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Chikinki

Chikinki

 

29.05.05 - Prater / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

Chikinki are like Elvis.

Im Berliner Prater trifft man oft auf seltsame Gestalten, wie das eben für Biergärten üblich ist. Besonders an einem Sonntag (oder war es an einem Samstag?). Vielleicht sitze ich deswegen ausgerechnet hier mit Chikinki aus Bristol. Auf eine sehr angenehme Art und Weise wohl etwas seltsam. Chikinki ist das neueste Kind von Kitty-Yo und verändert damit ein Stück der Familientradition, im Übrigen auch auf eine sehr angenehme Art und Weise, denn sie scheinen ein redegewandter und lustiger Haufen zu sein.

Soundmag: Ihr seid neu in Deutschland, aber wie man hören und lesen konnte, schon eine ganze Zeit in England bekannt.

Chikinki: Unser Album kam im Juni 2004 in England auf Universal raus.

Soundmag: Warum seid ihr nicht in Deutschland auf Universal, wie z.B. Bands wie Kaiser Chiefs oder The Bravery? Ihr seid ja nicht schlechter als diese Bands.

Chikinki: Die Majorlabels überlegen sich gut, wen sie unter Vertrag nehmen. Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Wenn du in England mit der ersten Single in den Top 20 bist, hast du kein Problem. Die Majorlabels wollen immer auf Nummer Sicher gehen. Wenn Kaiser Chiefs erste Single in England in den Top 20 kommt, dann ist klar, dass sich alle darum reißen. Ich finde im übrigen Kaiser Chiefs wesentlich besser als The Bravery.

Soundmag: Zurzeit ist es so, dass viele Bands sich sehr ähneln. Alle brillieren mit tanzbaren Rhythmen, alles Andere scheint in den Hintergrund zu geraten. Chikinki machen sich da offensichtlich mehr Gedanken und wollen auch, wenn möglich, nicht mit anderen Bands verglichen werden. Achtet ihr sehr darauf auf, dass ihr einen unvergleichbaren Stil bewahrt?

Chikinki: Ich finde, wenn man mit seiner Band wie etwas klingt, das bereits gemacht wurde, gibt es keine Berechtigung für diese Band. Das macht es nicht einfach, aber dafür umso mehr Spaß. Wenn wir neue Songs machen, klingen die wie Chikinki und nicht wie jemand anders.

Soundmag: Hattet ihr Probleme, einen Bassisten zu finden oder was ist der Grund, warum ihr statt einer Bassgitarre einen Synthesizer benutzt? Ich find den Sound übrigens sehr klasse.

Chikinki: Da ist schon was dran, wir dachten darüber nach, einen Bassisten zu suchen, aber das klang alles nicht wie wir uns das vorstellten. Wir haben von Anfang an mit den Synthesizern gespielt, ein echter Bass ändert die Dynamik, das wollten wir nicht. Wir wollen keine Bassgitarre, wir wollen Synthesizer. Naja wir haben eben schon zwei Keyboarder, da hätte einer von beiden weniger zu tun. (lacht)

Soundmag: Könnt ihr euch an den ersten Tag mit der Band im Proberaum erinnern?

Chikinki: Das ist lange her, es war toll, aber wir klangen ganz anders, damals. Wir haben sehr viel herum probiert und fanden so heraus, was gut und was schlecht funktioniert. Wir machen das jetzt seit 8 1/2 Jahren. Als wir unsere ersten Aufnahmen machten, überlegten wir uns was Chikinki sein sollte.

Soundmag: Habt ihr euer Album bevor oder nachdem ihr euren Plattenvertrag bekommen habt aufgenommen?

Chikinki: Viele Songs auf dem Album sind vorher aufgenommen worden, einige wurden dann nach dem Vertrag aufgenommen und letztendlich wurde alles neu produziert. Wir haben das Schlagzeug teilweise noch mal aufgenommen. Die Texte waren alle fertig, bevor wir den Deal hatten.

Soundmag: Wenn ich an Bristol denke, fallen mir Bands wie Portishead und Massive Attack ein. Habt ihr von denen viel mitbekommen?

