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British Sea Power

British Sea Power

 

06.07.05 - Postbahnhof / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Mathias

 

 

 

British Sea Power wurden und werden in England mit Preisen und Lobeshymnen überschüttet, wenn man das mal so sagen darf. Was man allerdings sagen muss ist, dass sie in Deutschland zu Unrecht nie den verdienten Ruhm genießen durften. Man fragt sich wieso.
Zwei großartige Alben und eine Live-Show, die selbst Menschen, deren musikalischer Geschmack nicht ganz getroffen wird ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert.
Fragen stellen konnte man in Berlin, weil die Band als Vorband der Killers agierte.
Es verzögerte sich alles ein wenig. Die Briten kamen gerade aus Dortmund und hatten eine etwas längere Fahrt hinter sich gebracht.
Ein wenig Müde, aber unglaublich charmant traf ich Yan, Hamilton und Noble im Postbahnhof. Es ist schon sehr schwierig zu unterscheiden, wann die Jungs das, was sie sagen ernst meinen oder ob sie gerade Witze machen.


Soundmag: Ihr seid auf Tour, euer Album ist raus. Seid ihr glücklich?

Hamilton: Nicht glücklich. Es ist schwer zu sagen...

Noble: Wir sind froh es gemacht zu haben.

Hamilton: Man braucht eine ganze Weile um sagen zu können, ob man damit glücklich oder zufrieden ist. Ich bin mit 80% davon zufrieden.

Soundmag: Es scheint so, als würdet ihr hohe Ansprüche an euch stellen, gerade bei „Open Season“. Ich meine, es gibt Bands, denen es nur wichtig ist zu rocken.

Yan: Ja, beim nächsten Album machen wir uns Gedanken darüber. Ich habe nicht gerade die Zeit über das letzte Album nachzudenken. Wir wussten, dass man für die erste Platte ein wenig Zeit braucht um sie zu verstehen. „Open Season“ wollten wir eingängiger machen. Wir wollten zumindest kleine Akzente setzen, die sofort verstanden werden.
Es gibt viele, die das erste Album mögen und das zweite nicht, und umgekehrt.

Soundmag: Spielt Ironie eine Rolle für euch. (man spürt schon eine gewisse Ironie, wenn man mit der Band in einem Raum sitzt)

Hamilton: (zweideutiger Blick) Ich meine alles ganz ernst.

Soundmag: Schau mir in die Augen und sage, dass du alles ernst nimmst!

Hamilton: (schaut mir in die Augen) Ich meine alles ernst. (lachen)
Es ist hart nicht ironisch zu sein im Jahre 2005.

Soundmag: Warum?

Hamilton: Weil alles so dumm ist. (lacht)

Soundmag: Was meinst du ? Die Regierung, Liebe, Musik?

Hamilton: Wenn du auf dem Lande bist macht alles Sinn. Dann bist du unterwegs, triffst die unterschiedlichsten Menschen, du machst 10 Minuten den Fernseher an. Da wird man verrückt. Wir sehnen uns zurück, wir haben gerade genug von der großen weiten Welt.

Yan: Wir kommen vom Lande.

Soundmag: Ist es wirklich so hart für euch?

Noble: Wir kommen aus Brighton, das ist eine kleine Stadt. Die Menschen arbeiten in London und leben in Brighton. Brighton ist sehr angenehm.

Soundmag: Könnt ihr euch an den ersten Tag in eurem Proberaum erinnern?

Yan: Wir waren nie wirklich in einem Proberaum, zur Zeit treffen wir uns im Keller eines Freundes um zu spielen. Ich mag diese Band-Proberäume nicht. Das ist kein guter Platz um Musik zu machen.

Hamilton: Wir würden gern in einer Hütte im Wald spielen, weit weg von anderen Menschen.

Soundmag: Ok. Aber was ich wissen wollte ist, wie eure Musik damals klang.

Hamilton: Es fing damit an, dass wir Tanzunterricht zusammen hatten. (lacht) Wir nahmen Drogen, machten Filme, die Musik war nur nebensächlich. Wir wollten uns unterhalten (Anm. d. Redaktion: keine Ahnung wie ernst das gemeint ist)
Jetzt wird es ernster, wir verkleiden uns nicht mehr so häufig. (traurig)

Soundmag: Geht auch der die Arbeit um die Musik auf die Nerven? Soll ich schreiben, dass ihr euch morgen auflöst? Wollt ihr lieber in Dörfern spielen?

Yan: Wir sind seit 3 Jahren in der Welt unterwegs, da wird man irgendwann müde. Nach so langer Zeit blickt man zurück und denkt viel nach.

Soundmag: Was war damals in Tschechien, da habt ihr doch eine Platte gemacht?

Yan: Ja, mit einer tschechischen Sängerin aus Prag. Ihre Band ist in Tschechien sehr bekannt. Wir wollten einen Song mit ihr aufnehmen. Wir wollten eine Platte in Tschechien aufnehmen. Das war toll. Sie sang, war sehr hübsch, sehr nett und wir konnten nach Prag. Prag ist faszinierend.

Soundmag: Warum macht ihr nicht solche Dinge nicht häufiger?

Hamilton: Wir sind immer auf der Suche nach etwas, das interessanter ist, als das was wir bereits getan haben. Darum haben wir begonnen Musik zu machen. Du schaust dich um, deine Freunde heiraten und nehmen einen Bürojob an. Dann siehst du einen Film über Iggy Pop oder liest ein gutes Buch, das dich bewegt. Doch dann schaust du dich um .... nun ja.
Es gibt doch immer eine Möglichkeit Spaß zu haben. Es gibt heute wie auch in den 70ern, Leute, die langweilig waren und Leute, die etwas besonderes gemacht haben.

Soundmag: Ist es heute nicht viel hoffnungsloser? Du siehst Bands, die nur den nächsten Hype nachrennen, du siehst Labels die Bands unter Vertrag nehmen, die eine Erfolgsgarantie mitbringen. Alle Bands klingen wie Bands die wie Franz Ferdinand klingen (Hamilton stampft mit den Füssen einen typischen Discorhythmus und lacht).

Yan: Ja, leider wollen die Leute einfache Unterhaltung. Das ist ok, aber es inspiriert mich nicht.

Hamilton: Ich finde es ist ok für Franz Ferdinand, dass andere Bands ihren Stil kopieren.

Soundmag: Habt ihr von Bands in der heutigen Zeit Platten gekauft?

Yan: (langes Schweigen) nun ja ich mag das Arcade Fire Album. (wieder Schweigen) nein, aber neue Platten kaufen, nicht wirklich (lachen)

Soundmag: Welche Platte werdet ihr hören wenn ihr wieder nach Hause kommt.

Noble: Ich werde den Bambi-Soundtrack hören.

Yan: Ich freue mich auf alte Folk-Platten, das hilft dabei, wenn man sich davon träumen möchte.

Soundmag: Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich Yan und Noble ernst nehme und Hamilton versucht mich die ganze Zeit zu verarschen. Richtig?

Yan: (lachen) Er ist der Kleine in einer großen Familie.

Soundmag. Ich denke wir wären dann mal durch.

Hamilton: Ja, versuche alles klar zu stellen. (lacht)

Soundmag: Mach ich. Ich wünsche euch einen schönen Gig und hoffe ihr macht noch ein paar Platten, denn ihr macht großartige Musik.

Yan: Danke.


Schon ein sehr eigenartiges Gefühl mit diesen drei Jungs zu reden, man kommt sich wie in einer Show vor, wie in „The funny world of British Sea Power“.

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www.britishseapower.co.uk

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