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MAY

MAY

 

19.12.08 - per Email / Berlin

Interview:  Martina

Foto: Bandfoto

 

 

 

Vor Internetbekanntschaften und ihren Gefahren wird ständig und überall gewarnt. Manchmal aber lässt man sich trotzdem darauf ein und wird neugierig, wer sich hinter der Onlineidentität verbirgt. Warum? Weil Cold Wave immer noch ein interessantes Thema ist und es sich in diesem Fall um einen Musiker handelt, der seine Sache hervorragend beherrscht. In den frühen 80er Anfangsjahren des Cold Wave, der hauptsächlich von Bands aus Frankreich praktiziert wird, hat sich auch Monsieur May von dieser Musik anstecken lassen. Bei dieser Musikrichtung werden die elektronischen Instrumente wie Drumcomputer oder Synthie minimaler eingesetzt, als bei Gitarrenwave Bands die auch mit Synthies arbeiten, um dadurch kühler zu klingen. So bleibt es nicht aus, dass auch May dieser synthetisch-minimalen Welt verfällt. Nach zehnjähriger Pause fängt er 2007 wieder an, neue Songs zu schreiben. Veröffentlicht werden sie im Sommer 2008 zusammen mit einigen alten Tracks als „Lovely Flowers“.


Soundmag: Hallo May! Wo bist du gerade?

May: Hey! Ich bin an meinem Computer und versuche gute Antworten auf deine Fragen zu finden. Ich würde sie lieber draußen beantworten, um bessere Inspirationen zu haben.

Soundmag: Ist es Tag oder Nacht?

May: Es ist Tag mit einem Teil Nacht oder Nacht mit Licht. Ich versuche, eine möglichst lange Zeit in der Mitte zu bleiben.

Soundmag: Zu welcher Zeit arbeitest du denn am liebsten?

May: Es ist keine Frage der Zeit, um den geeigneten Moment zu finden. Man muss es einfach auskundschaften. Aber ich versuche, es nicht zu spät in der Nacht zu machen.

Soundmag: Du hast in den 80er Jahren begonnen, Musik zu machen. In der Zeit also, in der sich der Cold Wave entwickelte. Was hat sich deiner Meinung nach seitdem verändert?

May: Ich war jung, nun bin ich es eher nicht mehr. Ernsthaft - ich denke, dass ich es zu Beginn tat, um herauszufinden, was ich fühle und mag und dann in meiner Musik darzulegen, was für mich in dieser Zeit wichtig war. Zwischen 1997 und 2007 hörte ich mit der Musik auf, jetzt mache ich aus anderen Gründen weiter. Ich möchte anderen wieder meine eigenen Gefühle und Ideen mitteilen. Ich denke, es ist jetzt persönlicher und bedeutungsvoller.

Soundmag: Wird doch ruhig genauer – was waren die Gründe für die lange Pause?

May: Erstmal musste ich mit der Musik aufhören, weil mein Synthie verbrannte. Vielleicht brauchte ich auch diese Pause um mit mehr Interesse zurückzukommen. Das ist jetzt der Fall.

Soundmag: Was fasziniert dich am Cold Wave?

May: Faszination ist das falsche Wort, es ist eine Art und Weise, in der ich meine eigenen Gefühle ausdrücken kann. Sei es in Musik, Kunst, Worte, Dinge die ich mag, Dinge die ich hasse, das Leben. Bestimmte Töne sind in meinem Ohr sehr präsent, quasi Töne des Verstandes. Töne, durch die ich meine Gedanken mit Wörtern und Stimme ausdrücken kann.

Soundmag: Magst du auch von Gitarren geprägte Musik, also so ganz ohne Synthies?

May: Ja, selbstverständlich! Ich höre mehr Musik ohne Synthies als mit. Aber ich versuche das für mich zu behalten!

Soundmag: Du singst deine Lieder in französisch und englisch. Wonach hast du die Sprache zu den Texten ausgewählt?

May: Im Allgemeinen komponiere ich die Musik oder – wenn ich mit jemandem zusammenarbeite – höre sie. Ich versuche die Stimme ohne Wörter auf die Musik zu setzen. Danach schreibe ich die Texte. Abschließend füge ich alles in der richtigen Mischung zusammen. Ich treffe keine wirkliche Sprachauswahl. Ich fühle mit meiner Stimme, welche Sprache zur Musik passt. Sehr viele der Songs aus diesem Jahr sind in Englisch.

Soundmag: Welchen deiner Songs magst du am liebsten?

