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Andreasviertel
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Das Andreasviertel

Teil der Altstadt Erfurts, ursprünglich der Kirchensprengel der Andreaskirche.

Heute umfasst das Andreasviertel die zwischen Andreasstraße im Westen, der Moritzstraße / Michaelisstraße im Osten sowie zwischen Moritzwallstraße im Norden und der Pergamentergasse im Süden gelegenen Häuser.

Das Andreasviertel mit einer Fläche von ca. 16,5 ha liegt am nördlichen Rand der Erfurter Altstadt. Das Siedlungsgeschehen auf dem Gebiet lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Bis zum 10. und 11. Jahrhundert bildete sich eine feste Siedlung mit Grubenhäusern heraus, in der seit dem 12. und 13. Jahrhundert Steinhäuser und Fachwerkbauten entstanden. Von entscheidender Bedeutung für die folgende Entwicklung des Siedlungsgebietes war auch hier die Lage an der wichtigen Fernhandelsstraße "via regia", deren nördliche Abzweigung über die Lehmannsbrücke führte.

Im Mittelalter diente das Andreasviertel als Dienst- und Ministerialsiedlung zur Versorgung des administrativen Zentrums auf dem Petersberg bis zu dessen Verfall im 13. und 14. Jahrhundert. Vor allem im Abschnitt Pergamentergasse / Andreasstraße gehört es zu den ältesten mittelalterlichen Siedlungsteilen der Stadt Erfurt.

Im weiteren Ausbau der Stadt bis zum zweiten Befestigungsring mit Andreastor und Moritztor wurde das Gebiet nördlich des Altstadtzentrums überwiegend von Flamen besiedelt, die hier als Weber, Färber, Gerber und Pergamenter ansässig wurden, was noch heute an einigen Straßennamen ablesbar ist.

Der angrenzende Raum zwischen Domplatz und Andreaskirche entwickelte sich zum Rubenmarkt, der vor allem von Kleingewerbetreibenden als Handelsplatz genutzt wurde.

Der südliche Teil des heutigen Andreasviertels entspricht in seinen Abmessungen weitgehend der im 12. Jahrhundert vorgenommenen Einteilung der Pfarrgemeinden von St. Andreas, St. Moritz, St. Georg und St. Servatius.

Der nördliche Teil mit dem großen Ackerhof?, auf dessen Gelände sich bis 1458 ein jüdischer Friedhof befand, wurde der zweiten Stadterweiterung 1430 bis 1470 in das Gebiet mit einbezogen. Hier fand sich der städtische Kornhof, der Jahrhunderte lang die Bevölkerung Erfurts sowie das Peterskloster auf dem Petersberg versorgte.

Seinen heutigen Namen trägt das Gebiet seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem neben dem Georgsturm? nur die Andreaskirche den groß angelegten Kirchenabbruch im Jahre 1632 überstand und als alleinige Gemeindekirche des Gebietes Beeutung erlangte, so dass ihr Name auf das gesamte Viertel überging.

Die durch vielfache Zerstörungen und Brände weitgehend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Bebauung lässt sich dennoch in einzelnen Bauwerken und Gebäudeteilen - vornehmlich Keller - bis weit in das Mittelalter zurückverfolgen. Neben den Einzeldenkmalen sind es vor allen Dingen die Bau- und Raumfluchten der Straßen und Häuser, das Verhältnis von Straßenraum und Gebäudedimension, die den Wert dieses kulturhistorisch bedeutsamen Zeugnisses der Stadtentwicklungsgeschichte bilden.

Der Gesamtzustand des Gebietes spiegelt sehr deutlich die Baupolitik vergangener Jahrzehnte wieder. Bereits in den 1920er Jahren wurden erste Sanierungsmaßnahmen von der örtlichen Baubehörde mit dem Verweis auf die unklare Zukunft dieses Stadtviertels untersagt.

Durch die seitdem unterlassene bzw. behinderte Instandhaltung verschlechterte sich der Zustand der Bausubstanz immer deutlicher. Diese Entwicklung gipfelte in den Bestrebungen aus den 1960er bis 1980er Jahren, das Andreasviertel weitgehend niederzulegen und mit innerstädtischen Plattenbauten völlig neu zu überplanen, sowie den inneren Stadtring vom Juri-Gagarin-Ring bis zum Domplatz durch das Gebiet zu legen.

Zahlreiche Häuser standen leer. Eine Vielzahl von Gebäuden galt als nicht mehr sanierungswürdig und wurde deswegen abgebrochen. Das Andreasviertel wurde Haus für Haus zum Geisterquartier. Aber es organisierte sich auch Widerstand gegen den geplanten Abriss des Andreasvierteis. Bewohner und Denkmalschützer trafen sich in der Bürgerinitiative Altstadtentwicklung, die im Jahr 1986 die Idee zu einer Ausstellung entwickelte, welche im Mai 1987 unter dem Titel "Stadtgerechter Verkehr - verkehrsgerechte Stadt" den Startschuss für einen offenen, nicht mehr zu ignorierenden Protest bildete. Ausgehend vom Kampf um den Erhalt des Andreasviertels war nun die Rettung der gesamten Erfurter Altstadt erklärtes Ziel nicht nur der Bürgerinitiative, versammelten sich doch Tausende Erfurter am 08.12.1989 zum "Bürgerwall", einer Menschenkette entlang des ehemaligen Stadtmauerverlaufes.

Die politische Wende bot diesem Stadtgebiet eine gänzlich neue Entwicklungsmöglichkeit. Mit einer neuen Rahmenplanung wurde bereits 1990 den veränderten städtebaulichen und technischen Möglichkeiten Rechnung getragen. Das Andreasviertel bekam als Bestandteil der Altstadt wieder eine Chance. Im Frühjahr 1991 erfolgten die vom Gesetzgeber geforderten Vorbereitenden Untersuchungen und mit Stadtratsbeschluss vom 18.03.1992 die förmliche Festlegung als Sanierungsgebiet, die zur Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm des Landes Thüringen führten.