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The Polyphonic Spree

The Polyphonic Spree

 

08.08.05 - Berlin / Berlin

Interview:  Mathias

Foto: Mathias

 

 

 

Ein Tag mit Polyphonic Spree

Polyphonic Spree kommen nach Berlin. Das ist eine der schönsten Nachrichten des Jahres. Man kann ahnen, was einem erwartet, wenn man allein "Together we´re heavy" hört. So versucht man möglichst die Chance zu nutzen und ein Interview mit der Band zu machen.

Interviews finden normaler Weise im Büro der Labels, Hotels oder in Backstageräumen der Clubs statt. So sollte es auch mit Polyphonic Spree sein. 4 Tage vor dem Termin gab es eine kleine Änderung. Die Band hatte unglaublich viele Termine, und hinzu kam, dass sie von Radio Eins geladen wurden um dort Live zu performen. Es musste umgedacht werden. So kam es, dass das Interview im Bus gemacht werden sollte. Das hatte den Vorteil, dass ich bei dem Radio Eins Auftritt dabei sein werde und für wenige Stunden mit den Texanern unterwegs sein kann.

11:15 Uhr vor dem Hotel. Neben dem Hotel steht ein Bus- wird wohl der richtige sein. Im Bus sitzen viel junge Menschen, die beinahe ausnahmslos mit Walkman ähnlichem Gerät bewaffnet sind. Ich trete ein, sag leise "Hallo" und nehme Platz. Ich habe keine Ahnung wen ich jetzt ansprechen soll und versuche in diesem Menschenwald Tim De Laughter zu finden. Vergebens. Später steigt er mit "Hallo, euer Anführer ist da" ein. Und los geht´s. In der Zwischenzeit habe ich dann auch Kontakt gefunden. Ich fühlte mich, als wäre ich auf Klassenfahrt und weil ich wie immer Bummelletzter bin, muss ich mit einer anderen, fremden Klasse fahren. Nun ja, irgendwann sieht man wie die Augen einiger Bandmitglieder begeistert am Palast der Republik hängen bleiben. Ich fange an für Mat (Trompete) die Stadt zu erklären. Schnell finden sich weitere Interessierte. Eine Stunde später erreichen wir Potsdam. Vor dem RBB-Gebäude sind bereits Mikrofone aufgestellt. Die gesamte Band steigt aus und verteilt sich auf dem Gelände. Minuten vergehen in denen Sandwiches und Ähnliches gekauft wird. Später ziehen sich einige mit ihrem Instrument in irgendeine Ecke. In der Nähe vom Eingang wird auf einmal Gitarre gespielt und zwei von den Sängerinnen stoßen hinzu und singen "Hold me now". Und dann beginnt etwas Wunderschönes. Aus allen Ecken kommen vereinzelt Musiker und spielen mit. Sie spielen beim gehen und der Song wächst und verzaubert für einen Augenblick die Welt. Zwei Gitarren, 10 Stimmen, Trompete, Melodika, Trommeln. Polyphonic Spree spielen sich ein und sorgen dafür, dass sich alle Fenster öffnen und begeisterte Gesichter erscheinen. Als es dann auf Sendung geht, stehen alle in ihren Roben um die Mikrofone verteilt. "2000 Places" und "Hold me now" immer wieder. Die Band wirkt wie eine Friedensarme. Ob sie Frieden bringen wollen sei mal dahin gestellt, zumindest sorgen sie für strahlende Gesichter. Nach diesem Erlebnis ging es dann zurück in den Bus.

Ich habe mich dort mit Tim zum Interview verabredet. Tim wirkt unglaublich cool, beinahe wie der Cowboy aus Mulholland Drive. Er trägt eine Sonnenbrille, man kann schwer in seinem Gesicht lesen.

Ich stelle die erste Frage und werde unterbrochen durch ein immer näher kommendes Zählen, 12,13,14... Tim sagt 19 und die Zählerei geht weiter. Schon wieder fühle ich mich wie bei einer Klassenfahrt. Natürlich, abzählen, dass auch alle da sind und keiner vergessen wird.

Tim sagt:"Manchmal haben wir jemanden vergessen, darum zählen wir jetzt immer ab"

Ich fragte ob denn all seine Erwartungen, die er bei der Gründung hatte, erfüllt wurden.

