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I Am Kloot

I Am Kloot

 

24.05.05 - Postbahnhof / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Mathias

 

 

 

Das dritte Album der drei Manchestaner kam heiß erwartet in den letzten Tagen in die Plattenläden. Noch viel schöner ist es, dass I am Kloot gleich darauf zur Tour aufbrachen um ein weiteres Mal zu beweisen, dass drei versoffen aussehende Typen ein großartiges Konzert liefern können.
Wir sprachen im sonnigem Hinterhof des Postbahnhofs mit dem stets charmanten John Bramwell.

Soundmag: Das zweite Album war namenlos und hatte ein schwarzes Cover, das Neue ist voller Farben und hat den Namen „Gods & Monsters“. Wie kam es zu diesem Umschwung?

John: Als wir mit dem dritten Album angefangen hatten, wussten wir, dass wir etwas anderes machen wollen. Im Bezug auf die Aufnahme und dem Layout der Platte. Das erste Album war eine sehr scharmante, akustische Platte mit 3 verrückten Kerlen- eine Malerei. Das Zweite war eher „straight to the point“, auf dem Cover gab es nur I am Kloot in großen Buchstaben zu sehen. Wir mögen es wie die Worte I am Kloot aussehen, es so ein toller Name.
Beim diesem Album wurde das Cover von Jay Ryan gemacht. Andy, unser Schlagzeuger sah eine Ausstellung von ihm in Manchester, es gab eine Vielzahl von seinen Postern zu sehen. Bei der Aufnahme merkten wir dass der Sound wesendlich exakter klang als wir gedacht haben. Es wurde viel Zeit damit verbracht sich um die Reverbs und um die Mikrofonierung zu kümmern, außerdem benutzen wir ziemlich ausgefallenen Instrumente. Das Album sagt viel über die Merkwürdigkeiten der Menschen- darum auch der Titel „Gods & Monsters“.

Soundmag: Ich hörte das Album 4 Mal, und beim letzten Mal sehr laut. Besonders fiel mir der Drumsound bei „Sand and Glue“ auf. Die ganze Aufnahme ist ziemlich nah am Livesound, man denkt ihr spielt in der Wohnung des Hörers.

John: Richtig. Danke. Wir wollten den Sound möglichst Live haben. Wir wollten nur uns drei auf der Platte ohne Overdubs. Bei „Sand and Glue“ hatten wir eine besondere Mikrofonierung. Es gab überall im Raum Mikrofone, wir benutzten 20 Spuren für 3 Instrumente. Wir spielten gut miteinander, das machte diese unfassbare Stimmung aus.
Joe Robinson war der Produzent der Platte. Joe ist ein Freund von Andy- schon wieder. ER wohnt in Barcelona und immer wenn wir in Barcelona waren, haben wir uns mit ihm getroffen. Wir dachten, es ist eine gute Idee ihn als Produzenten zu wählen. Menschlich ist er eine sehr gute Wahl und als Produzent ebenso. Ich mochte es mit Chris Potter zu arbeiten, er machte das zweite Album. Er mag es in großen Studios zu arbeiten, das ist nicht wirklich unserer Stil. Die erste Platte, produziert von Guy Garvey hatte ein menge Scharm. Oh mein Gott. Mir fällt es heute schwer die richtigen Worte zu finden, ich bin ein wenig langsam.

Soundmag: Ja geht mir ähnlich. Wo habt ihr denn gestern gespielt?

John: In Köln, ich war im Kölner Dom, habe aber Höhenangst, wollte hoch gehen, aber...

Soundmag: I am Kloot ist für viele Menschen ein Mysterium. Du schreibst die Songs auf einer Akustikgitarre, ich denke du schreibst die Songs in der Nacht und trinkst dabei ganz gern mal einen- hab ich recht?

John: Möglich. Ich habe keine speziellen Regeln beim Songwriting. Ich benutze die Akustikgitarre live, weil sie prima klingt, wenn man sie über den Gitarrenverstärker spielt, das gibt einen ziemlich primitiven E-Gitarrensound.

Soundmag: Spielt es für dich eine Rolle, welche Gitarren du benutzt? Beim letzten Interview sagte Andy, dass ihr kaum eigene Instrumente habt, dass alles geliehen sei.

