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01.07.05 - Berlin / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Pressefoto

 

 

 

15 Jahre City Slang stand vor einigen Tagen auf den Fahnen der Musiklandschaft. Und das musste gefeiert werden. Und damit richtig gezeigt wird wer man ist, lud das Label ihre kanadische Vorzeigeband Stars ein. Ich traue mich kaum zu schreiben aus welcher Stadt die Band kommt. Montreal- jetzt ist es raus. Ich denke die NASA wird langsam ein wenig hellhörig, wenn es um Montreal geht. So viele großartig Bands aus nur einer einzigen Stadt, da müssen die Aliens ihre Finger im Spiel haben. Ich treffe Stars(Chris Seligman und Pat MacGee) in einem Berliner Hotel, dass ich völlig durchnässt (man fährt ja mit dem Fahrrad, auch wenn’s regnet) zum Frühstück erreiche.

Soundmag: Ihr kommt aus Montreal, eine Stadt, die in der letzten Zeit eine Menge gute Bands auf die Welt brachte. Gibt es dort eine Bandfabrik, oder so?

Stars: Ich weiß nicht woran das liegt. Wir sind da und machen Musik, das machen ganz viele Bands in Montreal. Ich weiß nicht warum Montreal oder Kanada zur Zeit so aufblüht. Montreal ist ein perfekter Platz zum Leben, ohne zu hart dafür arbeiten zu müssen. Vielleicht sind Godspeed You Black Emperor schuld daran. Die waren die Ersten, die aus Montreal in unserer Tradition in die Welt zogen. Sie waren keine Mainstreamband, wie Avril Lavigne oder Shania Twain. Godspeed kamen zurück und investierten in die Musik in Montreal. Sie hatten ein unglaubliches Studio- Arcade Fire und The Dears nahmen dort ihre Platten auf. Plötzlich wurden viele Clubs eröffnet, so konnten die Bands aus ihren Kellern kommen und spielen. Diese Entwicklung dauerte gerade mal 2 Jahre. In dieser Zeit ist das alles passiert. Musik spielte schon immer eine Rolle in Montreal, es gibt ja dieses Jazzfestival, aber bis jetzt gab es sowas noch nicht für Indie-Bands. Mittlerweile kennt jeder jeden und es ist einfach toll dort zu leben. Es hat sich alles ganz natürlich entwickelt, ohne Druck und Profitgier.

Soundmag: Dann gehört ja Montreal noch zu dem französischen Teil von Kanada. Was hat denn französische Musik in eurem Leben für eine Bedeutung?

Stars: Nun, ich würde sagen, dass die Art zu Leben sehr französisch ist. Das Englische und das Französische hat sich in der ganzen Zeit nie berührt. Es gab nie einen Mix aus beidem. Die Franzosen und die Engländer mögen sich nicht besonders, das hat sich bis nach Kanada übertragen. Die französisch sprechenden Kanadier leben ihr eigenes Leben. Sie haben Musik von der wir nichts mitbekommen. Allerdings hat sich ihre Lebensweise ganz klar in Montreal durchgesetzt.

Soundmag: Was ist euer Label in Kanada?

Stars: Arts and Crafts, ein kleines Label aus Toronto auf dem Bands wie Broken Social Scene, Stars, Feist und viele andere Bands sind. Das Label hat sich vor ein paar Jahren gegründet. Alle Bands wollten eigentlich ihre Platten auf eigene Faust veröffentlichen, dabei aber möglichst Erfolgreich sein. Ein Teil von Arts and Crafts gehört Kevin Drew von der Broken Social Scene, das hat nichts mit Geld zu tun. Das ergibt sich daraus, dass wir alle nur unsere Platten machen wollten und daraus ganz natürlich etwas gewachsen ist, das man eine Plattenfirma nennt.

Soundmag: Das klingt ja wirklich toll. Vor allem arbeiten ja noch immer viele Bands ganz offen miteinander. Ihr habt auch beim letzten Dears Album mitgemacht.

Stars: Ja, das stimmt. The Dears sind die absolute Ausnahme, sie sind nun überhaupt nicht wie Broken Social Scene oder so. Murray wohnt in einem kleinen Apartment und macht seit 10 Jahren nichts weiter als Musik zu schreiben. Er will nur in seinem Zimmer sitzen. Du kannst vorbei kommen und sagen:“Murray, komm wir gehen in die Berge“, aber er will sich nicht bewegen. Er will sein Ding machen.

Soundmag: Ach was. Aber wir sollten jetzt mal langsam über eure Musik reden, oder ?

Stars: Na klar.

Soundmag: Wenn man euer erstes Demo mit „SET YOURSELF ON FIRE“ vergleichen würde. Wo wäre der Unterschied? Wann habt ihr eigentlich eurer erstes Demo aufgenommen?

Stars: Unsere ersten Schritte machten wir nicht als Band, wir waren ein paar Typen, die im Homestudio rumprobierten. Es war sehr elektronisch. Die Evolution hat lange gedauert- irgendwann wurde es lebendiger. Irgendwann hatten wir Drums dabei. Pat musste synchron mit dem Drum-Computer spielen, bis wir begriffen, langsam, aber ganz vorsichtig, fingen wir an die Drum Machine aus der Band zu nehmen, immerhin ein gutes Training für Pat. Eine Entscheidung zwischen Mann und Maschine. Irgendwann begriffen wir, dass es der Musik gut tut, mehr Einflüsse in Form von Mitgliedern einzubringen. Wir dachten nie viel darüber nach, wie wir klingen sollen, es hat sich ergeben, und wir mochten jede Idee und jeden Schritt.Das kann man in der Entwicklung vom ersten Album zu „Set yourself on fire“ sehen. Das erste Album war toll, aber das neue Album ist sehr viel organischer geworden.

Soundmag: Der Name und das Cover der Platte hat eine hat einen leicht aggressiven Touch. Warum?

Stars: Die Idee um den Namen hat keine direkte Bedeutung. Es soll eher damit zu tun haben, dass man voran kommt, dass man aktiv wird, vielleicht sein Leben ändert. Wir dachten, dass der Name passend ist. In unseren Augen hat er ein positives Image. Unsere Musik beinhaltet viele wunderbare Liebeslieder, oft hört man liebliche Melodien, aber wenn man genauer hinsieht, ist es extrem düster. Wenn man die Musik und den Albumtitel in einem Kontext bringt, ergibt es etwas positives. Das ist eine Reflektion auf das Album. Weißt du was ich meine?

Soundmag: Das klingt so wie in einem David Lynch Film. Ein schöner Garten mit Blumen und heiler Welt, aber wenn man mal unter einen Stein guckt, sieht man eine dunkle Welt voller Käfer.

Stars: Exakt, genau wie David Lynch. Es soll auch bedeuten, dass man sich voran treiben soll, dass man sich entscheiden soll, dass es nicht so schlimm ist sich von seiner Freundin zu trennen. Es soll heißen, dass es notwendig ist Schmerzen zu haben, wenn man etwas erreichen will, wenn man zu einem besseren Platz kommen möchte.

Soundmag: Ich danke für das Interview.

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