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Absynthe Minded

Absynthe Minded

 

10.11.10 - Frannz Club / Berlin

Interview:  Eric

Foto: Pressefoto

 

 

 

Absynhte Minded gelten in Belgien schon längere Zeit als Rockstars. Doch ihr Heimatland ist dem Quintett zu klein, um sich damit zufrieden zu geben. Nun soll auch der Rest Kontinentaleuropas erobert werden. Wie viel Arbeit das ist, wie sie die belgische Musikszene sehen und was sie vom Absinthtrinken halten, verraten uns Pianist Jan Duthoy und Sänger/Gitarrist Bert Ostyn.im Gespräch.


Soundmag: Viele berühmte Künstler waren Absinth-Trinker, wie Henri Toulouse-Lautrec oder Oscar Wilde. In eurem Bandnamen gibt es ja auch eine Anspielung auf das Getränk. Hat Absinth wirklich einen Einfluss auf die Kreativität?

Jan: Der Name hat zweierlei Bedeutung. Einerseits soll Absynthe Minded andeuten, etwas zerstreut, nicht voll da zu sein. Andererseits zielt er natürlich auf das alte Paris ab, vor allem, als wir noch mehr swing- bzw. jazzbeeinflusste Musik machten. Diese Atmosphäre sollte eingefangen werden. Aber natürlich hat es auch etwas mit den Künstler zu tun. Aus Absinth kann man sich eine Menge Inspiration holen. Das heißt aber nicht, dass wir ihn die ganze Zeit trinken.

Soundmag: Bert, du hast als ein Ein-Mann-Projekt angefangen. Was hat dich dazu gebracht, eine Band daraus zu machen?

Bert: Ich wollte schon immer eine Band gründen, aber ich habe nie die richtigen Musiker dafür gefunden. Als wir Absynthe Minded gründeten, war ich in verschiedenen anderen Bands engagiert, aber nicht mit mir als Hauptsongwriter. Also habe ich angefangen, meine eigenen Songs aufzunehmen – das waren vor allem die, die nicht für die anderen Bands funktioniert haben.

Soundmag: Nur ganz wenige belgische Bands haben den internationalen Durchbruch geschafft, wie dEUS und Soulwax. Wie würdet ihr als Insider die Musikszene in Belgien einschätzen?

Jan: Es ist eine ziemlich große Szene für ein so kleines Land. Meiner Meinung nach ist es eine gute Szene, es gibt viele tolle Bands. Aber es ist schwer, Aufmerksamkeit zu erregen. Die Bands sind viel auf Tour und versuchen, ihre Bekanntheit zu steigern.

Soundmag: Wie schwer ist es denn als Musiker in Belgien, den Durchbruch zu schaffen und von der Musik leben zu können?

Jan: Es ist sehr viel Arbeit, wie überall. Vielleicht sind die Wege etwas kürzer, denn wenn man es einmal ins Radio geschafft hat, hören dich auch sehr viele Leute. Anders in Frankreich, wo wir die letzten zwei Jahre unterwegs waren. Dort ist es sehr schwer, ins nationale Radio zu kommen. Wir haben es aber von Anfang an geschafft, mit der Musik unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein weiterer Unterschied zwischen Frankreich und Belgien ist, dass man viel mehr Konzerte in jedem Winkel des Landes spielen muss. In Belgien sind die größeren Städte alle nah beieinander, da kommen die Leute aus Ghent auch nach Brüssel. In Frankreich oder auch Deutschland muss man jede Stadt einzeln bespielen. Und man muss viel Promo machen, um in die großen Zeitungen, Magazine und Radiostationen zu kommen.

Soundmag: Liegt auf Deutschland und Frankreich im Moment euer Hauptaugenmerk?

Jan: Ja. Wir spielen zwar auch in London, und wenn dort etwas passiert, werden wir uns sicher nicht wehren. Aber die Konzentration gilt im Moment Frankreich und Deutschland.

Soundmag: Als ihr mit Absynthe Minded angefangen habt, spieltet ihr hauptsächlich in kleinen Bars…

Jan: Wir haben als Quartett angefangen, und bald stieß dann noch unser Drummer hinzu. Es entwickelte sich einfach natürlich, die Liveauftritte und dann die ersten Plattenaufnahmen. Wir mochten die Konzerte in Bars, aber bald wurden die Bühnen größer. Hier in Deutschland kehren wir nun wieder auf die kleinen Bühnen zurück. Wir fünf haben, bis auf Bert, in fast keinen anderen Bands gespielt als Absynthe Minded, war hatten keine Jobs nebenbei. Nicht weil wir reich waren, sondern weil wir an uns geglaubt haben. Wir hatten von Anfang an die Idee, mit der Band unser Auskommen zu haben.

Soundmag: Ihr verbindet in eurer Musik verschiedene Stile, von klassischem britischen Gitarrenpop bis zu Jazz. Mir scheint, ihr seid sehr von den Plattensammlungen eurer Eltern beeinflusst.

Jan: Das stimmt, ich finde das aber völlig normal. Wir fünf hören außerdem ganz unterschiedliche Genres. Ich höre zum Beispiel viele ältere Sachen. Es ist eine Herausforderung, diese ganzen Einflüsse zu kombinieren.

Soundmag: Gibt es also viele Diskussionen, bis ihr einen Song fertig gestellt habt?

Jan: Nicht wirklich. Bert schreibt die Songs, er kommt dann mit seinen Ideen zu uns und wir fangen einfach zu spielen an, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Soundmag: Bert, fühlst du als Songwriter eine spezielle Verantwortung?

Bert: Ja, aber ich mag das.

Soundmag: Für den Song "Envoi" war die Grundlage ein Gedicht von Ernst Klaus. War es schwieriger Musik für einen Text zu schreiben, der nicht von dir selbst kam?

Bert: Es war anders, aber ich fand es nicht schwieriger. Es war vor allen Dingen interessant.

Jan: Der Song entstand für ein Projekt in den Niederlanden, "Poet Tracks". Dabei verwandeln verschiedene Künstler ein Gedicht in einen Song. Eigentlich sollte Bert für ein anderes Gedicht die Musik schreiben, aber er hat sich sozusagen vergriffen, und so entstand "Envoi".

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Offizielle Website

www.absyntheminded.be

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