John: Ja, Andy hat immer sein eigens Schlagzeug, der Bass war bei der ersten Tour geliehen. Ich habe immer Glück gehabt. Eine Gitarre ist eine Yamaha aus einem speziellem Holz. Die Andere ist eine Burns Gitarre für ungefähr 250 Euro. Eine Andere habe ich aus einem Second Hand Laden in Frankreich, das war nichtmal ein Second Hand Gitarrenladen, sondern so ein einfacher Hausratsladen. Die Gitarre stand in der Ecke neben Waschmaschinen und Fernsehgeräten. Ich kaufte sie für 50 Euro und es ist eine brillante Gitarre. Ich mach mir da nicht so viele Gedanken, welche Gitarren ich spiele oder kaufe.

Soundmag: Wo du gerade von Frankreich redest, fällt mir ein, dass ihr in Frankreich bestimmt viel Erfolg habt. Eure Musik hat sehr viel von Chansons.

John: Wir sind recht bekannt in Frankreich, das stimmt. Ich weiß nicht viel über die Plattenverkäufe. Es läuft ganz gut in England, Deutschland und Holland. Wir spielten in Amsterdam vor gut 1000 Leuten.

Soundmag: Ist die heutige Show ausverkauft?

John: Ich denke nicht. Der Raum ist etwas größer als bei der letzten Tour, das war in der Maria. Ich kann euch ein kleines Geheimnis verraten, es gibt dort im Backstage-Raum ein reisengroßes Pornowandgemälde. Überall Pornografie. Ihr Deutschen seid ein eigenartiges Volk.

Soundmag: Na, das ist aber nicht typisch deutsch, das konnte man in der alten Maria auch schon sehen. Das hat was mit den Leuten von der Maria zu tun.

John: Doch es ist typisch deutsch (lacht). Was willst du machen ? Blame the dutch! Es ist echt merkwürdig. Ich meine das ist der Backstagebereich, da will man sich entspannen, und diese Wandbilder sind nicht besonders hilfreich.

Soundmag: Eine Frage zu einem Song vom zweiten Album. ?From your favorite sky„ erzählt eine Geschichte die sehr zu Herzen geht. Wie ist das Ende nach dem Ende dieses Songs. Ist die Beziehung beendet oder geht es weiter?

John: Im Refrain gibt es zwei wirklich große Fragen: What is love? und Who am I ? Es ist keine große Geschichte über eine Beziehung, ich rede mit jemanden, der mir sehr nahe ist. Es ist keine große Story. Ich stelle nur diese beiden Fragen. Dieser Song ist eine Frage. Ich bin kein Philosoph, ich stelle lediglich Fragen, die ich nicht beantworte.

Soundmag: Du sagst du wärst kein Philosoph, aber ist dir mal aufgefallen, wie sehr die Leute bei euren Konzerten, an deinen Worten hängen? Es scheint so als wärst du doch ein Philosoph.

John: Wir haben einen sehr menschlichen Vibe bei unseren Konzerten. Es kommen die unterschiedlichsten Menschen zu unseren Konzerten. 15 jährige Schülerinnen und 60jährige Männer, alle kommen aus anderen „Pop-Stämmen“. Es ist sehr durchwachsen. Ich weiß nicht woran das liegen mag. Vielleicht haben wir ein sehr lasive Art des Entertainments an uns.

Soundmag: Du machst dir da gar nicht so viele Gedanken darüber?

John: Ich denke die Reaktionen von einigen Menschen, auf unsere Songs ist schon außergewöhnlich. Man schreibt und performt, das ist das was man tut. Es ist vielleicht einfach Kommunikation.

Soundmag: I am Kloot bestehen seit 6 Jahren, ihr habt 3 Alben gemacht. Hat sich in der Zeit etwas für dich verändert? Hast du dir etwas teures geleistet?

John: Ob ich mir etwas teures geleistet habe? Ja meine Freundin (lacht) aber ... Nein, ich habe bis heute kein Auto gekauft- sie hat ein Auto gekauft. Wir haben es geteilt, aber es ist nur ein alter Ford. Ich wohne jetzt in einer schöneren Wohnung, die mag ich wirklich. Sie hat große Fenster und ich kann die ganze Stadt sehen.

Soundmag: Würdest du noch mal Manchester verlassen.

John: Ich bin viel unterwegs, aber ein Heim ist ein Heim. Wenn es uns mal nicht mehr geben wird und ich es mir leisten kann, gehe ich irgendwo hin wo es warm und trocken ist. (lacht)
Eine Menge guter Bands kommen aus Manchester. Pete und ich arbeiteten mal in einen Club der „Night and Day“ heißt. Es gibt nicht all zu viele Clubs in Manchester, es eine kleine Stadt. es regnet viel, und die Menschen sind sehr in ihre Musik verliebt.

