehr aktiv als hier in Hamburg ein gewisser Ronald Schill ordentlich Rabatz gemacht hat. Und seitdem gab es ja immer mal wieder gute Gründe, sich ein wenig lauter zu artikulieren. Und gegen Nazis darf sowieso immer gerne gerufen werden.


Soundmag: Letzte Frage: Was hältst Du von den Pet Shop Boys? Stehen im CD-Regal ja gar nicht so weit weg von euch.

Matte: Das wurde ich tatsächlich noch nie gefragt. Mein großer Bruder hat früher die Hitparade auf Kassetten aufgenommen und eine Zeit lang war immer „Westend Girls“ drauf. Neben Depeche Mode waren sie dadurch eine der ersten Bands, die ich ansatzweise bewusst wahrgenommen habe. Mein Verhältnis zu den Pet Shop Boys ist ein wenig gespalten. Auf der einen Seite finde ich sie wirklich nicht besonders toll, vor allem musikalisch macht mich das nur wenig an. Aber der genannte Song und sicherlich noch einige mehr, sind sehr mit meiner Kindheit verbunden.

Soundmag: Vielen Dank für das Interview.

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