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Hal

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04.07.05 - Magnet / Berlin

Interview:  Mathias & Lea

Foto: Pressefoto

 

 

 

Ein eigenartiger, aber extrem gut gemeisterter Abend war das. HAL aus Dublin sollten spielen. Sie kamen, aber ihre komplette Backline befand sich unbeweglich auf der Autobahn in der Nähe von Hannover. So wurde schnell eine gemietet, es verzögerte sich alles. Der Soundcheck und unser Interviewtermin. Macht nichts. Die Jungs nahmen es alles sehr gelassen und spielten auf geliehenem Equipment ihre Show. Das Interview hat sich auf 1:00 Nachts verschoben, umso besser, leicht angetrunken redet es sich doch viel besser.
So sassen wir zu später Stunde mit Dave Allan und Bier im Berliner Magnet.

Soundmag: Cheers

Dave: Cheers

Soundmag: Nun seid ihr hier, spielt auf Festivals etc. Wie hat das alles mit euch angefangen?

Dave: Steve und ich kamen damals zusammen. Wir beide hatten bereits unsere Erfahrungen gesammelt und hatten aber keine Lust mehr auf diesen typischen Rock. Wir wollten alles ein wenig farbenfroher machen. Und so entwickelte sich nach und nach unserer Stil. Natürlich wurden wir von der Musik der 60er beeinflusst. Als wir dann den Plattenvertrag hatten wollten wir gar nicht sofort eine Platte aufnehmen. Wir wollten lieber touren, so viel wie möglich spielen. Wir wollten die Dinge so erledigen, wie wir sie machten bevor wir den Plattendeal hatten. Viele Bands vergessen einfach warum es sie gibt, sobald ein Plattenvertrag auf dem Tisch liegt. Wir haben das nie vergessen und wollen eigentlich alles unverändert lassen. Wir sassen immer zu Hause und haben dort unsere Demos gemacht. Die klangen dann, so wie sie eben klangen. Wir wollen nicht darüber nachdenken, ob ein Song gut ins Radio passen würde oder so. Uns wurde angeboten das Album mit Edwyn Collins zu machen, dazu müsste man allerdings nach London. Wir wollten es aber zu Hause aufnehmen.
Zu Hause hat man viel weniger Stress, man spart Hotelkosten usw. Also haben wir es zu Hause mit Ian Stanley aufgenommen. Ian kam zu einer unserer ersten Shows und wurde ein Fan der Band und er hat uns sein Studio kostenlos angeboten. Das war eine tolle Arbeit.
Es hat sich sehr schnell herausgestellt was gut und was schlecht ist. Viele Bands stehen zum ersten Mal in einem großen Studio und sind völlig perplex, weil sie gar nicht wissen, was sie zuerst machen sollen. Wir wollten das Album wie in den 60ies aufnehmen. Es sollte nie zu einfach klingen, aber kann eine Vielschichtigkeit mit einfachen Mitteln erzeugen. Das sieht man z.B. bei "Sgt. Pepper´s Lonely Heart Club Band" von den Beatles.

Soundmag: Wie weiß man eigentlich, wann ein Song fertig ist?

Dave: Nun, es gibt genug Beispiel wo Bands wochenlang an einem Song sitzen und das Ding wird von Tag zu Tag schlechter. Wir haben uns vorgenommen, so weit es geht, so aufzunehmen, wie wir es auf der Bühne spielen können. So bilden sich ganz automatisch Grenzen. Wir hatten allerdings zu "Slow Down" eine Idee. Wir wollten einen bestimmten Stringpart als Intro nehmen, auf dem sich dann der Song aufbaut. Wir waren von dieser Idee begeistert. Wir hatten ein Keyboard und 6 Gitarrenspuren in unseren Köpfen und verbrachten bestimmt eine Woche für 10 Sekunden auf dem Album. Wir wussten wir werden bald verrückt. Wir sind irgendwie alle von Soundtracks begeistert. Einer unserer Lieblingssoundtracks ist "Fistfull of Dynamite" von Morricone. Auf diesem Soundtrack gibt es ein Thema, das auf dem ganzen Album immer wieder auftaucht. So etwas wollten wir bei "Slow Down", dann dachten wir aber das es zu schade wäre, dieses Ding nur für einen Song zu benutzen. Wir dachten, wir könnten diese 10 Sekunden für ein anderes Album nehmen, wie es bei "Fistfull of Dynamite" gemacht wurde. Es gibt eine Melodie bei "Fistfull of Dynamite" (Dave pfeift sie) sie kommt am Anfang und in der Mitte taucht sie auch wieder auf. Wenn man sich das gesamte Album anhört, merkt man, dass das ganze Ding nur diese eine Melodie hat. So sollte es am Ende auch beim HAL-Album werden, was aber dazu führte, dass wir ein komplett anderes Ding gemacht haben. So ist "Slow Down" nur eine Akustikversion von dem, was es eigentlich werden sollte. Wir werden die Ursprungsidee auf jeden Fall noch umsetzen.