Soundmag: Zurück zu der Frage, in der ich wissen wollte, ob du dir Gedanken darüber machst, ob es ein Geheimnis, einen Zauber in eurer Musik gibt. Es gibt so viele Menschen, die euch bewundern und es scheint so als würdest du das ganz einfach schaffen, diese Menschen so zu begeistern.

John: (denkt und wird ganz ernst) Eine gute Frage. Viele Songs, die ich schrieb sind codierte Nachrichten an Menschen, die ich kenne- eigenartige Nachrichten, besonders beim ersten Album. Es gibt Songs an Menschen, die ich über 12 Jahre nicht gesehen habe. Ich wusste nicht wo sie leben oder wo ihre Eltern leben. So begann ich Songs darüber zu schreiben, Nachrichten an diese Menschen zu schreiben. Diese Songs sind auf der ersten Platte.
Ich erinnere mich an Frankreich. Ich saß in einem Feld und spielte einen Song, da kam dieses Mädchen, sie lief durchs Feld, sie wohnte in der Nähe und hörte meine Stimme....
und jetzt werden wir heiraten.
(Johns Stimme erzählt dies in einer Art, dass einem ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft. Es herrscht für 10 Sekunden eine Stille und wir begreifen, was für eine schöne Geschichte gerade erzählt wurde. John bricht diese Stimmung mit lautem Lachen)
Das war zuviel oder? (lacht weiter und reißt sich wieder zusammen) Seit 12 Jahren sind wir zusammen- Wahnsinn. Es ist eigentlich ein Geheimnis, du bist der Erste, der es erfährt.
(ein Wechsel von völliger Sprachlosigkeit und dem schallenden Lachen von John)
Das ist ein Whopper! Ich habe bis jetzt gar nicht begriffen, wie schön diese Geschichte ist.

Soundmag: Also, spätestens jetzt weißt du welche Bedeutung eure Songs haben.

John: Ich lebe für diese Songs und die Songs haben einen geheimen Hintergrund. Ja. Strange oder? Ja du hast völlig Recht. Die Songs haben etwas, und es gibt etwas magisches.

Soundmag: Wie lange brauchst du um diese Songs zu schreiben?

John: Nun, ich habe immer gesungen, seit dem ich ein Kind bin singe ich zu Songs, die im Radio laufen. Kommen wir aber zum Songwriting. Wenn du die Melodie eines Songs aus dem Radio singst und du weißt nicht richtig wie die Melodie ging, und du weißt nicht die Texte, machst du deine eigenen Worte. Das ist die Art,wie ich Songs schreibe. Ich habe eine Melodie im Kopf und singe dazu meine eigenen Worte. Das machst du über Jahre und irgendwann machst du nichts anderes mehr. Diese Songs machen nicht immer Sinn, aber je häufiger man das hört umso mehr Sinn kommt dazu.

Soundmag: Du schreibst gar nicht allzu im typischen Strophe/Refrain/Strophe-Stil. Im Gegenteil, du wiederholst den kompletten Text, bei einigen Songs.

John: Ja stimmt, bei welchen Songs ist das so? Oh mein Gott. In „Over my shoulder“ mache ich das so. Ja, und bei „Dead mens cigarettes“ mach ich das auch, das ist überhaupt ein sehr eigenartiger Song. Das ist gar kein Song, das ist eher ein sehr eigenartiger Haufen Zeug. Ich würde sagen es ist ein Track, kein Song. Diese Melodie, gepaart mir diesen Text. Da muss man einfach noch mal wiederholen. „we smoke dead men´s cigarettes and we choke on the bitter black regrets of ourselfs“ (lacht sich halb tot) das sind die allerschlimmsten (macht ein Würggeräusch) Lyrics, Baby.
In „I believe“ wiederhole ich Dinge weil, der Song meint beim ersten Mal etwas Anderes, als das, was wir beim zweiten Mal tun. Die Strophe zu wiederholen bedeutet, dass man es noch mal überdenkt.

Soundmag: Wenn ihr in Amsterdam spielt, wissen die Leute dort was „Kloot“ bedeutet.

John: Oh ja. Aber wir wussten es nicht, wir wussten nicht die Bedeutung des Wortes in holländisch. Es ist ein wenig unglücklich, weil es irgendwie zerstörend ist. Wir sind in Holland sehr beliebt und auf der anderen Seite hat man dieses Wort im Hinterkopf. Wir wussten nicht, dass Kloot in Holland Bollock (Hoden, Wichser) heißt, jetzt ist es ok.

Soundmag. Danke für das Interview.

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