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The Rascals

The Rascals

 

14.08.08 - Berlin / Berlin

Interview:  Andreas

Foto: Andreas

 

 

 

Die Geister, die ich selber rief. So ähnlich dürfte Miles Kane inzwischen über The Last Shadow Puppets denken. Das Seitenprojekt also, in dem er zusammen mit seinem Freund Alex Turner – im Hauptberuf Arctic Monkey – in den letzten Monaten für Aufsehen sorgte. Und das ihm nun bei der Promotiontour für das Debütalbum seiner eigenen Band regelmäßig in die Quere kommt. The Rascals sind in der Stadt und doch sind die Last Shadow Puppets immer irgendwie mit dabei. Miles Kane und Bassist Joe Edwards nennen es darum nur noch „the LSP-thing“. Das Gespräch beginnt jedoch bei „Rascalize“ und den Frechdachsen höchst persönlich.

Soundmag: Ihr kommt ja quasi direkt von eurem Auftritt in Glastonbury. Wie war es?

Miles: Sehr gut. Wir haben sogar zweimal gespielt. Am ersten Tag in einem der Zelte und am Freitag draußen.

Soundmag: Warum gleich zwei Mal?

Miles: Naja, sie haben uns darum gebeten. (lacht) Es macht uns nichts aus, auch mal ein Konzert mehr zu spielen. Die Gigs sind doch das Beste am ganzen Musikerleben.

Soundmag: The Wirral – das ist zum einen eure Heimat, gleichzeitig aber auch ein Begriff, den ich in der Vorbereitung für dieses Interview zum ersten Mal gehört habe. Als ich ihm dann nachging, stellte ich fest, dass diese kleine Insel eine richtige Popvergangenheit hat.

Miles: Ja, es gibt einige Bands, die von dort die Welt eroberten. The Coral.

Beide: Half Man Half Biscuit.

Miles: OMD. All die fantastischen Bands halt. (grinst) Elvis Costello auch.

Soundmag: Ich habe auch noch von den Boo Radleys gelesen.

Joe: Siehst du mal, das wusste ich gar nicht.

Soundmag: Dort existiert also eine richtige Musikszene?

Joe: Dort direkt vielleicht nicht. Aber The Wirral liegt ja gleich um die Ecke von Liverpool, ist also eigentlich nur eine Verlängerung der Stadt. Im Prinzip könnte man es der Einfachheit halber auch gleich als Liverpool betrachten.

Soundmag: Euer erstes Album klingt zum einen durchaus wie andere Bands, die von dort kommen, zum anderen aber auch ein wenig old-fashioned. Stimmt ihr mir da zu?

Joe: Es vereint natürlich einige Einflüsse aus den 60ern und 70ern, aber ich denke nicht, dass es zu sehr retro klingt.

Miles: Genau, es versinkt nicht in der Vergangenheit.

Joe: Wir werden momentan wohl eher mit Bands verglichen, deren Sound um einiges polierter und glatter ist. Aber genau das wollten wir nicht.

Soundmag: Habt ihr euch also bewusst für diesen Sound entschieden oder entstand er erst im Proberaum bzw. im Studio?

Miles: Wir wollten das Album vor allem schnell aufnehmen, was uns mit 18 Songs in vier Wochen wohl gelungen ist. Gleichzeitig war uns wichtig, dass die Songs sehr düster klingen und eben nicht zu glatt. Darum haben wir nun tatsächlich das Album in der Hand, das wir machen wollten. Von dort aus können wir uns weiterentwickeln und zum nächsten, höheren Punkt gelangen. The Rascals sind immer noch eine sehr junge Band und darum ist das wohl der ehrlichste Weg, ein Album aufzunehmen.

Soundmag: Könnt ihr euch wegen der düsteren Atmosphäre vielleicht einen Film vorstellen, zu dem die Platte als Soundtrack funktionieren könnte?