"Es gab keine Erwartungen. Wir sind jetzt seit 5 Jahren eine Band, das Erste was mir sorgen machte war, wie ich diese menschen alle unter einen Hut bekomme."

Eigentlich ist der Zauber von Polyphonic Spree einfach erklärt. Es liegt doch auf der Hand, dass ein Chor und symphonisch spielende Instrumente eine große Wirkung auf Menschen haben.

Warum ist da vorher keiner drauf gekommen?

"Es gibt sicherlich viele Bands, die ähnliches wie wir machen, das Problem ist nur die Band auf Tour zu bekommen. Ich denke, wenn man es einmal versucht hat, könnte man schnell aufgeben. Es ist ein harter Job, 7 Tage die Woche macht man sich Gedanken und plant. Musikalisch macht es Sinn, darum habe ich es gemacht."

Es ist definitiv etwas Besonderes, wenn eine Band wie Polyphonic Spree in die Stadt kommt. Unglaublich schöne Melodien vorgetragen von einer Band, die genau weiß, wie man Herzen zum Schlagen bekommt. Wenn man dazu noch diese, zugegeben auf dem ersten Blick albernen, Gewänder sieht, hat man schon das Gefühl, dass hier irgendetwas Sonderbares vor sich geht.

" Viele Menschen sehen uns und vermuten einen Kult oder so etwas. Ich denke in jeder Rockband bringt einen Kult mit sich. Wir sind eine große verrückte Band mit eigenartigen Roben. Das ist ein schönes Image. Wir sehen ab und an Menschen mit Roben im Publikum, wir verkaufen die auch bei unseren Shows, einige machen sich auch selber Roben. Schon eigenartig was da manchmal passiert"

Nun war ich Zeuge des Auftritts auf dem RBB-Gelände und Frage mich wie denn ein Konzert der Band aussieht.

Tim sagt:" Es ist definitiv ein Spektakel, eine Zeremonie, eine spirituelle Erfahrung und wenn man Glück hat flippen alle aus."

"Together we are heavy" kam ja bereits 2004 in die Läden. Warum wurde es nun neu veröffentlicht?

"Wir hatten nicht so viel Glück mit dem ersten Release, wußten aber, dass da noch mehr geht und haben nun das Gefühl, dass mit Ministry of Sound einiges besser wird. Wir werden eine neue Platte im September rausbringen, einen Soundtrack zum Film "Thumbsucker". Das geht eher in Richtung Lagerfeuermusik, wir haben uns dem Film angepasst. Heute abend spielen wir aber Songs, die auf dem dritten regulären Polyphonic Album zu hören sein werden."

Und so machen wir einen Zeitsprung. Wir befinden uns am im Magnet Club 21:30 Uhr. Es ist dunkel und es wird ein endloses Intro gespielt. Nach einigen Minuten erscheint eine Menschenschlange die sich durch das wartende Publikum Richtung Bühne bewegt. Die Frage, passen 23 Menschen und Instrumente (davon zwei Schlagzeuge) auf die recht kleine Magnetbühne wird mit ja beantwortet. Ich denke niemand hätte das für möglich gehalten.Das Intro vom Band wird vom einer Gitarre abgelöst bis irgendwann etwas passiert, das nahezu den kompletten Club zum strahlen bringt. Die Lichter gehen an und genauso hell wie die die Lichter ist die Musik, die wie ein Feuerwerk explodiert. Immer und immer wieder explodiert der Sound der Band. Die Münder im Publikum öffnen sich und es alle strahlen.

Auf der Bühne ist die Hölle los, die komplette Band wirkt wie eine Armee der Freude. Die Songs könnten ewig weiter gehen. Es werden die Songs gespielt die man hören will und wenn man einen unbekannten Song vorgetragen bekommt, wird er auch ganz schnell zu einem der Songs, die man sich gewünscht hat.

Wir verlosen 3 aktuelle CDs der Band. Einfach eine E-mail an verlosung(at)soundmag.de mit dem Kennwort: Spree schicken.

Mit freundlicher Unterstützung von Verstärker

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Offizielle Website

www.thepolyphonicspree.com

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