Soundmag: Das klingt ja als hättet ihr riesigen Spaß und gar keinen Druck bei den Aufnahmen.

Dave: Ja. Wir hatten Spaß bevor wir den Plattenvertrag hatten. Warum sollen wir uns das nehmen lassen. Das was wir da machen ist das selbe, was wir auch ohne Vertrag anstellen würden. Das lassen wir uns nicht nehmen und das wird uns auch nicht genommen.

Soundmag: Wie ist das in Dublin? Kommen die A&R´s aus London in die Stadt um sich Bands anzusehen?

Dave: Es gibt eine Menge Bands in Dublin, die in sehr vielen Clubs spielen. Wir spielten ungefähr ein Jahr bevor etwas passierte. Als man uns dann entdeckte haben wir erstmal 6 Monate Pause gemacht. Wir wollten alles in Ruhe ausarbeiten, bevor dafür womöglich keine Zeit mehr ist. Wir machten also eine Pause für 6-7 Monate, spielten keine Konzerte. Wir schrieben neue Songs. In der Zeit hat sich viel geändert. Im ersten Jahr spielten wir oft vor wenigen Leuten. Die Menschen die zu unseren Shows kamen, waren die, die von der Strasse in den Club kamen um irgendeine Band zu sehen. Und nach der Pause wurde dann über uns geschrieben. Die Leute sprachen von HAL und die Reaktion war:"HAL, oh ja, die kenne ich". Dann spielten wir ungefähr 6 Showcases und es war alles ganz toll.

Soundmag: In Irland ist es so, dass irische Bands in den Plattenläden unheimlich gefeiert werden. So kann man in fast allen Läden große Papp-Aufsteller der jeweiligen, bekannten, irischen Band sehen. Habt ihr auch schon Papp-Aufsteller von euch gesehen?

Dave: Ja, das habe ich schon gesehen. Seit ein paar Wochen findet man HAL ziemlich oft auf der Strasse, in den Läden und in den Zeitschriften. Die Iren sind sehr stolz auf ihre Musiker, wenn sie bekannt geworden sind. Der Staat unterstützt Talente auch sehr gut. Es hat sich sehr viel getan. Es gibt sogar eine Rockschule. Als U2 damals angefangen hatten, gab es nichts der gleichen. So wie es heute ist, ist es brillant für Bands. Bands wie U2 werden in Irland gefeiert, weil sie unendlich viel bewegen. Wenn man mal bedenkt, dass die traditionelle Musik in Irland viel wichtiger war als Popmusik. Da fällt mir eine lustige Geschichte ein. in dem Ort, in dem ich lebe gibt es ein großes Kulturhaus. Es hat viele Räume und an einem Abend war darin die Hölle los. Unter anderen gab es einen alten Mann, der eine Fidel in typischer, traditioneller, irischer Art und Weise spielte. Jeder konnte umsonst rein. Das ist eine Tradition dort. Die Rolling Stones waren gerade in der Stadt. Ron Wood und Keith Richards waren da und gingen in den Raum mit dem alten Fidelspieler. Ron und Keith gingen später zu dem alten Mann und sagten:"Hey, das war großartig". Der Alte bedankte sich und trank mit den Beiden. Irgendwann fragte er ob die beiden auch Musiker wären. Sie sagten, ja, wir haben eine Band, wir heißen The Rolling Stones. Der Alte sagte, hab ich noch nie von gehört. Seid ihr auch ausserhalb eurer Stadt bekannt? Ron sagte, dass sie in der ganzen Welt gut rumgekommen wären. Der Alte wußte wirklich nicht, wer die Beiden waren. Alle Anderen lachten sich kaputt. Aber Dublin ist wirklich sehr eigenartig. Wenn z.B. Bono durch die Strassen von Dublin laufen würde, dann würde das keinen interessieren. Den Iren ist es peinlich nach ein Autogramm zu fragen. Sie regen sich nie auf. Wenn sie ein Bier bestellen und zu viel bezahlt haben, dann regen sie sich nicht auf, ziehen den Schwanz ein und sagen:"Na ja, Pech gehabt".

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www.halmusic.com

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