May: Ich kann es nicht genau sagen. Ich fühle eine tiefe Verbindung mit dem neuen Song „The Painter“.

Soundmag: Ich schaue mir oft die Zeichnungen und Malereien auf deiner Myspace-Seite an. Hast du die Bilder alle selbst gemalt?

May: Ja, ich malte und zeichnete sie. Das war in der Vergangenheit, während der 80er bis in die Anfänge der 90er Jahre. Inzwischen male ich nicht mehr. Vielleicht kommt das in der Zukunft ja nochmal! Ich gestalte Bilder jetzt eher mit Photoshop. Alle Bilder auf dem „Lovely Flowers“ CD Cover sind von mir. Ein Grafiker (svet_9) fertigte das Cover dazu optimal an.

Soundmag: Hast du Kunst studiert?

May: Nein, ich habe es mir selbst beigebracht. Ich mag die großen surrealistischen Maler. Durch sie wurde ich inspiriert. Jetzt versuche ich, ähnliche Inspirationen durch Musik und Wörtern zu erlangen.

Soundmag: Wieviel CDs hast Du bisher veröffentlicht?

May: „Lovely Flowers“ ist bisher die einzige offizielle CD die ich veröffentlicht habe.
In der Zeit von 85 - 97 machte ich Minimal-Synthie-Musik. Im letzten Jahr habe ich wieder angefangen, Songs zu produzieren. Einige von ihnen und ein paar von den alten sind auf der „Lovely Flowers“-CD, die es seit Juli 2008 gibt. Seitdem sind auch noch einige andere neue Lieder entstanden.

Soundmag: Wie eigentlich? Verwendest du alte Synthies oder wird die Musik mit einem Computer und Software erstellt?

May: Ich verwende neue Synthies und Sequencer und versuche damit einen Sound hinzubekommen, der zwischen den Klängen der 80s-Synthies und neuen Tönen steht. Manchmal eine schwierige Aufgabe!

Soundmag: Du arbeitest ständig an neuen Songs. Wann hast du genügend Material für eine neue CD zusammen?

May: Ja, wir arbeiten hart und schnell! Wir hoffen, dass wir bald einiges für 2009 zusammen haben.

Soundmag: Wir? Mit wem arbeitest Du zusammen?

May: In den letzten Monaten habe ich bei vielen neuen Tracks mit Femme Fatale zusammen gearbeitet (The Painter, Minimal Life, Dance on Fire). Von ihnen kommt die Musik, ich schreibe die Texte und singe dazu. Bei anderen Songs habe ich mit [audible] und
Team Skeme (Addict, Automates) zusammen gearbeitet.

Soundmag: Wie sieht so eine Zusammenarbeit aus? Trefft ihr euch in einem Studio oder geschieht es online.

May: Wir arbeiten im Wesentlichen online und tauschen Dateien aus. Das klappt sehr gut.

Soundmag: Gibst du manchmal Konzerte?

May: Nein, aber vielleicht (oder besser: hoffentlich) in Zukunft. Ich mache meine Musik alleine und für Konzerte braucht man eine Show. Meine Musik besteht nur aus Synthie-Sequenzen und ist live nicht so eindrucksvoll wie Gitarren. Seit Oktober aber arbeite ich ja nun mit [audible] und Team Skeme zusammen. Warum also nicht. Ich habe in dieser Hinsicht ein gutes Gefühl und kann es mir für die Zukunft gut vorstellen. In meiner ersten Phase spielte ich keine Club-Gigs in meiner Heimatstadt Reims. Aber das war in den 80ern. Eine ganz andere Zeit.

Soundmag: Haben dir die 80er eigentlich besser gefallen als die heutige Zeit?

May: Ich weiß nicht. Ja, ich mochte die Zeit schon sehr. Aber viele neue und andere Sachen können dadurch erst jetzt entstehen. Wir sollten das Andenken leben und immer versuchen, es lebendig zu halten!

Soundmag: Was hast du in der letzten Nacht geträumt?

May: Daran kann ich mich nicht erinnern, haha! Wahrscheinlich hatte ich keine Träume oder es war etwas Belangloses.

Soundmag: Dann vergiss deinen nächsten Traum nicht, vielleicht sind es gute Ideen für neue Songtexte.

May: Ja, ich werde es versuchen. Aber ich bin immer rasend wenn ich meine Musik komponiere, singe oder Texte schreibe. Also brauche ich verrückte, temperamentvolle Träume.

Soundmag: Vielen Dank für das Interview.

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www.myspace.com/maymusiqueindie

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