Warum meine Unternehmensgründung unter den zukünftigen Bedingungen nicht mehr funktionieren würde
Kurze Einführung: Ich habe mich vor ein paar Jahren als Einzelunternehmer in Deutschland selbstständig gemacht, habe aber meinen Firmensitz - aus persönlichen wie auch beruflichen Gründen - mittlerweile in den südlichen Teil Amerikas verlegt. Von hier aus muss ich jetzt beobachten, wie eine Gründung, so wie ich sie gemacht habe, also ohne viel Startkapital und mit wenig Rücklagen, langsam nicht mehr funktionieren würde.
Einleitung
Viele Menschen gehen davon aus, dass ein Schritt in die Selbstständigkeit mit hohen Investitionen und einer innovativen Geschäftsidee verbunden wäre. Obwohl dies in Einzelfällen so ist, sieht die Realität für viele Menschen doch anders aus. Ich nehme an, dass die Mehrzahl der Menschen, die sich selbstständig machen, dies aus einer Not heraus tun, weil sie im ersten Arbeitsmarkt nicht mehr unterkommen, oder weil ihre Arbeitgeber sie praktisch dazu drängen, weil es für beide Seiten steuerlich günstiger kommt. Ich kenne viele derartige Fälle. Bei mir selbst war es eine Mischung aus allem und es kam der Fakt hinzu, dass ich aus dem Ausland heraus arbeiten wollte - mit maximaler Mobilität und Selbstbestimmtheit, was Arbeitszeit und Arbeitsdauer angeht - und das geht eben nur als Selbstständiger. Trotzdem habe ich meine Unternehmensgründung zunächst in Deutschland gemacht.
Unter welchen Bedingungen habe ich gegründet?
In der Gründungsphase eines Unternehmens ist man, insbesondere wenn man bei null, also ohne Kundenstamm anfängt, gezwungen, die Kosten niedrig zu halten. Ich selbst hatte damals eine Miete von etwa 200 € zu bezahlen und eine Krankenversicherung von etwa 60 €, da ich hauptberuflich noch als Student eingeschrieben war, sowie diverse andere Versicherungen (Haftpflicht, Unfall), die mit Versicherungsprämien von etwa 10-20 € zu Buche schlugen. Daneben musste der (geteilte) Internetanschluss bezahlt werden. Wenn man ein wenig Luxus dazu rechnet, hatte ich insgesamt Ausgaben von etwa 600-700 Eur. Geht man von einem Startkapital von 10000 € aus, konnte ich also etwa 1 Jahr durchhalten, bevor mein Unternehmen profitabel werden musste.
Was gilt zukünftig?
Ab 2009 gilt auch für Selbstständige eine Versicherungspflicht für Krankenversicherung und eventuell - erste Gedankenspiele gibt es bereits - auch für die Rentenversicherung. Nun - es ist sicher richtig, dass unsere Sozialversicherungssysteme nicht umhin kommen, die Basis zu verbreitern, also mehr Menschen in die Pflicht zu nehmen. Aber: Eine Pflichtkrankenkasse schlägt mit einer Prämie (Grundabsicherung) schlägt mit etwa 300-500 € zu Buche, eine Rentenversicherung dann vielleicht nochmal mit 100 € (Schätzwert), rechnet man die oben veranschlagten Lebenshaltungkosten hinzu, wäre ich in diesem Fall auf etwa 1300-1400 € gekommen, also etwa das Doppelte wie zuvor. Ich hätte also statt 12 Monaten nur noch 6 Monate Zeit gehabt, um profitabel zu werden. Wohlgemerkt: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Kranken- und Rentenversicherungen und auch nicht gegen die Einbeziehung von Selbstständigen, zahle mittlerweile selbst in verschiedene Vorsorgesysteme ein, aber: Wenn dies in der Gründungsphase meines Unternehmens Pflicht gewesen wäre, hätte ich es aus dieser nicht heraus geschafft. Ich wäre heute mit großer Wahrscheinlichkeit Hartz IV-Bezieher.
Die Politik sollte es sich also zwei Mal überlegen, ob man Selbstständige von Anfang an mit “Pflicht-Kosten” in der Größenordnung von 500 € belegt, ansonsten werden sich viele potenzielle Selbstständige den Schritt hin zum eigenen Kleinunternehmen zwei Mal überlegen. 500 € sind erträglich, wenn man einmal über den Berg ist. Wenn man Diäten gekassiert, noch viel weniger - aber schaut Euch doch bitte die Realität in unserem Land an!