Miles: David Lynchs “Blue Velvet”! (lacht) Wir lieben David Lynch.

Joe: Ich finde, einige unserer Songs klingen schon Soundtrack-kompatibel. Ein paar Bond-Themes wären durchaus drin.

Soundmag: Miles, du hast gesagt, dass die Songs auf „Rascalize“ wie Skizzen und erste Versuche sind, bevor The Rascals auf den nächsten Platte ihre volle Kraft entfalten. Was war der Grund, genau das nicht gleich auf dem ersten Album zu tun?

Miles: Ich glaube, wir sind einfach noch nicht bereit dafür. The Rascals existieren jetzt seit April, vorher waren wir in einer Band, die Little Flames hieß. Als Mitglied dieser Gruppe fühlte ich mich immer etwas frustriert, weil ich all die verrückten Ideen in meinem Kopf möglichst schnell ausleben wollte. Vielleicht haben wir die Stücke darum etwas rauer aufgenommen, etwas abseits der Norm. Es musste raus. Mir ist klar, dass man das nur schwer erklären kann. Aber wenn du Songs schreibst, willst du möglichst viel Musik auf einmal aufnehmen. Du musst es rauspressen und genau so ging es uns mit diesem Album. Von diesem Punkt aus kann die Band nun wachsen und besser werden.

Soundmag: Wie viel Prozent der Rascals in Bestform hören wir denn auf „Rascalize“?

Miles: Wenn es um The Rascals geht, dann sind wir in Höchstform.

Joe: 100 Prozent!

Miles: Gleichzeitig aber fühlen wir uns schon jetzt einen Schritt weiter, ein Level höher. Wir schreiben bereits das zweite Album, haben neulich ein paar Demos aufgenommen. Es erscheinen jetzt „Freakbeat Phantom“ als erste Single und dann noch „I’ll Give You Sympathy“. Das war’s. Die nächste Single wird bereits nicht mehr von „Rascalize“ stammen. Wahrscheinlich wird es die Single zwischen zwei Alben geben – einfach um alles frisch zu halten und sich von anderen Bands zu unterscheiden. Es ist, als ob du erwachsen wirst, wächst. Die Leute können die Entwicklung der Band direkt mitverfolgen.

Soundmag: Wird sich denn musikalisch etwas verändern, wenn ihr Ende des Jahres wieder ins Studio geht und die neuen Songs aufnehmt?

Miles: Keine Ahnung. Wenn ich einen Song schreibe, denke ich dabei nicht an eine bestimmte Form für ihn. Man gibt sich dem Moment hin und so entstehen hoffentlich bessere Songs.

Joe: Es ist eine ganz natürlich Entwicklung.

Miles: Vielleicht probieren wir etwas Neues aus, aber ich könnte dir jetzt noch nicht sagen, was es sein wird. Wir planen, unseren Proberaum voller ungewöhnlicher Instrumente zu füllen und dann zu versuchen, neue Aspekte in unsere Songs zu integrieren.

Soundmag: Ist dieser raue Sound etwas, das ihr beibehalten wollt?

Miles: Wahrscheinlich. Es kann am Ende aber auch sein, dass das zweite Album doch etwas polierter daherkommt. Wir werden ja jeden Tag besser, wenn wir zusammenspielen. Man gewöhnt sich aneinander, weiß, was der andere kann und wie er reagiert.

Soundmag: Nochmal zurück zu diesem Album. Es gibt den Song „People Watching“ und ich habe gelesen, dass er quasi der Soundtrack für den Songwriter Miles Kane sein könnte, weil er gern in Cafes sitzt und Leute beobachtet. Kommen dir so die besten Ideen?

Miles: Ich genieße diese Situationen einfach. Man sitzt dort und lässt seine Gedanken herumschweifen. Das ist ja im Prinzip auch das, was dieser Song ausdrückt.