Chikinki: Ja, aber wir hatten nicht viel mit denen zu tun. Das sind Studioprojekte. Wir spielten immer mit Bands, die man in die Kategorie Post-Rock stecken könnte, zusammen. Uns ist es wichtig wie wir live klingen. Wir sind eine Rockband. Es gibt noch viele Elektronic-Acts in Bristol, aber mit denen haben wir recht wenig zu tun. Wir haben generell nicht unbedingt viel mit den Bands in Bristol zu tun.

Soundmag: Wann habt ihr begonnen euch Gedanken zu machen, dass Musik allein keine gute Show macht, also wann habt ihr angefangen euch auf der Bühne so zu bewegen, wie ihr es jetzt macht?

Chikinki: Spielt man so viele Shows, wie wir es getan haben, ist man irgendwann gelangweilt, wenn man immer nur die Songs runterspielt, der Rest kommt dann wie von selbst, schon um sich selbst zu unterhalten. Wenn ich auf einem Konzert bin, sehe ich es auch gern, wenn sich die Band der Musik entsprechend bewegt, sowas steckt an. Unsere Synthesizer klingen bei jeder Show anders. Das ist großartig. Das schlimmste, was wir uns vorstellen könnten, wäre mit Backingtracks zu spielen, das würde so ziemlich alles zerstören.

Soundmag: Stellt euch vor ihr redet mit einem alten Mann, der euch fragt, welche Musik ihr eigentlich macht. Was würdet ihr antworten?

Chikinki: Rock´n´Roll

Soundmag: Dann würde er sagen: „Ah Elvis“

Chikinki: Dann würden wir sagen: „ Ganz genau“ Es ist so sinnlos, jede Band hat zwar ihren eigenen Grundcharakter, aber wir wissen z.B. überhaupt nicht, wie unsere nächste Platte klingen wird. Wir entwickeln uns stetig. Vielleicht benutzen wir bald keine Synthesizer mehr - kann alles sein. Es ist zu schade, wenn man nur den Moment einer Band beschreiben muss. Was machte Elvis, als er anfing? Was machte Elvis am Ende? Es war beides Rock´n´Roll, aber es liegen Welten dazwischen. Wenn Mozart zu unserer Show käme, hätte er kein Problem damit, uns mit Elvis zu vergleichen. Wir spielen keine klassische Musik, wir machen Rock. Ich sehe schon die Headline „Chikinki sind wie Elvis“ (lacht) Es ist gut für neue Bands, wenn sie verglichen werden. „Ah, diese Band klingt wie Blur“ zum Beispiel. Das sorgt dafür, dass Leute, die Blur mögen, auch mal die Platte der neuen Band hören. Dumm ist nur, wenn diese Vergleiche dafür sorgen, dass die Band ihren Sound nicht mehr ändert, dass sie ewig im Schatten der größeren Band steht.

Soundmag: Da ist was dran. Es ist einfach total schwierig Bands zu kategorisieren. Es gibt trotz allem, immer wieder Bands mit einem sehr eigenen Sound. Meine Lieblingskategorie ist Art-Punk.

Chikinki: Ja.

Soundmag: Wenn ihr vor eurem Plattenregal steht, findet ihr da eher britische Bands oder eher amerikanisches?

Chikinki: Ausschließlich Art-Punk. (lacht) Viele deutsche Bands, wie Can oder Neu, Kraftwerk...

Soundmag: Das wären dann alle erwähnenswerten deutschen Bands.

Chikinki: Ich habe gehört, dass David Hasselhoff ganz gut in Deutschland angesagt war. Einer unserer Tracks wurde vom Produzenten von Herbert Grönemeyer gemacht. Ich hörte, er wäre sehr bekannt in Deutschland. Er spielt in „Das Boot“.

Soundmag: Ich hasse die Namensfrage, aber ich muss sie euch stellen.

Chikinki: Wir gehen nicht darauf ein. (lachen) Gestern habe ich jemandem erzählt, es wäre der Name eines Second-Hand-Shops. Er glaubte es. Es ist nur ein Name, es ist ein Name wie Herbert Grönemeyer.

Soundmag: Danke für das Interview.

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www.chikinki.co.uk

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