Soundmag: Schreibt Miles eigentlich als einziger Songs oder haben die anderen Mitglieder auch Ambitionen in diese Richtung?

Joe: Es geht fast alles auf sein Konto.

Miles: Greg kümmert sich nicht sehr darum. Er spielt lieber Schlagzeug…

Joe: …und geht angeln. (Beide lachen.)

Soundmag: Wenn man euren Bandnamen im Internet sucht, stößt man auf einige Rascals, die schon vor euch aktiv waren.

Miles: Fotzen!

Joe: Die Rascals aus den 60ern.

Miles: Ach genau. Das haben wir selbst erst vor kurzem bemerkt. Uns fiel es erst auf, als wir uns selbst schon so nannten.

Joe: Aber inzwischen ist die Zeitspanne vorüber, in der man uns hätte verklagen können.

Miles: Wir waren auch schon in Amerika. Die Gefahr ist also gebannt.

Soundmag: Neben diesen gibt es auch noch eine deutsche Rascals-Ausgabe. Sie spielen Punk und kommen aus der Metropole Wuppertal!

Joe: Wow! Dann befinden wir uns also in einem knallharten Wettbewerb! (Beide lachen.)

Soundmag: Apropos Wettbewerb. Ihr müsst wahrscheinlich in jedem Interview…

Miles: The LSP-thing!

Soundmag: Genau. Kannst du dir vorstellen, dass der Erfolg der Last Shadow Puppets die Karriere deiner Hauptband überschatten könnte?

Miles: Offensichtlich ist das LSP-Album im Vergleich zu den Rascals um einiges kommerzieller. Aber genau darum ging es ja. Und wenn die Leute das nicht verstehen - fuck them! „The Age Of The Understatement“ ist ein Popalbum und genau das wollten wir. The Rascals sollten düster und anders klingen und sich dann verbessern. Wenn sich das eine Album nun besser verkauft als das andere, so war mir das eigentlich von Anfang an klar.

Soundmag: Aber wahrscheinlich wird das LSP-Album auch einige Leute auf eure Platte aufmerksam machen. Sie könnten dann umschalten oder ihnen gefällt sogar beides! Fällt es dir manchmal schwer, zwischen den beiden Bands umzuschalten? Vor allem wenn du wie in Glastonbury mit beiden auftrittst?

Miles: (denkt nach) Nein, eigentlich ist das nicht besonders schwer. Am Ende ist es einfach mein Job und warum sollte ich mir den schwerer machen als unbedingt nötig. Es ist doch schlussendlich nur Musik, oder? Kein großes Ding.

Soundmag: Auch wenn es kein großes Ding ist, an welche Band sollten sich die Leute am Ende eher erinnern?

Miles: (denkt nach) Ganz ehrlich: beide. Ich glaube an beide Bands genauso stark. The Rascals allerdings sind noch ein wenig mehr meine Band und gehören zu meinem Traum. The Last Shadow Puppets sind die Band, die ich zusammen mit meinem besten Kumpel gegründet habe und auch da habe ich jede Menge Spaß und genieße die Erfahrung. Aber bei den Rascals spiele ich mit meinen beiden Sandkastenfreunden. Wir entwickeln uns als eine Einheit. Wenn die Leute denken, man müsste sich für eine von beiden entscheiden, finde ich das schade. Denn es dreht sich doch um die Musik. Und wenn die Songs auf beiden Alben toll sind, dann soll man gefälligst auch beide mögen dürfen.

Soundmag: Das Album wird im September erscheinen. Wann kommt ihr auf Tour?

Miles: Im November gehen wir auf Europa-Tour und werden dann auch nach Deutschland kommen.

Soundmag: Letzte Frage: was haltet ihr von den Pet Shop Boys?

Joe: Unglaublich scheußlich.

Miles: Ich kann nicht mal aussprechen, was ich von ihnen halte.

(Beide lachen.)

Soundmag: Vielen Dank für das Interview.

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